Ein frischer Wind
In the Name of the Tsar, der Name lässt es bereits vermuten, bringt endlich auch die Russische Armee in die Fronten des virtuellen Krieges ein. Als mit eine der größten Armeen unter den Parteien des ersten Weltkrieges wurde sie bereits zum Launch herbeigesehnt, dann aber für einen späteren DLC aufgespart. Dieser ist seit gestern für alle Besitzer des Premium Passes spielbar und installiert sich automatisch über den hauseigenen Dienst Origin. Fünf Gigabyte Festplattenspeicher muss der geneigte Fan dafür erübrigen, heutzutage ja nun kaum mehr eine angsterfüllende Zahl. Alle anderen Spieler müssen wie üblich noch zwei Wochen ausharren, ehe der neue Inhalt dann für knapp 15€ verfügbar auch für Nachzügler wird. Zum Glück durften wir uns bereits am gestrigen Tag in die ersten Angriffswelle einreihen und können sagen: Es lohnt sich!
Russische Kleinboote dienen nicht nur als Spawnpoint, sondern verfügen auch über Torpedos.
Ganze sechs neue Karten finden den Weg ins Spiel, mehr als jeder bisherige Bezahlinhalt zuvor. Davon verteilen sich vier Karten auf insgesamt zwei neue Operationen für bis zu 64 Spieler, sämtliche Karten sind aber natürlich auch in allen anderen Modi verfügbar. Aber wird bei aller Quantität auch noch genügend Qualität geboten? Nachdem ich mehrere Runden auf den neuen Karten verbracht habe, fällt der Eindruck etwas gemischt aus. Auf Zaryzin beispielsweise steht die Rote Armee der Bolschewisten den zarentreuen Weißgardisten gegenüber. Erstere wollen die Stadtruinen als letztes Bollwerk der Zarentums verteidigen, die Kommunisten dagegen wollen sie mit aller Macht erobern. Der Kampf um die Seele Russlands findet dabei vornehm auf den zerbombten Straßen der Stadt statt, welche abseits von Häuserruinen kaum Deckungsmöglichkeiten bieten. In Wolga begegnen sich diese Armeen abermals, dieses Mal jedoch auf einer wesentlich größeren Fläche, welche zwar im Bereich der zu erobernden Punkte gute Möglichkeiten zum Verschanzen bietet, dafür aber dazwischen aber ein Fest für Scharfschützen und Fahrzeugkämpfe bietet. Wer jedoch hofft, zwischen den zerstörten Resten alter Prachtbauten bis zum Ende der Runde ausharren zu können, irrt: Besonders der neue Artilleriepanzer heißt den dortigen Truppen mächtig ein. Angelehnt an die berühmte Schlacht aus dem Jahre 1915 treffen am Lupkow – Pass die Armeen Österreich-Ungarns und Russlands aufeinander und streiten in der felsigen und verschneiten Waldlandschaft um die Kontrolle der kriegswichtigen Grenze. Fahrzeuge und Flugzeuge haben es hier schwer, weshalb sich das Gebiet vorzüglich für Infantiergefechte eignet. Die Karte wurde bereits Anfang August als kleiner Vorgeschmack zur Erweiterung veröffentlicht. Schließlich versuchen die Deutschen Streitkräfte, das Archipel in Albion von den Russen zu erobern. Zwischen einem kleinen Verbund aus Halbinseln gilt es, im Nebel weder das Ziel, noch die gefährlichen Küstengeschütze aus den Augen zu verlieren. Auf dem matsch- und schneegetränkten Boden von Galizien müssen die Russen erneut Österreich-Ungarn auf eigenem Boden abwehren. Auf dem weitläufigen, zumeist flachen Gebiet sind leichte Fahrzeuge wie der Neuzugang Putilow-Garford-Angriffswagen die optimale Wahl, aber auch die neuen Kavallerieverbände mit ihren wirksamen Lanzenkämpfern sorgen für Mobilität auf dem Schlachtfeld, während die Luftwaffe Unterstützung durch einen schweren Bomber erhält. Im Rahmen jener als „Brussilow – Offensive“ in die Geschichtsbücher eingegangen Schlacht müssen die Russen den zurückfallenden Österreich-Ungaren in Brussilows Festung endgültig den Gnadenstoß verpassen. Die von kleinen Bergdörfern durchzogene Karte ist hauptsächlich auf Infantergefechte ausgelegt und rundet das Paket ab.
Galizien bietet braches Land und weite Felder – Für Fahrzeuge ein Fest!
