Call of Duty: Black Ops Cold War – „Spy Games“

                                                      Getestet und verfasst von General M 

51YR9FArcTLNur zwei Dinge auf der Welt sind uns sicher: Der Tod und die Gewissheit, dass kein November ohne ein neues Call of Duty auskommt. So oder zumindest so ähnlich hat es einst Benjamin Franklin sehr treffend formuliert. Was 2003 als Konkurrenzprojekt zu Medal of Honor begann, ist mittlerweile das erfolgreichste und größte Shooterfranchise der Videospielgeschichte mit Absatzzahlen, von denen selbst mancher Blockbuster aus Hollywood nur träumen kann. Der neueste Ableger hört auf den Beinamen Black Ops Cold War entführt uns thematisch mitten in die Unruhen des Kalten Krieges zwischen Amerika und der Sowjetunion. Ein würdiger Nachfolger zu Modern Warfare? Der Frage sind wir für euch auf den Grund gegangen. 

                    Hinweis: Sämtliches Bildmaterial wurde auf der XBOX Series X erstellt. 

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Die Welt am Abgrund

In den frühen Achtziger Jahren befindet sich der Kalte Krieg zweier Weltmächte auf seinem vorläufigem Höhepunkt. Unter Ronald Reagan betreiben die Vereinigten Staaten von Amerika ein rigoroses Wettrüsten, aber auch die von Leonid Breschnew geführte Sowietunion produziert im Traum an eine kommunistisch geprägte Welt Atomwaffen am Fließband. Der Konflikt zweier unversönlicher Ideologien wird hauptsächlich auf europäischem Territorium ausgetragen. Das seit Ende des Zweiten Weltkrieges in Ost und West aufgeteilte Berlin wird zum Dreh- und Angelpunkt von Spionen beider Seiten.  Attentate, Informationsbeschaffung und Sabotage sind nur wenige Einsatzgebiete jener Spezialeinheiten, die offiziell gar nicht existieren, deren Taten aber bedeutsamer sind als jede mit konventionellen Waffen auf offenem Feld ausgetragene Schlacht. Eine dieser Missionen führt die verdeckt operierenden CIA-Agenten Russell Adler, Alex Mason und Frank Woods auf die Spur eines sowjetischen Topagenten, der nur unter seinem Codenamen „Perseus“ bekannt ist und den Amerikanern bereits seit dem Vietnamkrieg mit seinen Aktionen immer wieder vor den Karren fährt. 

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Jetzt plant der Bösewicht ein ganz großes Ding und hat überall in Europa seine Agenten in Stellung gebracht. Was genau sich dahinter verbirgt, soll Narbengesicht Adler – eine genetische Mischung aus Brad Pitt und Robert Redford  nach dem Vorbild von Spy Game – nun unter direkter Präsidentenorder in Erfahrung bringen, die ganze Sache stoppen und den Genossen endgültig aus dem Verkehr ziehen. Mit an Bord sind die britische MI6-Agentin Park, Vietnamveteran Simms…und natürlich wir! Als „Bell“ führt uns die mit knapp fünf Stunden erneut gewohnt kurz ausgefallene Kampagne unter anderem hinter die Berliner Mauer, über verschneite Gebirge im tiefsten Feindesland und sogar in die Zentrale des Geheimdienstes KGB. Zwischen den mittlerweile zum Markenzeichen der Reihe avancierten Skriptsequenzen in bester Manier eines Michael Bay schlägt die Kampagne aber spielerisch auch überraschend leise Töne an. Die allgegenwärtige Bedrohung, die der Kalte Krieg für die ganze Welt bedeutet, wird greifbar und atmosphärisch packend inszeniert. Da sieht man gerne mal über historische Ungereimtheiten hinweg, die einem wahrscheinlich eh nur auffallen, wenn man sich ein bisschen mit Geschichte auseinandersetzt. 

