Marvel´s Spider-Man: Miles Morales (PC)

Während man bei Insomniac Games derzeit fleißig an einem vollwertigen Nachfolger zum vielfach ausgezeichneten und millionenfach verkauften Marvels Spider-Man werkelt, hat sich Nixxes Software nach dessen mehr als geglückten PC-Portierung nun auch dem Spin-off Miles Morales angenommen. In unserem Nachtest wollen wir uns vor allem näher mit der technischen Seite befassen und haben unsere Rezension zur PlayStation-Version entsprechend angepasst. 

 
 
 
 
 
Entwickler: Insomniac Games | Nixxes Software
 

Publisher: PlayStation PC LLC 

Plattform: PC | PS4 | PS5

Veröffentlichungsdatum: 18. November 2022

Preis: 49,99€

Altersfreigabe: ab 12 Jahren


Ungeschnitten
Mikrotransaktionen


Auch eine Spinne braucht mal Urlaub

Knapp ein Jahr ist seit den Ereignissen des Vorgängers vergangen. Noch immer ist Peter Parker alias Spider-Man als freundliche Spinne aus der Nachbarschaft auf Heldenmission, hat aber mit dem ebenfalls von einer radioaktiven Spinne gebissenen Miles Morales einen neuen Verbündeten mit ganz ähnlichen Kräften gewinnen können. Trotz stetigem Training fällt es dem Schüler aber immer noch sehr schwer, seine Fähigkeiten optimal einzusetzen. Erschwerend hinzu kommt die Tatsache, dass Miles gerade erst mit Mama Rio nach Harlem gezogen ist, wo sich die Witwe prompt in den Wahlkampf um das Amt als Stadträtin stürzt. Zur gemütlichen Eingewöhnung in das neue Lebensumfeld bleibt jedoch nur wenig Zeit, denn als Superschurke Rhino aus dem Gewahrsam stiften geht und eine Schneise der Zerstörung durch New York zieht, müssen die beiden Netzschwinger gemeinsam in den Kampf ziehen. 

Peter nimmt sich eine dringend benötigte Auszeit und legt das Schicksal der Stadt in die Hände von Miles Morales. | Max. Settings, 4K, Ultra Raytracing, DLSS 2.0 Qualitätsmodus

Zwar gelingt es, das gepanzerte Ungetüm außer Gefecht zu setzen, mit dem Roxxon-Energiemagnaten Krieger taucht aber nur wenig später ein neuer, dubioser Charakter auf der Bildfläche auf. In einer Zeit, wo die Stadt einen zusätzlichen Helden dringend brauchen kann, verkrümelt sich Peter auch noch für einige Zeit ins Ausland, um Herzensdame Mary-Jane bei ihrer Arbeit als aufstrebende Journalistin zu helfen. Zum ersten Mal trägt Miles die alleinige Verantwortung dafür, dass die Bürger der Großstadtmetropole nachts ruhig schlafen können. Ein verdammt ungünstiger Zeitpunkt, denn als bewaffnete Milizen unter Führung des geheimnisvollen Tinkerers Roxxon und seinem Boss offen den Krieg erklären, kommt es auf den Straßen zu immer gewalttätigeren Auseinandersetzungen beider Fraktionen. Heldenalltag und Privatleben unter einen Hut zu bringen ist und bleibt eine verdammt schwierige Angelegenheit. Ob es Miles gelingen wird, über sich hinaus zu wachsen und aus dem Schatten seines großes Vorbildes zu treten?

Warum hegen Tinkerer und der Underground Groll gegen Roxxon? | Max. Settings, 4K, Ultra Raytracing, DLSS 2.0 Qualitätsmodus

Auf auf dem PC verzichtet Marvel´s Spider-Man: Miles Morales auf große Innivation. Ausnahmsweise ist das aber gar nicht schlecht, denn der Vorgänger agierte in vielerlei Hinsicht derartig nahe an der Perfektion, dass mehr vom selben manchmal sehr willkommen sein kann. Interessante neue Schurken, ein sympathischer Held mit Ecken und Kanten sowie eine sinnvoll erweiterte Spielewelt garantieren eingebettet in aufwendig gerenderte Zwischensequenzen viele neue Stunden Unterhaltung. Wobei, ganz so viele Stunden wie man es sich vielleicht erhofft hätte, bekommt man nun auch nicht geboten. Die Hauptgeschichte ist bereits nach guten acht Stunden beendet, wer sämtliche Nebenmissionen und Trainingseinheiten absolviert, kann vielleicht noch einmal vier Stunden draufpacken. Für knapp fünfzig Euro bekommt man also eher eine umfangreiche Erweiterung und weniger einen vollwertigen Nachfolger angeboten.