Dem Kartenpaket stehe ich aus dem Grund gemischt gegenüber, weil es insgesamt sehr wenig Abwechslung bietet. Grandios fand ich Wolga, Lupkow – Pass und Albion, welche allesamt bestimmte Alleinstellungsmerkmale bieten. Alles andere wirkt entweder sehr ähnlich zum Rest des DLC oder eben zu dem, was es bereits bisher in Battlefield 1 zu sehen gab. Besonders Galizien wirkt insgesamt recht einfallslos inszeniert und würde fast nackt wirken, gäbe es nicht hier und da ein paar kaputte Windmühlen und Farmhäuser. Klar ist es lobenswert, dass Spieler mit so vielen neuen Karten ausgestattet werden, auf der anderen Seite spaltet die dadurch entstehende Premium – Paywall die besonders auf dem PC mittlerweile fast überschaubare Community weiter in zwei Hälften. Ein Problem, welches auch Star Wars: Battlefront mit das Genick gebrochen hat. Da man die Premium Pass – Besitzer jedoch nicht verärgern mag, wird man wenigstens bei BF1 weiterhin dieser Linie treu bleiben und für Free User weiterhin viele neue Gratisinhalte anbieten, das volle Paket erhalten aber eben nur zahlende Kunden. Besondere Aktionen bieten jedoch die Möglichkeit, Freunde einzuladen, diese Inhalte auch ohne Premium Pass zu testen. Die erhaltenden Punkte werden aber erst gutgeschrieben, wenn man den Pass kauft. Optimale Lösungen sehen anders aus, da der Spieler hiermit automatisch zum Werbeträger verkommt, weniger zum Gönner. Für das kommende Battlefront II verspricht man aber Abkehr von der bisherigen Praxis, sämtliche neuen Inhalte sollen für alle Spieler kostenlos sein.
Up your Arsenal!
Doch die Russland – Erweiterung bietet mehr als nur neue Karten und Fahrzeuge. Wie bereits erwähnt, haben seit dem Launch zahlreiche Neuerungen den Weg ins Spiel gefunden, der DLC fügt diesen noch weitere hinzu. Exklusiv für die Russische Armee selbst findet der Verband der weiblichen Scharfschützen den Weg ins Spiel, welche auf dieser Seite die Scharfschützen stellen und die es als solche auch tatsächlich gegeben hat. Neu für alle sind dafür die Dienst – Spezialisierungen. Durch bestimmte Challenges lassen sich für die jeweiligen Klassen Perks freischalten, welche die Überlebenschancen auf dem Schlachtfeld drastisch verbessern. Zwar wird ohnehin jede Klasse mit einem Basiskit an Fähigkeiten ausgestattet, Spezialisierungen schaltet man jedoch erst mit der Zeit frei, inklusive einem dicken XP – Bonus. Dienstaufträge sind eine sinnvolle Neuerung des Spiels, welche nicht nur zusätliche Herausforderungen bieten, sondern sich auch optimal dazu eignen, das Klassenverständnis zu verbessern und die eigenen Fähigkeiten der jeweiligen Klasse optimal auszuspielen. Damit man in Sachen Ausrüstung dabei nicht im Regen steht, ziehen auch einige neue Waffen ins Spiel ein. Insgesamt 11 Gegenstände für Sturmsoldaten, Sanitäter und Co. gilt es wie schon im letzten DLC durch Challenges freizuschalten.
Der Kampf um die Halbinseln von Albion kann durch die tolle Lichtstimmung überzeugen.
Neben den zahlreichen neuen Herausforderungen, um neue Dog Tags und Co. freizuschalten, bringt der Inhalt zu guter letzt jedoch auch einen brandneuen Spielmodus mit sich. In „Versorgungsabwurf“ gilt es, von Flugzeugen abgeworfene Kriegsgüter einzunehmen und gegen den Feind zu verteidigen. Wer am Ende der Runde die meisten Güter erobert hat, gewinnt. Ein spaßiger Modus für zwischendurch, welcher aufgrund der Tatsache, dass die Teams immer an einen festen Punkt gebunden sind, für herrlich intensive und epische Momente sorgen.
Alles in allem ist die neue Erweiterung jedem Battlefield – Fan zu empfehlen.
Fazit
„In the Name of the Tsar ist eine insgesammt eindrucksvolle Erweiterung des bisher bekannten Kriegsgeschehens. Die in Schnee und Dreck getauchten Karten sorgen für atmosphärische Abwechslung. Leider ähneln die Karten untereinander teilweise sehr oder nehmen zumindest starken Bezug auf bereits Bekanntes. Durch die neuen Dienstaufträge, die zahlreichen Challenges und einen brandneuen Spielmodus sollten Fans aber eine ganze Weile beschäftigt werden, ehe der nächste große Inhalt ansteht. Die Russische Armee fügt sich mit ihrer neuen Ausrüstung perfekt ins bisherige Schlachtengetümmel ein. Für den nächsten Inhalt wünsche ich mir spielerisch noch etwas mehr Abwechslung. Und natürlich wäre es ebenso wünschenswert, wenn die Community zwischen Free- und Premiumuser durch solche Erweiterungen nicht so massiv gespalten werden würde. Aber daran arbeitet EA ja auch. Hoffentlich.“
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