Vor knapp einem Jahr veröffentlichte Square Enix das Remake zu Dragon Quest III. Mit einigem Erfolg offenbar, denn nun stehen auch die ersten beiden Teile der im Westen lange eher unbeachteten Reihe in komplett überarbeiteter Form in den Startlöchern. Ob und für wen sich das Bundle lohnt, klären wir in unserem Test.


Publisher: Square Enix
Plattform: PC | PS5 | XBS | NS | NS2
Veröffentlichungsdatum: 30. Oktober 2025
Preis: 69,99€*
Altersfreigabe: ab 12 Jahren
Metacritic | OpenCritic | IMDB


Drei, Eins, Zwei
Wer von euch über ein grundlegendes Zahlenverständnis verfügt (wovon ich ganz stark ausgehe, denn die Leser von M-Reviews sind im Allgemeinen extrem klug!), wird sich jetzt folgende Frage stellen: „Warum haben Square Enix zuerst ein Remake vom dritten Teil veröffentlicht?“ Die Antwort darauf ist ganz einfach, denn Dragon Quest III erzählt die alles umfassende Vorgeschichte, welche weit vor den Ereignissen des ersten Teils spielt. Zwar werdet ihr auch ohne dieses Vorwissen mühelos in Dragon Quest I & II HD-2D Remake einsteigen können, verpasst dann aber zahlreiche Zusammenhänge und Hintergründe.

Dragon Quest I und II entstammen dabei übrigens noch dem Nintendo Entertainment System, oder Famicom, wie das Ding in Japan hieß. Ursprünglich von Chunsoft programmiert und in den Jahren 1986 und 1987 veröffentlicht, fanden die Titel erst Jahre später ihren Weg über den großen Teich nach Westen und blieben dort vorerst exklusiv einem amerikanischen und kanadischen Publikum vorbehalten. In Europa musste man tatsächlich noch mehrere Jahrzehnte warten, denn hierzulande wurden die beiden Titel erst 2014 auf der Nintendo Switch offiziell erstveröffentlicht. Mir völlig unverständlich, denn alleine das vom legendären und viel zu früh verstorbenen Akira Toriyama verantwortete Design macht einen Blick mehr als lohnenswert.

Und obwohl die Reihe vor allem im Westen viel zu lange eher im Schatten von Final Fantasy stand, hat sie doch in vielerlei Hinsicht einen nicht weniger bedeutenden Beitrag zum Aufstieg eines ganzen Genres beigetragen. So viel zur Vorgeschichte, und jetzt rein in die Rüstung und bloß nicht das Schwert vergessen, denn wir tauchen tiefer ein ins Geschehen!
Mäßige Mitte…
Die Story von Dragon Quest I ist eher überschaubar: Als Nachkomme des legendären Helden Erdrick – dem Protagonisten des dritten Teils – ziehen wir los, um die Welt Alefgard von dem bösen Drachenfürsten zu befreien. Der Erzschurke ist weder verwandt noch verschwägert mit einem gewissen Ex-YouTuber, ist aber eine mindestens ebenso abscheuliche Persönlichkeit. Und weil das Genre damals durchaus noch in seinen Kinderschuhen gesteckt hat, fehlen dem Erstling, der eigentlich das Mittelstück der sogenannten Erdrick-Trilogie bildet, noch einige mittlerweile längst gängige Features. Eine Party gibt’s hier nämlich noch nicht, stattdessen ziehen wir alleine los, klappern nach und nach sämtliche Orte auf der relativ überschaubaren Karte auf der Suche nach der bestmöglichen Ausrüstung ab und leveln unseren Charakter für den finalen Showdown.

