Getestet und verfasst von General M
Die offiziellen „M-Reviews´ Wochen des Sports“ gehen weiter. Die Disziplin ist heute Fußball. Während viele bereits den größten Konkurrenten am Platz, nämlich FIFA 18 herbeisehnen (oder es aber bereits erwerben konnten), legen wir ein klein wenig verspätet zu allererst Pro Evolution Soccer 2018 vor. Das liegt zwar bereits seit etwas über einer Woche in den Läden, die Konsolenfassungen sind allerdings aufgrund einiger Lieferschwierigkeiten erst jetzt bei uns angekommen. Aufgrund der bisherigen Tatsache, dass die PC – Version technisch immer viel zu kurz kam, wollten wir uns den Vergleich aber nicht sparen. Die gute Nachricht: Erstmals ist die PC – Fassung auf dem exakt gleichen Stand der Konsolenversionen. Die schlechte Nachricht: Viel mehr ist von PES 2018 auf großer Fläche nicht zu erwarten. Die Verbesserung liegt im Detail…
PES und FIFA liegen seit jeher im Clinch, die Meinungen der jeweiligen Fans gehen stets weit auseinander. Während Kamerad FIFA mit gewaltigem Lizenzpaket und zumeist leicht überlegender Technik an den Start geht, gilt Pro Evolution Soccer in Sachen Gameplay als ungeschlagen. Der Flow, die Ballkontrolle und das Passspiel, all das bewegt sich auch in diesem Jahr auf verdammt hohem Niveau. Die Macher haben zahlreiche Mechaniken verfeinert und bieten mit „Real Touch+“ auch eine sinnvolle Neuerung auf dem Rasen. Statt wie zuvor den Ball physikalisch lediglich korrekt an die Füße der Spieler zu binden, bekommt der Körpereinsatz nun neue Wertigkeit zugesprochen. Ballannahmen und Ballkontrolle beziehen nun die gesamte Physis des jeweiligen Spielers mit ein, was die Spieldynamik drastisch verbessert und für eine gewisse Unberechenbarkeit sorgt, welche Veteranen begrüßen werden.
Die Einzüge können sich auch in diesem Jahr wieder sehen lassen. (PC/4K)
Auch die Ballphysik wurde verbessert, um mit diesem neuen System besser kooperieren zu können. Grundsätzlich legt PES 2018 deutlich mehr Wert auf die Physis der einzelnen Spieler. Große Athleten haben es nun leichter, im direkten Vergleich mit eher kleineren Spielern den Ball zu verteidigen, während diese es dafür oftmals etwas einfacher haben, den Ball um die großen Jungs herumzuspielen. All das macht die Pässe geschmeidiger und hebt den taktischen Faktor an. Im Kern sind all das kleine, aber bedeutsame Neuerungen, welche das im Vergleich zu FIFA etwas tempoarmere, dafür aber wesentlich präzisere und abwechslungsreichere Gameplay auch in diesem Jahr wieder auf Toplevel halten.
Sucht man im Core Play also nach großer Evolution, wird man wohl eher enttäuscht. Andererseits muss man respektieren, dass es den Entwicklern jedes Jahr wieder gelingt, das nahezu perfekte noch weiter zu perfektionieren. Vergleicht man Pro Evolution Soccer 2018 mit FIFA 17, zieht letzteres in Sachen Spieltiefe und Facettenreichtum definitiv den Kürzeren. Wie es sich da mit der ´18- Version verhält, können wir allerdings erst sagen, wenn uns ein Muster vorliegt. Tatsache ist jedoch, dass Fußballfans, die mehr Wert auf Gameplay als auf Umfang legen, mit PES 2018 gar nichts falsch machen können.
