BD: “Benjamin Blümchen: Der Kinofilm”

                                                  Getestet und verfasst von General M 

                     Quelle Bildmaterial: “©2019 STUDIOCANAL GmbH. All rights reserved.” 

                                               Ab sofort erhältlich als Blu-Ray und DVD

8185DJohIWL. SL1500 Ohne Hörspielkassette ging bei mir als kleinem Lauser ja gar nichts. Neben den den Drei Fragezeichen, TKKG und vielen mehr war es allerdings vor allem ein saccharosesüchtiger Elefant mit roter Mütze, dessen Abenteuer mir in Jugendjahren zu einem entspannten Einschlafen verholfen haben. Benjamin Blümchen und sein bester Freund Otto begleiten bis heute zahlreiche Träume von Kids und Junggebliebenen, egal ob in klassischer Audioform oder als heißgebliebte Geburtstagstorte (die schmeckt tatsächlich auch mit 32 Lenzen immer noch klasse!), da war ein Kinofilm natürlich auch nur eine Frage der Zeit. Nun steht Benjamin Blümchen: Der Kinofilm auch für Zuhause in den Startlöchern. Bei uns gibt´s dazu den passenden Test. Töröööö!

Der Film

Endlich Sommerferien! Weil Otto allerdings nur wenig Lust verspürt, seine Eltern auf eine ausgedehnte Karibiktour zu begleiten, darf er die freien Tage im Neustädter Zoo bei seinem besten Freund, dem sprechenden Elefanten Benjamin Blümchen (gesprochen von Jürgen Kluckert) verbringen. Dort plagt sich Zoodirektor Tierlieb aber wieder mal mit massiven Geldsorgen, der Tierpark ist einmal mehr von der endgültigen Schließung bedroht. Eine Tombola soll dringend benötigte Finanzmittel in die leeren Kassen spülen, doch der korrupte Bürgermeister (Uwe Ochsenknecht, Ich war noch niemals in New York) hat längst andere Pläne und heuert die kapriziöse Zora Zack (Heike Makatsch, Blow) an, um den Zoo von Grundauf zu modernisieren.

bb1

Das Vorhaben stößt nicht nur beim Personal auf einigen Widerstand, schließlich ist der Neustädter Zoo eine altehrwürdige Institution und als solcher eher traditionsverbunden, auch Otto ist den Umbaublänen gegenüber von Anfang an äußerst misstrauisch eingestellt. Der gutmütige Benjamin dagegen lässt sich von den Versprechungen um mehr Luxus und Komfort rasch einwickeln. Mit viel Überredungskunst kann Otto den Dickhäuter schließlich vorerst auf seine Seite ziehen und will Zora´s wahren Motiven auf die Spur gehen. Das sorgt nicht nur für einiges Chaos, sondern stellt auch die Freundschaft der beiden Helden auf eine harte Probe. Da scheinen selbst der rasenden Reporterin Karla Kolumna (Liane Forestieri, Der Lehrer) ausnahmsweise die Tricks auszugehen. Wird am Ende trotzdem alles gut?

Die Rezension

Wie bereits anfangs erwähnt, verbindet mit Benjamin Blümchen eine ganze Palette wertvoller Kindheitserinnerungen. Unglaublich, dass es so lange gedauert hat, bis der sprechende Elefant sich anschickt, auch die hiesigen Kinoleinwände zu erobern. Wirklich gelungen ist dieses Unterfangen allerdings nicht, denn selbst die bis in die Nebenrollen hochkarätige Besetzung vermag nicht darüber hinwegzutäuschen, dass die Story so dünn wie die Papiereinlage einer alten Hörspielkassette ist. Dem jungen Publikum mag das den Zugang durchaus vereinfachen, schließlich ist der Film laut Freigabe bereits für Kleinkinder problemlos verträglich. Wahrscheinlich werden sich aber bereits Kids ab 6 Jahren von der uninspirierten Geschichte um die Zoorettung unterfordert zeigen. Klar, Benjamin Blümchen: Der Kinofilm richtet sich vornehmlich an ein blutjunges Publikum, trotzdem hätte der Fundus der bisher 143 veröffentlichten Hörspielepisoden massig bessere Handlungsgerüste für die Leinwandumsetzung geboten. Darauf nicht zugegriffen zu haben stellt aber nur der eines der vielen Versäumnisse von Regisseur Tim Trachte dar. 

