Like a Dragon Gaiden: The Man Who Erased His Name

Bis zu Like a Dragon: Infinite Wealth ist es noch ein paar Monate hin. Um die Wartezeit bis dahin zu verkürzen, hat Ryu Ga Gotoku Studio mit Like a Dragon Gaiden: The Man Who Erased His Name eine Art Prolog veröffentlicht, der die Ereignisse nach Yakuza 6 und während Yakuza: Like a Dragon aus der Perspektive von Kazuma Kiryu beleuchtet. Soviel vorweg: Macht euch bereit für eine Achterbahnfahrt der Emotionen!

Entwickler: Ryu Ga Gotoku Studio

Publisher: SEGA

Plattform: PC | PS4 | PS5 | XB1 | XBS

Veröffentlichungsdatum: 09. November 2023

Preis: ab 49,99€*

Altersfreigabe: ab 18 Jahren

Metacritic | OpenCriticIMDB


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Ungeschnitten


Gefallener Drache

Wir erinnern uns: Um die Waisenkinder vom Morning Glory vor dem Zugriff der mächtigen Daidoji-Fraktion zu schützen, entschied sich Kazuma Kiryu am Ende von Yakuza 6, seinen Tod vorzutäuschen. Seitdem führt der ehemalige vierte Oyabun des Tojo-Clans unter dem Codenamen „Joryu“ ein ziemlich armseliges Leben unter der Fuchtel seines Daidoji-Aufpassers Hanawa und wird immer dann herbeigerufen, wenn es irgendwo Drecksarbeit zu erledigen gibt. Dass der Drache von Dojima insgeheim immer noch am Leben ist, darf dabei niemand erfahren, anderenfalls drohen die mächtigen Männer hinter den Kulissen der Organisation mit Rache an Haruka und Co. Als Kiryu dazu verdonnert wird, einen Goldschmuggel zu beaufsichtigen, werden er und die restlichen Agenten von Unbekannten angriffen, die es scheinbar auf Hanawa abgesehen haben. Zwar kann Kiryu die Verschleppung seines Kontaktmannes gerade noch verhindern, aus dem Schneider sind die beiden damit aber noch lange nicht.  

Hanawa und Kiryu finden sich im Kreuzfeuer der Omi-Allianz wieder. Dass der legendäre Yakuza immer noch lebt, darf unter keinen Umständen herauskommen. | PlayStation 5

Hinter dem Coup verbirgt sich die Watase-Familie, die es in Wirklichkeit von Anfang an auf Kiryu abgesehen hatte und sich dadurch erhofft hat, diesen aus seinem Versteck zu locken. Familienpatriarch Watase plant, unmittelbar nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis gemeinsam mit Tojo-Chef Daigo Dojima die Auflösung der beiden mächtigsten japanischen Yakuza-Fraktionen anzukündigen – zu mächtig ist der Würgegriff von Polizei und Politik geworden, um noch halbwegs unbehelligt dem üblichen Tagwerk nachgehen zu können. Weil Watase mit Widerstand aus den eigenen Reihen und sogar einer Art Bürgerkrieg innerhalb der Yakuza rechnet, hofft er bei dem Vorhaben auf Kiryus Hilfe. Weil der zwar helfen will, aber nicht helfen kann, greifen die Mittelsmänner zu drastischeren Maßnahmen und nehmen Hanawa als Druckmittel gefangen – dieses mal mit Absicht. 

Wenig an Veränderungen interessiert: Homare Nishitani III, Herrscher der Burg und Liebhaber exotischer Fußverwöhnung. | PlayStation 5

Kiryu bleibt keine andere Wahl, als seinen Mentor zu befreien. In den Straßen von Sotenbori trifft er auf die undurchsichtige Allrounderin Akame, die schnell zu einer wichtigen Verbündeten bei der Spurensuche wird. Gemeinsam reisen die Beiden zu einem zum Vergnügungsparadies für die Elite umgebauten Supertanker vor der Küste. Hier herrscht Kijin-Patriarch Homare Nishitani III, der bei der anstehenden Auflösung als potenziell gefährlichster Widersacher von Watase gilt, nicht nur abseits jedweder Gesetze mit eiserner Hand über die zahlreichen illegalen Spielhöllen, sondern entscheidet als Herr der Kolosseums auch über Leben und Tod der teilnehmenden Kämpfer…