Einigen interessanten Charakteren begegnen wir dabei natürlich trotzdem, allzu viel Spielzeit entfällt auf den Titel dennoch nicht. Große inhaltliche Erweiterungen, wie man sie eher im zweiten Teil findet, haben sich die Verantwortlichen hier gespart, die Additionen fallen eher überschaubar aus. Hinzu kommt, dass sich das ebenso klassisch gehaltene Gameplay abseits der leichtesten Schwierigkeitsstufe – auf der wir grundsätzlich nicht sterben können – selbst für Veteranen als überraschend herausfordernd entpuppt. In Ermangelung jedweder Verbündeter kennen die zahlreichen Monster nämlich nur ein Ziel: Nämlich uns. Und das kann schnell nervig werden, wenn man es mit mehreren Gegnern gleichzeitig zu tun bekommt, von denen manche mitunter mehrmals hintereinander angreifen dürfen.

Um das Ganze ein bisschen fairer zu machen, finden sich überall im Spiel Schriftrollen mit Zaubersprüchen, die wir dauerhaft erlernen können. Darunter übrigens viele nützliche Casts, die es eigentlich erst in späteren Fortsetzungen gegeben hat. Dennoch bleibt das Geschehen fordernd, zumindest bis man ein Gefühl für die Schwachpunkte der finsteren Schergen entwickelt hat. Aber selbst dann gibt’s anhaltend viel Raum für ein Versagen. Dankbarerweise wird jetzt regelmäßig automatisch vor jedem Kampf gespeichert, man muss also nicht mehr wie im Original zu einem bestimmten Ort im Spiel reisen, um den Fortschritt manuell zu sichern. Dennoch bleibt Dragon Quest I ein in Sachen Umfang und spielerischer Freiheit eher enttäuschender Beitrag zur Reihe, dem man sein ursprüngliches Alter zwar nicht ansieht, spielerisch und inhaltlich dafür allzu regelmäßig an dieses erinnert wird.
…und bärenstarkes Sequel
Der Nachfolger fühlt sich da schon sehr viel runder an. Circa hundert Jahre nach den Ereignissen des Vorgängers angesiedelt, legt sich erneut ein düsterer Schatten auf Alefgard. Dieses Mal durch den dunklen Priester Hargon, der die Welt durch die Wiederbelebung einer zerstörungslustigen Gottheit dem sicheren Untergang zuführen will. Um das zu verhindern, schlüpfen wir erneut in die Rolle eines Nachkommen in der offenbar recht langen Blutlinie von Erdrick und ziehen an der Seite loyaler Gefährten in den Kampf. Und bereits hier kommt die erste zentrale Änderung ins Spiel, denn die ursprüngliche Gruppe – bestehend aus dem Helden, der Prinzessin von Moonbrook und dem Prinzen von Cannock – wird mit der Schwester von letzterem um ein viertes Mitglied ergänzt.

Im dazugehörigen Original eher ein optionaler Charakter, ist die schlagkräftige Prinzessin nun fest in die umfangreich erweiterte Handlung eingebunden und bereichert nicht nur die Kämpfe, sondern auch sämtliche Dialoge. Auch hier trifft man zwangsläufig auf komplett neue Figuren, neue Gegner und Dungeons. Dragon Quest II fühlt sich bereits im Ursprung sehr viel näher an modernen Titeln an als dessen Vorgänger, was in einer deutlich angenehmeren und zugänglicheren Spielerfahrung resultiert, ebenso natürlich auch einem sehr viel größeren Gesamtumfang, der euch inklusive zahlreicher neuer Inhalte locker fünfundzwanzig bis dreißig Stunden bestens beschäftigen wird. Die Komfortoptionen des überarbeiteten Erstlings inklusive besonders leichter Schwierigkeit gibt’s hier natürlich ebenfalls.

