Es mag momentan nicht alles gut in Osteuropa laufen, aber zumindest in Sachen Spieleentwicklung sieht es besser und besser aus. Nach dem guten Erfolg von RUINER (nicht Winkler) hat sich das unabhängige polnische Entwicklerteam von Reikon Games für ihr neuestes Projekt abermals für ein Cyberpunk-Setting entschieden und dieses kurzerhand mit dem pfeilschnellen Gameplay von DOOM kombiniert. Entstanden ist ein interessanter, aber keineswegs fehlerfreier Shooter.


Entwickler: Reikon Games
Publisher: PLAION
Plattform: PC | PlayStation 5 | XBOX Series
Veröffentlichungsdatum: 02. September 2025
Preis: ab 39,99€*
Altersfreigabe: ab 16 Jahren


Ärger im Paradies
In ferner Zukunft hat sich die Menschheit in weiten Teilen des Universums ausgebreitet. Statt Jahrzehnte und länger in irgendeiner Kühlkapsel durch das All zu treiben, hat man einen Weg gefunden, das menschliche Bewusstsein vollständig in sogenannten Cores zu digitalisieren. In dieser kompakten Form und geschützt vor Krankheiten und dem natürlichen Alterungsprozess, wird das Bewusstsein am Ziel einfach in einem synthetisch hergestellten Körper rematerialisiert. Auf diese Weise sind fernab der uns bekannten Welt ganz neue Zivilisationen entstanden.

Nachdem der Kontakt zur Orbitalstadt Moebius plötzlich abbricht, wird die Hyper-Unit ASKA ausgeschickt, um die dort gelagerten Cores zu retten und dem Ursprung des Problems auf den Grund zu gehen. Ausgestattet mit einem hochentwickelten Androidenkörper und bis an die Zähne bewaffnet, gelingt es uns, die Stadt zu infiltrieren. Dort haben sich längst ganze Scharen brandgefährlicher Cyborgs und anderes Gezücht ausgebreitet, die von einer geheimnisvollen Intelligenz im Hintergrund kontrolliert werden. Überflüssig zu erwähnen, dass die sich über Eindringlinge so gar nicht freut…
Kurz und knackig
Was einem hier innerhalb der mit je nach gewählter Schwierigkeit zwischen vier und zehn Stunden leider arg kurz geratenen Spieldauer angeboten wird, gewinnt zwar inhaltlich keinen Preis für Innovation, schafft es aber, mehrere etablierte Genres der Moderne auf hochinteressante Weise miteinander zu verschmelzen. METAL EDEN offeriert blitzschnelle Action mit hoher Bewegungsfreiheit im Cyberpunk-Gewand und fügt den von vielen Vorbildern entliehenen Spielaspekten ein paar nette, frische Aspekte hinzu. Wer sich schon immer gefragt hat, wie ein gemeinsames Kind von DOOM, Cyberpunk 2077 und Mirror’s Edge aussehen würde, bekommt hier definitiv eine passende Antwort.

Obwohl die Story durchaus einige spannende Ansätze bietet, haben es die Macher leider versäumt, diese mitsamt Charakteren auch angemessen zu vertiefen. Kein Wunder also, dass einen der überhastet einsetzende Abspann mit vielen offenen Fragen zurücklässt. Dass die Differenz zwischen den einzelnen Schwierigkeitsgraden derart groß ist, liegt vor allem am unausgegorenen Balancing höherer Herausforderungsstufen.
Unsere Testfassung auf PlayStation 5 entsprach bereits der fertigen Verkaufsversion, welche immer noch an einigen ärgerlichen Problemen leidet. Statt Zwischensequenzen bekamen wir nur ein anhaltendes Schwarzbild zu sehen, zudem verheddern sich Gegner gelegentlich im Boden, was uns zur Wiederholung ganzer Encounter gezwungen hat. Diese nicht gerade kleinen Bugs werden von uns der Wertung entsprechend berücksichtigt.
Besonders in den ersten Stunden, wo ASKA noch nicht über lebenswichtige Upgrades oder ein volles Waffenarsenal verfügt, ist das Spiel teilweise unfair schwer. Nicht jeder Rücksetzpunkt ist gut gesetzt, so dass man sich bei wiederholten Toden immer wieder mit nicht überspringbaren Dialog-, Reise-, oder Sequenzpassagen plagen muss. Falls ihr also nicht unbedingt auf die Platintrophäe oder andere Komplettierungserfolge aus seid, empfehle ich euch, eine der entspannteren (und faireren) Stufen zu wählen – oder zumindest auf ein passendes Update zu hoffen.

