Mit Life is Strange und dessen mal mehr, mal weniger gut gelungen Nachfolger ist der französischen Spieleschmiede Don´t Nod Entertainment ein absoluter Geniestreich gelungen. Nachdem das fehlerbehaftete Remaster des ersten Teils mitsamt Prequel viel negative Kritik nach sich gezogen hat, wurde fleißig nachgebessert. Davon profitieren nun Besitzer einer Nintendo Switch, auf der die Remaster mit Verspätung nun ebenfalls verfügbar sind. Lohnt sich der erneute Ausflug nach Arcadia Bay?
Entwickler: Don´t Nod Entertainment
Publisher: Square Enix
Plattform: Nintendo Switch
Veröffentlichungsdatum: 27. September 2022
Preis: 39.99€
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Zeit und Sühne
Zwei Titel sind in der Arcadia Bay Collection enthalten, nämlich Life is Strange und das später veröffentlichte Prequel Before the Storm. Letzteres lässt uns in Gestalt der rebellischen Chloe Price sämtliche Ereignisse rund um die Beziehung zur geheimnisvollen Rachel Amber erleben, während wir uns gleichzeitig mit dem schmerzhaften Verlust des Vaters auseinandersetzen müssen. Beides hat maßgebliche Auswirkungen auf die späteren Geschehnisse des Hauptspiels, in dem wir als Max Caufield nach vielen Jahren der Abwesenheit zurück nach Arcadia Bay finden, um dort unser Kunststudium an der rennomierten Blackwell Academy aufzunehmen. Als Max in einem kritischen Moment entdeckt, dass sie die Zeit nach Belieben zurückdrehen kann, ist das nur der Auftakt zu einem spannenden Abenteuer, an dessen Ende auf die Spieler wohl eine der schwersten Entscheidungen der jüngeren Videospielgeschichte wartet.
Inhaltlich sind beide Abenteuer identisch zu allen anderen, bereits bekannten Fassungen. Wer Life is Strange und Before the Storm also bereits gespielt hat, darf auch auf der Nintendo Switch nichts Neues erwarten. Daran und am allgemeinen Alter des Spiels halte ich den Preis von knapp vierzig Euro aber weiterhin für zu hoch bemessen. Erschwerend hinzu kommt, dass sich auf der Speicherkarte lediglich das Hauptspiel befindet, das Prequel liegt dagegen lediglich als Downloadcode bei. Kenner der Spiele – insbesondere jene, welche sich bereits im Besitz der jeweiligen Remaster befinden – sollten also gut abwägen, ob die Anschaffung wirklich notwendig ist. So oder so erhält man mit der Collection aber auch auf der Switch zwei der besten Adventures, die je geschrieben worden sind.
Wankelmütige Präsentation
Als die Remaster vor einigen Monaten auf PC, PlayStation und XBOX veröffentlicht wurden, ließ mich besonders die Technik enttäuscht zurück. Wohin man auch blickte, überall wimmelte es von grafischen Aussetzern. Mittlerweile haben die Entwickler ordentlich nachgebessert und sogar verbesserte Unterstützung für die aktuellen Konsolenmodelle nachgereicht. Die Arcadia Bay Collection enthält sämtliche Verbesserungen und präsentiert sich somit von der ersten Sekunde in wesentlich besserem Zustand.
Dafür muss man auf der Switch teils gravierende Abstriche bei der grafischen Gesamtqualität hinnehmen. Besonders bei Auflösung und Texturen lässt die Collection ordentlich Federn. 720p schaffen beide Titel im Handheldmodus, im Dock ist es geringfügig mehr – entsprechend matschig und steril sehen die Spiele auf großen Bildschirmen aus. Im direkten Vergleich mit den anderen Versionen werden die Unterschiede offensichtlich. Verbesserungen in Sachen Mimik, Vegetation und Beleuchtung kommen dadurch sehr viel weniger gut zur Geltung, alles in allem pendelt sich die Arcadia Bay Collection eher auf dem Niveau der Erstveröffentlichungen ein. Sämtliche Modi sind auf maximal 30 Frames pro Minute begrenzt, was angesichts des gemütlichen Pacings völlig ausreichend ist und auch durchgehend stabil gehalten wird.
Die Bedienung geht wunderbar von der Hand – ganz egal, ob ihr mit Joy-Cons oder Pro Controller spielt. So sehr, dass es umso verwunderlicher ist, dass die Portierungen so lange auf sich warten ließen. Eine deutsche Synchronfassung gibt es nicht, dafür eine verbesserte Lokalisierung der deutschen Texte – obwohl kleinere Schreibfehler leider auch weiterhin präsent sind. Weil die englischen Sprecher aber seit jeher einen ganz fabelhaften Job bei der Vertonung ihrer Charaktere machen, soll einen dieser Umstand nicht groß stören. Und in Sachen Soundtrack zählen Life is Strange und Beyond the Storm sowieso immer noch zu den besten Vertretern ihrer Zunft.
„Wer dachte, The Elder Scrolls IV: Skyrim wurde oft neu aufgelegt, der hat Life is Strange noch nicht kennengelernt! Dass Square Enix das erste Abenteuer der Reihe samt Prequel nun endlich auch Besitzern einer Nintendo Switch zugänglich macht, ist an sich gesehen eine feine Sache: Eine besser geschriebene Geschichte rund um Freundschaft, Verlust und übermenschliche Kräfte gibt es bis heute nicht. Die Portierung ist alles in allem gut gelungen und auf einem wesentlich fehlerfreieren Stand als es PC, PlayStation und Co. zum Launch gewesen sind. Aufgrund massiver Abstriche bei Auflösung und Texturqualität eignet sich die Collection aber wirklich nur für Spieler, die beide Abenteuer entweder noch nie gespielt haben, oder diese auch abseits der heimischen Couch erleben möchten. Alle anderen werden mit den technisch massiv überlegenen Versionen anderer Plattformen sehr viel besser bedient.“
- Zeitlos gute Geschichte samt dazugehörigen Charakteren
- Bietet im Kern dieselben grafischen Verbesserungen wie die bereits verfügbaren Remaster
- Stabile Bildrate
- Bugfixes bereits enthalten
- Gut überarbeitete Untertitel
- Funktionelle Bedienung über sämtliche Eingabemethoden
- Im Vergleich zu den restlichen Plattformen stark reduzierte Auflösung und Texturqualität…
- …was die Spiele besonders am TV extrem matschig wirken lässt
- Nicht alle Modelle wurden überarbeitet
- Before the Storm nur als Downloadcode enthalten
- Insgesamt zu teuer
Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von Square Enix zur Verfügung gestellt worden.
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