Triangle Strategy

Klassik und Moderne gekonnt miteinander zu verbinden, genau das ist Square Enix zuletzt mit Octopath Traveller wunderbar geglückt. Der Mix aus dreidimensionaler Grafik mit Pixeleinschlag wurde von Genrefans und Kritikern gleichermaßen positiv aufgenommen, ein Sequel ist für Anfang 2023 geplant. Triangle Strategy nutzt dieselben Visuals, verlagert das Gameplay aber auf Taktik und Strategie. Nach einem sehr erfolgreichen Release auf der Nintendo Switch wird jetzt endlich auch der PC versorgt. Zeit, sich das Spiel einmal näher anzusehen…

 
 
 
 
 
Entwickler: Square Enix
 

Publisher: Square Enix

Plattform: PC | NS

Veröffentlichungsdatum: 13. Oktober 2022

Preis: ab 59.99€

Altersfreigabe: ab 12 Jahren


Ungeschnitten
Mikrotransaktionen


Der Preis des Friedens

Drei Jahrzehnte sind vergangen, seit sich auf dem Kontinent Norzelia die drei Königreiche Glenbrock, Heissand und Aesfrost in einem erbitterten Krieg um die lebenswichtigen Ressourcen Salz und Eisen gegenüberstanden. Ein richtiger Friedensvertrag ist seitdem immer noch nicht zustande gekommen und die Bürger beginnen darüber allmählich, sich gegen ihre Herrscher aufzulehnen. Der junge Fürst Serenoa aus dem hochangesehen Haus Wolffort in Glenbrock hofft, durch die Hochzeit mit Prinzessin Frederica von Aesfrost die Beziehungen zwischen den beiden Reichen entscheidend verbessern zu können. Doch noch bevor das junge Paar vor den Altar treten kann, nutzt Aesfrost die gemeinsamen Feierlichkeiten über ein frisch geschlossenes Förderabkommen aus und greift Glenbrock an. Bei einem hinterhältigen Attentat verlieren der König und dessen ältester Sohn ihr Leben.

Die Abgesandten der drei Königreiche treffen aufeinander, um das Förderabkommen zu feiern.

 Der Wunsch nach Frieden scheint damit endgültig in weite Ferne zu rücken. Gemeinsam mit seinem väterlichen Freund und Berater Benedict und der zukünftigen Ehefrau will Serenoa die Ordnung im Reich wiederherstellen. Weil man es zu Dritt aber kaum mit einer ganzen Armee aufnehmen kann, muss sich das Trio zunächst auf die Suche nach neuen Verbündeten machen. Dabei gilt es, immer wieder schwierige Entscheidungen zu treffen, die am Ende nicht nur maßgeblich über die Zukunft von Norzelia entscheiden, sondern auch darüber, wer Serenoa am Ende seiner Reise sein will: Ein nobler Krieger und guter Kamerad…oder ein kalter Stratege, der lediglich am Eigennutzen interessiert ist?

Die Dialogentscheidungen beeinflussen eure Moral – wie genau, lässt das Spiel aber nie nachvollziehbar durchblicken.

Welchen Pfad ihr beschreiten möchtet, liegt ganz bei euch, denn Triangle Strategy stellt euch im Verlauf seiner gut dreißig Stunden langen Geschichte immer wieder vor Entscheidungen, welche die Gesinnung des Helden maßgeblich mitbestimmen. Ein interessanter Ansatz, von dem ich mir jedoch nicht nur etwas mehr Klarheit in Hinblick auf die jeweiligen Konsequenzen gewünscht hätte, sondern vor allem deutlich spürbarere Auswirkungen. Die spannende Story um Verrat, Freundschaft und immerwährende Intrigen ist mit vielschichtigen Charakteren besetzt, die im weiteren Spielverlauf allesamt ihre eigene Persönlichkeit entfalten und wartet zudem mit vielen Wendungen auf. Das Ergebnis ist ein monumentales Epos vor prachtvoll gestalteten mittelalterlichen Kulissen, welches auch seine düsteren Momente gut zur Schau zu stellen weiß.

Über die hübsch gestaltete Weltkarte habt ihr eure aktuellen Missionsziele inklusive optionaler Sequenzen immer im Blick.