Offene Enden

Yakuza: Like a Dragon hat zahlreiche Fragen über den Verbleib von Kazuma Kiryu offengelassen, in The Man Who Erased His Name werden die meisten davon nun beantwortet. Dass der legendäre Drache von Dojima im kommenden Nachfolger ebenfalls eine prominente Rolle einnehmen wird, haben die zahlreichen Trailer längst verraten. Und ganz ehrlich: Viel besser kann man einen Prolog nicht gestalten. Zwar ist der im Vergleich zu den restlichen Ablegern nur etwa halb so lang, bietet aber von Anfang bis Ende eine gewohnt wendungsreiche und filmreif erzählte Story voller Emotionen. Gerade das Ende dürfte langjährigen Fans der Reihe einen heftigen Schlag versetzen. Aber auch der Weg dorthin ist eine wahre Tour de Force. Die innere Zerrissenheit, unter der Kiryu zu leiden hat, wird zu jeder Sekunde deutlich. Nie war die Legende so verletzlich wie jetzt. Wir erleben einen gebrochenen Mann, der massiv unter seinen getroffenen Entscheidungen leidet und dabei trotzdem immer noch treu zu seinen Verpflichtungen steht. Dass dieser Konflikt irgendwann aus ihm herausbrechen muss, ist natürlich abzusehen. Auf welche Weise das geschieht, werde ich aber natürlich nicht verraten. 

Für die gewohnt knackigen Bosskämpfe solltet ihr immer über ausreichend Heilungsgegenstände verfügen. | PlayStation 5

Auch nach all den Jahren werde ich einfach nicht müde, mich mit Kazuma Kiryu durch die Straßen von Sotenbori, Kamurocho und Isezaki Ijincho zu prügeln. Die Macher verstehen es immer noch so gut wie am ersten Tag, den Spielern eine frisch wirkende, erwachsene Geschichte zu bieten, die mit überlebensgroßen Charakteren und tonnenweise fast schon lächerlich überzogenen Momenten aufwartet, wobei das Spiel nie zu sehr in eine dieser beiden Ecken abdriftet. Klares Highlight ist neben der wie immer grandios von Takaya Kuroda vertonten Antihelden die neu dazugekommene Informationsbeschafferin Akame. Der quirlige Rotschopf hat nicht nur stets einen flotten Spruch auf den Lippen, sondern verbirgt auch das ein oder andere Geheimnis, denen wir im Spielverlauf nach und nach auf den Grund gehen können. Generell wurde jede Figur mit viel Sorgfalt geschrieben und hat irgendeine persönliche Geschichte zu erzählen. Die Welt von Yakuza ist seit jeher auch eine Welt der Grauzonen, The Man Who Erased His Name ist da sicher keine Ausnahme. Diese mit der Zeit zu erfassen und den gegenwärtigen Kontext dadurch ganz neu zu interpretieren, sorgt für jede Menge spannender Wendungen. Qualitativ muss sich das Writing nicht vor dem der größeren Ableger verstecken. 

Akame hilft uns nicht nur bei der Suche nach Hanawa, sondern schustert uns über ihr Netzwerk regelmäßig neue Aufträge zu. | PlayStation 5

Generell offeriert einem der Prolog innerhalb seiner fünfzehn Stunden Spielzeit mehr Tiefe, Abwechslung und Umfang, als so mancher AAA-Blockbuster (Ich blicke in deine Richtung, Modern Warfare III) in der letzten Zeit. Wer den Abspann erfolgreich erreicht hat, schaltet sogar noch eine umfangreiche Demo für das kommende Infinite Wealth frei. Wer sämtliche Aktivitäten absolvieren möchte und dabei keine der zahlreichen Aufträge und Minijobs verpassen will, darf die angegebene Spielzeit übrigens locker verdoppeln. All das für gerade einmal fünfzig Euro…das ist wirklich nicht zu viel verlangt. Für Fans in jedem Fall Pflichtprogramm, empfehle ich Einsteigern in die Reihe aber trotzdem, mit Yakuza 0 zu beginnen und sich dann der Reihe nach durch die restlichen Titel zu daddeln – anderenfalls entgeht euch viel zu viel wichtiges Hintergrundwissen, welches für ein optimales Verständnis erforderlich ist. Eine vollwertige Zusammenfassung gibt es nämlich nicht (und die würde wohl auch einige Zeit in Anspruch nehmen).

