4K UHD | Titanic

Er gilt als einer der erfolgreichsten Filme aller Zeiten. Elf Oscars© und zahllose weitere Preise nahm er mit nach Hause und machte seine jungen Hauptdarsteller über Nacht zu internationalen Stars. Wenn die Titanic zu ihrer verhängnisvollen Jungfernfahrt in See sticht, bleibt kaum ein Auge trocken. Zum 25. Jubiläum erscheint das Liebesdrama vor der Kulisse einer der schlimmsten Schiffsunglücke in der Geschichte nun erstmals als 4K UHD. 

Studio und Vertrieb: 20th Century Studios im Vertrieb von Walt Disney Studios Home Entertainment via LEONINE Distribution

Erstveröffentlichung: 1997

Veröffentlichungstermin: 15. Dezember 2023

Darsteller: Kate Winslet, Leonardo DiCaprio, Billy Zane, Kathy Bates, Bill Paxton und andere

Format: 4K UHD

Preis: 34,99€*

Altersfreigabe: Ab 12 Jahren

IMDB | Metacritic




Der Film

Sein ganzes Leben ist Brock Lovett (Bill Paxton) schon auf der Suche nach dem Herz des Ozeans – einem einzigartigen und unglaublich wertvollen blauen Diamanten, der seinerzeit mit der Titanic untergegangen sein soll. Gemeinsam mit seiner Crew wagt sich der Schatzsucher tief auf den Grund des Ozeans, wo das Wrack des einst so stolzen Luxusdampfers seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Inmitten der längst stark verwitterten Überreste gelingt es dem Team tatsächlich, den Schiffstresor zu bergen. Die Champagnerkorken knallen jedoch etwas zu früh, denn der schwere Eisenkasten entpuppt sich als leer. Und während die ersten Geldgeber bereits abzuspringen drohen, legen die Restauratoren unter einer dicken Schlammschicht die gut erhaltene Zeichnung einer jungen Frau frei, um deren Hals sich die begehrte Kostbarkeit befindet. Die Bilder dieses Fundes gehen um die Welt und gelangen schließlich auch nach Amerika, wo die über hundert Jahre alte Rose Calvert (Gloria Stuart) in dem Portrait niemand geringeres als sich selbst erkennt. 

An Bord der Keldish rekonstruiert das Team um Schatzsucher Lovett die Ereignisse des Untergangs am Computer. Die alte Rose schaut interessiert zu, hat die Geschehnisse aber aus eigener Erinnerung „etwas anders“ erlebt. | 4K UHD

Auf Einladung von Lovett wird die betagte Seniorin gemeinsam mit ihrer Nichte Lizzy an den Unglücksort eingeflogen und blickt umringt von den neugierigen Forschern zurück auf die wohl ereignisreichsten Tage ihres Lebens: An Bord der Titanic macht sich siebzehnjährige Rose DeWitt Bukater (Kate Winslet) im Jahr 1912 auf den Weg nach Amerika, um dort ihren reichen Verlobten Caledon Hockley (Billy Zane) zu ehelichen. Dabei handelt es sich allerdings nicht um eine Liebesheirat, stattdessen geht es ausschließlich ums Geld. Die Familie von Rose hockt auf einem einem gewaltigen Schuldenberg und ihre ebenfalls an Bord befindliche, luxusverwöhnte Mutter Ruth (Frances Fisher) sorgt sich weniger um das Wohl ihrer Tochter, sondern mehr um den Erhalt ihres gesellschaftlichen Status. Gleichzeitig sitzt der mittellose Künstler Jack Dawson (Leonardo DiCaprio) gemeinsam mit seinem Kumpel Fabrizio wenige hundert Meter entfernt von der jubelnden Menge in einer schicksalhaften Pokerpartie, denn der Einsatz sind zwei Tickets für die dritte Klasse an Bord der Titanic. Gerade noch rechtzeitig schaffen es die beiden Habenichtse an Bord – nicht wissend, dass die Reise ihr Leben für immer verändern wird. 