Wirklich schimpfen muss ich hier allenfalls über ein Feature, über das ich mich seit Jahren in so ziemlich jedem Ableger der Reihe leidenschaftlich aufrege, nämlich der anhaltend viel zu umständlichen Inventarverwaltung. Zwar kann die Party auf einen gemeinsamen Rucksack zurückgreifen, gleichzeitig verfügt aber jedes Mitglied zusätzlich über ein separates Inventar. Wer nicht ständig aufpasst, was er wo verstaut, dürfte meinen Frust alsbald nachvollziehen können. Erst Recht, wenn er teure Ausrüstung in der Konsequenz versehentlich mehrfach kauft. Aber da die Leser von M-Reviews.de wie eingangs erwähnt überaus klug sind, kommt ihr damit sicher besser zurecht als ich.
Das Beste aus beiden Welten
Technisch gibt’s an der Collection absolut nichts zu bemängeln. Hier kommt jeweils derselbe HD-2D-Look zum Einsatz, der bereits den dritten Teil gleichermaßen klassisch wie modern hat aussehen lassen. Mir persönlich gefällt die Mischung anhaltend gut, die insgesamt sogar ein Octopath Traveller übertrifft, welches ebenfalls unter dem Dach von Square Enix erscheint und übrigens Anfang Dezember mit einem neuen Teil in den Startlöchern stehen wird. Die Beleuchtung sieht anhaltend klasse aus, auch die Effekte können sich sehen lassen, lediglich den dynamischen Tag-und-Nachtzyklus vermisst man hier seltsamerweise.

Unter dem Strich bekommt man hier trotzdem eine visuell runde Erfahrung geboten, die selbst auf der Nintendo Switch immer noch sehr gut aussieht und problemlos läuft – selbst, wenn alle anderen Plattformen in Punkto Auflösung dramatisch überlegen sind. Um ruckelige Bildraten und andere Probleme müsst ihr euch grundsätzlich keine Sorgen machen, was in diesen Zeiten echt viel wert ist – und das, obwohl hier unter der Oberfläche tatsächlich die berühmt-berüchtigte Unreal Engine 5 werkelt! Auch präsentieren sich beide Titel angenehm fehlerfrei, lediglich die Menüs könnten etwas frischer aussehen.

Gesprochen wird leider nicht durchgehend, sondern nur in besonderen Sequenzen, dann machen aber sowohl die englischen als auch die japanischen Sprecher einen guten Job. Sauber lokalisierte deutsche Untertitel sind natürlich mit an Bord und der fantastische Orchester-Soundtrack sorgt auch außerhalb des Spiels für fast magische Momente. Gesteuert wird am besten mit Gamepad, notfalls geht’s aber auch mit Maus und Tastatur einigermaßen gut, wobei ihr dann natürlich auf den Komfort verzichten müsst, alle wichtigen Eingabemöglichkeiten immer nahe beisammen zu haben.

„Es freut mich sehr, dass Dragon Quest in den letzten Jahren allmählich jenen späten Ruhm im Westen erfahren hat, welcher der Reihe vor allem im europäischen Raum viel zu lange vorenthalten wurde. Während die Entwickler gerade fleißig letzte Hand ans Remake des siebten Teils legen, können wir hier dank Dragon Quest I & II HD-2K Remake endlich den Rest der Erdrick-Trilogie erleben – und zwar in bildhübscher Optik und mit vielen sinnvollen Erweiterungen. Inventarverwaltung und Menüführung gehören dazu zwar leider nicht und der erste Teil kann seine uralten Wurzeln nie so ganz abschütteln, das fantastisch aufbereitete und verbesserte Sequel macht dieses Manko jedoch locker wett. Entsprechend hoch werten wir am Ende. Aber sagt mal, liebe Leute bei Square Enix, wie wäre es denn mal mit einer Neuauflage von Chrono Trigger in gleichem Gewand?“


- Zwei Wegbereiter des Genres in einer Sammlung
- Wunderschöne Grafik, die klassische und moderne Optik stimmig miteinander kombiniert
- Zahllose sinnvolle Verbesserungen und Erweiterungen, vor allem innerhalb von Dragon Quest II
- Guter Gesamtumfang
- Wunderschön aufbereitete Soundtracks
- Sauber lokalisierte Texte
- Überwiegend zugängliche Bedienung

- Dragon Quest I bleibt in Sachen Umfang und Spielprinzip enttäuschend
- Serientypisch anhaltend nervige Inventarverwaltung
- Teils unübersichtliche Menüs

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns auf eigene Kosten gestellt worden.
*Unsere Links werden nicht mit einer Monetarisierung versehen.
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