Metal: Hellsinger

Spätestens seit Doom ist die Hölle längst nicht mehr nur ein Ort, vor dem Gläubige seit Äonen warnen, sondern auch ein beliebtes Szenario für die Unterhaltungsindustrie. Die aktuellste Pauschalreise in die Gefilde ewigen Leids offeriert das Entwicklerstudio The Outsiders nun mit ihrem neusten Streich Metal: Hellsinger. Das Spiel will klassische Shootermechaniken mit Rhythmuseinlagen kombinieren und richtet sich dabei vor allem an kompetive Punktejäger. Ein mutiges Experiment…welches leider nicht in jeder Hinsicht geglückt ist. 

Entwickler: The Outsiders

Publisher: Funcom

Plattform: PC, PlayStation 5, XBOX Series X|S

Veröffentlichungsdatum: 15. September 2022

Preis: 29.99€

Altersfreigabe: Ab 16 Jahren


Ungeschnitten
Mikrotransaktionen


Auch Dämonen wollen schreien

Willkommen in der Hölle. Was nach den einleitenden Worten einer jeden Stadtführung durch Wuppertal klingt, ist in Metal: Hellsinger der Ausgangspunkt der ehrlich gesagt verdammt dünn gestrickten Handlung. Als Halbdämonin ohne Namen kämpfen wir uns unter anderem über schneebedeckte Gebirge, braches Land oder längst verfallene Bauwerke offenkundig geistesgestörter Baumeister, um der Roten Richterin den Garaus zu machen. Die Fürstin der Unterwelt hat uns nämlich die Stimme geklaut, was wir selbstverständlich nicht einfach so hinnehmen wollen. 

Der bösen Stimmdiebin dürfen wir erst zum Finale im Kampf entgegentreten.

Auf dem Weg zur finalen Auseinandersetzung metzeln wir uns durch alles, was die Armeen der Nachwelt anzubieten haben. Insgesamt sieben Waffen stehen uns für den Rachetrip nach und nach zur Verfügung, um es mit den durchaus abwechslungsreich designten Höllenhorden aufnehmen zu können. Doch Metal: Hellsinger ist eben nicht nur ein Shooter, sondern auch ein Rhythmusspiel. Wie effektiv wir uns durch die Gegnerhorden metzeln, bestimmt hier maßgeblich der Takt. Je besser Kills, Nachladen und Bewegungen getimed werden, desto mehr Schaden verursachen unsere Angriffe. Gleichzeitig steigt auch das Punktemeter mit geschickt verknüpften Kombos, spektakulären Abschüssen und Finishern immer weiter an.

Auch in Metal: Hellsinger macht der Takt die Musik. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.

Nach gut drei Stunden ist das Spektakel aber bereits vorbei. Spätestens dann liegt die Rote Richterin nämlich tot zu unseren Füßen und der Abspann flimmert über die Mattscheibe. Zwar könnt ihr euch abseits der Kampagne in einigen Challenges messen und euch zur Belohnung einige Siegel verdienen, mit denen sich unter anderem die Kombodauer verlängern lassen, viel mehr als euch anschließend in immer neuen Runs mit anderen Spielern um die Spitzenplätze im globalen Scoreboard zu kloppen, offerieren die Macher aber nicht. Da der Spielablauf streng linear aufgebaut ist und man spätestens nach dem zweiten Kampf gegen die sowohl visuell als auch mechanisch allenfalls minimal abgewandelten Bosse schon ein erstes Gefühl der Langeweile verspürt, fällt der Wiederspielwert entsprechend gering aus. 

Gut für die Ohren, schlecht für die Augen

Für die passende musikalische Untermalung haben sich The Outsiders Hilfe von einigen der größten Metal-Interpreten der Gegenwart geholt. Unter anderem Matt Heafy, Tatiana Shmayluk und Serj Tankian haben exklusiv für das Spiel komponiert. Was musikalisch als eine Art harmloses Plätschern beginnt, entfesselt sich mit zunehmendem Kombo-Counter zu einem wahren Feuerwerk von Instrumenten und kraftvollen Vocals. Ein gutes Heimkinosystem oder entsprechende Headphones sind für maximalen Genuss absolut verpflichtend. Chronische Leisetreter sollten um das Spiel einen ebenso großen Bogen machen wie alljene, denen Mozart bereits zu aggressiv in die Tasten haut.    

