Blu-Ray | Asteroid City

Wenn Wes Anderson ruft, versammelt sich die absolute Elite der Traumfabrik. So auch für dessen neuen Film Asteroid City, der in Kürze als Kaufversion in den Regalen steht. Wir durften uns die gewohnt skurrile Geschichte vorab auf Blu-Ray ansehen und verraten euch, ob und für wen sich die Anschaffung lohnt. 

 

Studio und Vertrieb: Universal Pictures

Erstveröffentlichung: 2023

Veröffentlichungstermin: 19. Oktober 2023

Darsteller: Jason Schwartzman, Scarlett Johansson, Tom Hanks, Tilda Swinton, Steve Carell und andere

Format: Blu-Ray | DVD

Preis: ab 14,99€*

Altersfreigabe: ab 12 Jahren

IMDB | Metacritic




Der Film

In den Fünfzigerjahren versammelt sich eine illustre Truppe unterschiedlichster Menschen im abgelegenen Wüstennest Asteroid City, wo im Rahmen des Junior-Stargazer-Kongress wie jedes Jahr talentierte Jungerfinder mit Preisen geehrt werden sollen. Was das aus kaum mehr als einer Tankstelle, einem Diner und einem Hotel zusammengesetzte Örtchen so interessant für Touristen und Wissenschaftler macht, ist der dort vor über fünftausend Jahren herabgestürzte Meteorit mitsamt umliegendem Krater. Unter den Angereisten findet sich auch der frisch verwitwete Kriegsfotograf Augie Steenbeck (Jason Schwartzman) mitsamt Sohn Woodrow und den drei jüngeren Töchtern wieder. Obwohl die Mutter seit drei Wochen tot ist, hat Augie bisher keine passende Gelegenheit gefunden, den Nachwuchs darüber zu informieren. 

Ohne funktionstüchtiges Fahrzeug muss sich Augie Steenback widerwillig Hilfe bei seinem Schwiegervater Stanley holen. | Blu-Ray

Als dann auch noch der Wagen vor Ort den Geist aufgibt, muss sich Augie notgedrungen an seinen verhassten Schwiegervater Stanley (Tom Hanks) wenden. In der lethargischen Schauspielerin Midge Campbell (Scarlett Johansson) findet er wenigstens etwas Trost und auch Woodrow verliert sein Herz rasch an deren nicht minder hochbegabte Tochter Dinah. Nach und nach treffen weitere Gäste in Android City ein: Eine ganze Schulklasse unter Leitung der jungen Lehrerin June Douglas (Maya Hawke), eine Cowboyband, die renommierte Astrologin Dr. Hickenlooper (Tilda Swinton) und letztendlich der durch die anstehende Verleihung mitten im Krater führende Fünf-Sterne-General Gibson samt Stab. 

Erfolgreich und trotzdem tieftraurig: Die lebensmüde Schauspielerin Midge Campbell. | Blu-Ray

Als mitten in der Zeremonie ein Außerirdischer auftaucht und sich wortlos mit dem Meteoriten aus dem Staub macht, lässt der General auf Befehl des Präsidenten eine Quarantänezone rund um Asteroid City errichten. Während die jugendlichen Forscher die Situation zunächst nicht als Belastung empfinden und zusammen mit der schrulligen Hickenlooper versuchen, Kontakt zu dem diebischen Alien herzustellen, drehen die Erwachsenen immer mehr am Rad. Die Tatsache, dass es außerhalb der Erde Leben gibt, ist weniger bedeutsam als die Frage, wann der Quarantänezustand endlich endet. Für Augie und Midge sind die Ereignisse eine gute Gelegenheit, etwas besser mit sich selbst zurechtzukommen. Und während es zwischen den beiden zu knistern beginnt, befindet sich der Außerirdische bereits auf dem Weg, das gestohlene Eigentum zurückzubringen…

Die Rezension

Auch mit seinem letzten Spielfilm sprengt Wes Anderson wieder einmal sämtliche Konventionen und inszeniert mit Asteroid City ein Theaterstück der ungewöhnlicheren Art. Im Mittelpunkt stehen wie so oft beim gebürtigen Texaner exzentrische Charaktere und zerrüttete Familien. Wenn die sich wie hier plötzlich allesamt in einer ungewohnten und unkontrollierbaren Situation wiederfinden, darf es auch mal komisch werden, auch wenn der Film überwiegend als Drama angelegt ist. Während das dargestellte Stück sich in kunterbunten Pastellfarben präsentiert und dabei oft konträr zur gezeigten Stimmung der handelnden Figuren dargestellt wird, darf man als Zuschauer auch einen Blick in die „Realität“ werfen und bekommt ganz in Schwarz-Weiß getaucht einen fast schon deprimierenden Eindruck in die komplizierte Umsetzung des Stücks gewährt. 

Hinter den Kulissen der Bühnenproduktion von Asteroid City tummeln sich mindestens genauso viele schräge Charaktere. | Blu-Ray

Doch selbst in den düsteren Momenten gelingt es Anderson, durch pointierte Dialoge etwas Auflockerung ins Geschehen zu bringen. Und die fantastisch umgesetzten Stop-Motion-Sequenzen alleine machen den Film schon sehenswert. Eine ähnlich hochkarätige Besetzung findet man wohl nirgendwo sonst, selbst in den kleinsten Nebenrollen finden sich hochkarätige Namen wie Willem Dafoe, Matt Dillon und Margot Robbie. Die Ausstattung ist ebenfalls vom Feinsten. Statt wie bevorzugt in seiner Heimat Texas zu drehen, hat Anderson die namensgebende Kleinstadt komplett in der spanischen Pampa errichten lassen und dabei auch auf kleinere Details viel Wert gelegt. Weil die Darsteller wann immer möglich direkt von vorne gefilmt worden sind, fühlt man sich als Zuschauer umso mehr direkt vor einer Bühne platziert. Visuell ist Android City eben wie in allen anderen Belangen auch ein ganz klassischer Anderson. 