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Davon abgesehen dass Ostberlin hier offenbar ausschließlich von Klonsoldaten mit Glatze und Stasioffiziersuniform bevölkert wird, ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass die ehemalige DDR ihre Soldaten mit Heckler & Koch MP5 ausgerüstet hat. Die werden nämlich seit jeher in Baden-Württemberg gebaut. Stattdessen kamen hauptsächlich russische Waffen wie die AK-47 zum Einsatz. Ausgerechnet der bin ich während der gesamten Mission aber nicht ein einziges Mal begegnet. Und sowies war nicht die Staatssicherheit, sondern die NVA für die Grenzsicherung zuständig. Wie gesagt, das sind alles eher Kleinigkeiten, an denen man sich nur sehr bedingt stören muss. Insgesamt zählt die Kampagne mit ihren zahlreichen Schleichpassagen, teilweise alternativen Lösungswegen und sogar mehren möglichen Enden zu den besten der ganzen Reihe. Dazu gibt´s coole Gadgets, um die uns sogar ein James Bond beneiden würde. Damit bietet uns Black Ops Cold War nach dem immer noch extrem beliebten Black Ops II trotz gewohnt klischeebehafteter Einteilung von Gut und Böse endlich mal wieder eine Story mit Wiederspielwert. Das entschädigt all jene, die sich das Spiel Jahr für Jahr ausschließlich für die knapp bemessene Einzelspielerkampagne kaufen, wenigstens ein kleines bisschen.

Mr. X: Seine Freunde, seine Feinde

Die Jagd nach „Perseus“ ist untrennbar mit der Suche nach dessen Schergen verbunden. Über eine Einsatzkarte starten wir nicht nur die nächste Mission, sondern analysieren immer wieder gefundene Hinweise auf deren Identität und basteln uns zusätzlich auch noch einen Dechiffriercode für eine geheimnisvolle Diskette zusammen. All das benötigt man, um die zwei optionalen Missionen erfolgreich angehen zu können und eine Chance auf das bestmögliche Ende erhalten zu können. Bis zur finalen Konfrontation mit dem Oberschurken hat man dafür Zeit. Das dafür notwendige Material erfüllt also weit mehr als nur den Zweck gewöhnlicher Sammelobjekte, wie man sie aus sämtlichen aktuelleren Vorgängern zur Genüge kennt. Manches erhält man sogar ausschließlich über optionale Einsatzziele oder bestimmte Dialogoptionen im Rahmen von Gesprächen. Mein Tipp ist aber, die Kampage dahingehend zunächst nach eigenem Empfinden durchzuspielen und dann bei Bedarf noch einmal andere Wege auszuprobieren. Missionen können jederzeit wiederholt werden, weshalb man sich um vertane Chancen nie sorgen muss. 

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Während die Suche nach Beweismaterial extrem motiviert, enttäuschen die dazugehörigen Nebenmissionen aber leider auf ganzer Linie. Da arbeitet man die ganze Zeit akribisch auf diese Aufgaben hin, nur um sich anschließend enttäuscht darüber zu ärgern, wie lustlos die Entwickler sie umgesetzt haben. Da wäre wesentlich mehr möglich gewesen. Wie gerne denke ich da an die viel abwechslungsreicheren Nebenmissionen in Black Ops II zurück, die für sich gesehen eine kleine Minikampagne erzählt haben. Von diesem Aufwand merkt man hier aber nichts mehr. Genauso unausgegoren präsentieren sich die kleinen Rollenspielemente in Form eines rudimentären Dialogsystems. Zwischen den Missionen können wir uns mit dem restlichen Team im Safehouse austauschen und dieses ein bisschen besser kennenlernen. Dadurch erfahren wir die ein oder andere zusätzliche Information über Herkunft und Beweggründe von Adler und Co., was zwar für die Entwicklung der Geschichte keinerlei Nutzen hat, den Figuren aber zumindest etwas mehr Tiefe verleiht als der übliche Ich-Bin-Ein-Knallharter-Soldat-Ohne-Emotionen-Typus, von dem es in jedem Call of Duty mindestens einen und oft sogar viel zu viele gibt. Selbst innerhalb der Missionen kommt das Dialogsystem gelegentlich zum Einsatz. Wie wir auf unsere Umwelt reagieren, ist aber relativ egal. Hier und da ändert sich am Ende mal ein Kommentar, mehr ist es nicht. 