Die richtige Balance 

Dass sich der Ausflug ins winterliche Harlem trotzdem lohnt, steht außer Frage, denn hinter der relativ knapp bemessenen Hauptgeschichte verbirgt sich eine wunderbar erzählte Geschichte über Verantwortung, Selbstzweifel und typische Teenieprobleme. Miles Morales hat viel mit Peter Parker gemeinsam, entwickelt sich nach dem gemeinsamen Beginn aber in eine ganz eigene Richtung. Es ist immer eine Herausforderung, Herz, Humor und auch traurige Momente so zu dosieren und miteinander zu kombinieren, dass daraus am Ende etwas erinnerungswürdiges entsteht. Genau das gelingt der eigenständigen Erweiterung mindestens genauso gut wie dem Original, das filmreif inszenierte Finale alleine präsentiert sich epischer als mancher Beitrag zum Marvel Cinematic Universe. 

Harlem und Manhattan präsentieren sich auch auf dem PC mit dichtem Großstadtflair. | Max. Settings, 4K, Ultra Raytracing, DLSS 2.0 Qualitätsmodus

Wo der Vorgänger einen Titelhelden präsentiert hat, der bereits zu großen Teilen in seine Rolle hineingewachsen ist, befindet sich Miles erst am Anfang seiner Reise. Er begeht Fehler, kommt mit seinen Kräften noch nicht so ganz zurecht und ist immer bemüht, es allen recht zu machen. Das alles sind sehr greifbare Aspekte – und keiner wirkt je aufgesetzt oder nur der Dramatik wegen forciert. Für die witzigsten Momente im Spiel sorgt aber Kumpel Ganke, der als enger Vertrauter neben Mentor Peter die einzige Person ist, die um Miles Geheimidentität weiß. Dem Technikfreak ist außerdem (offiziell) zu verdanken, dass die Bürger von Harlem sich via App mit ihren Problemen an Spider-Man wenden können, was die etwas repetiven Nebenmissionen des Vorgängers angenehm aufwertet. Hier hat man wirklich das Gefühl, dass selbst die kleinen Aufgaben irgendwie dazu beitragen, dass Miles mehr und mehr in die anfangs noch etwas zu großen Heldenschuhe hineinwächst. 

Eine elektrisierende Performance

Der „neue“ Spider-Man muss sich also storytechnisch nicht verstecken, steht seinem Mentor aber auch in Sachen Kampftricks in nichts nach. Wer das flotte Freeflow-System des Vorgängers bis zur Perfektion verinnerlicht hat, kann hier alle Tutorials zu den Basics getrost überspringen. Trotz des extrem hohen Tempos verliert man nie die Übersicht über das Geschehen, egal gegen wie viele Gegner es Miles gleichzeitig aufnehmen muss. Im späteren Spielverlauf kann sich Spider-Man sogar kurzzeitig komplett unsichtbar machen, was die heimliche Komponente deutlich gewichtiger wirken lässt. Lautloses Ausschalten von Gegnern wird dadurch zur waschechten Alternative. Aber auch im Kampf bietet die neue Fähigkeit Gelegenheit, kurzzeitig sicheres Terrain zu betreten und das Vorgehen neu zu planen. Ob ihr davon Gebrauch machen wollt, oder weiterhin den direkten Kampf bevorzugt, bleibt aber ganz euch überlassen. Beides funktioniert alleine für sich genauso gut wie miteinander kombiniert. 

Die neuen Venom-Kräfte schicken auch größte Feinde effektvoll auf die Matte. | Max. Settings, 4K, Ultra Raytracing, DLSS 2.0 Qualitätsmodus

Das ist aber glücklicherweise nicht das einzig neue Element im Move-Set des neuen Spider-Man. „Bioelektrik“ ist das Zauberwort, dass in einer ganzen Palette schlagkräftiger neuer Moves resultiert. Die dazugehörige Ressource nennt sich „Venom-Energie“ und lädt sich im Kampf automatisch auf. Je höher ihr den Kombozähler treibt, ohne dabei getroffen zu werden, desto schneller könnt ihr per Knopfdruck einen von mehreren mächtigen Angriffen entfesseln. All das erinnert auch dieses Mal nicht ganz zufällig an die aus den jüngeren Batman-Titeln bekannten Mechaniken, aber selbst ich muss als großer Fan des Dark Knight zugeben, dass Insomniac das Prinzip wirklich perfektioniert haben. Über den umfangreichen, in drei Kategorien aufgeteilten Talentbaum könnt ihr die neuen Angriffe mit zusätzlicher Power versehen. Die dafür nötigen Skillpunkte werden auch dieses Mal bei jedem Levelaufstieg spendiert. Erfahrung bezieht ihr aus nahezu sämtlichen Quellen. Das Balancing stimmt, so dass man die mächtigsten Verbesserungen wirklich erst gegen Ende des Spiels zur Verfügung gestellt bekommt. 

