Mit gerade einmal zehn Jahren gelingt es Tanya schließlich durch rücksichtslose Brutalität gegenüber Freund und Feind, in einen hohen Militärrang aufzusteigen. Doch dank ihrer magischen Fähigkeiten kommt sie trotzdem nicht um den gefährlichen Fronteinsatz herum. Als Teil einer futuristisch ausgerüsteten Elitetruppe wartet ein Selbstmordkommando nach dem nächsten. Doch Tanya ist fest entschlossen, alles nur erdenkliche für das eigene Wohl zu tun. Durch ihre Erbarmungslosigkeit wird das Mädchen schnell als „Teufel vom Rhein“ gefürchtet…
Die Rezension
Die Prämisse? Haarsträubend. Der Unterhaltungswert? Grandios. Was Regisseur Yutaka Uemara basierend auf der Idee von Carlo Zen geschaffen hat, ist definitiv nichts für schwache Gemüter, aber dennoch weit mehr als die explite Zurschaustellung therapieverdächtiger Autorenfantasien. Bereits die ersten vier Episoden im Rahmen der ersten Volume machen immer wieder deutlich, worum es im Kern der Serie tatsächlich geht, nämlich um Kritik am perfektionierten, rücksichtslosen Kapitalismus unserer Zeit. Der Angestellte ist auf den ersten Blick ein Widerling sondergleichen und bietet doch massenweise Identifikationspunkte dafür, wie unsere Gesellschaft und damit auch wir denken und funktionieren. Zum Schutz eigener Interessen zeigen wir die gleiche Rücksichtslosigkeit, die Tanya an den Tag legt. Und selbst wenn wir vorgeben, dabei zum Wohle aller zu handeln, denken wir am ehesten immer an uns selbst.
Diesen Tatsachen hält Saga of Tanya the Evil gnadenlos den Spiegel vor, zwar in völlig überzeichneter Form, aber trotzdem immer mit intelligenten Untertönen versehen. Erst wenn sich einem diese völlig erschlossen haben, ist man auch bereit, das große Ganze im richtigen Kontext zu betrachten. Da richten Kindersoldaten Massaker um Massaker an, werden wie Schachfiguren von der Obrigkeit hin- und hergeschoben und der Zuschauer mag sich denken: Was ist das bitte für ein kranker Scheiß? Aber hey, ist das denn so fernab von der Realität entfernt, nur weil es nicht unmittelbar vor der eigenen Haustür stattfindet? Im Mittelpunkt der Serie stehen Fragen wie diese, die einen immer wieder dazu zwingen, sich mit den Geschehnissen unserer Zeit auseinanderzusetzen. Mit der Figur der Tanya Degretschow hat man dafür eine perfekte Figur erschaffen, die all das verkörpert, was in unserer Gesellschaft nicht richtig ist und der man dennoch irgendwie Sympathie für ihre Handlungen entgegenbringen kann, weil sich das alles doch nicht wirklich fremd anfühlt.
Zugegeben, der Einstieg ist etwas holprig geraten, gerade weil die Zeitebenen am Anfang munter durchgemischt werden und man gar nicht wirklich erahnen kann, welche Geschichte Saga of Tanya the Evil eigentlich erzählen will. Wer das aushält, wird aber belohnt, denn bereits ab der zweiten Episode fokussiert sich das Geschehen ganz auf seine Antiheldin und nimmt dann ordentlich Fahrt auf. Es folgt spektakuläre Action in einer derart düsteren alternativen Zeitlinie, dass man sich sofort an die Brillanz eines Killzone erinnert fühlt. Zwar geraten die Nebencharaktere dabei immer mal wieder etwas zu sehr aufs Abstellgleis, am Ende interessiert einen aber sowieso nur noch, wie es mit Tanya weitergeht. Etwas entspannt wird das Setting dafür von einem gelungen platzierten schwarzen Humor und jeder Menge Zynismus. Und das alles hat man hier so gut miteinander kombiniert, dass ich kaum erwarten kann, wie es weitergeht. Für mich ist Saga of Tanya the Evil DIE große Überraschung seit Parasyte: -the maxim- und als solche eine absolute Empfehlung für ein anspruchsvolles Publikum mit Denk- und Assoziationsbereitschaft.