Laue Legenden, laue Lizenzen
Was man jedoch mit Gewissheit sagen kann ist, dass bereits FIFA ´17 mit „The Journey“ eine um Welten spannendere und besser inszenierte Karriere präsentiert hat, als es PES in diesem Jahr tut. Der sogenannte „Legenden – Modus“ präsentiert sich abwechslungsarm, steril und völlig unpersönlich inszeniert und ist als solches 1 zu 1 aus dem letzten Jahr übernommen worden. Abermals sucht man sich aus dem verfügbaren Kader einen Spieler seiner Wahl und versucht, im Laufe der Karriere möglichst tolle Leistungen auf der jeweiligen Position abzuliefern. Es mangelt weiterhin an Feedback, Motivation und einer packenden Inszenierung. Fakt ist: Die Karriere ist der klare Verlierer des diesjährigen Ablegers und benötigt angesichts der starken Konkurrenz mehr als dringend eine Rundumerneuerung.
Der Weg an die Spitze langweilt. FIFA liegt hier deutlich vorne. (PC/4K)
Da ist es auch nur wenig tröstlich, dass mit einem neuen 3 vs. 3 – KoOp und Zufallsspielen zwei neue Modi ihren Weg ins Online – Gaming gefunden haben. Die virtuelle Hatz ist mit zwei Freunden zwar ganz interessant, zumal alle Spieler separat bewertet (und entsprechend auch bestraft) werden, ein großes AHA – Erlebnis ist aber auch hier nicht geboten. In den Zufallsspielen bekommt man (wie der Name bereits vermuten lässt) zufällige Spieler zugewiesen und muss dann versuchen, durch geschickte Transfers mit dem Gegner ein möglichst gutes Setup zusammenzustellen, ehe sich beide Mannschaften auf dem Rasen gegenüberstehen. Die Idee klingt auf dem Papier gut, leidet in der Realität aber an mangelnder Spieltiefe und Möglichkeiten, weshalb auch hier schnell die Krankheit des Vergessens über die Gedanken des Gamers einkehrt. Modi á la Ultimate Team sucht man hier übrigens vergebens. Davon abgesehen bietet PES natürlich alles, was man aus den Vorgänger kennen und lieben gelernt hat, allem voran die (fast) voll lizensierte Champions League. Fast, weil die Bayern noch immer exklusiv bei Electronic Arts unter Vertrag stehen und dementsprechend nicht im Kader vorhanden sind.
Lizenzpartner BVB wurde toll in Szene gesetzt. Vieles bleibt aber Marke Eigenbau. (PC/4K)
Hier offenbart sich abermals die klassische Schwäche von Pro Evolution Soccer im Vergleich zu EA´s FIFA – Reihe: Das im Vergleich mickrige Lizenzpaket wurde zwar in diesem Jahr durch einige südamerikanische Lizenzen aufgewertet, aus Deutschen Landen gesellt sich der RB Leipzig zum Kader, alles abseits der spanischen und englischen Ligen, welche bereits gewohnte Vertreter des Rosters sind, werden weiterhin schmerzlichst vermisst. Deutsche Bundesliga und Co. sucht man hier weiterhin vergebens. Barca und andere Full License – Partner bringen zwar gleichzeitig auch ihre jeweiligen Stadien mit, sehr viel mehr bietet aber PES 2018 abseits der gewohnten Fanmade – Lizenzpatches nicht. Aus der englischen Premier League ist gerade mal Arsenal als Partner an Bord, auch die spanischen Linien bieten abseits der Lizensierten nur Fantasienamen und Fantasiespieler, welche sich aber gewohnt einfach editieren lassen können (auch auf den Konsolen).
Technisch endlich auf einem Level
PC – Nutzer dürfen dieses Jahr beherzt zugreifen. Endlich und erstmals ist die PC – Version auf dem gleichen technischen Stand wie jene der Current Gen – Konsolen PlayStation 4 und XBOX One. Umso mehr lag unser Fokus beim Testen in diesem Jahr darauf, wie gut die PC – Version performt. Hier gibt es zum Glück Entwarnung: Auf dem PC wird exzellente Optimierung geboten, natives 4K steht ebenfalls zur Auswahl. Bugs sind nicht aufgetreten, die Framerate bewegt sich auf dem gleichen butterweichen Niveau der Konsolenfassungen. Allerdings lässt sich abseits der Auflösung sowie der Wahl zwischen festgelegten 30 und 60 Frames pro Sekunde keinerlei Feineinstellung vornehmen. Anti Aliasing, Schattenqualität und dergleichen existieren nicht. So ist die Technik auf dem PC zwar identisch zur Konsole, die zusätzliche Power der Rechenknechte nutzt das Spiel aber dann dennoch nicht aus. Übrigens ist das Spiel ebenso noch für die Last Generation erhältlich, auf einen gesonderten Test haben wir jedoch verzichtet.
