BD: „Glam Girls – Hinreißend verdorben“

                                                    Getestet und verfasst von General M 

                                    Quelle Bildmaterial: „The Hustle, ©2019 Universal Pictures. All rights reserved.“ 

                                             Ab sofort erhältlich als Blu-Ray und DVD

71mR99zuetL. SL1200 Wenn sich Hollywood über die letzten Jahre an Remakes gewagt hat, dann meist nur mit sehr dürftigem Erfolg. Trotzdem versuchen sich die Studios immer wieder daran, von den Fans geliebte Filmklassiker in neuem Gewand gewinnträchtig in die Kinos zu bringen. Das gleiche Schicksal hat in diesem Jahr auch Zwei hinreißend verdorbene Schurken von 1988 getroffen. Wo einst Steve Martin und Michael Caine als Trickbetrüger um ein einträgliches Jagdrevier gekämpft haben, agieren nun Anne Hathaway und Rebel Wilson als ungleiche Konkurrenten. Und auch sonst hat Glam Girls – Hinreißend verborben leider nichts Neues zu bieten. 

Der Film

Als es der kleinen Trickbetrügerin Penny Rust (Rebel Wilson, Pitch Perfect 3) in der Heimat etwas zu heiß wird, entschließt sie sich kurzerhand, ihr Glück an der französischen Riviera zu versuchen. Schließlich geben sich dort Millionäre und Milliardäre die Klinke in die Hand. Das Problem ist nur: Die plumpe Gaunerin erfüllt so gar nicht die nötigen Kriterien, um es dort auch nur ansatzweise zu irgendwas bringen zu können. Ganz anders dagegen ihre „Kollegin“ Josephine Chesterfield (Oscar©-Preisträgerin Anne Hathaway, Oceans 8), die bereits seit Jahren mithilfe ihrer Untergebenen reiche Kerle auf´s Kreuz legt und es dadurch zu einem Leben in beachtlichem Luxus gebracht hat. Als sich die ungleichen Gaunerinnen durch Zufall im Zug begegnen, bekommt es Josephine trotzdem Penny´s uncharmantem Auftreten mit der Angst zu tun: Zwei Trickbetrügerinnen im gleichen Revier? Undenkbar!

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Kurzerhand sorgt Josephine dafür, dass Penny kurz nach der Ankunft in Beamont-sur-Mer von ihren Komplizen in eine Falle gelockt wird und wenig später aus Angst vor der Polizei schon wieder auf dem Rückflug ist. Doch die merkt durch Zufall, dass sie Opfer eines falschen Spiels geworden ist und stellt Josephine kurzerhand vor die Wahl: Entweder bringt sie ihr sämtliche Tricks bei, um an der Riviera ordentlich absahnen zu können, oder sie verpfeift die Edelgaunerin bei Interpol. Nach einigen ersten gemeinsamen Fischzügen, so hofft Josephine, wird sich der aufdringliche Lehrling schon wieder verziehen. Aber Penny findet Gefallen am Luxus und denkt gar nicht daran, wieder abzureisen. Ein Wettstreit soll entscheiden, wer zukünftig exklusiv an der Riviera betrügen darf. Das Ziel: Technikmillionär Thomas. Beim Versuch, den Jungspund um eine halbe Millionen Dollar zu erleichtern, machen die Kontrahentinnen auch vor schmutzigsten Tricks nicht halt…

