Aufbausimulationen haben seit jeher einen festen Platz in meinem Herzen und Frontier Developments ist es in den letzten Jahren überwiegend gut gelungen, diese Liebe am Leben zu halten. Mit Jurassic World Evolution 3 ist nun der neueste Teil der beliebten Parksimulation erschienen. Perfekt ist der zwar immer noch nicht, aber zum Glück weit besser als der eher misslungene Mittelteil. Warum, erklären wir im Test.


Publisher: Frontier Developments
Plattform: PC | PlayStation 5 | XBOX Series
Veröffentlichungsdatum: 21. Oktober 2025
Preis: ab 54,99€*
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Metacritic | OpenCritic | IMDB


Etwas hat überlebt…
Jurassic World Evolution 2 erschien zu einer denkbar undankbaren Zeit. Das spielerische Verbindungsstück zwischen Jurassic World: Das gefallene Königreich und Jurassic World: Ein neues Zeitalter entpuppte sich als mittelmäßige Brücke zwischen zwei ebenfalls nur mittelmäßigen Filmen. Dazu gesellten sich zahlreiche Bugs und die technischen Kapazitäten der damals neuen Current-Gen-Konsolen wurden kaum angemessen ausgenutzt. Seitdem sind mehrere Jahre vergangen und obgleich auch der jüngste Beitrag zur Kinoreihe wieder weit abseits der Erwartungen gelandet ist, bleiben Frontier Developments der Reihe treu und gehen selbstbewusst mit dritten Teil in direkte Konkurrenz zu dem kurz bevorstehenden Anno 117.

Das grundlegende Spielprinzip ist dabei unverändert geblieben: Als namenloser Parkleiter müssen wir uns über zahlreiche Schauplätze rund um die Welt um die Verwaltung diverser Parkanlagen kümmern. Neben bekannten Schauplätzen aus Filmen und Vorgängerspielen dürfen wir unser Fachwissen erstmals an Lokalitäten wie Japan zum Einsatz bringen und die genetischen Schöpfungen vor der lauschigen Kulisse blühender Sakura-Bäume betreuen. Dabei werden wir wie immer zuverlässig von den Mitarbeitern der letzten Teile begleitet: Neben dem profitorientierten Geschäftsmann Cabot Finch ist auch unser Team für Sicherheit, Forschung und Publicity wieder mit an Bord, außerdem dürfen wir uns über ein Wiedersehen mit Jeff Goldblum in einer Paraderolle als Dr. Ian Malcom freuen, der unser Tun mit gewohnt zynischen Kommentaren begleitet.

Leider hat sich auch das missionsbasierte Konzept der Kampagne nicht groß verändert, die alles in allem kaum mehr darstellt als ein sehr umfangreiches Tutorial, indem ihr sämtliche Tools ausgiebig erproben könnt, ehe es im Anschluss daran in die außerordentlich langzeitmotivierende Sandbox oder den knackigen Herausforderungsmodus geht. Kleine Geschichten bereichern die Kampagne einigermaßen gelungen, so richtig in Erinnerung bleibt einem davon am Ende aber nichts. Zwischendurch pfuscht uns immer wieder eine Aktivistengruppe dazwischen und verursacht Sabotageaktionen in unseren Parks, was uns immer wieder zu eiligem Handeln unter Zeitdruck zwingt. Insgesamt präsentiert sich die Kampagne deutlich umfangreicher und vielseitiger als jene des Vorgängers, der anhaltende Tutorialcharakter lässt sich jedoch bei allen Versuchen nie so richtig abschütteln.
Auch Dinos machen Liebe
Unter der vertrauten Oberfläche verbergen sich einige spannende neue Features, um euer Erlebnis noch weiter zu vertiefen. Dabei haben die Macher gleichzeitig einige nervige Unzulänglichkeiten der Vorgänger beseitigt. Auf den ersten Blick hat sich an der rudimentären Parkverwaltung nichts geändert: Während wir stetig neue Betriebsgebäude und Attraktionen für die Sicherheit und Zufriedenheit unserer Gäste hochziehen, arbeiten wir auf immer größere Schöpfungen aus der Urzeit hin. Denn wie schon Dr. Wu wusste, erwarten die zahlenden Kunden stetig Nachschub an eindrucksvollen Kreaturen. Immer größer müssen die Dinosaurier sein – und wenn möglich auch mehr Zähne haben. Dass sich die einträglichsten Exemplare oftmals gar nicht begeistert über ihr Dasein hinter Elektrozäunen und Betonmauern zeigen, wissen Fans der Reihe nur zu gut.