Aber auch dann ist es wichtig, stetig in Bewegung zu bleiben, um sich für die überraschend zielsicheren Gegner nicht völlig zur Zielscheibe zu machen. In den überwiegend instanzierten Arenagefechten müssen wir Wallruns, Booster und Co. geschickt ausnutzen. Nachschub in Form von Rüstung, Munition und Lebensenergie erhalten wir durch großzügig verteilte Pickups, die jedoch (ebenfalls vom Schwierigkeitsgrad) eine Weile benötigen, bis sie sich erneut aufgeladen haben. Gleiches gilt für die mit Abstand wichtigste Fähigkeit im Spiel, nämlich das forcierte Extrahieren von gegnerischen Cores. Die können wir im Anschluss wahlweise als Granaten auf die Feinde zurückwerfen, oder zugunsten eines extrem starken Nahkampfangriffs nutzen, um selbst stärkste Schilde zu knacken.

Später findet ihr Energiewaffen, die sich ebenfalls perfekt für den Einsatz gegen Panzerungen aller Art eignen, dafür aber kaum Schaden an den Komponenten darunter anrichten. Generell bleibt es bei einem überschaubaren Arsenal ohne große Überraschungen, welches man 1 zu 1 auch in jedem halbwegs regulären Sci-Fi-Shooter finden kann. Aufwerten könnt ihr all eure Schießprügel in Shops, den dafür nötigen Sand erhaltet ihr sowohl in Form von überall verstreuten Behältern und ebenso von besiegten Gegnern. Mit Ausnahme der mit unendlich Munition (aber auch rascher Überhitzungsgefahr) ausgestatteten Standardwaffe verfügen alle Waffen über eine mehrere Sekundärmodi, was ein bisschen zusätzliche Abwechslung in Spiel bringt. Schade nur, dass es zu den wuchtigen Effekten nur selten passendes Trefferfeedback gibt.

Sehr viel runder und spaßiger fand ich dagegen die offeneren Areale, in denen wir uns zu in bester Metroid-Manier zu einer schnellen Kugel transformieren können, die mit Raketen und Blitzstrahler verheerende Schäden an den Architekten anrichtet. Für Abwechslung wird also nicht nur optisch gesorgt, auch wenn die nervigen Wachtürme in freier Wildbahn nicht immer gleich auf Beschuss reagieren wollen.
Der übliche Verdächtige
Weiterhin problematisch ist, dass die Bildrate auf der PlayStation 5 und PlayStation 5 Pro unabhängig vom Leistungs- oder Grafikmodus regelmäßig zu mittelschweren Einbrüchen neigt – für ein auf Geschwindigkeit und Reaktionsvermögen ausgelegtes Spiel wie dieses ein absolutes Tabu! Gerade in größeren Arealen mit vielen Gegnern und großer Effektvielfalt kann die Performance so drastisch in den Keller gehen, dass man dem rasanten Beschuss für kurze Zeit schutzlos ausgeliefert ist.

Schuld daran ist wieder einmal die Unreal Engine 5 mit ihren üblichen Problemen, aber eben auch die Tatsache, dass die Entwickler bei den Reflexionen verstärkt Raytracing nutzen, was selbst die stärkste Konsole am Markt nochmal zusätzlich kräftig ins Schwitzen bringt. Beide Konsolen peilen über alle Modi 60 Bilder pro Sekunde an und unterscheiden sich jeweils nur in den Basisauflösungen voneinander, welche auf PlayStation 5 Pro ein ordentliches Stück höher angesetzt worden ist. Allerdings ist mir ein flüssiges Spielgeschehen am Ende doch lieber als knackscharfe Grafiken. Zudem leidet das Spiel auf den Sony-Konsolen durchgehend an wahrnehmbaren Tearing, was sich auch nicht beheben lässt, indem man die Vertikale Synchronisierung in den Optionen aktiviert. Hier gibt’s also noch jede Menge Baustellen, welche die Entwickler schleunigst beheben müssen. Der fair angesetzte Preis von knapp vierzig Euro ist dafür keine Rechtfertigung.