Dabei müsst ihr euch nicht nur immer wieder als listiger Krieger beweisen, sondern auch als Diplomat. Denn gerade weil eure Gefährten nicht unterschiedlicher sein könnten und eigene Ziele verfolgen, ist es nicht immer leicht, die Truppe auf einen gemeinsamen Kurs einzuschwören. Die falsche Wahl kann schlimmsten Fall sogar ein vorzeitiges Ende herbeiführen. Aber keine Sorge: Falls ihr wirklich mal komplett in die Jauche greift, lässt euch das Spiel dank seiner fair gesetzten Checkpoints nochmal neu überlegen. Innerhalb der frei begehbaren Spielpassagen regelmäßig mit den Gefährten in den Dialog zu treten und auch die Meinungen der einfachen Bürger in seine Entscheidungen anzuhören, lohnt sich also!

Was für ein Brett!

In Kämpfen wird die Umgebung in Quadrate eingeteilt, auf der ihr eure Charaktere der Reihe nach herumkommandieren könnt. Wer wann angreifen darf, bestimmen die jeweiligen Werte. Kenner des legendären Final Fantasy: Tactics werden sich hier unmittelbar zuhause fühlen, aber auch Neueinsteiger im Taktikgenre finden dank der umfangreichen Tutorials schnell ins Geschehen. Schon in den ersten Übungsgefechten wird die immense taktische Tiefe des Spiels deutlich: Höhe, Untergrund und Wetter wirken sich unmittelbar auf den verursachten Schaden aus und lassen sich strategisch zum Vorteil nutzen. Ein Feuerzauber setzt beispielsweise Gras in Brand und zieht allen darauf befindlichen Feinden zusätzliche Lebenspunkte ab, während durchnässte Gegner anfälliger für Blitzzauber sind. In unseren Reihen tummeln sich mit der Zeit immer mehr Krieger, darunter mächtige Fernkämpfer, Zauberer und Co., deren Fertigkeiten richtig einzusetzen ist maßgeblich entscheidend für euren Sieg. 

Das Kampfsystem punktet mit immenser taktischer Tiefe, wirkt dabei aber nie überladen.

Die Lernkurve zieht selbst auf niedrigeren Schwierigkeiten schnell ordentlich an, eine Schlacht kann auch mal eine gute halbe Stunde und länger dauern. Gerade unerfahrene Strategen dürften da schonmal geneigt sein, die Peripherie wütend gegen die Wand zu schleudern, wenn einem der Sieg nach einer langen Auseinandersetzung in den letzten Augenblicken aus den Fingern gleitet, denn zwischendurch zu sichern erlaubt euch das Spiel nicht. Manchmal reicht bereits eine falsch gewählte Einheit und der Kampf ist schneller verloren als ihr „Mittelalter“ sagen können. Das kann frustrieren, andererseits aber auch motivieren. Denkt nochmal in Ruhe über eure Taktik und Aufstellung nach, baut euer Setup gegebenenfalls etwas um und probiert es einfach nochmal. Wenn dann der letzte Gegner endlich auf der Matte liegt, ist das Erfolgsgefühl ähnlich groß wie bei einem toten Boss in Dark Souls. Passt nur auf, dass euch die Fieslinge vor ihrem Ableben nicht die Beutestücke wegstibitzen! 

Das zu Beginn noch leere Feldlager dient auch später als eine Art Hub für eure Gefährten, auch Händler bieten hier ihre nützlichen Waren an.

Auf der detailverliebt gestalteten Karte könnt ihr nicht nur eure nächste Mission annehmen, sondern erfahrt im Vorfeld auch immer, welche empfohlene Stufe eure Mannschaft mitbringen sollte. Im jederzeit besuchbaren Feldlager könnt ihr Ausrüstung und Statuswerte überprüfen, die ebenfalls anwesenden Händler fertigen euch gerne ein paar Upgrades an und versorgen euch auch sonst mit allen nötigen Bedarfsgütern, sofern ihr genug Geld dafür mitbringt. Hier greifen die ganz klassischen RPG-Mechaniken inklusive Aufleveln, Resistenzen und mehr. Besonders zur Mitte hin fokussiert sich das Spiel etwas mehr auf die Story und weniger auf das Kampfgeschehen, was ich persönlich sehr schade finde. Ein etwas ausgeglicheneres Pacing wäre dann bei aller Liebe zur Geschichte wünschenswert gewesen. 

