Der Film
Mittlerweile bestätigten Gerüchten zufolge existierte für M:I II nie ein konkretes Drehbuch. Die Produzenten Tom Cruise und Paula Wagner hatten lediglich die Actionsequenzen konzipiert und entwickelten die Geschichte um das Chimera – Virus als Rahmenhandlung einfach während der Dreharbeiten. Selbst der Charakter der Nyah war so ursprünglich gar nicht eingeplant. Mit Asia – Regielegende John Woo heuerte man zum Glück einen erfahrenen Actionspezialisten an, um nicht nur den grandiosen Effektspektakeln zu einigem Leinwandglanz zu verhelfen, sondern auch der dazugehörigen Geschichte wenigstens etwas Substanz zu verleihen. Dass der Fokus dabei dennoch voll und ganz auf den durchchoreografierten Actionsequenzen liegt, ist kaum zu übersehen und als solches wahrscheinlich auch gewollt. Denn gerade die sorgen für die wahren Schaumomente des Films und tragen zu jedem Zeitpunkt ganz den Stempel Woo´s, welcher nach den erfolgreichen U.S. – Produktionen „Broken Arrow“ und „Face/Off“ mit M:I II seinen dritten Hollywood – Hit ablieferte, ehe er nach dem enttäuschenden „Windtalkers“ zurück nach China gehen sollte.
Für die Rolle des charismatischen und herrlich zwischen fies und psychopathisch agierenden Sean Ambrose konnte man den Schotten Dougray Scott gewinnen, der dafür übrigens auf die Rolle des Wolverine im allerersten X-Men – Film verzichten musste und somit seinerseits für ein wenig Filmgeschichte gesorgt hat, könnte man sich hier doch kaum wen anderes als Hugh Jackman als klingenbesetzten Einzelkämpfer vorstellen. In diesem Kontrast wirkt Hauptdarsteller Cruise fast ein kleines bisschen blass. Mit den ungewohnt langen Haaren wirkt der nur 1.70m große Schauspieler noch kleiner als sonst, weiß das Effektvehikel aber dennoch gewohnt gut zu tragen, zumal er auch hier wieder einen Großteil der Stunts selbst ausgeführt hat. Thandie Newton ist zuckersüß in der Rolle der Meisterdiebin, Filmfans dürfen sich ebenfalls über einen Cameo – Auftritt von Schauspiellegende Anthony Hopkins als geheimnisvollen IMF – Chef freuen. Dank der noch heute atemberaubenden Sequenzen, talentierten Darstellern und einem fantastischen Filmscore aus der Feder von Hans Zimmer gehört M:I II auch heute noch zu einem DER Actionklassiker der frühen Millennial – Jahren, ist aber dafür auch weniger als alle anderen Serienteile ein wahrnehmbarer Mission: Impossible – Film. Große Rätsel gilt es nicht zu lösen, die Rollen Gut und Böse sind stets klar definiert, der Ausgang vorhersehbar. Ein famoser Hirn aus – Spaß wird aber allemal geboten. Außerdem rockt der von Limp Bizkit beigesteuerte Titelsong „Take a Look around“ auch heute noch den Schmalz aus den Gehörgängen.
