Hi-Fi Rush

Mit Hi-Fi Rush erschien Anfang 2023 aus dem Nichts heraus eines der besten Spiele des Jahres. Die humorvoll inszenierte Mischung aus revolutionärem Rhythmus-Gameplay und klassischen Plattformeinlagen war über ein Jahr exklusiv auf PC und XBOX Series X|S zuhause, jetzt dürfen auch Besitzer einer PlayStation 5 zusammen mit Chai und seinen Freunden die Welt retten. Für uns die perfekte Gelegenheit, dem Spiel seinen verdienten Nachtest zu spendieren. 

Entwickler: Tango Gameworks

Publisher: Bethesda

Plattform: PS5 | PC | XBS

Veröffentlichungsdatum: 19. März 2024

Preis: ab 29,99€*

Altersfreigabe: ab 12 Jahren

Metacritic | OpenCriticIMDB


Mikrotransaktionen
Ungeschnitten


Arm dran, weil Arm ab

Chai hat ein Problem: Seit sein rechter Arm nicht mehr zu gebrauchen ist, steht es um seinen Karriereplan, irgendwann einmal ein erfolgreicher Rockstar zu werden, erwartungsgemäß ziemlich schlecht. Abhilfe verspricht der Technologiekonzern Vandelay, der gerade auf der Suche nach Freiwilligen für das Projekt Armstrong ist, einem Programm zur Erprobung kybernetischer Gliedmaßen. Bei dem Prozess geht jedoch nicht alles glatt: Durch ein Versehen von Konzernchef Kale wird bei der Operation der MP3-Spieler des Fünfundzwanzigjährigen unbemerkt von der zuständigen Maschine in dessen Brust implementiert. Als wäre das nicht schon schlimm genug, stellt sich wenig später heraus, dass er mit seinem neuem Arm nicht etwa Gitarre spielen, sondern der Firma zukünftig als Müllsammler dienen soll. 

Coole Crew: Chai und seine Verbündeten stellen sich den Machenschaften von Vandelay entschlossen in den Weg. | PlayStation 5

Klar, dass der Möchtegernrocker darauf nicht sonderlich viel Lust hat und kurzerhand aus der Fabrik türmt. Verfolgt von den Konzernrobotern, welche das „fehlerhafte Produkt“ schnellstmöglich aus dem Verkehr ziehen wollen, entdeckt Chai plötzlich einen seltsamen Nebeneffekt der unfreiwilligen Verschmelzung: Seine Sinne können nicht nur sämtliche Geräusche in der Umgebung wahrnehmen, sondern sich diese im Kampf sogar nutzbar machen. Die passende Waffe generiert der magnetische Arm aus herumliegendem Schrott praktischerweise gleich mit dazu. Auf seiner Flucht begegnet Chai der Roboterkatze 808, die ihn mit der exzentrischen Peppermint in Kontakt bringt. Im Austausch für einen Fluchtweg verspricht Chai, Peppermint bei einer ganz besonderen Mission zu helfen, nämlich Vandelay und dessen finsteren Machenschaften endgültig Einhalt zu gebieten… 

Die Welt von Hi-Fi Rush lebt von knalligen Farben. Dahinter verbergen sich aber auch düstere Untertöne. | PlayStation 5

Was folgt, ist ein circa elf bis vierzehn Stunden langer Trip durch das Reich der Rhythmen, gepflastert mit schrägen (aber stets liebenswerten) Charakteren, einer gleichermaßen klasse geschriebenen wie visuell inszenierten Story und natürlich jeder Menge Rockmusik. Die futuristisch anmutende Welt mit all ihren alles dominierenden Multikonzernen zeichnet nicht ganz zufällig ein düsteres Bild dessen, was in der Gegenwart bereits spürbar ist. Diese ernsten Untertöne sind trotz der humorvollen Gesamtinszenierung allgegenwärtig und regen zum Nachdenken an. Die deutschen Sprecher haben bereits auf PC und XBOX auf ganzer Linie überzeugen können und tun das auch auf PlayStation 5. Wahlweise stehen natürlich auch hier weitere Sprachen zur Verfügung, zwischen denen ihr jederzeit bequem wechseln könnt. Mein Tipp: Probiert das Spiel mal im japanischen Original aus und schaltet notfalls passende Untertitel dazu. Es lohnt sich! 