Sich mit einem ausbrechenden T-Rex zu arrangieren, während die Raptoren im Nachbargehege ebenfalls den Aufstand proben, ist ein Kinderspiel für versierte Parkleiter. Doch selbst, wenn wir den mit Betäubungsgewehren bestückten APC-Hubschrauber schnell entsenden und rasch die Schutzbunker öffnen, können wir selten verhindern, dass sich die Fleischfresser vor ihrem Zwangsnickerchen den ein oder anderen Snack einverleiben. Das kann sehr schnell sehr teuer werden, denn auf so ein Häppchen folgt in der Regel eine noch saftigere Klage seitens der Hinterbliebenen. Um das wieder auszugleichen, müssen wir zwangsläufig die Preise in den Souvenirshops und Fresspalästen hochschrauben, was weitere Kunden verschrecken könnte, wenn wir zu gierig werden. Zumal solche Ereignisse nicht gerade förderlich für unsere Gesamtwertung sind.

Diese anhaltend grandiose Dynamik hat schon innerhalb der Vorgänger viel Spaß gemacht, der dritte Teil bildet da absolut keine Ausnahme und ist ein Fest für alle leidenschaftlichen Chaostheoretiker. Und genau diesem Konzept wird nun mit dem natürlich produzierten Sauriernachwuchs eine neue und längst überfällige Komponente hinzugefügt.
Jurassic World Evolution 3 erscheint neben einer Standard Edition auch als höherpreisige Deluxe Edition mit einigen zusätzlichen Dinosauriern. Die Grundauswahl ist mehr als ausreichend für einen erfolgreichen Parkbetrieb, weshalb sich das nicht auf die Spielbalance auswirkt. Allerdings stehen wir dieser Aufstückelung von Inhalten grundsätzlich nicht sonderlich positiv gegenüber.
Zwar könnt ihr eure Saurier wie gehabt ganz klassisch im Labor züchten, oder aber ihr platziert einfach ein Nest im Gehege. Vorausgesetzt, dass dass sich dort jeweils mindestens ein Männchen und Weibchen gleicher Art aufhalten (Linke hassen diese Tatsache), könnt ihr eventuell schon bald Zeuge werden, wie sich ein zuckersüßes Dinobaby aus seinem Ei pellt – und die ziehen ordentlich Publikum an!

Natürlich bleiben die nicht lange so süß und wachsen innerhalb einiger Jahre zu voller Größe heran. Es ist also wichtig, zeitnahe darauf zu achten, dass die Gehege groß genug bleiben, genug Futter verfügbar ist und die Anzahl nicht zu groß wird. Manche Sauriergattungen sind nicht gerade als Herdentiere bekannt und reagieren äußerst übellaunig auf zu viel Betrieb innerhalb ihres Dunstkreises. Und ja, es ist immer noch tieftraurig, wenn ein Saurier irgendwann das Zeitliche segnet und sein lebloser Kadaver von einem Transporthubschrauber ins Nirvana verfrachtet wird. Aber ihr wisst ja: „Das Leben findet immer einen Weg.“ Und den Machern ist mit diesem definitiv eine tolle Erweiterung zum bekannten Spielprinzip gelungen.
Detailverbesserungen
Abseits dieser zentralen Neuerungen hat sich auch viel im Kleinen getan: So wurde die automatische Wegfindung der Ranger überarbeitet, die nun nicht mehr dauernd in irgendwelchen Bäumen festhängen oder orientierungslos durch die Gegend fahren, weil sie das vorgegebene Ziel nicht erreichen können. Unterhaltungsanlagen zeigen jetzt dynamisch an, wie Kunden auf Preiserhöhungen und Produktauswahl reagieren, so dass wir sehr viel schneller Anpassungen am Sortiment vornehmen können. Neue Attraktionen wie eine Heißluftballonreise über den Park oder eine Kanutour erweitern das bereits sehr umfangreiche Sortiment um weitere sinnvolle Einnahmequellen. Ferner sorgen plötzliche Kälteeinbrüche als zusätzliches Wetterphänomen für neue Herausforderungen, weil dadurch unter anderem Motoren nicht anspringen und Notfälle nur mit Verzögerung behoben werden können.