Die UHD
Wie schon beim ersten Teil konnte sich auch die Blu-Ray zum Nachfolger nie wirklich mit Ruhm bekleckern. Hemmungslos mit der extrem warmen Farbgebung des Films überfordert, verlert das Bild hier nahezu sämtliche Natürlichkeit, sondern wirkt viel eher so, als würde sich das Geschehen jederzeit inmitten eines prächtigen Sonnenaufgangs abspielen – selbst bei Nacht. Der neue 4K – Transfer schafft hier Abhilfe. Dank sorgfältiger Überarbeitung des Quellmaterials hat man hier eine wesentlich natürlichere, aber immer noch bewusst knallige Version abgeliefert, welche sich wieder sehr viel näher an der Kinoversion heranwagt. Die krassen Orangetöne der alten Versionen gehören damit endgültig der Vergangenheit an. Aber auch in Sachen Bildschärfe spielt die UHD oben mit. Durch den auflösungsbedingten Mehrwert bei der Auflösung werden nun auch viele bisher ungesehene Details wieder sichtbar. Besonders die Nahaufnahmen sehen fantastisch aus, aber auch die zahlreichen Panoramen über Sidney wirken nun nochmals eine ganze Ecke fantastischer und sorgen für wahre Augenöffner. Alles kombiniert mit recht eindrucksvollen Schwarzwerten, welche die vielen dunklen Szenerien qualitativ anheben. Kleines Manko der UHD ist dafür, dass man gelegentlich nur zu deutlich sehen kann, wann man im Rahmen der Dreharbeiten auf einen Green Screen zurückgegriffen hat. Das ist angesichts des Alters des Films aber wohl nicht zu vermeiden und stellt keinen großen Einschnitt in das sonst hervorragende Gesamtergebnis dar. Man kann sogar sagen, dass man hier im Vergleich zum bereits exzellenten ersten Teil nochmals ein Schippchen aufgelegt hat. So stellt die UHD auch hier ein absolut lohnenswertes Upgrade zur Blu-Ray dar, welche sich wie von Paramount mittlerweile (leider) gewohnt ebenfalls in der Hülle befindet und die abseits des auch auf der UHD untergebrachten Audiokommentars von Regisseur John Woo auch sämtliches Bonusmaterial enthält. Dieses ist zwar hauptsächlich in Standardauflösung verfügbar, fällt aber durchaus umfangreich aus, wenngleich abermals nichts Neues für den Zuschauer geboten wird.
Beim Ton setzt Paramount ebenfalls nahtlos bisherige Veröffentlichungspolitiken fort. Der Englischen Originaltonspur hat man ein tolles Upgrade auf eine hochwertige, aber nicht referenzverdächtige Dolby TrueHD – Spur spendiert, welche dennoch hörbar mehr Dynamik und Rumms präsentiert. Im Gegensatz zum weitaus weniger actionlastigen ersten Teil lässt eine gute Heimkinoanlage hier ordentlich die Muskeln spielen. Dem gegenüber steht die Deutsche Tonspur, die wieder mal nur aus der altbekannten Dolby Digital 5.1 – Tonspur besteht (Hrmpf.). Die erreicht zwar zu keinem Zeitpunkt die Gesamtqualität der neuen EN – Spur, bietet aber gemessen an ihrem Alter dennoch einige sehr eindrucksvolle Momente, der guten Abmischung sei Dank. So kommt besonders die Anfangsszene in Sevilla gut zur Geltung, wo man durch die toll verteilten Raumeffekte im Rahmen eines Stepptanzes ein gutes Mittendringefühl erleben darf. Aber auch die Schusswechsel und Explosionen kommen gut zur Geltung, wenngleich sie auch weniger hochwertig und nuanciert wirken. Insgesamt hat sich die alte Deutsche Tonspur aber ganz gut gehalten.
Fazit
„Der unmöglichen Mission Paramounts, die fünf bisher erhältlichen Mission: Impossible – Filme zeitig zum Start von Teil 6 auf ein gegenwärtig anspruchsvolles Veröffentlichungsniveau zu hieven, kann man bisher abseits der gammeligen Deutschen Tonspuren fast nur Gutes absprechen. Auch der zweite Film sieht fantastischer aus als je zuvor und offeriert nicht nur bisher unbemerkte Details, sondern sorgt vor allem für die nun viel stimmigere, natürlichere Farbgebung dafür, dass die Vision von John Woo zu neuem Leben im Heimkino erwacht. Man kann von dessen Beitrag zur Reihe halten was man will, als Actionfilm funktioniert M:I II hervorragend und sollte somit nicht neben den anderen Titeln im Regal fehlen. Es bleibt spannend zu erfahren, wie sich die neueren Ableger des Franchises in 4K schlagen werden. Alles, was ihr dazu wissen müsst, erfahrt ihr im Laufe der kommenden Tage natürlich wie immer hier bei uns.“
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