Ein extravaganter Beatdown

Hinter der kunterbunten Fassade sowie dem knalligen Comiclook verbirgt sich ein durchaus herausforderndes Spiel, welches nach dem klassischen Prinzip „Leicht zu lernen, aber schwer zu meistern“ funktioniert und euch bereits auf einfacheren Schwierigkeitsgraden ordentlich ins Schwitzen bringen kann, wenn ihr dessen Mechaniken nicht vernünftig adaptiert. Sämtliche Angriffe im Takt der Umgebung zu timen, klingt nämlich sehr viel leichter, als es eigentlich ist, denn selbst mit aktivierter Anzeigehilfe muss man sich erstmal daran gewöhnen, dass stumpfes Tastenhämmern hier nicht zum Erfolg führt. Hat man den Dreh erstmal raus, fällt es einem extrem schwer, im Anschluss daran in irgendein anderes Spiel zurückzukehren, wo man es eher mit konventionellem Gameplay zu tun bekommt. Das gesamte, auf Rhythmus aufbauende Prinzip ist unfassbar motivierend, fühlt sich wunderbar frisch an und ist bei aller Liebe zum Taktgefühl trotzdem nie auch nur ansatzweise träge oder gar repetitiv – trotz der Tatsache, dass die Tracklist ziemlich überschaubar geraten ist.

Je besser wir Chai im Einklang mit der Musik halten, desto mächtiger sind seine Attacken. Das System benötigt etwas Übung, dahinter offenbart sich allerdings eine immense Sogwirkung. | PlayStation 5

Überall in der Welt verbergen sich Ressourcen, versteckte Herausforderungen und mehr, mit denen wir Chai neue Fähigkeiten oder anderweitige Verbesserungen spendieren können. Es empfiehlt sich, in den weitläufigen Arealen nach verdächtigen Orten Ausschau zu halten, um möglichst gut gerüstet in die nächsten Kämpfe zu ziehen. Falls ihr doch mal den Löffel abgebt, hält sich der Frustfaktor dank fair gesetzter Checkpoints in Grenzen. Gerade innerhalb der Bosskämpfe ist ein wenig taktisches Geschick notwendig. Von Tango Gameworks, den Machern hinter Spielen wie The Evil Within mit seinem fast schon perversen AKUMU-Modus, muss man das wohl erwarten. In die Kategorie eines Soulslike muss man Hi-Fi Rush allerdings nicht einordnen. Und wer sich im Anschluss an die höchste Schwierigkeitsstufe nach weiteren Herausforderungen sehnt, bekommt mit dem auf PC und XBOX erst später nachgereichten und hier von Anfang an enthaltenen Arcade-Modus nicht nur angemessen kniffligen Nachschub, sondern kann sich dabei auch noch ein paar schicke Cosmetics für Chai und seine Crew verdienen. 

Geschicklichkeitspassagen wie diese Lavagruben fordern Spielern auch abseits der Musik Präzision ab. | PlayStation 5

Auch in Hinblick auf die technische Seite ändert sich auf der PlayStation 5 nichts. Auflösung und Performance sind identisch zur XBOX Series X: Natives 4K bei durchgehend butterweichen 60 Bildern pro Sekunde sorgen dafür, dass man ausnahmsweise wie sonst so oft keinerlei Kompromisse zwischen Qualität und Leistung eingehen muss. Hier zeigt sich eindrucksvoll, was die Unreal Engine 4 noch zu leisten imstande ist, wenn man sie denn anständig optimiert. Ladezeiten sind praktisch nicht vorhanden und dauern wenn überhaupt nur ein paar Sekunden. Im direkten Vergleich ist das Spiel sogar hauchfein schneller einsatzbereit als auf der ursprünglichen Mutterkonsole. Die klasse ausgenutzten Features des DualSense sorgen dafür, dass man den Beat noch intensiver spüren kann. Für gerade einmal knapp dreißig Euro kann man bei diesem fantastisch geschnürten Paket garantiert nichts falsch machen. 

„Seit Guitar Hero und Co. hatte ich nicht mehr so viel Spaß damit, mich Rhythmen als eigentlichem Hauptdarsteller auseinanderzusetzen. Was das Team von Tango Gameworks hier geschaffen hat, geht aber über die korrekte Taktung von Tönen weit hinaus. Verpackt in eine wunderbar geschriebene Story samt liebenswerter Charaktere und einer wunderbaren Inszenierung ist Hi-Fi Rush auch auf der PlayStation 5 ein absoluter Hit. Der faire Preis und die exzellent für die Features des DualSense optimierte Steuerung trösten mehr als angemessen über die Tatsache hinweg, dass Sony-Jünger über ein Jahr auf die Veröffentlichung warten mussten. Wer das Spiel bisher nicht auf PC und XBOX Series X|S gerockt hat, kann das jetzt bedenkenlos nachholen.“

  • Technisch saubere Portierung eines in nahezu jeder Hinsicht großartig inszenierten Rhythmus-Abenteuers
  • Sämtliche später nachgereichten Inhalte von PC und XBOX sind enthalten
  • Fairer Preis
  • Hervorragende Nutzung der DualSense-Features
  • Überschaubare Interpretenliste
  • Kämpfe wirken bisweilen arg forciert ins Geschehen eingebunden

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von Bethesda zur Verfügung gestellt worden.

*Unsere Links werden nicht mit einer Monetarisierung versehen

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