Andere Aspekte funktionieren leider immer noch nicht so gut, wie sie könnten: So löblich die erweiterten Anpassungsfunktionen für Gebäude sind, so ärgerlich bleibt es, wenn sich manche davon aufgrund kleinster Terrainschwierigkeiten oder Platzproblemen anhaltend nicht so platzieren lassen, wie wir es gerne hätten. Die Vielfalt an Sauriern bleibt dagegen hoch, obwohl es anders als bisher keine neuen Arten gibt. Das wird auf lange Sicht bestimmt nicht so bleiben, da sich solche Titel wunderbar für entsprechende DLC-Pakete eignen, was die Macher in der Vergangenheit bereits kräftig ausgenutzt haben. Alles in allem verbessert Jurassic World Evolution 3 mehr unter der Oberfläche und verfeinert bestehende Features. Die wenigen wirklichen Neuerungen sind aber mehr als willkommen und runden das Erlebnis sinnvoll ab.
In Gedenken an John Hammond
Ein großes Problem der Vorgänger wurde hier ebenfalls aus der Welt geschafft, nämlich das fummelige Terraforming. Denn auch außerhalb des freien Spiels ist es immer wieder notwendig, Freiraum für neue Gehege und andere Attraktionen zu schaffen. Erschwerend hinzu kommt die Tatsache, dass jeder Dinosaurier ganz eigene Ansprüche an seine Umgebung stellt. Manche bevorzugen Steppenland, andere suhlen sich lieber im Sumpf. Und natürlich braucht jedes Tier Zugang zu einer Wasserquelle. Das alles ließ sich zwar zuvor schon umsetzen, das dazugehörige Tool entpuppte sich im Umgang aber regelmäßig als äußert unpräzise und stoisch.

Die überarbeitete Variante reagiert viel präziser auf unsere Eingaben und ermöglicht es uns sogar erstmals, Wasserfälle und Co. zu erschaffen. Die brauchen wir für einige der neuen Attraktionen natürlich auch, denn kein Kanu fährt gerne auf Sand. Auf einen der wichtigsten Wünsche der Community sind die Macher ebenfalls eingegangen: Endlich dürfen wir innerhalb der Sandbox vor Spielstart festlegen, wie unsere Insel ausgestaltet werden soll – und das eben nicht nur im Rahmen der Vegetation, sondern auch Form und Fläche lassen sich vorher individuell festlegen. Dadurch sind wir nicht länger an nervige Platzvorgaben gebunden oder können bestimmte Ecken nicht bebauen, weil das dazugehörige Gebiet dafür schlicht zu unwirtlich ist.

Der überarbeitete Herausforderungsmodus richtet sich anhaltend eher an Simulationsprofis, denn bereits auf der leichtesten von insgesamt vier Schwierigkeitsstufen müssen wir Platz und Guthaben klug ausnutzen, um nicht vorab zu straucheln. Knifflige Ziele motivieren langfristig und zwingen uns dazu, taktisch zu denken und vorausschauend zu planen. Hier wird verglichen mit den Vorgängern mehr Abwechslung geboten, was in jedem Fall zu begrüßen ist.
Ein fast sauberer DNA-Strang
Während Jurassic World Evolution seinerzeit noch ausschließlich für PC und die Konsolen der letzten Generation konzipiert wurde, hätte der Nachfolger technisch vor allem auf den Current-Gen-Konsolen durchaus Gelegenheit gehabt, die Muskeln spielen zu lassen – hat es dann aber nicht getan. Der dritte Teil ist nun endlich frei von den Ketten einer Last-Gen-Portierung und das merkt man auch! Die hauseigene Engine zaubert deutlich detaillierte und besser animierte Dinosaurier auf den Schirm, punktet mit dichterer Vegetation, einer schöneren Beleuchtung und aktualisierten Effekten. Selbst die aus weiter Distanz wuselnden Parkgäste sehen aus der Egoperspektive merklich schicker aus. Unter diesen Voraussetzungen macht es riesig viel Spaß, den jeweiligen Park aus dieser Sicht heraus zu durchwandern – zumindest solange, wie man den anhaltend hässlichen Klonmenschen nicht zu nahe kommt.