Neuer Anzug, neue Tricks

Zwei Kampfstile stehen Kiryu dieses Mal zur Verfügung, nämlich zum einen der altbewährte Dragon Style und der brandneue Daidoji Style. Während ersterer überwiegend auf rohe Kraft setzt, dafür aber eher zur Trägheit neigt, dreht sich hier alles um Geschwindigkeit und den klugen Einsatz von Gadgets. Ähnlich wie 007 verfügt der Drache von Dojima nämlich über ein ganzes Arsenal an praktischen Hilfsmitteln, die nach und nach über den Verlauf des zweiten Kapitels freigeschaltet werden können. Mit dem Spinnenfaden kann Kiryu weit entfernte Gegner durch die Gegend schleudern, Hornissendrohnen sorgen entweder für zusätzlichen Schutz oder Ablenkung in kritischen Moment. Mit den Schlangenschuhen düsen wir mit Hochgeschwindigkeit durch die Feindesmassen und werfen dabei fast alles um, was sich uns in den Weg stellt. Und die praktischen Sprengstoffzigaretten detonieren wenige Sekunden, nachdem sie auf dem Boden landen. Nach einigen anfänglichen Schwierigkeiten macht es einem schnell irrsinnig viel Spaß, die Gadgets miteinander zu kombinieren und zu sehen, wie gerade größere Gruppen in Windeseile zu Boden gehen. Gekämpft wird hier übriges wieder in Echtzeit und nicht rundenbasiert. 

Dragon Style

Extrem hohe Schadenswerte, dafür in der Ausführung eher langsam: Kiryu hat seinen ikonischen Stil weiter perfektioniert und kann es damit sogar mit stärkeren Gegnern problemlos aufnehmen.
Daidoji Style

Die Schule der Daidoji fußt auf blitzschnellen Bewegungen sowie dem Einsatz technischer Hilfsmittel, kann im direkten Faustkampf aber nicht mit dem Klassiker mithalten und eignet sich am besten, um große Gruppen auszudünnen. | PlayStation 5

Upgrades kaufen wir dieses Mal nicht ausschließlich mit Geld, sondern auch mit Akame-Punkten. Die erhalten wir für absolvierte Challenges, von denen sich ein Teil ganz automatisch nebenbei erledigen lässt, aber primär durch das Abschließen von speziellen Missionen. The Man Who Erased His Name verzichtet auf das altbekannte Substory-System inklusive Zufallsbegegnungen, stattdessen können wir uns diese Nebenmissionen jetzt direkt bei Akame abholen und müssen nicht mehr zwangsläufig jeden Winkel danach absuchen. Vollständig begeistert bin ich davon allerdings nicht, denn gerade diese zufälligen Begegnungen haben für mich immer einen wichtigen Teil der Immersion innerhalb der Reihe ausgemacht. Der neue Ansatz wirkt dagegen etwas aufgesetzt. Spaß machen die Missionen aber trotzdem. So stoßen wir beispielsweise auf einen jungen Mann, der sich bei der Eroberung seiner Herzensdame ganz auf die Hilfe einer KI verlässt und dadurch immer wieder in Schwierigkeiten gerät. Ein anderer Fall lässt Erinnerungen an einen vor Kiryus größten Rivalen wiederaufleben und auch ein relativ bekannter Detektiv soll sich neuerdings in Sotenbori herumtreiben… 

Die Hostessen werden erstmals von echten Personen dargestellt und belohnen Vieltrinker ebenso sehr viel versierte Talker. Wer die Schönheiten erobern will, sollte allerdings eine dicke Brieftasche mitbringen. | PlayStation 5

Abseits davon steht uns wie immer ein fast unüberschaubarer Pool an Minispielen zu Verfügung. Nach getaner Arbeit können wir uns die Zeit am Pooltisch mit der brandneuen 1-Shot-Challenge vertreiben, eines der zahlreichen Restaurants besuchen, in den Bars einen Absacker einnehmen oder die sauer verdiente Kohle im Casino auf den Kopf hauen – und das sind nur wenige Beispiele. Wahre Kenner wissen natürlich auch um die ganz besonderen Dienste der Hostessenclubs. Zum ersten Mal in der Seriengeschichte werden die attraktiven Damen nicht von der Engine gerendert, sondern von realen Personen in Form von Videosequenzen dargestellt – und das auf den aktuellen Konsolen sogar in messerscharfem 4K. Wem es gelingt, die Herzen der üppig ausgestatteten Schönheiten zu erobern, wird möglicherweise mit ein paar überaus intimen Einblicken belohnt. Falls euch das zu schlüpfrig ist, stehen euch unter anderem mit der lange herbeigesehnten Rückkehr des Pocket Circuit Racings oder der Spielhalle samt zahlreicher, vollständig spielbarer SEGA-Klassiker noch viele weitere Aktivitäten zur Verfügung, mit denen alleine man bereits ein eigenes Spiel füllen könnte.