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Das fühlt sich vor allem deswegen so unbefriedigend umgesetzt an, weil unser „Bell“ selbst im Gespräch ein stummer, vollkommen belangloser Alias bleibt, von dem man nie mehr sieht als seine Hände. So austauschbar hat sich lange Zeit kein Protagonist in einem Call of Duty angefühlt. Der vor Spielstart aufgerufene Charakterbogen zur Spezifizierung von Vor- und Nachname, Hautfarbe, Herkunft und Geschlecht (wobei sogar dem gegenwärtig streitbaren Zeitgeist entsprechend eine binäre Auswahl getroffen werden kann) erfüllt damit eigentlich gar keinen Zweck und dient nur noch der Festlegung von insgesamt zwei optionalen Starterperks wie beispielsweise mehr Kugelschaden oder  größerer Munitionskapazität. Da ist es eine gelungene Aufmunterung, dass man zwischendurch wieder die Kontrolle über den legendären Alex Mason nehmen darf. Der spricht nicht nur, sondern liefert sich mit seinem Kumpanen Woods permanent herrliche Wortgefechte. Warum kann man das nicht gleich von Anfang bis Ende haben? Schließlich sind die beiden Charaktere längst etabliert, wieso muss es unbedingt einen neuen Helden geben, der dann auch noch komplett belanglos auftritt? Wer sich gerade übrigens fragt, wo die Ereignisse von Black Ops Cold War zeitlich im Serienkosmos einzuordnen sind: Es ist der Mittelteil zwischen den Teilen I und II. Und der ist trotz seiner Designschwächen immer noch ein sehr gelungener Ausflug in die spannende Welt des Kalten Krieges geworden.  

Brains, Bombs and Booms

Dass Entwickler Treyarch als Erfinder des Zombiemodus gilt, weiß man spätestens seit World at War. Seitdem durfte man sich im Rahmen zahlreicher verschiedener Szenarien zwischen kunterbunt und ultradüster immer wieder mit Freunden und Fremden dem Überlebenskampf gegen nicht endenwollende Untotenhorden im gewollt trashigen Ambiente eines B-Movies stellen. Auch Black Ops Cold War trägt seinen Teil zu der storytechnisch längst extrem umfangreichen Historie bei, belässt es zu Beginn aber zunächst bei einer einzige Karte mit Namen „Die Maschine“, wo wir uns in den Tiefen eines alten Nazibunkers auf die Spuren eines beinahe längst vergessenen Geheimprojektes begeben. Das Spielprinzip bleibt dabei wie gehabt: Erfolgreiche Abschüsse schaufeln Währung auf euer Konto, mit dem ihr euch immer bessere Waffen von den Wänden greifen, neue Perks erwerben oder einfach den Weg zum nächsten Abschnitt freiräumen könnt. 

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Wahlweise geht das im Rahmen vorgegebener zwanzig Runden oder als Endlospartie gegen immer zahlreichere und schnellere Zombies. Neu ist, dass ihr dort in regelmäßigen Abständen eine Option zur vorzeitigen Evakuierung erhaltet, um eure bisher angesammelten Belohnungen in trockene Tücher zu wickeln. Je länger ihr durchhaltet, desto größer fallen die natürlich aus. Davon abgesehen bleibt der Modus seinen Wurzeln treu, was aber nicht stört, denn die längst perfektionierte Grundformel bedarf weiterhin keiner großen Überarbeitungen, um auf lange Sicht zu unterhalten. Lediglich das Szenario hätte man kreativer gestalten können. Alte Bunkeranlagen hat man mittlerweile zur Genüge beschritten, da hat mir der Ausflug auf die Titanic in WW II beispielsweise sehr viel besser gefallen. Hier wird aber über das kommende Jahr bestimmt noch jede Menge Content nachgereicht werden. Und das vollkommen kostenlos. Was ärgerlich bleibt ist, dass der Modus in all unseren bisherigen Runs auf der Series X anders als der ganze Rest des Spiels immer wieder von Performanceproblemen begleitet worden ist, was umso mehr seltsam anmutet, weil hier offensichtlich niedriger aufgelöst wird als in allen anderen Modi, die viel aufwänder inszeniert sind und trotzdem mühelos 4K/60 bei aktiviertem Ray Tracing erreichen.    

