BD: „Saga of Tanya the Evil – Volume 1“

                                                    Getestet und verfasst von General M 

        Quelle Bildmaterial: „Saga of Tanya the Evil, ©Carlo Zen,
                  PUBLISHED BY KADOKAWA CORPORATION/Saga of Tanya the Evil PARTNERS. All rights reserved.“ 

                                               Ab sofort erhältlich als Blu-Ray und DVD

91W9WTw3X3L. SL1500 Seid ihr religiös? Wechselt sofort die Website. Probleme mit Gewaltdarstellungen? Nope, lest lieber einen anderen Artikel. Aber wenn ihr bereit für ein bisschen Wahnsinn seid und ein Gespür für unterschwellige Kritik und bitterbösen Humor sowie effektreiche Action habt, dann habt ihr euch definitiv am richtigen Ort eingefunden. Saga of Tanya the Evil aus der Feder des japanischen Autors Carlo Zen bietet nämlich all das und mehr. Und weil sich die dazugehörige Light Novel ebenso wie der Manga seit Jahren immenser Beliebtheit erfreuen, gibt es das Spektakel seit 2017 auch als zwölfteilige Animeserie. Die bringt KAZÉ nun in drei Häppchen aufteilt auch zu uns. Den Anfang machen wir heute mit der ersten Volume. 

Die erste Volume 

Der namenlose japanische Angestellte hat sich dem herrschenden Kapitalismus unserer Zeit komplett hingegeben. Akribisch und mit viel Leidenschaft erfüllt er seine Funktion als kleines Zahnrad im großen Getriebe und entlässt gnadenlos all jene, die ihre Aufgaben nicht zur vollen Zufriedenheit des Konzerns erledigen. Weil ihm das einer der Entlassenen besonders übel nimmt, schubst er den Angestellten kurzerhand vor einen heranfahrenden Zug. Aber statt einfach so zu sterben, erscheint die Stimme Gottes (oder zumindest eine, die sich dafür ausgibt) auf der Mattscheibe. Die ist trotz all ihres Wissens um die schlechten Taten der Menschen so entsetzt vom eiskalten Handeln des nicht an Übernatürliches glaubenden Schreibtischtäters, dass statt dem Eintritt ins Jenseits nun eine ganz besondere Strafe wartet.

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Als junges Waisenmädchen Tanya Degretschow in einer alternativen Realität zu Zeiten des ersten Weltkrieges geboren, soll der Angestellte entweder zum Glauben finden oder muss zumindest solange in der Haut des auf den ersten Blick niedlich anmutenden blonden Mädchens leben, bis er eines natürlichen Todes stirbt und damit doch Zugang ins Jenseits erhält. Um die Sache zusätzlich etwas zu erschweren, versieht die Wesen X genannte Entität Tanya mit magischen Kräften, die sie für das Militär des Imperiums im andauernden Konflikt zu einer besonders lohnenden Soldatin machen, was den Einzug an die Front und damit ein schnelles, unnatürliches Ablegen nahezu garantiert. Weil das aber bedeuten würde, dass der Angestellte in eine qualvolle Leere ohne Chance auf Erlösung übergehen würde und sich weiterhin beharrlich weigert, an soetwas wie einen Gott zu glauben, meldet sich Tanya freiwillig zur Armee um so direkt zum frontgeschützten Offizier aufsteigen zu können. 

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Mit gerade einmal zehn Jahren gelingt es Tanya schließlich durch rücksichtslose Brutalität gegenüber Freund und Feind, in einen hohen Militärrang aufzusteigen. Doch dank ihrer magischen Fähigkeiten kommt sie trotzdem nicht um den gefährlichen Fronteinsatz herum. Als Teil einer futuristisch ausgerüsteten Elitetruppe wartet ein Selbstmordkommando nach dem nächsten. Doch Tanya ist fest entschlossen, alles nur erdenkliche für das eigene Wohl zu tun. Durch ihre Erbarmungslosigkeit wird das Mädchen schnell als „Teufel vom Rhein“ gefürchtet…

Die Rezension 

Die Prämisse? Haarsträubend. Der Unterhaltungswert? Grandios. Was Regisseur Yutaka Uemara basierend auf der Idee von Carlo Zen geschaffen hat, ist definitiv nichts für schwache Gemüter, aber dennoch weit mehr als die explite Zurschaustellung therapieverdächtiger Autorenfantasien. Bereits die ersten vier Episoden im Rahmen der ersten Volume machen immer wieder deutlich, worum es im Kern der Serie tatsächlich geht, nämlich um Kritik am perfektionierten, rücksichtslosen Kapitalismus unserer Zeit. Der Angestellte ist auf den ersten Blick ein Widerling sondergleichen und bietet doch massenweise Identifikationspunkte dafür, wie unsere Gesellschaft und damit auch wir denken und funktionieren. Zum Schutz eigener Interessen zeigen wir die gleiche Rücksichtslosigkeit, die Tanya an den Tag legt. Und selbst wenn wir vorgeben, dabei zum Wohle aller zu handeln, denken wir am ehesten immer an uns selbst. 

