Blu-Ray: Der Nachname

Vier Jahre nach seiner Adaption der erfolgreichen französischen Komödie Le Prénom versammelt Regisseur Sönke Wortmann erneut ein überaus prominentes Ensemble um sich und setzt die Demaskierung deutschen Spießbürgertums mit Der Nachname ungebrochen präzise und gleichzeitig urkomisch fort. Jetzt darf dank Blu-Ray und DVD auch im Heimkino wieder munter gestritten werden. 

 

Studio und Vertrieb: Constantin Film

Erscheinungsjahr: 2022

Regie: Sönke Wortmann

Darsteller: Christoph Maria Herbst, Janina Uhse, Florian David Fitz, Caroline Peters und andere

Veröffentlichungstermin: 23. März 2023

Format: Blu-Ray | DVD

Preis: 14.99€

Altersfreigabe: ohne Altersbeschränkung




Der Film

Das letzte Familientreffen der Familien Böttcher und Berger endete alles andere als freundlich. Nachdem ein Witz über den potenziellen Vornamen des damals noch ungeborenen Nachwuchs von Thomas (Florian David Fitz) und Anna (Janina Uhse) in einer handfesten Diskussion ausartete, endete der Abend schließlich mit einer blutigen Nase, nachdem der verspätetet eingetroffene Adoptivbruder René (Justus von Dohnányi) bekannt gab, bereits seit längerer Zeit eine Liebesbeziehung mit Dorothea (Iris Berben), der Mutter von Thomas und seiner Schwester Elisabeth (Caroline Peters) zu führen, die wiederum mit dem elitären Literaturprofessor Stephan (Christoph Maria Herbst) verheiratet ist. Ihr merkt, selbst im Saarland könnten die Verwandtschaftsverhältnisse kaum komplizierter sein. Zwei Jahre sind seitdem vergangen und irgendwie haben sich alle Beteiligten mit der Situation arrangiert.   

Die Nachricht über die Eheschließung zwischen René und Dorothea ruft nicht wirklich Begeisterung bei den Anwesenden hervor. | Blu-Ray

Als Dorothea die beiden Familien für eine geheimnisvolle Ankündigung auf das Familiendomizil nach Lanzarote einlädt, vermuten die Anreisenden schon, dass irgendwas im Busch sein muss. Während man auf der Fahrt noch über mögliche Krankheiten (oder schlimmer: Eine Hochzeit) witzelt, stellt sich vor Ort heraus, dass Stephan mit seiner zynischen Vermutung unmittelbar ins Schwarze getroffen hat, denn Dorothea hat ihren Adoptivsohn tatsächlich geehelicht! Nach dem ersten Schock bricht prompt ein neuer Streit über den Nachnamen der frisch Angetrauten vom Zaum, denn Thomas ist der festen Überzeugung, dass der Nachname ein zentrales Element eines jeden Vermächtnis darstellt und sieht seinen verstorbenen Vater mit der Namensänderung massiv entehrt. 

Die Beziehungsfassade von Anna und Thomas fällt vor der Traumkulisse endgültig in sich zusammen. | Blu-Ray

Je länger die Diskussion andauert, desto mehr dunkle Familiengeheimnisse kommen ans Licht. Stephan steht aufgrund der Ausbildung seiner Kinder finanziell massiv in den Miesen, Thomas kriegt ohne Viagra schon seit Jahren keinen mehr hoch und Anna nimmt heimlich die Pille, um ihre ohnehin schon nicht gerade erfolgreiche Karriere als Schauspielerin über ein zweites Kind nicht endgültig in den Sand zu setzen. Als dann noch herauskommt, dass Elisabeth eine Affäre hat, eskaliert die Situation erneut komplett. All das ist aber noch gar nichts gegen ein weiteres, bisher wohlgehütetes Geheimnis, welches die Familien endgültig zu zerreißen droht…

Die Rezension

Basierte Der Vorname noch auf einer französischen Produktion, kommt das Sequel mit einem eigenständigen Drehbuch daher, verantwortlich dafür zeigte sich erneut Claudius Pläging, der bereits die Vorlage des Erstlings für den hiesigen Markt adaptierte. Statt altbekanntes einfach vor mediterraner Kulisse zu wiederholen, hat Pläging sämtliche Figuren weiterentwickelt. Besonders die Figur der Elisabeth ist deutlich gereift und präsentiert sich hier nicht mehr so passiv wie noch im Vorgänger, was der Dynamik innerhalb der Geschichte wirklich guttut. Dabei ist der ursprüngliche Streit um den titelgebenden Nachnamen nur die Eröffnung für sehr viel komplexere und intimere Themen, mit denen sich der Film innerhalb seiner knapp neunzig Minuten Laufzeit süffisant, aber gleichzeitig auch mit der nötigen Dramatik auseinandersetzt. 