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Der reguläre Mehrspielermodus hat sich im Vergleich zu Modern Warfare ebenfalls nur sehr wenig weiterentwickelt, liefert aber weiterhin ein unschlagbar umfangreiches Gesamtpaket. Zunächst einmal haben die Macher den relativ unbeliebten Ground War-Modus des Vorgängers komplett überarbeitet. Das Ergebnis hört auf den vielversprechenden Namen „Fireteam“, richtet sich ebenfalls an maximal vierzig Spieler und macht exzessiven Gebrauch von Fahrzeugen wie Motorrädern und Buggys, verfügt aber über ein völlig anderes Gameplayprinzip. Verteilt auf insgesamt zehn Teams á vier Spieler gilt es, radioaktives Material zusammenzutragen, daraus schmutzige Bomben zu bauen und diese an festgelegten Punkten erfolgreich zur Detonation zu bringen. Die anderen Teams haben dann nur ein bestimmtes Maß an Zeit, dies zu verhindern und ihre eigenen Sprengsätze zur Explosion zu bringen. Im Anschluss wird das betreffende Gebiet verstrahlt und bestraft Passanten mit verschiedenen Schwächungseffekten und letztendlich dem sicheren Ableben. „Ruka“ und „Alpine“ liefern für diesen Modus gleich zwei exklusive neue Karten im großen Maßstab. Der Mix aus Battle Royale und Ground War weiß zu gefallen und verspricht alleine schon viele Stunden zusätzlichen Spielspaß. Der Gunsmith kehrt ebenfalls zurück und erlaubt euch das freie Anpassen eurer freigeschalteten Schießprügel. Hier aber in etwas weniger umfangreicher Form als noch im Vorgänger. 

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Dazu gibt es mit „Combined Arms“ eine etwas entschlacktere Variante ohne Bomben, aber auf identischen Karten und mehr Angriffsfahrzeugen, darunter sogar Panzer. Zwölf gegen Zwölf treten im Submodus „Assault“ an, um nach und nach Punkte zu erobern und sich anschließend ein letztes, neutrales Ziel zu sichern. Wer das zuerst sicher, gewinnt. Alternativ bietet das Spiel auch noch eine Variante namens „Domination“ an, der sich sehr an „Eroberung“ aus Battlefield orientiert. Je mehr Punkte man hält, desto schneller steigt der Punkestand. Wer zuerst 400 Punkte erreicht, hat die Partie gewonnen. Genau das gibt es weiterhin im kleineren Maßstab auf regulären Karten und kleineren Teams. Und natürlich ohne Fahrzeuge. Im ebenfalls neuen Modus „VIP Escort“ muss unser Team einen lediglich mit einer Pistole bewaffneten Kameraden sicher an eine festlegte Position eskortieren, während das gegnerische Team alles daran setzt, den schwachbestückten Kumpanen vorher aus dem Weg zu räumen. Quasi eine „Capture the Flag“…aber die Flagge ist lebendig! Den Rest kennt man bereits. Neben ganz gewöhnlichem „Team Deathmatch“ ist „Hardpoint“ auch in diesem Jahr der altbekannte Kampf um stetig wechselnde Ziele. Auch hier ist die Auswahl mit insgesamt nur zehn Karten zum Start noch relativ gering und nicht jede Karte macht gleichviel Spaß. Als Grundangebot geht das aber definitiv in Ordnung. 