Kazuma Kiryu, König des Koloseums

Wer sich eine Weile mit den Talenten und Gadgets auseinandersetzt, wird schnell merken, dass neue Skills und Upgrades rasch Unsummen verschlingen. Zwar belohnt euch Akame für erledigte Aufträge in der Regel sehr großzügig und auch die überall auf den Straßen herumlungernden Schlägern lassen ein paar große Scheine fallen, um Kiryus Fähigkeiten zu maximieren reicht das aber nicht einmal im Ansatz. Zwangsläufig müsst ihr euch also auf der schwimmenden Burg im Kolosseum bewähren, wo erfolgreichen Kämpfern fette Prämien winken – wenn sie das Scharmützel denn überleben. Dabei können wir wahlweise alleine antreten, oder mit einer kompletten Gang. Wem die beiden Worte Clan Builder bekannt vorkommen, dürfte sich dabei gleich wie zuhause fühlen. Fähige Mitstreiter rekrutieren wir primär aus Nebenmissionen, aber auch an anderen Orten lässt sich die muskelbepackte Verstärkung finden. Dabei nimmt jeder Kämpfer eine eigene Rolle ein. Drei Klassen gibt es, nämlich Tanks, Heiler und Schadensausteiler…also eigentlich genau wie in World of Warcraft. Wie ihr das zugelassene Teilnehmerlimit ausfüllt, liegt ganz bei euch.

Im Kolosseum fliegen regelmäßig die Fäuste. Die Langzeitmotivation des Modus ist eher gering, für schnelles Geld eignen sich die Kämpfe aber perfekt. | PlayStation 5, Leistungsmodus

 Manche Kämpfe verlangen nach viel Schaden, bei anderen stehen euch derart ausgewachsene Kolosse gegenüber, dass sich ein zweiter Tank ideal dafür eignet, um uns etwas mehr Luft zu verschaffen. Wer ein paar zusätzliche Euro übrig hat, kann sich in den jeweiligen Stores ein Legendenpaket kaufen und erhält damit ein potentes Set für den Einstieg. Weil sich aber auch jeder andere Kämpfer im Spiel mit etwas Geduld und Training zu einem wertvollen Verbündeten verbessern lässt, ist das komplett optional und erspart euch allenfalls ein wenig Zeit. Zu wenig, um deswegen abzuwerten. Habt ihr sämtliche regulären Herausforderungen inklusive der besonders knackigen Spezialherausforderungen gemeistert, könnt ihr es sogar mit den vier besten Recken der Arena aufnehmen…vorausgesetzt, ihr habt genug Ruhm im Ring und bei Akame erwirtschaftet, um in die abgesperrten Areale der Burg vorgelassen zu werden. Etwas mehr Langzeitmotivation hätte ich mir von dem Modus schon gewünscht, denn die Kämpfe nutzen sich rasch ab, dauern aber zum Glück auch keine Ewigkeit. Das ist aber nicht alles, was die Burg zu bieten hat.

Neuer Look gefällig? Zum ersten Mal in der Geschichte der Reihe lassen sich die Outfits aus mehreren Komponenten frei zusammenstellen. | PlayStation 5

Denn dort findet ihr auch eine Boutique, in der man Kiryu mit ein paar neuen Klamotten ausstatten darf. Das Angebot an Anzüge und Accessoires wird im weiteren Spielverlauf stetig erweitert, einige besondere Objekte wie zum Beispiel Schminke und Masken sind in der Regel nur durch etwas mehr Aufwand zu bekommen. Für den Kampf im Kolosseum stehen eigene Outfits zur Verfügung. Auf das Gameplay hat das alles keinen Einfluss, aber den legendären Drachen von Dojima mal außerhalb seiner oft mit diversen Spöttereien überzogenen Standardkleidung zu sehen, ist auch nicht uninteressant. Mehrere Slots für vordefinierte Outfits stehen zur Verfügung, weshalb ihr jederzeit bequem zwischen den einzelnen Presets wechseln könnt. 