Vor den ungläubigen Blicken aller Anwesenden mopst ein Alien den Meteoriten. | Blu-Ray

Das wird wie immer nicht jeder mögen, gleiches gilt für die verschachtelte Erzählweise, die sich auf mehreren Ebenen entwickelt und besonders zum Ende hin etwas unverständlich wirkt. Nach dem episodenhaft inszenierten The French Dispatch präsentiert sich Asteroid City wieder linearer aufgebaut. Wer den Mysterien des Alls mal auf eine etwas andere Weise auf den Grund gehen möchte oder einfach nur Freude an handwerklich hervorragend gemachten Ensemblefilmen hat, wird hier in jedem Fall bestens bedient. Mir hat der Film über seine einhundertsechs Minuten Laufzeit viel Spaß gemacht, gerade weil er sich so bewusst von allem unterscheidet, was sich sonst täglich auf meinem Schreibtisch wiederfindet und sehr geschickt auf das allgemeine Gefühl der Isolation während der COVID-19-Pandemie anspielt. Wer aber mit den letzten Werken des Regisseurs schon nichts anfangen konnte, kann Asteroid City genauso weitläufig umfahren. 

Die Blu-Ray

Aus unerfindlichen Gründen bringt Wes Anders seine Filme nie in Form einer 4K UHD auf den Markt, dabei hätte sich ein Film wie dieser dafür bestens angeboten. Gedreht wurde nämlich komplett analog auf klassischem 35mm-Material, darauf basierend entstand in der Postproduktion ein 4K Digital Intermediate. Und das kann man der Blu-Ray als gegenwärtig bestmögliche Kaufversion auch in jeder Sekunde ansehen. Die Diorama-artigen Kulissen werden nahezu vollständig von Pastelltönen dominiert, besonders Türkis und Pink nehmen im fast jeder Szene eine tragende Rolle ein, was für einen einzigartigen Look ganz im Sinne des Fünfzigerjahre-Settings sorgt. Hauttöne präsentieren sich durchgehend warm und obwohl Primärtöne hier ausnahmsweise nur eine untergeordnete Rolle spielen, sind sie trotzdem präsent. 

Die illustren Preisträger – darunter Woodrow und Dinah – versuchen, irgendwie Kontakt zum Alien aufzunehmen und es zur Rückgabe seiner Beute zu bewegen. | Blu-Ray

Die Kontraste kommen ganz bewusst etwas ausgewaschen rüber, richtig eindrucksvoll sind dafür die Schwarzanteile bei der ersten Landung des Aliens. Kleinere Aussetzer bei der Bildschärfe, in denen sich der Film herstellungsbedingt etwas softer präsentiert, fallen bei der ansonsten hervorragenden Detailwiedergabe nicht groß ins Gewicht. Der Ton kommt für die englische Fassung als verlustfreie Masterspur im Format DTS-HD MA 7.1, für das deutsche Pendant gibt es dagegen eine leicht komprimierte Variante in Form von DTS-HD HR 7.1, wirklich hörbare Unterschiede gibt es aber nicht. Das mag daran liegen, dass der Film extrem dialoglastig ist und das Geschehen im Center noch am ehesten in den Mittelpunkt des Geschehens rückt. Richtig gute Gelegenheiten für Räumlichkeit bietet der Film nur selten, wenn dann aber mal etwas passiert, wie zum Beispiel bei der Landung des Aliens, darf man sich über angenehm kraftvolle Aktivität über sämtliche Klanggeber freuen. 

Die Extras

Magere sieben Minuten zusätzliches Material befindet sich an Bord der Blu-Ray. Der Informationsgehalt ist quasi gleich Null, allenfalls der kurze Clip über die Entstehung der Kulissen ist halbwegs interessant. Der Rest besteht mehr oder weniger nur aus kurzen Szenenabschnitten aus der Perspektive des Regisseurs. Das kann man alles mit gutem Gewissen überspringen.

„Wes Andersons Interpretation jenes isolativen Zustandes, den fast jeder von uns innerhalb der Pandemie durchlebt hat, ist vor allem eines geworden: Ein wahrer Auflauf namhafter Stars, die allesamt sichtbaren Spaß bei der Arbeit hatten. Mit der gewohnt fantastischen Ausstattung wird viel für das Auge geboten, während die Geschichte eine gute Balance zwischen Komik und Dramatik findet und anders als viele der übrigen Werke des exzentrischen Regisseurs etwas massentauglicher inszeniert worden ist. Die dazugehörige Blu-Ray sieht einfach nur klasse aus und kann auch in den Schwarz-Weiß-Szenen glänzen, während die Klangkulisse abseits der Dialoge grundsätzlich nur wenig zu händeln hat. Die mageren und überwiegend arg uninteressanten Extras hätte man sich aber genauso gut komplett sparen können.“


Quelle Bildmaterial: ©2023 Universal Pictures GmbH. All rights reserved.

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von Universal Pictures zur Verfügung gestellt worden.

*Unsere Links werden nicht mit einer Monetarisierung versehen

©2023 M-Reviews.de

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*