Die Blu-Ray
Genauso eindrucksvoll wie die Serie selbst präsentiert sich auch der dazugehörigen HD-Transfer. Die Schärfe bewegt sich durchgehend auf hohem Niveau, die Farbgebung ist trotz des Settings im ersten Weltkrieg angenehm natürlich geraten und holzt vor allem in den Gefechtsszenen ein kraftvolles, farbenfrohes Spektakel ab. Die Kontraste gehen ebenfalls in Ordnung, wobei die Schwarzwerte meiner Meinung nach einen Ticken kräftiger hätten ausfallen können. Davon abgesehen gibt es hier aber nichts zu beanstanden, denn die Blu-Ray bietet ausreichend Speicher, um die insgesamt 100 Minuten Gesamtspielzeit ohne Kompressionsprobleme unterzubringen.
Obwohl der Sound wie im Vorfeld erwartet einmal mehr lediglich deutsche und japanische Sprache im DTS-HD MA 2.0 – Format bietet, feuern die komplett auf den linken und rechten Frontlautsprecher beschränkten Tracks ein eindrucksvolles Effektfeuerwerk ab. Obwohl der Subwoofer bei dem Setup leider keine Gelegenheit erhält, das Geschehen zusätzlich zu untermalen und die Rücklautsprecher nicht angesprochen werden, kommt von vorne eine überraschend kraftvolle und dynamische Soundkulisse in den Raum, ohne dabei je die Dialoge untergehen zu lassen. In dem Bereich ist das Gebotene definitiv referenzverdächtig, obwohl gerade Serien wie diese trotz Konzipierung für das Fernsehen einen 5.1 – Upmix mehr als verdient hätten. Die deutsche Synchronisation ist übrigens sehr gelungen und bietet durchgehend professionelle, passend gewählte Sprecher.
Die erste Volume von Saga of Tanya the Evil kommt im schicken Digipack daher und enthält neben der Disc und einem hochwertig verarbeiteten, 36-seiten starkem Booklet mit jeder Menge Infos und Artworks auch noch einen Sammelschuber, in dem man die übrigens Volumes am Ende des Veröffentlichungszyklus unterbringen kann. Ein Aufnäher ist ebenfalls noch enthalten. Da der Gesamtumfang mit gerade mal vier Episoden aber sehr niedrig ausgefallen ist, muss man trotz Beigaben doch sagen, dass der Preis für all das mit knapp 40€ doch recht hoch angesetzt ist, auch weil abseits vom üblichen Clean Ending bzw. Opening keinerlei nennenswerten zusätzlichen Extras auf der Disc untergebracht worden sind.
Fazit
„Es ist so schön, böse zu sein! Regisseur Yutaka Uemara hat den gesellschaftskritischen Geist der Vorlage perfekt adaptiert, liefert dabei aber auch rein visuell ein absolut packendes Actionfeuerwerk ab, dass Light Novel und Manga zu eindrucksvollem Leben erweckt. Zwar gerät der Einstieg etwas kompliziert, wer dran bleibt wird aber mit einer unter der brachialen Oberfläche überraschend subtilen Geschichte um Glaube, Kapitalismus und das daraus resultierende Wesen Mensch belohnt, die einem zum Nachdenken anregt. Die Blu-Ray sieht so gut aus wie sie klingt und kommt mit ein paar anständigen physischen Beigaben daher, täuscht aber trotzdem nicht darüber weg, dass man für gerade mal 100 Minuten Spielzeit tief in den Geldbeutel greifen muss.
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