Miles steht seinem großen Vorbild in Sachen Kampfkraft in nichts nach. Das coole Kostüm gibt es frei Haus, wenn man die PC-Version mit einem PSN-Account koppelt. | Max. Settings, 4K, Ultra Raytracing, DLSS 2.0 Qualitätsmodus

Und was wäre ein Spider-Man ohne ein ganzes Arsenal cooler Kostüme samt dazugehöriger Perks? Dem regulären Outfit zu entkommen ist angesichts der zahlreichen stylischen Alternativen gar kein Problem. Hier bietet Insomniac wirklich Fanservice Deluxe. Zu den insgesamt neunzehn freischaltbaren Outfits zählt unter anderem auch die Animated Suit aus dem mit dem Oscar™ prämierten Into the Spider-Verse und (mein persönlicher Favorit) die Bodega Cat Suit, die sich zusammen mit einer maskierten Katze präsentiert. Großartigen Grind muss man dafür aber nicht über sich ergehen lassen. Die Progressmechaniken sind absolut fair. Etwas mehr Anspruch bei den Kämpfen hätte ich mir aber auch dieses Mal wieder gewünscht. Wirklich fordernd ist auch die Erweiterung nicht. Da muss man ganz ehrlich sagen: Was nützen einem die fettesten Skills, wenn man die nie wirklich klug agierende K.I. auch mit regulären problemlos Angriffen beherrschen kann? Übrigens, toll inszenierten Bosskämpfe gibt es auch dieses Mal wieder, allerdings gerade einmal vier an der Zahl. Da hätte definitiv ein bisschen mehr drin sein können.

Die Technik der PC-Version

Auf Basis der bereits sehr guten Version für PlayStation 5 hat das Team von Nixxes Software bei der Portierung auf PC einmal mehr einen fantastischen Job gemacht. Im Vergleich zur Konsolenfassung tummeln sich auch hier deutlich mehr Passanten in den Straßen, Haar- und Schattendarstellung wurden nochmals verbessert und auch das Raytracing legt im Vergleich zur Konsole ordentlich zu. Hinzu kommt, dass die überwiegend hochdetaillierten Texturen auf auf mittlere Entfernung noch knackscharf dargestellt werden. Wer jedoch in nativem 4K bei gleichzeitig unbegrenzten Bildraten inklusive maximaler Settings durch die schneebedeckte Großstadt schwingen will, kommt um leistungsfähige Hardware nicht herum. Spider-Man: Miles Morales unterstützt bereits das ausschließlich von Grafikkarten der vierten RTX-Generation aus dem Hause Nvidia vorbehaltene DLSS 3.0, ist also technisch bestens für die neuesten Standards gerüstet. Aber auch Besitzer einer RTX 2XXX können sich mit dem ebenfalls supporteten DLSS 2.0 einen ordentlichen Leistungsboost verschaffen, ohne dass die Bildqualität darunter wahrnehmbar leiden müsste. 

In den in Echtzeit gerenderten Zwischensequenzen kann man die Haare fast einzeln zählen. | Max. Settings, 4K, Ultra Raytracing, DLSS 2.0 Qualitätsmodus

Dank zahlreicher Optionen zur Feineinstellung schwingt sich Miles Morales aber auch auf Mittelklasserechnern noch gleichermaßen flüssig wie hübsch durch die Gebäudeschluchten. Auf niedrigen Settings und bei einer Auflösung von 1080p ist das Spiel dann am ehesten mit der Fassung für PlayStation 4 zu vergleichen, die selbst heute noch richtig gut aussieht, wenn man sich nicht zu sehr auf Details fokussiert, während man in mittleren Settings und 2K in etwa gleichauf mit dem Leistungsmodus der PlayStation 5 zieht. Der große Leistungsfresser bleibt das in mehreren Stufen zur Verfügung stehende Raytracing, welches auf der aktuellen Konsole von Sony grundsätzlich nur mit gravierenden qualitativen Abstrichen funktioniert. Schraubt man die Regler am PC dagegen auf Maximum, werden die Unterschiede mehr als deutlich: Die Spiegelungen werden deutlich höher aufgelöst ausgegeben, selbst auf nassen Bodenbelägen generiert das Spiel verblüffend realistisches Material. Damit bietet die Erweiterung dasselbe referenzverdächtige Raytracing wie der vor nicht allzu langer Zeit ebenfalls punktgenau mit seinem Abenteuer auf PC gelandete Peter Parker.