Als Jack Rose auf dem Deck erstmals aus der Entfernung erblickt, ist es sofort um ihn geschehen. Doch zwischen der ersten und dritten Klasse liegen nicht in Sachen Komfort Welten. | 4K UHD

Während sich die Elite der Geschäftswelt im Beisein von Kapitän Smith und dem Schiffskonstrukteur Thomas Andrews begeistert von Werftdirektor Ismay beim Edeldinner der ersten Klasse mit Geschichten über den prachtvoll ausgestatteten Kahn bespaßen lässt, eilt die in Aussicht auf eine totunglückliche Zukunft völlig verstörte Rose zum Heck des Schiffes, um sich in einem Akt der Verzweiflung in die Schiffsschrauben zu stürzen. Dabei kommt es zu einer folgenschweren Begegnung mit Jack, der das abstürzende Mädchen gerade noch rechtzeitig vor dem Sturz bewahren kann. Rose ist begeistert von Jacks künstlerischem Talent und seiner ungezwungenen Lebensweise. Es dauert nicht lange, bis sich beide unsterblich ineinander verlieben und beschließen, im Zielhafen gemeinsam von Bord zu gehen. Der intrigante Cal will das natürlich nicht zulassen und sorgt mit seinem fiesen Kammerdiener Lovejoy (David Warner) dafür, dass Jack als Dieb gebrandmarkt in den untersten Arealen festgesetzt wird. Als die Titanic in der Finsternis einen Eisberg rammt und innerhalb weniger Stunden unweigerlich zu sinken droht, bricht an Bord rasch das Chaos aus. 

Cal glaubt, dass sich jedes Herz mit ausreichend Geld kaufen lässt. Was für das Herz des Ozeans gelten mag, gilt aber noch lange nicht für die widerspenstige Rose. | 4K UHD

Weil es nicht genug Rettungsboote für alle gibt und die Evakuierung erst mit Verspätung beginnt, wird schnell klar, dass nicht jeder das Schiff lebend verlassen wird. Auf dem klirrend kalten Ozean beginnt ein dramatischer Wettlauf gegen die Zeit, denn während an Deck der ersten Klasse Frauen und Kinder von der Bordkapelle begleitet in die Boote gelassen werden, kämpfen die unter Deck eingepferchten Passagiere der niederen Preiskategorien mit aller Gewalt um ihr Leben. Und Rose, die den Verrat ihres verhassten Verlobten viel zu spät erkennt, kämpft sich auf der Suche nach der Liebe ihres Lebens entschlossen in die längst mit Wasser vollgelaufenen Unterdecks vor. Doch Cal ist selbst im Angesicht des sicheren Todes immer noch nicht bereit, seinen Besitz ohne weiteres ziehen zu lassen…

Die Rezension 

Mehr als eintausendfünfhundert Seelen fanden beim Untergang der Titanic ihr tragisches Ende. Der Fall sorgte für weltweites Entsetzen und trat eine große Debatte darüber los, wer an dem Unglück denn die Schuld trägt. Heute ist man sich überwiegend darüber einig, dass eine Vielzahl an Faktoren zur Katastrophe beigetragen hat: So war die Schiffsschraube viel zu klein, um im Angesicht des zu spät entdeckten Eisbergs rechtzeitig wenden zu können und auch eine direkte Kollision unter Volldampf hätte den bekannten Ausgang wohl nur unwesentlich beeinflusst. Ferner bewegte sich der Luxusdampfer mit viel zu hoher Geschwindigkeit durch die trügerischen Gewässer und die unzureichende Ausstattung mit Rettungsbooten zugunsten von mehr Komfort für die betuchten Reisenden ist ebenfalls ein bedeutsamer Faktor gewesen. Erst 1985 wurde das Wrack bei einem Tauchgang entdeckt, wodurch sich das Interesse an dem Schiff und seiner Geschichte erneut entfachte. So auch bei Regisseur James Cameron, der darin hervorragendes Potenzial für einen Film sah und die fiktive Liebesgeschichte zwischen Rose und Jack als roten Faden in die sonst historisch überwiegend gesicherten Ereignisse einbrachte, um diese für das Publikum besser greifbar zu gestalten. 