Immerhin: Der Soundtrack passt mit seinen elektronischen Vibes perfekt zum Setting und untermalt das durchgehend hohe Spielgefühl ausgezeichnet. Einen weniger guten Eindruck haben die Sprecher hinterlassen, von denen ich mir nicht ganz sicher bin, ob es sich dabei um echte Menschen handelt, oder ob man die Stimmen einfach via Künstlicher Intelligenz generiert hat. Da die Dialoge aber ohnehin überwiegend sehr oberflächlich und für meinen Geschmack auch etwas zu gewollt kryptisch gehalten sind, hört man nach kurzer Zeit ohnehin bewusst weg und konzentriert sich lieber auf die Action. Die lässt sich dank übersichtlicher und angenehm zugänglicher Bedienung problemlos genießen, die haptischen Fähigkeiten des DualSense hätten dabei aber wesentlich besser ausgenutzt werden können.

„METAL EDEN kombiniert bekannte Elemente auf interessante Weise miteinander und schafft dadurch eine Erfahrung, die sich gleichermaßen vertraut wie frisch anfühlt. Umso ärgerlicher, dass man bereits nach knapp vier Stunden den Abspann über die Mattscheibe flimmern sieht – zumindest, wenn man sich von den teils unfair schweren, höheren Schwierigkeitsgraden fernhält. Nervige Bugs und einige deutliche Schwächen im Erzählfluss tragen zusätzlich dazu bei, dass es nicht für eine hohe Wertung reicht. Wichtig ist erstmal, dass die Macher sich den horrenden Leistungsproblemen auf PlayStation 5 annehmen. Denn ein Spiel, welches wie dieses auf Geschwindigkeit setzt, sollte sich auf dem Bildschirm auch so anfühlen, obwohl ich aufgrund der Unreal Engine 5 dahingehend mittlerweile kaum noch Hoffnung für diese Generation habe. Wer deswegen oder allgemein immer noch unentschlossen ist, ob sich ein Blick lohnt, sollte auf jeden Fall erstmal die Demo anzocken.“


- Stimmige, angenehm atmosphärische Cyberpunk-Kulisse
- Ansehnliches Raytracing
- Gute Beleuchtungs- und Effektkulisse
- Rasantes und taktisches Gameplay mit hoher Bewegungsfreiheit
- Sinnvolle und durchdachte Upgrades
- Überwiegend fair gesetzte Rücksetzpunkte
- Spielerisch und optisch stets erfolgreich um Abwechslung bemüht
- Stimmiger Soundtrack
- Zugängliche Bedienung
- Fairer Preis

- Stark schwankende Bildrate reißt einen immer wieder unschön aus dem Geschwindigkeitsgefühl heraus (PlayStation 5)
- Wahrnehmbares Tearing (PlayStation 5)
- Erzählerisches Potenzial bleibt in vielerlei Hinsicht ungenutzt
- Arg blasse Heldin
- Überwiegend dröge Dialoge
- Sehr linearer Levelaufbau…
- …mit stramm gesetzten, künstlichen Grenzen
- Relativ kurz
- Kaum Wiederspielwert
- Nervige Bugs
- Überschaubares, uninspiriertes Waffenarsenal
- Höhere Schwierigkeitsstufen vor allem anfänglich teils unfair schwer
- Sprecher muten merkwürdig unecht an
- Haptisches Feedback des DualSense zu wenig ausgenutzt

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von PLAION zur Verfügung gestellt worden.
*Unsere Links werden nicht mit einer Monetarisierung versehen
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