Der Nachteil, zumindest auf Konsolen bleibt: All das gibt es nur bei maximal 30 Bildern pro Sekunde, was absolut nicht mehr zeitgemäß ist und vor allem innerhalb der ruckeligen Kameraführung deutlich bemerkbar ist – PlayStation 5 Pro inklusive. Einen alternativen Leistungsmodus gibt es nicht, die jeweiligen Plattformen unterscheiden sich lediglich in Sachen Auflösung voneinander. Das erweiterte Konsolenmodell liefert detailliertere Schatten und eine etwas bessere Beleuchtung, für die Raytracing zum Einsatz kommt. Unspielbar ist der Titel mit 30 Bildern pro Sekunde zwar nicht, zumal einem das Genre grundsätzlich keine schnellen Erschwerend hinzu kommt, dass die Bildrate bei sehr großen Parks auch mal unter die angepeilte Marke sinken kann und die Ladezeiten beim Parkwechsel sehr lange dauern können. Reflexe oder dergleichen abverlangt. Aber so gar keine Wahl zu haben, ist einfach nicht die feine Art.

Ferner poppen Objekte beim Zoomen sichtbar unschön ins Bild – ein anhaltendes Problem, dass die Macher offenbar nicht beheben konnten. Wer zumindest der begrenzten Bildrate etwas entgegensetzen will, muss zwangsläufig am PC spielen. Bei Vertonung und Bedienung gibt es wenig zu beanstanden. Die guten deutschen Sprecher der Vorgänger sind allesamt wieder mit an Bord, der Soundtrack mit dem originalen Leitmotiv von John Williams untermalt die tolle Atmosphäre zusätzlich und die Dinosaurier klingen mindestens so gut wie in den Filmen. Mit Gamepad lässt sich das Spiel ebenso gut steuern wie mit Maus und Tastatur, zumal die Menüs angenehm aufgeräumt und zugänglich sind.

„Nachdem mich der zweite Teil seinerzeit eher enttäuscht zurückgelassen hat, erinnert einen Jurassic World Evolution 3 wieder eindrucksvoll daran, warum das Team von Frontier Developments neben den Anno-Schöpfern gegenwärtig federführend in seinem Genre ist. Mit vielen kleinen und mehreren großen Verbesserungen ausgestattet, spielen sich Aufbau und Verwaltung eines Dinosaurierparks besser als je zuvor. Zudem gibt es nun viel mehr Freiheit beim Terraforming und die Dinosaurierbabys dürften selbst kälteste Herzen mühelos zum Schmelzen bringen. Technisch macht das Programm ebenfalls eine viel bessere Figur und nutzt die Power der aktuellen Konsolen endlich voll aus. Ein paar kleinere Mankos verzeiht man da gerne. In der anstehenden Schlacht zwischen Dinos und Römern geht die englische Spieleschmiede definitiv mit einem starken Kandidaten in den zu erwartenden Konkurrenzkampf.“


- Gibt die Atmosphäre der Filme exzellent wieder
- Liebevoll detaillierte und animierte Dinosaurier
- Abwechslungsreiche Schauplätze
- Große Artenvielfalt
- Hohe spielerische und kreative Freiheit
- Nahezu unbegrenzter Wiederspielwert
- Motivierender Herausforderungsmodus
- Zahlreiche sinnvolle Verbesserungen und Erweiterungen
- Umfangreiche Tools
- Zugänglicher Inselgenerator
- Faire Lernkurve
- Hervorragende deutsche Sprecher
- Exzellenter Soundtrack und Klangkulisse
- Schnörkellose Bedienung
- Gute Community-Features
- Angenehm aufgeräumte Menüs
- Umfangreicher Foto- und Aufnahmemodus

- Trotz Verbesserungen: Kampagne bleibt eher blass erzählt…
- …und wirkt anhaltend mehr wie ein XXL-Tutorial
- Kleinere Unzulänglichkeiten bei der Bebauung bleiben
- Keine neuen Spezies
- Stellenweise viel Wiederverwertung aus den Vorgängern
- Konsolenfassungen allesamt mit maximal 30 Bildern pro Sekunde
- Auffällige Pop-Ins
- Anhaltend hässliches Klonpublikum- und Personal
- Größere Parks können sich spürbar auf die Performance auswirken
- Lange Ladezeiten beim Parkwechsel



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