Kapitän John Smith muss dem Untergang seines Schiffes hilflos zusehen. | 4K UHD

Bei 20th Century Fox zeigte man sich begeistert von der Idee und gab sofort grünes Licht die Produktion. Zweihundert Millionen Dollar Budget stellte man Cameron für die Realisierung zur Verfügung – für die damalige Zeit eine absolute Unsumme und selbst heute längst kein Pappenstiel. Zusammen mit einer internationalen Crew wagte der gebürtige Kanadier selbst mehrere Tauchgänge zum Wrack und fing dabei einzigartige, bis dahin ungekannte Bilder ein. Die Verknüpfung von Realität und Fiktion war ihm dabei ein großes Anliegen. Für die Nachbauten der Kulissen wandte man sich deswegen an die Schiffswerft Harland & Wolff, wo man auf die lange verschollen geglaubten Blaupausen des Schiffes stieß. Die komplette Ausstattung wurde in detailversessener Kleinstarbeit erschaffen. Kleidung, Mobiliar, ja sogar das Geschirr – alles sollte neu und unbenutzt wirken. Und obwohl eine Werft in Danzig anbot, das komplette Schiff für preiswerte fünfundzwanzig Millionen Dollar als Nachbau zu fertig, entschied sich Cameron lieber für die Arbeit mit Spezialeffekten. Das für den Dreh nötige Studiogelände in der Größenordnung einer Kleinstand ließ man an der mexikanischen Pazifikküste errichten, hinzu kamen zwei gewaltige Tanks: Eines für die Außenaufnahmen und ein weiteres für das Interieur der Titanic. An allen Fronten arbeiteten weit über eintausend Mitarbeiter sowie Dutzende Firmen an der Realisierung des Mammutprojektes. 

Eine Szene für die Ewigkeit: Jack und Rose finden am Bug der Titanic endlich zusammen. | 4K UHD

Nachdem sich Cameron bei der Besetzung seiner Hauptfiguren zunächst erfolglos an damalige Teenieschwärme wie Gwyneth Paltrow und Matthew McConaughey gewandt hatte, verpflichtete er für die Rolle der Rose die damals noch eher unbekannte Britin Kate Winslet, während Jack Dawson von Leonardo DiCaprio verkörpert werden sollte. Letzterer hatte sich bereits in jungen Jahren einen Ruf als begabter Charakterdarsteller erarbeitet und war für seine Rolle als geistig behindertes Kind in Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa mehrfach gewürdigt worden. Beide sollten sich als Glücksgriff erweisen, denn obwohl die jeweiligen Charaktere nicht gerade durch inhaltliche Tiefe glänzen, stimmt die Darstellerchemie, wodurch der tragischen Liebesgeschichte eine wunderbar mitfühlende Dynamik verliehen wird, der man sich bis zum bitteren Ende nicht zu entziehen vermag. Den Film zeitgleich auf einer gegenwärtigen Ebene spielen zu lassen, verleiht der Handlung zusätzliche Greifbarkeit. Aber auch die übrige Besetzung ist hervorragend gewählt und ich rechne es Cameron hoch an, dass er bei der Auswahl der Besetzung großen Fokus darauf gelegt hat, dass die Darsteller ihren realen Vorbildern möglichst ähnlich sehen – heute würde das angesichts herrschender Forced Diversity wahrscheinlich von Samuel L. Jackson kommandiert werden und Rose wäre asiatischer Herkunft. Machbar, aber eben nicht faktentreu. 

Mit seiner Gier nach Prestige hat Ismay maßgeblich zum Untergang der Titanic beigetragen. Nun entzieht sich der Feigling tief gedemütigt aus seiner Verantwortung. | 4K UHD

Bei den vor allem körperlich anstrengenden Dreharbeiten kam es jedoch immer wieder zu Schwierigkeiten: Der für seine legendäre Strenge bekannte Cameron trieb seine Untergebenen unerbittlich an, viele Darsteller zogen sich während ihrer langen Aufenthalte im kalten Wasser teils lebensbedrohliche Erkältungen zu. Aus Angst, die immer weiter ansteigenden Kosten nicht mehr kontrollieren zu können, dachte man sogar kurzzeitig über eine Absetzung des Regisseurs nach, konnte dies aber nicht durchsetzen. Am Ende aller Mühen entstand ein Film, wie man ihn seinerzeit noch nicht gesehen hatte: Die bittersüße Liebesgeschichte vor der monumentalen Kulisse eines dem sicheren Untergang geweihten Schiffes, gepaart mit den damals modernsten Computereffekten und bis ins letzte Detail fantastisch ausgestattet, lockte weltweit scharenweise Zuschauer in die Kinos – und das, obwohl die ersten Rezensionen eher lauwarm ausfielen. Der Film lief aufgrund des anhaltenden Interesses teils derart lange, dass manche Kinobetreiber gezwungen waren, Ersatzrollen beim Verleih anzufordern, weil sich die vorhandenen Exemplare längst abgenutzt hatten. Für die bis heute gut miteinander befreundeten Hauptdarsteller begann mit dem Erfolg von des Films ein kometenhafter Anstieg ihrer jeweiligen Bekanntheitsgrade. 