Der Drache zeigt seine Zähne

Nach dem technisch etwas enttäuschenden Remaster von Like a Dragon: Ishin! baut The Man Who Erased His Name wieder auf der hauseigenen Dragon Engine auf. Die agiert auf demselben Niveau wie auch das zuletzt erschienene Lost Judgment – im Guten, aber ebenso auch im Schlechten. Neben der grandiosen Beleuchtung und hochwertigen Partikeleffekten kann auch die Beleuchtung überzeugen – all das übrigens ganz ohne den Einsatz von Raytracing. Die Charaktermodelle sind detailliert und wurden hervorragend animiert, aber eben nur solange, wie sie eine bedeutende Rolle in der Geschichte einnehmen. Zwar ist die visuelle Diskrepanz zwischen Hauptfiguren und Nicht-Spieler-Charakteren nicht mehr so groß wie früher, aber eben immer noch auffällig. Was mir definitiv besser gefällt als bisher sind die Innenräume, ein paar sterile Büroräume gibt es zwar weiterhin, die fallen im stark verbesserten Gesamtbild aber nicht mehr so sehr ins Gewicht wie bei älteren Ablegern.

Sotenbori bei Tag…
Restaurants, Bars und Clubs…auf den Straßen von Sotenbori herrscht zu jeder Uhrzeit viel Betrieb.
…und bei Nacht

Bei Nacht kommen die vielen Neonschilder toll zur Geltung und spiegeln sich sogar im Fluss wieder. Die Kulissen orientieren sich eng an realen Vorbildern und sorgen für eine tolle Atmosphäre. | PlayStation 5

Gleiches gilt für die Innenräume. Und da sieht es dann leider nicht mehr ganz so gut aus. Gerade die generischen Büroräume wirken anhaltend aus der Zeit gefallen, wie ein Überbleibsel aus Yakuza 0, dass man lediglich in ein anderes Grafikgerüst übertragen hat. Hinzu kommt, dass Sotenbori und Co. äußerlich zwar immer noch lebendig wirken und ihren realen Vorbildern teils unfassbar ähnlich sehen, sich nach so langer Zeit aber auch nicht mehr wirklich frisch anfühlen. Im Vergleich zu dem in Yakuza: Like a Dragon eingeführten Großstadtbezirk Isezaki Ijincho wirken die hier angebotenen Kulissen einfach zu kompakt und damit nicht mehr gänzlich modern, besonders nicht im Vergleich mit den letzten Ablegern. Andererseits kann man damit einigermaßen leben, wenn man bedenkt, dass der Nachfolger zum ersten Mal außerhalb Japans spielen wird und wir uns spätestens dort auf eine völlig neue, unverbrauchte Umgebung freuen dürfen. Das ist aber auch der einzige Aspekt, an dem sich die gerade einmal ein halbes Jahr umfassende Entwicklungsdauer erkennen lässt.

Pocket Circuit Racing liegt wieder voll im Trend, die neue Location ist dem alten Keller von damals deutlich überlegen. Leider sehen nicht alle Innenräume so gut aus wie dieser. | PlayStation 5

Die Dragon Engine zählt immer noch zu den leistungshungrigen ihrer Art, darunter leiden besonders die Konsolen der letzten Generation. Maximal 30 Bilder pro Sekunde sind dort möglich, während die Auflösung plattformabhängig auf höchstens 1080p begrenzt ist. Die Bildrate zeigt sich besonders in effektreichen Massenkämpfen sehr anfällig für spürbare Einbrüche, hinzu kommen teils lange Ladezeiten. Spielbar ist The Man Who Erased His Name in dieser Form definitiv noch, nur eben kein Erlebnis. Das bekommt man schon eher auf PlayStation 5 und XBOX Series X geboten, wo man dieses Mal ausschließlich einen Modus anbietet, der stabile 60 Bilder pro Sekunde bei 1440p anpeilt, was auch über weite Strecken hervorragend gelingt und sich mindestens so gut anfühlt. Hinzukommen dramatisch verkürzte Ladezeiten. Im direkten Vergleich entsteht zwischen den Generationen wirklich ein Unterschied wie Tag und Nacht, weshalb man bevorzugt auf den neuen Modellen zocken sollte. Alternativ steht eine sauber portierte PC-Version zur Verfügung, die sich mit maximalen Settings und nativem 4K nochmal eine ganze Ecke schöner anfühlt, dabei aber auch ordentliche Hardware voraussetzt.

