Final Fantasy Tactics: The Ivalice Chronicles

Wer braucht schon Westeros?

Zwischen den zahllosen Ablegern von Final Fantasy ist Fans rundenbasierter Action vor allem Final Fantasy Tactics in guter Erinnerung geblieben. 1997 erstmal auf PlayStation veröffentlicht und später in leicht erweiterter Form auf die PSP portiert, erfreut sich das durch seine für damalige Verhältnisse überraschend kompromisslos gestrickte Geschichte bis heute großer Beliebtheit – und schlägt nun endlich als Remaster für alle aktuellen Plattformen erneut bei uns auf. 

 
 
 
Entwickler: Square Enix 
 

Publisher: Square Enix

Plattform: PC | PS4 | PS5 | XB1 | XBS | NS | NS2

Veröffentlichungsdatum: 30. September 2025

Preis: ab 59,99€*

Altersfreigabe: ab 12 Jahren

Metacritic | OpenCritic | IMDB


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Ungeschnitten


Wer braucht schon Westeros?

Kenner schätzen die erzählte Geschichte als eine der besten der gesamten Reihe, gegen die sogar mancher Vertreter der Hauptlinie wie ein dünner Groschenroman wirkt. Nach einem fünfzig Jahre andauernden Krieg steht das Königreich erneut an der Schwelle eines großen Krieges, denn nach dem Ableben des Königs ist ein erbitterter Kampf um die Thronfolge entbrannt. Die Prinzen Goltana und Larg beanspruchen den Herrscherposten beide für sich und schon bald bilden sich Fraktionen, die einander erbittert bekämpfen. 

Machtkämpfe, Kriege, Dramatik: Die Geschichte des Spiels zählt auch viele Jahre nach Erstveröffentlichung immer noch zum Besten, was die Reihe zu bieten hat. | PlayStation 5 Pro

In diesen schweren Zeiten werden die ungleichen Freunde Ramza und Delita – die jeweils verfeindeten Kasten entstammen – an der angesehenen Akademie zu Kriegern herangebildet. Doch die zunehmenden Banditenüberfälle zwingen die Verantwortlichen dazu, den Nachwuchs früher als gedacht auf erste Missionen zu schicken. Nach einem traumatischen Ereignis zerreißt das Band der Freundschaft, beide schlagen gänzlich unterschiedliche Wege ein und stehen sich schon bald als Feinde gegenüber…

Final Fantasy: The Ivalice Chronicles kommt mit kleinen inhaltlichen Anpassungen daher. Diese wurden jedoch nicht aus ideologischen Gründen implementiert, sondern heben den bestehenden Kontext lediglich etwas besser hervor. Von Zensur oder dergleichen kann daher keine Rede sein. Kleiner Wermutstropfen: Das Spiel basiert auf der Erstveröffentlichung von 1997, nicht auf der zehn Jahre später nachgereichten und erweiterten Portierung für PlayStation Portable. Deren Inhalte fehlen hier alternativlos.

Und das ist im Grunde nur die Spitze des Eisberges einer hochgradig politischen und komplexen Geschichte, die euch für unter Garantie (erneut) für mehrere dutzende Stunden in ihren Bann ziehen wird. Denn selbst nach heutigen Maßstäben spielen Handlung und Charaktere in der obersten Liga mit. Getragen von zahlreichen Wendungen, hervorragend geschriebenen Dialogen und nicht zuletzt einigen der sympathischsten Figuren des Final-Fantasy-Universums, kann es das Abenteuer locker mit modernen Größen wie Game of Thrones aufnehmen und zeigt sich seiner damaligen Zeit weit voraus. 

Schwitzen wie früher

Gleiches gilt für das hochanspruchsvolle Gameplay, denn der Beiname Tactics kommt schließlich nicht von ungefähr. Anders als in den meisten anderen Titeln innerhalb der Reihe wird hier nämlich rundenbasiert gekämpft. Das bedeutet, jedem Charakter steht pro Zug nur eine begrenzte Zahl von Aktionen zur Verfügung. Wer irgendwann mal eine Runde Baldur’s Gate III und Co. gespielt hat, kann sich in etwa vorstellen, wie das Spiel aufgebaut ist. Auch hier zeigt sich das Spiel als Vordenker seines Genres und vereint unter seiner Haube zahllose Features und Mechaniken, die heute immer noch regelmäßig in ähnlich gestrickten Titeln zum Einsatz gelangen. 