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Die größte mechanische Änderung findet man bei den Killstreaks. Wo man bisher durch Abschusserien immer mächtigere Boni freischalten konnte, deren Progress beim eigenen Ableben wieder komplett zurückgesetzt wurde, behält man seine bisherigen Punkte jetzt auch nach dem Tod bei! Davon sollen vor allem unerfahrenere Spieler profitieren, denen ein Fortschreiten in die höchsten Ränge bishin zur spielentscheidenen Atomreakete damit ohne Dauerfrust ermöglicht werden soll. Dass damit nicht jeder einverstanden ist, zeigt sich bereits seit der Beta. Wütende Profis machen ihrem Unmut seitdem in den Foren Luft. Genützt hat es allerdings nichts, ebenso behält Treyarch das neue Matchmaking bei, wo Spieler jetzt nicht mehr zufällig gepaart werden, sondern nach ihrem jeweiligen Können. Furchtbar tragisch, dass erfahrene Spieler sich jetzt nicht mehr hemmungslos im Live Stream daran aufgeilen können, Anfängern komplett die Lust am Spiel zu nehmen, oder? Ja, ich weiß. Ich fühle es auch. Die Warzone bleibt übrigens vorerst autonomer Teil von Modern Warfare, soll aber Anfang Dezember mit Black Ops Cold War fusionieren und Charakterfortschritt über beide Titel ermöglichen, inklusive sämtlicher neuer Waffen und später auch einer ganz neuen Karte. Eine gute Ergänzung zum bereits jetzt makellos funktionierenden Cross Play, dass Spielern über alle Modi, Plattformen und Peripherie ermöglicht, barrierefrei miteinander zu spielen. 

Call of Next Gen

Mit Modern Warfare erhielt die Reihe im letzten Jahr ihre längst überfällige Frischzellenkur, was sich nicht nur inhaltlich, sondern auch grafisch sehr positiv bemerkbar gemacht hat. Auf das gleiche Technikgerüst setzt nun wenig überraschend auch Black Ops Cold War. Dichte Partikeleffekte, eine extrem stimmige Beleuchtung und verbesserte Charakteranimationen bekommt man hier also genauso serviert, obwohl mich immer wieder das Gefühl verfolgt, letzteres wäre dieses Jahr wieder etwas zurückgefahren worden. Mit dem Aufschlagen der XBOX Series X|S und der in den Startlöchern stehenden PlayStation 5 kommen nun erstmals auch Konsoleros in den Genuss von Ray Tracing, was bisher ausschließlich Besitzern eines leistungsstarken PC´s vorbehalten war. Ausgenommen davon bleibt die Series S als abgespecktes Einsteigermodell, die gleichzeitig „nur“ bei 1440p auflöst, dafür aber durchgehend geschmeidige 60 Frames pro Sekunde erreicht und bereits sehr gut aussieht. Die Series X dagegen stemmt das leistungshungrige Spiel inklusive Ray Tracing in nativem 4K/60 bei ordentlich hochgeschraubten Details und sieht damit beinahe so gut aus wie die maximierte PC-Version. Durch die SSD gehören Ladezeiten zumindest innerhalb der Kampagne fast komplett der Vergangenheit an, was aber generell nicht so gewichtig ist, weil das Laden seit jeher über Videosequenzen kaschiert wird. 

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Aber auch Besitzer einer PlayStation 4 PRO oder XBOX One X können genauso bedenkenlos zugreifen wie beim Vorgänger. Das Regengestöber in Ostberlin samt Echtzeitspiegelungen auf Waffen und Co. bekommt man in der Qualität zwar nicht geboten, trotzdem sieht Black Ops Cold War auch als detailtechnisch abgespeckte Version hier weiterhin klasse aus und spielt sich abseits gelegentlicher Einbrüche in besonders effektlastigen Situationen sehr flüssig bei maximal angepeilten 60 Frames pro Sekunde, wie es die Reihe seit der XBOX 360 auf allen Systemen handhabt. Nur auf den Basismodellen der Last Generation sollte man das Spiel eher meiden. Besonders die XBOX One S hat arge Schwierigkeiten, die Bildrate auch nur ansatzweise konstant oben zu halten und löst gleichzeitig nur in matschigen 720p auf. Besser wird´s auf der regulären PlayStation 4 mit allerhöchstens 1080p, wobei aber auch hier dank dynamischer Skalierung notfalls herabjustiert werden kann, um die Bildrate nicht komplett in die Knie zu zwingen. Weil die PlayStation 4 PRO ebenfalls auf dieses System setzt, wo die XBOX One X natives 4K forciert, läuft das Spiel auf der erstgenannten Plattform minimal stabiler, kann aber stellenweise etwas schlechter aussehen. 