Die sonst so gelassene Dorothea sorgt sich ernsthaft um den Zusammenhalt ihrer Familie. | Blu-Ray

Der Nachname erinnert in seiner Inszenierung weiter mehr an ein Kammerspiel, weniger an einen ausufernden Spielfilm. Komplett getragen von seinen wenigen Darstellern werden Spießbürgertum und Wohlstandsgesellschaft einmal mehr hemmungslos bloßgestellt und gezeigt, dass unter dem schönen Schein nach Außen perfekt erscheinender Familien nicht selten ziemlich heftige Konflikte brodeln. Christoph Maria Herbst versprüht als zynisch-anmaßender Intellektueller wieder herrliche Stromberg-Vibes und harmoniert im Wortgefecht einfach wunderbar mit Florian David Fitz, dem man allenfalls den potthässlichen Schnauzer ankreiden kann. Für die nötige Ruhe sorgt eine routiniert aufspielende, wie immer sehr charismatische Iris Berben, aber auch der restliche Cast muss sich keineswegs verstecken, allenfalls Janina Uhse agiert bisweilen etwas gekünstelt, was dem Genuss aber keinerlei Abbruch tut. 

Elisabeth und Adoptivbruder René finden sich plötzlich im familiären Kreuzfeuer wieder. | Blu-Ray

Sönke Wortmann ist mit Der Nachname eine insgesamt gute Fortsetzung gelungen, die mich besonders dank präziser Pointen gut zu unterhalten verstand und auch die Transition in die zunehmend dramatischere Richtung zum Ende hin glaubwürdig meistert. Lediglich das Finale wirkt auf mich überhastet und gleichermaßen forciert. Das sich derart viele Abgründe so einfach überwinden lassen, halte ich dann doch für hanebüchen. 

Die Blu-Ray

Leider ließ sich trotz intensiver Recherchen nicht klären, welche technische Spezifikationen dem Dreh zugrunde gelegen haben. Angesichts des sehr sauberen Masters vermute ich aber, dass hier komplett digital gedreht worden ist. Ob in 4K oder nicht, ist da schon schwieriger zu beurteilen, stellt gemessen an der Tatsache, dass der Film ausschließlich als DVD und Blu-Ray erhältlich ist, aber auch nur eine sehr untergeordnete Rolle. Potenzielle Kunden dürfen sich jedenfalls auf ein durchgehend knackscharfes Bild freuen, welches besonders die vielen Details innerhalb des wunderschönen Gebäudes toll herausarbeitet, aber auch Feinheiten bei Kleidungstexturen, Haaren und Co. nicht außer Acht lässt. Kompressionsschwierigkeiten sind mir keine aufgefallen, zumal ein so ruhig inszeniertes Kammerspiel wie dieses dafür ohnehin kaum anfällig ist. 

Die abstehenden Fasern an Stephans Jacke lassen sich fast einzeln zählen. | Blu-Ray

Farblich dominieren warme Paletten, ohne dass der Film diesen typischen mediterranen Look hat, der alles in knalliges Orange taucht. Der natürliche Aspekt geht nie unter und profitiert zusätzlich davon, dass möglichst ohne künstliche Lichtquellen gedreht wurde. Dadurch wirkt der Film zwar in den Außenaufnahmen bei Abend überraschend dunkel, aber eben auch angenehm realistisch, was mir wirklich gut gefällt. Im Kontrastbereich liefert die Blu-Ray durchgängig sattes Schwarz, ohne dabei je unschön zu versumpfen, was angesichts der eben erwähnten Lichtverhältnisse durchaus eine Herausforderung darstellt. 

Die hübsche Lucia verdreht Thomas kurzzeitig den Kopf. | Blu-Ray

Der Ton liegt sowohl als verlustfreie Masterspur im Format DTS-HD MA 5.1 vor, ebenso aber auch als Stereospur mit Unterstützung für Hörgeschädigte. Viel gibt es hier zu sagen, denn Der Nachname lebt quasi von Anfang bis Ende von seinen Dialogen, welche über den Center nicht nur mit sehr guter Klangdynamik, sondern auch optimal Verständlichkeit wiedergegeben werden. Nebengeräusche sind eher rar, die allgemeine Räumlichkeit hält sich genrebedingt in Grenzen. Dafür kommt der unaufdringliche Soundtrack aus der Feder von Helmut Zerlett stets gut zur Geltung. Im Bonusmaterial gibt es lediglich Handvoll sehr kurzer Interviews mit Cast und Crew. Zu wenig, um dafür einen eigenen Absatz zu eröffnen und in der Summe auch nur mäßig interessant. 

„Sequels sind in der Regel minderwertiger als ihr Vorgänger. Der Nachname zählt zu den ganz wenigen Ausnahmen. Zwar geht dem Film zum Ende hin zugunsten von etwas mehr Dramatik die anfängliche Bissigkeit verloren und auch das übereilte und minimal aufgesetzt wirkende Ende muss sich Kritik gefallen lassen, davon abgesehen leistet sich das Drehbuch aber kaum nennenswerte Schwächen, punktet mit mehr Charaktertiefe und öffnet sich basierend auf dem titelgebenden Streit um den Nachnamen zunehmend zugunsten weitläufigerer Konflikte. Wer den Vorgänger mochte, wird auch mit der Fortsetzung mindestens so viel Spaß wie der einmal mehr fast durchgehend überzeugende und wunderbar miteinander harmonierende Cast beim Drehen hatte. Den sieht man Herbst und Co. nämlich in jeder Szene an. Die Blu-Ray offeriert dazu ein sauberes Bild und exzellenten Ton, dafür sieht es in Sachen Bonusmaterial wie bei Constantin Film so oft ziemlich düster aus.“


Quelle Bildmaterial: ©Constantin Film GmbH. All rights reserved.

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von Constantin Film zur Verfügung gestellt worden.

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