bb2

Denn auf der anderen Seite hängt der Film auch visuell mächtig hinter gegenwärtigen Standards zurück. Benjamin alleine wurde so kostengünstig animiert, dass er qualitativ wie die dreidimensionale Darstellung von Homer Simpson aus der sechsten Treehouse of Horror – Episode wirkt. Und die stammt immerhin aus dem Jahr 1995! Wäre da nicht die ikonische Stimme von Jürgen Kluckert, der die Rolle seit dem Tod von Edgar Ott bravourös am Leben erhält, hätte ich mich wahrscheinlich nicht einmal ansatzweise für den computergenierten Benjamin erwärmen können. Das gut eineinhalbstündige Kinoabenteuer wirkt über weite Strecken kalt, besonders weil man auch abseits der Hauptfigur viel mit Green Screen gearbeitet hat und jene zahlreichen Momente selbst für das ungeübte Auge so auffällig sind, dass eine mögliche Immersion in die Welt von Neustadt nur noch weiter erschwert wird. Technisch ist der Film alles andere als zeitgemäß. Da hat Deutschland schon deutlich bessere Leistungen hervorgebracht.

bb3

Gerade für die ganz Kleinen ist der Film aber trotzdem eine Empfehlung wert. Die bekommen immerhin eine leicht verdauliche Geschichte mit ein paar gelungenen Gags geboten. Wirklich gefordert werden die Darsteller, darunter auch Anette Frier und Dieter Hallervorden als amüsanter Tierbeobachter allerdings zu keinem Zeitpunkt. Etwas älteren Fans ist weiterhin zu den klassischen Hörspielen oder gar der gelungenen Zeichentrickserie zu raten. Dort findet man nicht nur mit Abstand bessere Abenteuer, sondern kann sich die Welt von Benjamin Blümchen und Co. immer noch in der ganz eigenen Fantasie ausmalen. Und dagegen kommt ganz sicher keine Animationsstube an. Schade um das viele verschenkte Potenzial ist es aber allemal – verdient hat der neben Dumbo wohl berühmteste Elefant der Welt nach 33 Jahren Erfolgsgeschichte weitaus mehr. 

Die Blu-Ray

Dass eine UHD angesichts der preiswerten Computertricks nur sehr wenig Sinn machen würde, war schon beim Trailer abzusehen. Schlussendlich hat es STUDIOCANAL für das Heimkinorelease dann auch bei Blu-Ray und DVD belassen, wobei die jeweiligen Formate bereits optisch durch die knallrote Kunststoffverpackung für Aufsehen sorgen. Wichtig ist aber natürlich, was sich darin verbirgt. Für unseren Test wurde uns freundlicherweise ein Exemplar der Blu-Ray zur Verfügung gestellt, welche der Verkaufsversion entspricht. Pluspunkte darf sich der Silberling für eine durchgehend hohe Bildschärfe abholen, die auch feinere Details wie Kleidungstexturen und Haare gut herausarbeitet. Dazu darf man sich über eine erstklassige Laufruhe freuen, das Geschehen wird blitzsauber und frei von jedweder Körnung dargestellt, was auf einen komplett digitalen Herstellungsprozess schließen lässt.