Die sogenannten Manifestationen treten als Zwischenbosse im Spiel aus, unterscheiden sich aber in jeder Hinsicht kaum voneinander.

So toll das Spiel klingt, so mittelmäßig sieht es leider weitestgehend aus. Das auf Basis der Unity Engine programmierte Spiel kann es grafisch nicht weder mit einem DOOM: Eternal, welches den Machern in vielerlei Hinsicht eindeutig als Vorbild gedient hat, noch mit den meisten anderen halbwegs aktuellen Shootern am Markt aufnehmen. Da verwundert es umso mehr, dass weder XBOX Series X noch PlayStation 5 im Grafikmodus auch nur ansatzweise in die Nähe von echtem 4K gelangen. Dort gibt es maximal dynamische 1800p, während der Leistungsmodus sich in der Regel bei 1440p einpendelt, sich dafür dank Bildraten bis zu 120 Hertz um ein Vielfaches geschmeidiger spielt. Auf der schwächeren XBOX Series S gibt es maximal 1440p bei 30 Frames oder alternativ auch hier eine unbegrenzte Bildrate bei dynamischen 1080p.

Auch in echtem 4K am PC ist Metal: Hellsinger alles andere als ein Augenschmaus.

Ganz ohne Kompromisse geht es am PC, denn nur dort lassen sich gegenwärtig Auflösungen in nativem 4K oder höher bei gleichzeitig 60 Frames und mehr abrufen. Die visuellen Zugewinne halten sich jedoch stark in Grenzen: Selbst bei höchstmöglichen Settings wird aus Metal: Hellsinger längst kein Augenöffner. Eine Geforce 1060 ist bereits ausreichend für eine gute Mischung aus Leistung und Qualität, für 4K und Co. sollte es aber bereits mindestens eine RTX 2080 sein, um nicht unfreiwillig durch Ruckler aus dem Takt gerissen zu werden. Leider werden sämtliche Versionen gegenwärtig noch von einigen unschönen Bugs geplagt, was an sich schon sehr ärgerlich ist, angesichts der Abwesenheit von Kontrollpunkten im Spiel jedoch im Worst Case dazu führen kann, dass man das aktuelle Level komplett von Vorne beginnen muss. Über jeden Zweifel erhaben ist dagegen die angenehm zugängliche Bedienung, welche sowohl via Maus und Tastatur als auch mit allen gängigen Gamepads gut funktioniert. Die gut eingebundenen Features des DualSense, allem voran die haptischen Trigger, bereichern das Erlebnis zusätzlich. 

Was sich auf dem Papier zunächst nach einem unvereinbaren Konzept angehört hat, macht in der Praxis durchaus Spaß. Der ungewöhnliche Mix aus Shooter und Rhythmusspiel vor höllischen Kulissen funktioniert überwiegend gut und lebt maßgeblich von seinem fantastischen Soundtrack. Wer aber keine Lust hat, sich nach einem einmaligen Durchgang erneut ins Getümmel zu stürzen, um sich mit Spielern auf der ganzen Welt um einen Platz auf dem Scoreboard zu kabbeln, bekommt bereits nach knapp drei Stunden nichts mehr zu tun. Stellenweise ärgerliche Bugs sowie die sich immer gleich anfühlenden Bosskämpfe inklusive der nicht mehr zeitgemäßen Grafikkulisse verweigern Metal: Hellsinger das Ticket in den Wertungshimmel.

  • Geschmeidiges Gameplay
  • Funktioneller, angenehm frischer Genremix
  • Gegner und Areale punkten mit abwechslungsreichem Design
  • Solides Arsenal
  • Kongenialer Metal-Soundtrack
  • Hohe Langzeitmotivation für Punktejäger
  • Drei fair ausbalancierte Schwierigkeitsgrade
  • Angenehm gestaltete Lernkurve
  • Schnörkellose Bedienung
  • Fairer Preis
  • Unspektakuläre Grafik
  • Sehr kurze Kampagne
  • Story praktisch nicht vorhanden
  • Repetive Bosskämpfe
  • Teils schwerwiegende Bugs

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von Funcom zur Verfügung gestellt worden.

©2022 M-Reviews.de

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