Um Besitz und Status zu wahren, ist Ruth bereit, ihre einzige Tochter gegen ihren Willen zu verheiraten. Das Auftauchen von Jack betrachtet die eiskalte Frau als gefährliche Bedrohung ihrer Pläne. | 4K UHD

Die Filmmusik des viel zu früh verstorbenen James Horner (welcher sich übrigens bei der Arbeit daran auf lange Jahre mit dem Regisseur zerstritt) inklusive der von Celine Dion beigesteuerten Ballade My Heart will go on gingen in rekordverdächtigen Stückzahlen über die Ladentische. Egal wohin man auch blickte: Die Titanic war allgegenwärtig. Insgesamt über zwei Milliarden Dollar spielte das mit Preisen nur so überschüttete Werk inklusive Wiederaufführungen und Heimauswertungen seitdem ein, zwölf Jahre stand Titanic uneinholbar an der Spitze der erfolgreichsten Filme aller Zeiten und konnte erst 2009 durch Avatar von seinem Thron gestoßen werden – auch hier unter der Regie von James Cameron. Die Frage ist nur, was von dieser Faszination ein Vierteljahrhundert später noch geblieben ist. Sehgewohnheiten ändern sich, vieles betrachtet man im Verlauf der Zeit wesentlich kritischer und Titanic stellt da keine Ausnahme dar. Die Liebesgeschichte wirkt heute eher aufgesetzt und simpel gestrickt, auch die Computertricks lassen sich bei genauem Hinsehen längst als solche entlarven. Auch fühlt sich die Laufzeit von über drei Stunden mittlerweile etwas zäh an, da sich die eigentliche Katastrophe überwiegend über den Verlauf des letzten Drittels abspielt und bis dahin ausschließlich die Charaktere im Vordergrund stehen, von denen die meisten nur sehr wenig zur Entfaltung der Geschichte beitragen. 

Inmitten zahlloser Wasserleichen treiben Jack und Rose auf Rettung hoffend auf Rettung im bitterkalten Ozean. | 4K UHD

Und doch kehrt man heute immer noch gerne an Bord der Titanic zurück. Sei es aus nostalgischen Gefühlen oder einfach aufgrund der Tatsache, dass James Cameron mit seinem Film einfach ein überwiegend zeitloses Werk gelungen ist, welches einem mit jedem erneuten Ansehen wieder und wieder ein neues Detail offenbart. Titanic gilt unter vielen Kritikern als eine Art Ben Hur der Moderne und ich bin geneigt, mich dieser Meinung trotz offensichtlicher Drehbuch- und Temposchwächen anzuschließen. Ähnlich wie Jurassic Park einige Jahre zuvor hat der Film die Art und Weise, wie wir Kino wahrnehmen, vollständig revolutioniert und damit Maßstäbe gesetzt, nach denen sich selbst aktuelle Blockbuster noch immer richten und dennoch nicht dieselbe Klasse erreichen, weil sie sich aufgrund ihrer künstlichen Effektlast mindestens so kalt wie das Wasser in der Nacht des Unterganges anfühlen. Als Gesamtwerk und im Hinblick auf den film- und gesamthistorischen Kontext ist James Cameron mit Titanic allerdings zweifelsohne gelungen, was dem realen Schiff nicht vergönnt gewesen ist – nämlich die Vollendung des Unsinkbaren. 