bb4

Sehr schön auch die Farbgebung. Der Fokus liegt hier klar auf einer warmen Farbpalette mit knalligen Primärtönen, dabei geht die Natürlichkeit bei Hauttönen aber zum Glück nie verloren. Gerade Rottöne kommen toll zur Geltung, während die Vegetation im Zoo mit sattem Grün besticht. Da weiß man stellenweise wirklich nicht, ob man gerade in Neustadt gastiert oder im Auenland. In der Hinsicht kann sich die Blu-Ray wirklich sehen lassen. Daneben fallen die mittelprächtigen CGI-Tricks aber natürlich umso mehr ins Negative ab, es hat also alles seine Vor- und Nachteile. Letztere findet man aber auch bei der Kontrastgebung. Die Schwarzanteile könnten kräftiger sein, in vielen Momenten ist das Bild außerdem einfach zu hell ausgefallen und neigt zur Überbelichtung. Dadurch geht ordentlich Durchzeichnung verloren. Dieses mittlerweile vertraute Problem hätte eine UHD sicher bewältigen können, weshalb Benjamin Blümchen: Der Kinofilm auf Blu-Ray am Ende auch nicht über eine überdurchschnittlich gute Bewertung hinweg gelangt. 

bb5

Alles andere als verlustfreier Ton wäre bei einer reindeutschen Produktion eine Frechheit gewesen. Glücklicherweise erfüllt STUDIOCANAL mit der DTS-HD MA 5.1 – Ausstattung sämtliche Erwartungen und läutet das Jahr mit einer rundherum gelungenen Klangkulisse ein, die sich für einen Film wie diesen überraschend raumklanglastig zeigt. Die Rears sind beinahe durchgehend aktiv und liefern vom Affengeschrei über Vogelgezwitscher eine ideal-immersive Zooumgebung. An Kraft mangelt es zu keinem Zeitpunkt. Bei einer derart lebendigen Umgebung haben es die Dialoge im Center aber immer mal wieder schwer, nicht unter allem anderen unterzugehen. Eine etwas lautere Abmischung der Stimmen hätte dem Gesamtergebnis gut getan. Kaum angesprochen wird übrigens wenig überraschend der Subwoofer. Dafür mangelt es dem Kinderkino einfach an Einsatzmöglichkeiten. 

Die Extras

Nostalgiker dürfen sich im Rahmen der Extras auf die erste, jemals ausgestrahle Folge der Zeichentrickserie freuen. Die kommt zwar nur in Standardauflösung daher und ist dementsprechend alles andere als gut in die Jahre gekommen, schlägt aber inhaltlich bereits einen Großteil des tatsächlichen Films. Dazu gibt es ein Making Of, Charakterclips und einen Blick hinter die Kulissen, Trailer und ein Musikvideo dürfen ebenfalls nicht fehlen. Was auf dem Papier nach viel klingt, entpuppt sich in der Praxis allerdings als abseits der Trickepisode extremst kurz abgespultes, wenig informatives Programm. Viel mehr als eine Minute Laufzeit hat man keinem der Featurettes zugestanden, weshalb man sich weitere Extras nach Sichten der Retrofolge guten Gewissens komplett sparen kann. Auch hier hätte man Unmengen Gelegenheiten gehabt, den Dickhäuter abseits seines Leinwandauftritts näher zu beleuchten. Genutzt hat man davon keine.

Fazit

55957770 2311144785603906 1491509483245928448 o“Nach dem Abspann musste ich mir die Frage stellen, ob meine Enttäuschung über das soeben Gesehene nicht einfach nur daran liegt, dass ich womöglich einfach schon ein bisschen zu alt für solche Abenteuer sein könnte. Nach zwei-drei Episoden aus dem Hörspieluniversum von Benjamin Blümchen war aber klar, dass man es hier einfach mit einem extrem anspruchslosen Leinwandauftritt des beliebten Zuckerjunkies zu tun hat, der weder technisch noch inhaltlich überzeugen kann. Kids mögen über solche Makel hinwegsehen können, alteingesessene Fans mit gewisser Reife werden trotz Jürgen Kluckert´s vertrauter Stimme aber kaum Freude am Geschehen haben. Die Blu-Ray kann sich trotz diverser kleiner Makel allerdings sehen und hören lassen, abseits der ersten Trickepisode in den Extras enttäuschen die beigefügten Extras aber auf ganzer Linie.” 

Die hier veröffentlichte Meinung stellt lediglich die Meinung des Autors dar und muss nicht zwangsläufig auch die von Wrestling-Point.de, M-Reviews und allen unterstehenden Mitarbeitern sein.
   

                                                 ©2020 Wrestling-Point.de/M-Reviews