Commandos 2 & 3 HD Remaster

Neulich habe ich mich in einem Gespräch über die alten Zeiten wiedergefunden, ganz speziell ging es darin um die Spiele von früher. Irgendwie war damals alles noch viel schwerer, hieß es. Das war lange vor Dark Souls und Co., wo man bereits in leichten Modi eine ordentliche Herausforderung aufgetischt bekam. Commandos ist dafür ein wunderbares Beispiel. Die ursprünglich bei den spanischen Pyro Studio entwickelte RTS-Trilogie erwies sich ab Ende der Neunziger Jahre als bockschwere Erfahrung mit klassischem Try-and-Error-Prinzip für eingefleischte Strategen. Die Teile 2 und 3 werden seit 2020 als Remaster für sämtliche aktuellen Plattformen vertrieben und sind vor wenigen Tagen auch als physische Box erschienen. Zeit, sich die beiden Spiele mal etwas genauer anzusehen. 

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Zurück an der Front

Am altbekannten Konzept der Reihe hat sich mit den Remastern nichts geändert: In insgesamt über zwanzig Missionen müssen wir es mit einem kleinen Trupp erfahrener Spezialisten in abwechslungsreich gestalteten Missionen von Europa bis Südostasien gegen eine Übermacht Nazi-Soldaten aufnehmen und dabei unter anderem feindliches Equipment sabotieren, Nachschub abzuschneiden sowie gelegentlich auch das ein oder andere Attentat zu verüben. Dabei verfügt jeder Charakter einzigartige Fähigkeiten, die sich erst im klugen und überlegten Zusammenspiel mit dem Rest der Teams richtig entfalten. Im zweiten Teil werden Fahrer, Scharfschütze und Co. von der verführerischen Natascha und Hund Whiskey ersetzt, die man für den Nachfolger leider wieder auf Fronturlaub geschickt hat. 

Mit nackter Gewalt habt ihr gegen die Deutschen keine Chance, denn bereits wenige Treffer genügen und eure Commandos segnen das Zeitliche. Es ist von zentraler Bedeutung, die Spielumgebung genau zu beobachten, sich Marschrouten und Sichtpegel feindlicher Soldaten einzuprägen, ehe man im richtigen Augenblick mit List und Tücke zuschlägt. Der Spion kann zu diesem Zweck beispielsweise feindliche Kleidung anziehen und unerkannt Kontrollpunkte passieren – mit einer der seltenen Offiziersuniformen sind auch Sperrbereiche kein Problem mehr. Und der Pionier führt immer genügend Dynamit mit sich, um notfalls ganz Schiffe versenken zu können, während der Taucher mit Harpune und Schlauchboot perfekt für den Wasserkampf ausgerüstet ist. 

Der besondere Clou dabei ist, dass wir mithilfe mehrerer gleichzeitig aktiver Fenster mehrere Aktionen gleichzeitig koordinieren können. Was am PC dank umfangreicher Eingabemöglichkeiten via Maus und Tastatur noch RELATIV gut von der Hand geht, entpuppt sich aber spätestens auf Konsolen als kleiner Teil einer einzigen großen Steuerungskatastrophe. Das komplett überladene Layout der Gamepads sorgt in Kombination mit den chronischen Präzisionsschwierigkeiten beim Erteilen von Befehlen nicht selten dafür, dass das gewünschte Kommando nicht so wie gewünscht umgesetzt wird und dadurch ein Alarm ausgelöst wird. Damit kann man die Mission im Regelfall bereits als gescheitert betrachten. Zwar haben die Macher auch auf den Konsolen ein Feature für freies Laden und Speichern implementiert, für die miserable Bedienung ist das aber natürlich kein adäquater Ersatz. 

Schade, denn wenn die Bedienung so funktioniert, wie sie funktionieren soll – wie es immerhin in den PC-Versionen überwiegend der Fall ist -, machen die umfangreichen Einsätze immer noch unfassbar viel Spaß. Besonders der zweite Teil ist ein wahres Fest für anspruchsvolle Taktiker und punktet mit bis in die letzte Ecke durchdachten, großräumigen Arealen. Weil es innerhalb davon mehrere Möglichkeiten gibt, die kniffligen Ziele zu erfüllen, ist der Wiederspielwert zudem sehr hoch. Qualitäten, hinter denen Commandos 3 eher zurückfällt. Der höhere Fokus auf Action und dessen gleichzeitig ziemlich mittelmäßige Umsetzung ziehen das ursprüngliche Konzept arg in Mitleidenschaft. Wer mit dem Bundle seine Freude am Genre entdeckt hat, sollte übrigens unbedingt einen Blick auf das fantastische Desperados III werfen.

Technisch sind die Remaster eine gemischte Tüte. Die deutlich höher aufgelösten Charaktermodelle offenbaren Details, die man so seinerzeit gar nicht wahrgenommen hat. Dagegen wirken die statischen Umgebungen ziemlich deplatziert, weder Blattwerk noch sonst irgendwas ist zu irgendeinem Zeitpunkt in Bewegung und erzeugt dadurch ein Gefühl lebendiger Kulissen. Dementsprechend kann man beiden Titeln ihr Alter auch trotz Verbesserungen zu jedem Zeitpunkt voll ansehen. Die Fassungen für PlayStation 4 und XBOX One sind jeweils voll aufwärtskompatibel zu ihren Nachfolgern, lösen aber maximal in 1080p auf, was angesichts der chronischen Abwesenheit von Kantenglättung nicht allzu schön aussieht. Die Nintendo Switch muss noch mehr Abstriche hinnehmen und sieht den jahrzehntealten Originalen dadurch etwas zu ähnlich. Ganz davon abgesehen, dass die Spiele dort abseits vom Dock aufgrund des kleinen Displays und der damit einhergehenden Unübersichtlichkeit nahezu unspielbar sind.

Die PC-Version bietet nicht nur natives 4K, sondern auch brauchbare Kantenglättung, weshalb die beiden Spiele dort mit Abstand am besten aussehen. Der zweite Teil bleibt leider selbst mit dem Bundle in Sachen Symbolik und Videos zensiert, während man beim Nachfolger zumindest auswählen kann, ob man mit oder lieber ohne Zensuren spielen will. Und auch der Mehrspielermodus fehlt im HD Remaster von Commandos 2. Soundtrack und Sprachen hat man dankbarerweise unverändert übernommen. Die deutschen Sprecher haben sich damals schon sehr gut angehört und tun das auch heute noch. 

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von Kalypso zur Verfügung gestellt worden.

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