Das Bild

Titanic wurde erst 2012 erstmals in High Definition auf Blu-Ray aufgelegt, und zwar zeitgleich mit der Neuauswertung in 3D, welche über einen kurzen Zeitraum auch nochmal im Kino gezeigt wurde. Dafür ließ man den Film bereits damals neu in 4K vom ursprünglichen 35mm-Analogmaterial abtasten, was für diese Zeit keineswegs üblich war. Außerdem nutzte man die Gelegenheit, um ein paar visuelle Filmfehler nachträglich zu korrigieren. Die in regulärem 2D dargestellte Blu-Ray galt am Markt lange Zeit als Referenzmaterial und hält sich selbst an heutigen Standards gemessen noch relativ wacker, wenngleich hier und da deutliche Alterserscheinungen wahrnehmbar sind. Besonders die computergenerierten Effekte und Personen sehen selbst aus einiger Entfernung betrachtet extrem altbacken aus. Was damals noch als revolutionär galt, wirkt mittlerweile leider unfreiwillig komisch. Und genau in diesen Szenen mangelt es der Blu-Ray erwartungsgemäß auch an Schärfe. Sehr viel besser sieht es dagegen bei den Einstellungen aus, die man komplett ohne CGI realisiert hat – in diesen Momenten besticht die Blu-Ray nämlich mit einem messerscharfen Bild, welches nur so voller Detailfreudigkeit strotzt. 

Dass man bei der alten Rose noch ein bisschen nachgeholfen hat, um Darstellerin Gloria Stuart wie Hundert wirken zu lassen, wird über die 4K UHD (Slider ←) besonders um die Augenpartien herum gut sichtbar. Leider entlarvt der neue Transfer viele veraltete Effekte auf ähnliche Weise. 

Schaut man jedoch ein bisschen genauer hin, merkt man, dass dafür hier und da ein wenig nachgeholfen wurde. Manche Nahaufnahmen wirken auffällig gefiltert und dann künstlich nachgeschärft. Zwar nicht so katastrophal wie bei vielen anderen Veröffentlichungen dieser Ära, beispielsweise zuletzt gesehen innerhalb der Erstauflage von Die Glücksritter, aber eben auch nicht mehr völlig natürlich. Gleichzeitig kämpft die Blu-Ray immer wieder mit dem Encoding. Gerade in den sehr dunklen Unterwasserszenen zu Beginn kommt es zu sichtbarem Crushing bei der Farbwiedergabe inklusive Artefaktbildung. Beides tritt dann erneut mit zuverlässiger Beharrlichkeit auf, wenn die sinkende Titanic bei Nacht in der Totalen zu sehen ist. Und auch die anschließende Szene, in der Jack und Rose auf der Schranktür treiben, gerät über die Blu-Ray nicht ganz unproblematisch. Ist dagegen ausreichend Licht im Spiel, lässt das Format immer wieder eindrucksvoll die Muskeln spielen. Eine feine Körnung ist durchgehend vorhanden und verleiht dem Film einen angenehm natürlichen Look. Dass man hier seinerzeit nicht komplett in die Filterkiste gegriffen hat, ist unglaublich viel wert. Einige sehr weiche Shots, wie beispielsweise die legendäre Begegnung der Liebenden am Bug der Titanic sind auffällig, stören das überwiegend gute Gesamtbild jedoch nur minimal – wahrscheinlich sind die entsprechenden Einstellungen damals einfach nicht in besserer Form auf Film gebannt worden. 

Besonders bei der korrekten Darstellung von Wasser gerät die KI bei der 4K UHD (Slider ←) regelmäßig an ihre Grenzen und bügelt das kühle Nass derart glatt, dass nahezu keine Texturen mehr vorhanden sind. Über die Blu-Ray (Slider →) sieht das besser aus, dafür kommt es hier im Hintergrund zu minimalen Überstrahlungen.