Trotz Verbesserungen bleibt die visuelle Diskrepanz zwischen Hauptcharakteren und NPCs wie diesen in Rot eingekleideten Bandenmitgliedern offensichtlich. | PlayStation 5

Gesprochen wird ausschließlich Japanisch, dazu gibt es bis auf kleinere Übersetzungs- und Rechtschreibfehler sauber lokalisierte deutsche Texte. Die Sprecher leisten allesamt hervorragende Arbeit und es ist einfach nur großartig, ein paar liebgewonnene Charaktere wieder hören zu dürfen, die man längst im Altenteil wähnte. Dazu gibt es eine stimmige musikalische Untermalung, die sowohl die ruhigen und dramatischen, aber auch die actiongeladenen Momente hervorragend untermalt. Die Bedienung geht via Gamepad wunderbar von der Hand und hat sich zu den Vorgängern nicht nennenswert verändert. Echte Yakuza sollten auch am PC auf einen entsprechenden Controller zurückgreifen, denn mit Maus und Tastatur gerät die unpräzise Bedienung gerade in den vielen Kämpfen schnell zum Fiasko.

„Totgesagte leben länger! Dass der Drache von Dojima noch längst nicht zum alten Eisen gehört, beweist er in The Man Who Erased His Name einmal mehr eindrucksvoll. Der Prolog zum kommenden Infinite Wealth ist als solcher zwar deutlich kürzer geraten, als man es sonst von der Reihe gewohnt ist, klärt aber vorab viele offene Fragen und erzählt keine schlechtere Geschichte als die großen Brüder. Sotenbori und Co. fallen zwar mittlerweile mit deutlichen Abnutzungserscheinungen auf, bieten aber immer noch mehr als genug Beschäftigung für viele Stunden Spaß – wer der japanischen Kultur und deren Eigenheiten aber nicht wenigstens etwas zugetan ist, wird hier genauso wenig Vergnügen haben wie mit dem Rest der Reihe. Fans der Reihe werden bestens auf die kommenden Monate eingestimmt, Neueinsteiger sollten aber lieber mit Yakuza 0 beginnen.“

  • Gewohnt filmreif erzählte, angenehm kompromisslos inszenierte Geschichte
  • …die zahlreiche offene Fragen der Vorgänger beantwortet
  • …und optimal auf das Sequel einstimmt
  • Gewohnt sympathischer, facettenreicher Antiheld
  • Grandios geschriebene Charaktere mit nachvollziehbaren Motiven und Empfindungen
  • Hauptgeschichte mit angemessenem Umfang
  • Tonnenweise Nebenbeschäftigungen
  • Motivierende Netzwerkaufträge
  • Umfangreiche Möglichkeiten zur Charakterverbesserung
  • Frischer Kampfstil hebt die Kämpfe auf ein neues Level
  • Mehrere Schwierigkeitsstufen für jeden Anspruch
  • Freies Speichern und Laden jederzeit möglich
  • Rücksetzpunkte vor jedem Kampf
  • Hervorragende japanische Sprecher
  • Überwiegend sauber lokalisierte Texte
  • Stimmiger Soundtrack
  • Tolle Licht- und Effektkulisse
  • Hervorragend animierte Hauptfiguren
  • Lebendige Kulissen sorgen für eine glaubwürdige Atmosphäre
  • Zugängliche Bedienung via Gamepad
  • Demo zu Infinite Wealth enthalten
  • Sotenbori und Co. nutzen sich als Schauplätze allmählich ab
  • Kolosseum mit wenig Langzeitmotivation
  • Visuelle Diskrepanz bei der Charakterdarstellung bleibt ein Problem
  • Einige hässliche Innenräume
  • Deutsche Texte mit kleineren Lokalisierungs- und Rechtschreibfehlern
  • Substories ohne das Element der Zufallsbegegnungen weniger immersiv
  • Versionen auf PlayStation 4 und XBOX One sowohl in Performance als auch visueller Qualität merklich unterlegen
  • Keine angemessene Zusammenfassung vorheriger Ereignisse
  • Bei Kämpfen in kleinen Räumen oft unübersichtlich
  • Fummelige Maus- und Tastatursteuerung am PC

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von SEGA zur Verfügung gestellt worden.

*Unsere Links werden nicht mit einer Monetarisierung versehen

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