Die Rezension 

Eigentlich ist gegen ein qualitativ hochwertiges Remake nie etwas auszusetzen. Solange man der Grundidee frische und moderne Impulse hinzufügen kann und dabei gleichzeitig trotz ähnlicher Prämisse eigene Wege beschreitet, sollte man auch Neuauflagen von Klassikern eine Chance einräumen. Dumm nur, dass Glam Girls – Hinreißend verborben an all diesen Vorrausetzungen konsequent scheitert. Viel eher hat man die Vorlage einfach 1 zu 1 nachgestellt und dabei lediglich die männlichen Hauptdarsteller durch zwei weibliche Mimen ersetzt. Dass das nicht ansatzweise ausreicht, um dem vom britischen Filmemacher Chris Addison umgesetzten Remake irgendeine Form von Daseinsberechtigung zu verleihen, merkt man schnell. Selbst nach grandiosen Reinfällen wie der Neuauflage von Ghostbusters oder dem rein weiblichen Ableger der Oceans-Reihe, die allesamt sensationell bei Kritikern und Publikum durchgefallen sind, hat Hollywood scheinbar immer noch nicht gelernt, dass zu einem gelungenen Remake mehr gehört, als einfach einen Geschlechtertausch vorzunehmen. 

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Warum der Film am Ende bei gerade mal etwas über 20 Millionen Dollar Produktionsbudget nahezu das vierfache seiner Kosten einspielen konnte, bleibt mir ein absolutes Rätsel. Denn Glam Girls – Hinreißen verdorben versprüht zu keinem Zeitpunkt den Charme und Witz seines Vorgängers, auch weil die Hauptdarstellerinen einfach nicht die Klasse ihrer Vorbilder besitzen, zumindest nicht in Hinsicht auf das Komödiengenre. Anne Hathaway beweist vor allem in der englischen Originalfassung, dass das Imitieren von Dialekten nicht zu ihren Stärken gehört, was gerade die zweite Hälfte des Films quälend gestaltet (zum Glück ist die deutsche Synchronfassung in diesem Aspekt deutlich überlegen), während Rebel Wilson einmal mehr eindrucksvoll unter Beweis stellt, dass sie weder eine Hauptrolle tragen kann, noch irgendwie auch nur ansatzweise in der Lage ist, außerhalb ihres üblichen Haudraufhumorspektrums zu agieren. Und warum Technikgenies in jedem Film aussehen müssen wie Mark Zuckerberg, will mir auch nicht in den Kopf gehen. Originell ist das jedenfalls nicht. 

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Das Ergebnis ist ein vor allem für Kenner der Vorlage extrem strapazierender Film geworden, der einen vor Fremdscham über die dargebotene Einfallslosigkeit und die konsequent schlechten Darstellerleistungen stetig dazu animiert, den Film vorzeitig auszuschalten. Glam Girls – Hinreißend verdorben ist ein Film, wie ihn die Welt nicht braucht. Wäre das den Studiobossen im Vorfeld ebenso klargewesen, hätte ich mir gut 90 Minuten Lebenszeit gespart, in der ich mich locker nochmal die um Welten bessere Vorlage hätte ansehen können. 

Die Blu-Ray

Über den Film selbst kann man streiten, technisch dagegen gibt es an der Heimkinoumsetzung dafür absolut nichts auszusetzen. Der vollständig digital gedrehte Film wurde mit Arri ALEXA SXT- sowie ALEXA Mini-Kamerasystemen gedreht, am Ausgang lagen maximal 2.8K an. In der Postproduktion entstand daraus von Werk aus ein hochskaliertes 4K Digital Intermediate, welches nun in wieder herabskalierter Form seinen Weg auf Blu-Ray gefunden hat. Dabei überrascht es umso mehr, dass Universal keine dazu passende UHD-Veröffentlichung anbietet, denn die Blu-Ray beweist bereits eindrucksvoll, welche Möglichkeiten dort noch hätten geboten werden können. Besonders in Nahaufnahmen strotzt das durchgehend knackscharfe Bild nur so voller feiner Details, feine Texturen an Kleidung oder gar auf der Haut stechen bemerkenswert hervor. Auch die Farben stechen zu jedem Zeitpunkt prachtvoll hervor und sorgen dafür, dass die edle Ausstattung des Films auch auf dem Bildschirm genial rüberkommt, ohne dabei je die Natürlichkeit von Hauttönen negativ zu beeinträchtigen.