Lionel Messi sieht auf allen Systemen gleich gut aus. Endlich zieht der PC mit. (PC/4K)
Insgesamt kann die Technik jedoch nicht ganz zu FIFA aufschließen. Die lizensierten Spieler ähneln ihren realen Vorbildern exzellent, auch die Animationen sind sehenswert und gut, die inszenatorische Qualität der Spieler schwankt jedoch. Wie EA verzichtet auch Konami darauf, das gesamte Raster mühsam einzuscannen, der Arbeitsaufwand bei zig hundert Spielern wäre wohl auch etwas zu groß. Stadionatmosphäre und Publikum überzeugen dafür auf ganzer Linie, Fangesänge und Co. runden das Paket ab. Auch in diesem Jahr kommt der Deutsche Kommentar wieder von Hansi Küpper und Marco Hagemann, was jedoch keineswegs als Kompliment zu begreifen ist. Dauernd die gleichen, emotionslos gesprochenen Kommentare, welche oftmals auch in keinerlei Zusammenhang zum Spielgeschehen stehen, auch Spielernamen werden nur selten erwähnt (wahrscheinlich aus Lizenzgründen). Sicher lässt sich darüber streiten, welches Fußballspiel den besseren Kommentar hat, im direkten Vergleich liegt aber auch hier die FIFA – Kombi aus Frank Buschmann und Wolff Fuss eindeutig vorne.
Fazit und Wertung
„Das Gameplay ist und bleibt die zentrale Stärke von Pro Evolution Soccer. Auch in diesem Jahr holt sich die Reihe aus dem Hause Konami dank vieler kleiner, aber doch sinnvoller Ergänzungen beim Gameplay wieder einen Pokal ab. Auf lange Sicht ist das aber nicht genug, um dem stetig aufholenden Konkurrenten FIFA das Wasser abgraben zu können, welches alleine schon in Sachen Lizenz ungeschlagen bleibt, aber auch mit The Journey mittlerweile eine weitaus besser und frischer inszenierte Karriere bietet. Abseits des tollen Spielgefühls auf dem Rasen muss dringend mehr gemacht werden, auch technisch spielt PES eine Liga weiter unten als FIFA, wenngleich auch PC – Nutzer nun endlich das kriegen, was die Konsole bereits länger bietet. Auf dem Rasen macht Konami alles richtig, aber drum herum wird es Zeit für eine wirkliche Evolution.“
PRO:
+ Nachwievor unerreicht gutes Gameplay
+ Mehr Fokus auf körperbetontes Spiel
+ Hervorragende Animationen
+ Fantastische Ballphysik
+ Visuell toll umgesetzte Spieler
+ Tolle Stadionatmosphäre
+ Viele lizensierte Stadien
+ Einige neue Lizenzen im Kader
+ PC – Version technisch endlich auf gleichem Stand wie die Konsolen
+ Anständige K.I.
+ Exzellente Bedienung
+ Dank mehrerer Schwierigkeitsgrade und Tutorials toll für Einsteiger geeignet
CONTRA:
– Maue, lustlos inzenierte Karriere ohne große Neuerungen
– Zufallsspiele lassen Spieltiefe vermissen
– Beinahe nerviger Deutscher Kommentar ohne Emotion und Zusammenhang
– Im Vergleich zur Konkurrenz extrem lizenarm
– PC – Version nutzt technische Möglichkeiten nicht aus
GESAMTWERTUNG: 87%
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