Die PC-Version bietet im Vergleich zur PlayStation 5 massiv überlegenes Raytracing. | Max. Settings, 4K, Ultra Raytracing, DLSS 2.0 Qualitätsmodus

Die Kollisionsabfrage zwischen Passanten und der direkten Spielumgebung leidet immer noch unter ein paar unschönen Kinderkrankheiten. Das fällt aber nur auf, wenn man wirklich genau hinblickt. Grundsätzlich präsentiert sich Miles Morales vom ersten Tag an fehlerfreier als die anfangs noch von einigen Anlaufschwierigkeiten begleitete PC-Version von Spider-Man: Remastered. Daran hat sich aber gezeigt, dass Nixxes Software wirklich bemüht ist, sämtliche Probleme mit Patches aus der Welt zu schaffen. Wo man bei anderen Entwicklern nicht selten Monate warten muss, wurden hier innerhalb weniger Wochen alle größeren Mankos erfolgreich beseitigt. Das ist gerade in diesen Zeiten sehr vorbildlich. Aber keine Sorge, denn auch im gegenwärtigen Zustand ist die Erweiterung am PC wunderbar spielbar und lässt sich dank vorbildlichem Controllersupport auch exzellent bedienen – selbst der DualSense inklusive all seiner Features wird nahtlos unterstützt. Die Bedienung mit Maus und Tastatur geht zwar ebenfalls einigermaßen gut von der Hand, im Vergleich zu einem guten Gamepad muss sich die Standard-Peripherie aber auf breiter Strecke geschlagen geben. 

„Dass wir nach dem Release von Spider-Man: Remastered am PC nicht allzu lange auf die fast genauso gelungene Standalone-Erweiterung Miles Morales warten mussten, ist erstmal eine wunderbare Sache. Dass Nixxes Software bei der Umsetzung viele von deren Fehlern vorab aus dem Weg geräumt und eine von Anfang an weitestgehend saubere Portierung abgeliefert hat, umso mehr. Grafisch macht die Fassung im Vergleich zur PlayStation 5 nochmal einen ordentlichen Sprung nach vorne und profitiert besonders vom stark verbesserten Raytracing, höherer Draw Distance sowie verbesserter Schatten- und Haardarstellung – wenn die Hardware entsprechend stark ist. Dank umfangreicher Feineinstellungen sieht das Spiel aber auch auf Mittelklassehardware super aus. Für Fans des Vorgängers ist die filmreife Geschichte mitsamt ihres sympathischen neuen Helden auch auf PC absolutes Pflichtprogramm. Neue Inhalte gibt es allerdings nicht und auch die relativ kurze Spielzeit hinterlässt gemessen am Preis einen etwas sauren Beigeschmack.“

  • Detailverliebte in Szene gesetztes Harlem…
  • …aber auch Manhattan kann nach Herzenslust neu entdeckt werden
  • Lebendiges Großstadtfeeling
  • Fantastische Licht- und Effektkulisse
  • Geschmeidige Animationen
  • Referenzverdächtiges Raytracing
  • Umfangreiche Grafiksettings
  • Sympathischer Held
  • Schurken mit Persönlichkeit
  • Mit gutem Gespür für Witz, Herz und Verstand erzählte Geschichte
  • Ungebrochen unterhaltsame, angenehm intuitive Fights
  • Sinnvoll erweitertes Fähigkeitenarsenal
  • Ausgewogener Mix aus Kämpfen, Stealthpassagen und Erkundung
  • Viele freischaltbare Outfits
  • Hervorragende deutsche Sprecher
  • Filmreifer Soundtrack
  • Exzellente Steuerung, besonders via Gamepad
  • Nahtlose DualSense-Unterstützung
  • Für fünfzig Euro relativ kurz
  • Überschaubare Anzahl an Bosskämpfen
  • Geringer spielerischer Anspruch
  • Mittelmäßige Gegner-K.I.
  • Unverändert übernommene Aussetzer bei der NPC-Kollisionabfrage
  • Klonpassanten
  • Unpräzise Bedienung mit Maus und Tastatur

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von Sony Computer Entertainment zur Verfügung gestellt worden.

©2022 M-Reviews.de

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