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Abgerundet wird all das durch sensationell gut ausbalancierte Kontraste, besonders die Schwarzwerte wirken extrem kraftvoll und können mit bester Durchzeichnung punkten. In ganz finsteren Momenten kann es zu minimalem Bildrauschen kommen, störend ist das aber nie. Kaum noch erwähnenswert, dass auch die Laufruhe absolut makellos ist. Kurzum, ein verdammt gutes Release aus dem Hause Universal, welches keine Wünsche offenlässt. 

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Wer schon immer mal hören wollte, wie lächerlich komisch in Polen synchronisiert wird (nämlich gar nicht, stattdessen gibt es ein Voice-Over), bekommt mit der Blu-Ray Gelegenheit dazu. Die bietet abseits sogar noch unter anderem eine russische, spanische und sogar thailändische Tonspur. Wirklich interessant für unseren Markt ist aber wohl hauptsächlich der englische und deutsche Sound. Während die Originalsprache als einzige im verlustfreien DTS-HD MA 7.1-Format vorliegt, gibt es für deutschsprachige Zuschauer immerhin eine leicht komprimierte DTS-HD HR-Spur mit sonst identischen Eigenschaften. Während man sich im Center über durchgehend beste Dialogverständlichkeit freuen kann, werden die restlichen Lautsprecher hauptsächlich dazu genutzt, den Soundtrack des Films adäquat in den Raum zu werfen. In diesen Momenten darf dann auch der Subwoofer immer mal wieder aktiv mitmischen. Aber auch das breite Spektrum an Nebengeräuschen wird von beiden Abmischungen gut wiedergegeben. Positiv fällt hier die stets nachvollziehbare Effektplatzierung auf, jedes Klangelement überzeugt zudem mit guter Dynamik. Mehr kann man gemessen am Genre wohl kaum aus den gegebenen Möglichkeiten herausholen. 

Die Extras

Etwas knapp ist dafür das Bonusmaterial ausgefallen. Gerade mal drei Featurettes mit etwas mehr als fünfzehn Minuten Gesamtspielzeit haben es auf den Silberling geschafft. „Ins Schwarze treffen“ will in unter fünf Minuten vor allem erklären, wieso der weibliche Cast alleine schon dafür sorgt, dass man Remake dem Original vorziehen sollte, was angesichts der tatsächlichen Gegebenheiten schon unfreiwillig komisch wirkt und eher typischer Selbstbeweihräucherung nahe kommt. „Comedy-Unterricht“ befasst sich dann nochmal etwas ausführlicher mit den beiden Hauptdarstellerinnen Anne Hathaway und Rebel Wilson, während in „Trickbetrügerinnen“ auch die Arbeit der restlichen Cast- und Crewmitglieder gewürdigt wird. Abseits davon gibt es noch einen Audiokommentar von Regisseur Chris Addison, der den Film detailliert aufschlüsselt und begleitet. Abseits davon wird hier eigentlich nichts von Interesse geboten. 

Fazit

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o„Eigentlich bin ich immer bemüht, auch schlechten Filmen noch irgendetwas Gutes abzugewinnen. Glam Girls – Hinreißend verdorben macht mir das aber absolut unmöglich. Denn abseits der nun komplett weiblichen, leider aber völlig fehlbesetzten Hauptdarstellerinnen schafft es das Remake zu Zwei hinreißend verdorbene Schurken zu keinem Zeitpunkt, eigene Akzente zu setzen und hält sich derart streng und uninspiriert an die Originalprämisse, ohne dabei je deren Charme und Witz zu erreichen. Ein absolut überflüssiges Remake, um das man guten Gewissen einen weiten Bogen machen kann. Immerhin: Bild und Ton der Blu-Ray sind absolute klasse, zumindest für Technikenthusiasten könnte sich das Sichten also lohnen. Zu mehr ist der Film aber einfach nicht zu gebrauchen. Sorry, but not sorry.“

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