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Spannend (und bisher leider unbeantwortet) bleibt die Frage, wie es kommende Woche auf der PlayStation 5 aussehen wird. Anhaltspunkte liefert ein kürzlich ausgerolltes Kompatibilitätsupdate für die Warzone. Die hebt den eigenständigen Modus für Besitzer einer XBOX Series X auf natives 4K/60 inklusive zusätzlichem Ultra Quality-Texturpaket massiv an, während es bei der PlayStation 5 lediglich 1440p, also die halbe Auflösung gibt. Zu viel sollte man sich aus diesen Zahlen aber nicht machen, denn ein so umfangreicher und gleichzeitig vielbevölkerter wie hochdynamischer Modus ist nicht vergleichbar mit einer linearen Kampagne oder kleineren Mehrspielerkomponenten. Deshalb ist zu erwarten, dass die Konkurrenz da auf sehr ähnlichem Level performen wird wie die XBOX Series X. Euch mag aufgefallen sein, wie groß die technikspezifischen Absätze seit Veröffentlichung der Next Generation geworden sind. 4K auf der XBOX One X, 4K auf der Series X, wo ist denn da eigentlich der Unterschied? Nun, es sind eben die Nuancen. Stabilere Bildraten, wesentlich höhere Detailsettings, Ray Tracing…all das wird uns voraussichtlich noch solange begleiten, wie die letzte Generation nicht endgültig in Rente geht. Und das wird geschätzt noch ein-zwei Jahre dauern. 

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Gespielt wird natürlich weiterhin gleichermaßen gut mit Gamepad oder Maus und Tastatur. Beides kann man ebenso an die Konsole anschließen wie einen belieben Controller am PC. In den Mehrspielerlobbys wird dann einfach danach sortiert, wer was nutzt. Schließlich hat beides Vor- und Nachteile. Der Soundtrack präsentiert sich überdies sehr gelungen und passt hervorragend zum Ambiente. Obwohl mir die englischen Originalsprecher wie immer etwas besser gefallen als die deutschen Gegenstücke (weil es denen einfach immer an Wiedererkennungswert mangelt), leisten auch die passable Arbeit. Nur atmosphärisch will es dann nicht so ganz passen, wenn in Ostberlin plötzlich alle Parteien Deutsch sprechen. Alleine dafür lohnt es sich, die Konsole auf Englisch umzustellen und das Spiel dann zu installieren. Ein regulärer Wechsel zwischen Sprachen ist anderweitig nämlich leider nicht möglich. Immerhin gibt es keinerlei Zensuren, ganz egal in welcher Hinsicht, jeder bekommt das gleiche Spiel serviert. Ach ja…wie viele Festplatten benötigt man eigentlich für Black Ops Cold War? Sagen wir es mal so, mit einer Installationsgröße von je nach Plattform 130 bis 180 Gigabyte erwartet euch alles andere als ein Leichtgewicht. Warzone zusammen mit dem neuen Spiel auf der SSD der Series S zu parken ist damit quasi ausgeschlossen. Bei der Series X und den älteren erweiterten Modellen hat man zumindest noch etwas Luft, wenn man nichts anderes installiert hat. Dabei wird es aber ganz sicher nicht bleiben. 