Bildschöne Nostalgie

Schon auf der Nintendo Switch konnte sich Triangle Strategy mehr als sehen lassen. Die detailverliebten Areale und Figuren, dazu die stimmige Beleuchtung und eine satte Effektkulisse machen den Titel zu einem der schönsten Vertreter des Genres. Die Unreal Engine 4 zeigt damit einmal mehr ihre Wandlungsfähigkeit und kann in dieser Form nun auch am PC glänzen. Hier profitiert das Spiel besonders durch die wesentlich höheren Auflösungen. In nativem 4K präsentieren sich die Umgebungen messerscharf und die auf der Switch noch etwas matschig dargestellten Pixelfiguren entfalten ihre volle Schönheit. Flüssige Bildraten jenseits der 60 Frames sind problemlos möglich und stellen selbst Mittelklassehardware nicht vor allzu große Herausforderungen. Hier haben wir es mit einer anstaltslos sauberen Portierung zu tun, die aus den visuellen Möglichkeiten des Spiels das absolute Maximum herausholt. 

Die PC-Version besticht mit besonders hochauflösender Grafik und geschmeidigen Bildraten.

Die hervorragende Vertonung – wahlweise mit englischer und japanischer Sprachausgabe – kann sich hören lassen, der atmosphärische Soundtrack hat Kinoqualität und die sauber lokalisierten deutschen Texte garantieren, dass auch Fremdsprachenmuffel nichts vom Geschehen verpassen, was angesichts der immensen Dialoglast des Spiels auch eine Grundvoraussetzung ist. Wer möchte, kann die Textlawinen jederzeit überspringen, verpasst dabei aber unter Garantie tonnenweise handlungsrelevantes Material. Das Gamepad bleibt meine bevorzugte Eingabeoption, sowohl die Menüs als auch die Kämpfe sind eindeutig darauf ausgelegt, lassen sich aber auch mit Maus und Tastatur solide bewältigen. Am Ende liegt es also ganz bei euch, womit ihr das anspruchsvolle Geschehen meistern wollt. Beides ist in jedem Fall eine passable Option und ein weiterer guter Pluspunkt für diese rundherum gelungene Umsetzung.

„Anspruchsvolle Kämpfe, eine tolle Geschichte mitsamt interessanten Charakteren und ein umfangreiches Entscheidungssystem, dazu klassische RPG-Mechaniken: Triangle Strategy vereint unter seinem Dach vieles von dem, was Final Fantasy: Tactics auch Jahrzehnte nach dessen Erstveröffentlichung zum ungeschlagenen Fanfavoriten macht. So verdammt nahe an dessen Qualität war seitdem kein Spiel mehr. Wäre das Moralsystem etwas nachvollziehbarer und die Kämpfe etwas besser verteilt und ausbalanciert, gäbe es im Grunde nichts zu meckern. Aber auch diese kleinen Kritikpunkte ändern nur wenig an der Tatsache, dass den Machern ein grandioser Hybrid gelungen ist, der einen von Anfang bis Ende auch dank seiner bildschönen Grafiken hemmungslos in seinen Bann zieht. Hoffentlich spendiert Square Enix dem Spiel auch noch einen Release auf PlayStation und XBOX – verdient hätte Triangle Strategy es allemal!“

  • Spannende Geschichte
  • Toll geschriebene Charaktere
  • Fordernde Gefechte mit hoher taktischer Tiefe
  • Umfangreiche RPG-Mechaniken
  • Detailverliebte Umgebungen und Modelle
  • Abwechslungsreiche Schauplätze
  • Schicke Licht- und Effektkulisse
  • Mindestens 30 Stunden Spielzeit
  • Vier Schwierigkeitsgrade
  • Fair verteilte Checkpoints
  • Exzellente Vertonung
  • Atmosphärischer Soundtrack
  • Sauber lokalisierte deutsche Texte
  • Zugängliche Bedienung inklusive Menüführung
  • Unausgeglichen verteilte Kämpfe
  • Undurchsichtige Moralkomponente
  • Teils bockschwer

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von Square Enix zur Verfügung gestellt worden.

©2022 M-Reviews.de

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