Die Freundschaft zwischen Ramza und Delita wird im Verlauf des Krieges auf eine harte Probe gestellt. Friedliche Momente wie diese werden schon bald der Vergangenheit angehören. | PlayStation 5 Pro

Dazu zählt auch ein relativ fordernder Schwierigkeitsgrad. Zwar hat man für das Remaster nun die Wahl zwischen drei verschiedenen Herausforderungsstufen, doch selbst die leichteste Variante fordert einem strategisches Denken und eine kluge Vorausplanung ab. Rudimentäre Tutorials führen auch Anfänger problemlos durch die ersten Kämpfe, aber schon kurz darauf zieht die Lernkurve merklich an und jeder Zug will gut überlegt werden. Kenner des Originals freuen sich dabei über eine Schnelllauffunktion sowie die Möglichkeit, in der laufenden Partie speichern zu können. Geht also doch mal etwas schief, könnt ihr den letzten Spielstand schnell laden und eine andere Taktik ausprobieren, ohne die komplette Partie erneut beginnen zu müssen – die übrigens durchaus auch mal eine halbe Stunde dauern können, sich dabei aber zu keinem Zeitpunkt langweilig anfühlen. 

Auf den ersten Blick wirken die Menüs etwas überladen, doch schon nach ein-zwei Partien hat man sich problemlos in die Bedienung eingefunden und freut sich über die nützlichen Infos. | PlayStation 5 Pro

Ein weiterer Schlüssel zum Erfolg liegt im umfangreichen Jobsystem. Während eure Startaufstellung mit Ausnahme einiger temporärer und eigenständig agierender Gäste überwiegend aus Knappen besteht, können die sich mit zunehmender Erfahrung zu Rittern, Zauberern aller Art und mehr weiterentwickeln. Später lassen sich sogar mehrere Fähigkeiten unabhängig von der gewählten Klasse miteinander kombinieren. Versteckte Schätze und gut sortierte Händler in größeren Städten versorgen euch gegen Gil mit dem nötigen Equipment. In den hiesigen Tavernen könnt ihr außerdem die neuesten Gerüchte aufschnappen und euer Wissen über die Welt und das aktuelle Geschehen auf den neuesten Stand bringen. 

Auf Basis der Starterklasse könnt ihr all eure Charaktere in völlig beliebige Richtungen entwickeln, was neben hoher spielerischer Freiheit auch taktisch zahllose Möglichkeiten eröffnet. | PlayStation 5 Pro

Zu Beginn einer jeden Partie müsst ihr euch selbst um die Aufstellung kümmern, wobei es vorteilhaft ist, Fernkämpfer an höheren Orten zu platzieren. Unterstützungseinheiten sollten sich dagegen besser im Hintergrund halten. Es lohnt sich, je nach Gegnertyp mit verschiedenen Aufstellungen und Klassen zu experimentieren. Einen festgeschriebenen Weg zum Sieg gibt es zwar nicht, sehr wohl aber eine Vielzahl von Möglichkeiten mit höherer Erfolgsgarantie als andere. Genau darin liegt der ungebrochene Reiz des Spiels, welcher auch über ein Vierteljahrhundert nach Erstveröffentlichung nicht von seiner Tiefe und Sogwirkung verloren hat. 

Ein gut konservierter Klassiker

Rein optisch bleibt der Titel seinen Wurzeln treu, was sich auch im Angesicht hochauflösender und umfangreich überarbeiteter Texturen sowie Effekte nicht ignorieren lässt. Wer hochmoderne Visuals auf dem Level eines Remakes erwartet, wird sich hier schnell enttäuscht abwenden und ist mit Titeln wie Triangle Strategy wahrscheinlich besser bedient. Und dennoch offeriert das Spiel einen ganz eigenen Charme, hinter dessen fast kindlich anmutenden Pixelgrafiken auf erzählerischer wie spielerischer Ebene unfassbar viel Tiefgang wartet. Ein Vorteil: Egal, auf welcher Plattform ihr spielt, egal wie stark eure Hardware ist, Final Fantasy Tactics: The Ivalice Chronicles läuft von der Nintendo Switch über Mittelklasserechner bis zur PlayStation 5 Pro durchgehend butterweich und kommt nahezu komplett ohne Ladezeiten aus.