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Diesen Tatsachen hält Saga of Tanya the Evil gnadenlos den Spiegel vor, zwar in völlig überzeichneter Form, aber trotzdem immer mit intelligenten Untertönen versehen. Erst wenn sich einem diese völlig erschlossen haben, ist man auch bereit, das große Ganze im richtigen Kontext zu betrachten. Da richten Kindersoldaten Massaker um Massaker an, werden wie Schachfiguren von der Obrigkeit hin- und hergeschoben und der Zuschauer mag sich denken: Was ist das bitte für ein kranker Scheiß? Aber hey, ist das denn so fernab von der Realität entfernt, nur weil es nicht unmittelbar vor der eigenen Haustür stattfindet? Im Mittelpunkt der Serie stehen Fragen wie diese, die einen immer wieder dazu zwingen, sich mit den Geschehnissen unserer Zeit auseinanderzusetzen. Mit der Figur der Tanya Degretschow hat man dafür eine perfekte Figur erschaffen, die all das verkörpert, was in unserer Gesellschaft nicht richtig ist und der man dennoch irgendwie Sympathie für ihre Handlungen entgegenbringen kann, weil sich das alles doch nicht wirklich fremd anfühlt. 

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Zugegeben, der Einstieg ist etwas holprig geraten, gerade weil die Zeitebenen am Anfang munter durchgemischt werden und man gar nicht wirklich erahnen kann, welche Geschichte Saga of Tanya the Evil eigentlich erzählen will. Wer das aushält, wird aber belohnt, denn bereits ab der zweiten Episode fokussiert sich das Geschehen ganz auf seine Antiheldin und nimmt dann ordentlich Fahrt auf. Es folgt spektakuläre Action in einer derart düsteren alternativen Zeitlinie, dass man sich sofort an die Brillanz eines Killzone erinnert fühlt. Zwar geraten die Nebencharaktere dabei immer mal wieder etwas zu sehr aufs Abstellgleis, am Ende interessiert einen aber sowieso nur noch, wie es mit Tanya weitergeht. Etwas entspannt wird das Setting dafür von einem gelungen platzierten schwarzen Humor und jeder Menge Zynismus. Und das alles hat man hier so gut miteinander kombiniert, dass ich kaum erwarten kann, wie es weitergeht. Für mich ist Saga of Tanya the Evil DIE große Überraschung seit Parasyte: -the maxim- und als solche eine absolute Empfehlung für ein anspruchsvolles Publikum mit Denk- und Assoziationsbereitschaft. 

Die Blu-Ray

Genauso eindrucksvoll wie die Serie selbst präsentiert sich auch der dazugehörigen HD-Transfer. Die Schärfe bewegt sich durchgehend auf hohem Niveau, die Farbgebung ist trotz des Settings im ersten Weltkrieg angenehm natürlich geraten und holzt vor allem in den Gefechtsszenen ein kraftvolles, farbenfrohes Spektakel ab. Die Kontraste gehen ebenfalls in Ordnung, wobei die Schwarzwerte meiner Meinung nach einen Ticken kräftiger hätten ausfallen können. Davon abgesehen gibt es hier aber nichts zu beanstanden, denn die Blu-Ray bietet ausreichend Speicher, um die insgesamt 100 Minuten Gesamtspielzeit ohne Kompressionsprobleme unterzubringen. 

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Obwohl der Sound wie im Vorfeld erwartet einmal mehr lediglich deutsche und japanische Sprache im DTS-HD MA 2.0 – Format bietet, feuern die komplett auf den linken und rechten Frontlautsprecher beschränkten Tracks ein eindrucksvolles Effektfeuerwerk ab. Obwohl der Subwoofer bei dem Setup leider keine Gelegenheit erhält, das Geschehen zusätzlich zu untermalen und die Rücklautsprecher nicht angesprochen werden, kommt von vorne eine überraschend kraftvolle und dynamische Soundkulisse in den Raum, ohne dabei je die Dialoge untergehen zu lassen. In dem Bereich ist das Gebotene definitiv referenzverdächtig, obwohl gerade Serien wie diese trotz Konzipierung für das Fernsehen einen 5.1 – Upmix mehr als verdient hätten. Die deutsche Synchronisation ist übrigens sehr gelungen und bietet durchgehend professionelle, passend gewählte Sprecher. 

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Die erste Volume von Saga of Tanya the Evil kommt im schicken Digipack daher und enthält neben der Disc und einem hochwertig verarbeiteten, 36-seiten starkem Booklet mit jeder Menge Infos und Artworks auch noch einen Sammelschuber, in dem man die übrigens Volumes am Ende des Veröffentlichungszyklus unterbringen kann. Ein Aufnäher ist ebenfalls noch enthalten. Da der Gesamtumfang mit gerade mal vier Episoden aber sehr niedrig ausgefallen ist, muss man trotz Beigaben doch sagen, dass der Preis für all das mit knapp 40€ doch recht hoch angesetzt ist, auch weil abseits vom üblichen Clean Ending bzw. Opening keinerlei nennenswerten zusätzlichen Extras auf der Disc untergebracht worden sind. 

Fazit

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Es ist so schön, böse zu sein! Regisseur Yutaka Uemara hat den gesellschaftskritischen Geist der Vorlage perfekt adaptiert, liefert dabei aber auch rein visuell ein absolut packendes Actionfeuerwerk ab, dass Light Novel und Manga zu eindrucksvollem Leben erweckt. Zwar gerät der Einstieg etwas kompliziert, wer dran bleibt wird aber mit einer unter der brachialen Oberfläche überraschend subtilen Geschichte um Glaube, Kapitalismus und das daraus resultierende Wesen Mensch belohnt, die einem zum Nachdenken anregt. Die Blu-Ray sieht so gut aus wie sie klingt und kommt mit ein paar anständigen physischen Beigaben daher, täuscht aber trotzdem nicht darüber weg, dass man für gerade mal 100 Minuten Spielzeit tief in den Geldbeutel greifen muss. 

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