Farblich setzt der Film in der Gegenwart bewusst auf kühle Paletten, während die eigentliche Geschichte von sattwarmen Paletten begleitet und primär von erdigen Tönen inklusive einem für meinen Geschmack stellenweise etwas zu sehr von einem Gelbstich dominiert wird. Für eine Blu-Ray von 2012 ist die Farbgebung allerdings erstklassig. Nicht ganz so gut kommen dagegen die Kontraste weg, denn gerade in Szenen mit hoher Helligkeit im Hintergrund überstrahlt die Veröffentlichung ganz gerne mal und auch die Schwarzanteile – obgleich nicht schlecht – könnten stellenweise kräftiger ausfallen. So viel also zur Blu-Ray. Die Frage, die uns alle jedoch viel mehr interessiert ist: Wie gut schlägt sich die brandneue UHD dagegen? Zunächst sei gesagt, dass man dafür vom bestehenden Scan nochmal ein ganz neues 4K Digital Intermediate anfertigen ließ und diesen anschließend in die Hände der von Peter Jackson gegründeten Firma Park Road Post übergab, wo die weitere Nachbearbeitung vollzogen wurde. Und genau hier könnten sich bei Kennern erste Angstschweißperlen auf der Stirn bilden, denn dass Jackson kein Fan vom analogen Look ist, hat er schon bei teils elendig verunstalteten 4K-Neuaufbereitung der Herr-der-Ringe-Trilogie bewiesen, wo viele Szenen völlig in einem totgefilterten Aquarelllook abgesoffen sind. 

Mehr Definition, kräftigere Farben und dynamischere Kontraste: Wenn die 4K UHD (Slider ←) will, überragt sie die Blu-Ray (Slider →) um ein ordentliches Stück. Was davon dem tatsächlichen Master und was davon der KI zugesprochen werden kann, lässt sich nur schwer sagen. 

Das gleiche Unternehmen zeigte sich auch für die jüngst digital veröffentlichten 4K-Fassungen von The Abyss, Aliens und nicht zuletzt True Lies verantwortlich – allesamt Klassiker von Cameron, von denen wenigstens zwei bis heute sehnlichst von den Fans auf Blu-Ray oder besser herbeigesehnt werden. Hier ist die KI derart gnadenlos zu Werk gegangen, dass von den ursprünglichen Filmen teilweise nicht mehr übriggeblieben ist als seelenloser Matsch. Sollte Cameron, der diese Ergebnisse mit Sicherheit in irgendeiner Form für die Veröffentlichung abgesegnet haben wird, diese Filme in gleicher Form zum Verkauf in physischer Form durchwinken, steht uns für 2024 ein gewaltiges Massaker bevor, für das ich als großer Liebhaber dieser Titel nur sehr wenig Vorfreude aufbringen kann. Titanic hat es dagegen auf den ersten Blick nicht ganz so schlimm erwischt, aber wenn man sich wirklich die Zeit nimmt, genauer hinsieht und sich nicht von den teils wirklich fantastisch aussehenden Shots blenden lässt, muss man leider zu der Erkenntnis gelangen, dass diese 4K UHD mehr als alles andere eine Mogelpackung ist. Schuld daran ist abermals die KI, welche hier derartig unsaubere und unstetige Resultate produziert, dass man zu keinem Moment auch nur im Ansatz von einem homogenen Erlebnis sprechen kann. 

Die 4K UHD (Slider ←) wirkt in der Totalen der Titanic suggestiv schärfer. Schaut man jedoch etwas genauer hin, bemerkt man deutlich den Einsatz von Weichzeichnern und Nachschärfungsfiltern. Im bewegten Bild sieht das alles andere als natürlich aus. 

Die Frage ist nur, wofür bedarf es bei einem Transfer in echtem 4K noch einer KI? Die Frage lässt sich wie folgt beantworten, denn aus irgendeinem Grund schienen die für die Aufbereitung verantwortlichen Kräfte sich an der ursprünglich bestehenden Körnung des Films zu stören und machten zunächst exzessiv Gebrauch von Digital Noise Reduction, um diese komplett aus dem Geschehen zu treten. Nun ist es aber leider so, dass Filmkorn nicht einfach als schönes Beiwerk existiert, sondern randvoll mit Bildinformationen angereichert ist. Gehen diese verloren, bekommt man genau jenen Ölgemälde-Look, den man in den Anfangstagen der Blu-Ray immer wieder serviert bekommen hat und der mittlerweile völlig zu recht nach und nach zugunsten überlegener, weil ursprungsgetreuerer Remaster von der Bildfläche verschwindet. Die KI wird nun herangeholt, um diese fehlenden Informationen wiederherzustellen und übernimmt gleichzeitig die Nachschärfung im Finish. Im Anschluss daran hat man einfach wieder künstliche Körnung drübergelegt, um einen analogen Look vorzugaukeln. Warum? Fragt mich was leichteres. Meiner Meinung nach wurde hier viel mehr gemacht, als eigentlich nötig gewesen wäre – und das meiste davon ist schlicht und ergreifend überflüssig. 