Fazit und Wertung

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Spätestens nach dem geglückten Soft Reboot von Modern Warfare sind die Erwartungen an ein Call of Duty wieder massig gestießen. Der diesjährige Ableger wartet trotz historischer Ungereimtheiten, lustlosen Nebenmissionen und einem komplett anonym-belanglosen Hauptcharakter dennoch mit überraschend großer spielerischer Vielfalt aufzutrumpfen. Der Kalte Krieg ist ein unverbrauchtes Szenario, dass hier insgesamt spannend zu neuem Leben erweckt wird. Kenner freuen sich auf ein Wiedersehen mit Woods, Hudson und Mason, aber auch Einsteiger finden sich sofort gut zurecht. Nach fünf Stunden ist aber schon wieder Schluss, was dank verschiedener Enden und dem damit verbundenen Wiederspielwert ausnahmsweise nicht ganz so negativ gewertet werden muss. Abseits davon bietet Black Ops Cold War ein gewohnt umfangreiches Mehrspielerpaket mit guten Ergänzungen und einem spaßigen, wenn auch etwas innovationsarmen Zombiemodus, der aber als Entschädigung die Dead Ops Arcade als zusätzliches Schmankerl wiederbelebt. Technisch bleibt alles weitestgehend gleich, Besitzer einer XBOX Series X ziehen in allen Belangen mit der PC-Version gleichauf, während alle anderen genau das bekommen, was ihnen schon der Vorgänger geboten hat. Für mich ein würdiger Nachfolger, der sich hier und da vielleicht noch etwas mehr hätte trauen dürfen.“ 

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PRO:

+ Stimmige Beleuchtung
+ Ansehnliche Partikeleffekte
+ Cineastische Skriptsequenzen
+ Besonders innerhalb der Kampagne qualitativ hochwertig animierte Hauptcharaktere
+ Gut implementiertes Ray Tracing (PC, XBOX Series X)
+ Technisch hervorragend für sämtliche gegenwärtigen Plattformen optimiert
+ Unverbrauchtes Setting auf Basis historischer Tatsachen
+ Abwechslungsreiche Schauplätze…
+ …mit gelegentlicher Option für verschiedene Herangehensweisen

+ Unterschiedliche Enden sorgen für Wiederspielwert
+ Sammelobjekte bzw. Beweise mit storyrelevanter Bedeutung

+ Gelungenes Wiedersehen mit Woods, Hudson und Mason…
+ …sowie vielen versteckten Anspielungen auf das Black Ops-Universum
+ Umfangreiches Mehrspielerpaket mit einigen gelungenen Neuzugängen…
+ …der besonders Einsteigern einen besseren Zugang und mehr Fairplay offeriert
+ Cross Play weiterhin über alle Plattformen möglich…
+ …wobei je nach Steuerung separiert wird
+ Gewohnt gut durchdachter Zombiemodus…
+ …inklusive neuem Abstecher in die Dead Ops Arcade
+ Fünf Schwierigkeitgrade
+ Faire Rücksetzpunkte
+ Passender, atmosphärischer Soundtrack
+ Wuchtige Soundkulisse, besonders im Heimkino
+ Gute deutsche, exzellente englische Sprecher
+ Zugängliche Bedienung über sämtliche Peripherie

CONTRA:

– Kampagne gewohnt sehr kurz…
– …und immer wieder historisch inakkurat
– Mehr Screentime für altbekannte Charaktere wäre wünschenswert gewesen

– Lustlos inzenierte Nebenmissionen
– „Bell“ bleibt stumm, unsichtbar und damit komplett belanglos…
– …dadurch massiv entwertetes Dialogsystem…
– …mit ohnehin kaum wahrnehmbaren Auswirkungen auf den Spielverlauf
– Sprachenwechsel bleibt auf Konsolen unnötig kompliziert
– Frisst Festplattenspeicher wie manche Leute Spiegeleier
– Relativ geringe Anzahl an Mehrspielerkarten
– Modustechnisch weniger innovationsfreudig als Modern Warfare
– Zombiemodus im Vergleich zum Rest visuell abgespeckt…
– …bereits zur Genüge genutztem Szenario…
– …und gelegentlichen Performanceproblemen 

                                              GESAMTWERTUNG:     8.5/10

                           
                   MRATMOS     MRASOUND

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