Das liebevoll aufbereitete Intro kann sich heute immer noch sehen lassen und stimmt Spieler bestens auf die vielen, kommenden Stunden ein. | PlayStation 5 Pro

Überdies wurde für das Remaster erstmals eine vollständige Vertonung auf Englisch und Japanisch angefertigt, dazu gibt’s sauber lokalisierte deutsche Untertitel und auch die Videosequenzen wurden liebevoll aufbereitet. Falls ihr es lieber klassisch mögt, könnt ihr die komplett ursprüngliche Erfahrung von 1997 als separaten Titel im Menü aufrufen – dann müsst ihr auf die vielen guten Komfortverbesserungen aber ebenso verzichten wir auf das Freischalten eventuell verfügbarer Erfolge oder Trophäen. Wenn man bedenkt, was man heute für ein Exemplar des Originals hinblättern muss und wie schwer es ist, die dazugehörige Hardware an aktuellen Fernsehern zum Laufen zu bringen, ist das in meinen Augen trotzdem weit mehr als nur eine nette Dreingabe. 

Während der Schwarzmagier einen Gegner mit geballter Feuerpower von der Karte fegt, verteidigen Ritter und Weißmagier die zweite Front gegen die nächste Feindeslinie. | PlayStation 5 Pro

Die Bedienung geht mit Gamepad damals wie heute wunderbar von der Hand, die entschlackten und neu strukturierten Menüs helfen trotz Informationsüberfluss, dass man nicht verloren geht. Auch mit Maus und Tastatur spielt sich das Spiel problemlos. Einen neu arrangierten Soundtrack gibt’s nicht, was aber gar nicht stört, da die ursprünglichen Kompositionen immer noch ganz fantastisch klingen. Knapp sechzig Euro müsst ihr momentan für das Spiel auf den Tisch legen, was gemessen an Umfang und Aufwand nicht zu viel verlangt ist, denn dafür werdet ihr weit länger und besser beschäftigt, als es so manch aktueller AAA-Titel vermag. 

„Wie zeitlos und wie weit voraus Final Fantasy Tactics seiner Zeit gewesen ist, zeigt sich vor allem daran, dass das zumindest visuell eher minimalistisch verbesserte Remaster immer noch eine erschreckende Sogwirkung entfaltet. Dabei ist es ganz egal, ob man das Original damals schon auf der PlayStation gespielt hat, oder erst jetzt zum ersten Mal einen Fuß nach Ivalice setzt. Geschichte und Charaktere sind über jeden Zweifel erhaben, auch wenn die Erweiterungen der Neuauflage auf PSP schmerzlich vermisst werden. Dafür haben die Macher die Komfortschrauben an den richtigen Stellen gesetzt. Und das unveränderte Original gibt es als kostenlose Dreingabe sogar noch dazu. Anspruchsvolle Taktiker, die noch auf der Suche nach einer langfristigen Beschäftigung für die kalten Tage sind, können hier bedenkenlos zugreifen.“

  • Zeitlos fantastisch erzählte Story…
  • …mit vielen erinnerungswürdigen Charakteren
  • Hoher Gesamtumfang mit über vierzig Stunden Spielzeit
  • Motivierendes Gameplay…
  • …welches auch über ein Vierteljahrhundert später nichts von seiner Faszination verloren hat
  • Enorme taktische Freiheit…
  • …auch dank des umfangreichen Jobsystems
  • Zahlreiche Komfortverbesserungen
  • Drei gut ausbalancierte Schwierigkeitsgrade…
  • …allesamt fordernd, aber immer auch fair
  • Gute englische und japanische Sprecher
  • Sauber lokalisierte deutsche Texte
  • Unverändertes Original als kostenlose Dreingabe
  • Ursprüngliches Alter des Spiels trotz visueller Verbesserungen jederzeit klar ersichtlich
  • Erweiterungen der PSP-Portierung fehlen
  • Steile Lernkurve
  • Tutorials könnten etwas dynamischer und umfangreicher sein

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von Square Enix zur Verfügung gestellt worden.

*Unsere Links werden nicht mit einer Monetarisierung versehen.

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