Zwar wirkt die 4K UHD (Slider ←) auch hier schärfer, mit Natürlichkeit hat das allerdings nichts mehr zu tun. In der Großansicht wird die Szene anders als über die Blu-Ray (Slider →) durch die völlig überforderte KI stark verrauscht wiedergegeben. 

Es ist fast unmöglich, angesichts dessen noch irgendeine verlässliche Aussage darüber zu treffen, was an der 4K UHD noch Ergebnis des unberührten Transfers und was nachträglich von einer KI interpoliert, bzw. generiert worden ist. Dass eine Blu-Ray gewisse Texturdetails nicht knackscharf wiedergeben kann, ist klar. Dass hier aber plötzlich Details auftauchen, die zuvor grundsätzlich nicht vorhanden waren, gestaltet die Bewertung höchst problematisch. Häufig kommt es vor, dass ein Frame messerscharf wiedergegeben wird und der nächste komplett wachsartig aussieht. Manche Momente sehen brillant aus, andere präsentieren sich komplett verrauscht und wieder andere schlicht potthässlich. Richtig übel agiert die Scheibe bei schnellen Bewegungen und | oder der Darstellung von Wasser – letzteres ist bei so einem Film erwartungsgemäß katastrophal. Es ist mir unbegreiflich, wie man sowas mit gutem Gewissen auf die Käuferscharen loslassen kann. Selbst wenn man ganz weit weg ist, kann man die Masse an Problemen kaum übersehen. Warum manche Kollegen das Release trotzdem in den Himmel loben, will mir einfach nicht in den Kopf gehen. Mit Genuss hat das jedenfalls nichts zu tun. 

Besuch im Wachsfigurenkabinett: Das weinende Mädchen glänzt über die gefilterte 4K UHD (Slider →) förmlich im Wangenbereich . Zeichnung ist im Gesicht nicht mehr vorhanden. 

Gemastert wurde die Scheibe mit Support für HDR10 und Dolby Vision, einen erweiterten Farbraum nach Rec.2020 hat man ebenfalls spendiert. An den ursprünglichen Farbpaletten hat sich nur wenig geändert, für die Unterscheidung zwischen Gegenwart und Vergangenheit kommen dieselben Paletten zum Einsatz, ein neues Grading ist für die 4K UHD nicht vorgenommen worden. Trotzdem gibt es ein paar nennenswerte Verbesserungen, angefangen bei einer besseren Differenzierung. So ertrinken die Gesichter von Rose und Jack bei der Begegnung am Bug während des Sonnenuntergangs nicht mehr so krass in Rot-Orange-Tönen und auch der bisher allgegenwärtige Gelbstich wurde zugunsten gesünderer Brauntöne zurückgefahren, wovon Hauttöne abermals profitieren. Eine geringfügige Intensivierung sämtlicher Paletten im Vergleich zur Blu-Ray ist vorhanden, alles in allem hat man sich hier aber mehr um Feinheiten bemüht, was absolut in Ordnung geht, da sich die Erstauflage farblich bereits sehr ansehnlich präsentiert hat. Im Kontrastbereich fällt auf, dass die 4K UHD minimal dunkler rüberkommt, mit kräftigeren Schwarzanteilen aufwartet und bei hellen Flächen nicht mehr überstrahlt. Gleichzeitig werden neutrale Flächen korrekt dargestellt, sehr gut zu sehen beispielsweise bei den zahllosen Rettungswesten, die im letzten Drittel fast in jeder Szene vorhanden sind. Auch Spitzlichter bringt die 4K UHD besser rüber, so unter anderem beim Sternenhimmel und den Schiffslichtern bei Nacht. 

Der Ton

Gab es bei der Blu-Ray von 20th Century Fox wenigstens noch DTS für die deutsche Fassung, muss man hier leider mit einem Downgrade auf Dolby Digital 5.1 Vorlieb nehmen – und tatsächlich klingt diese Fassung etwas schwächer und ist zudem ein ordentliches Stück leiser abgemischt worden. Während die Dialogverständlichkeit gemessen daran anhaltend gut gelungen ist, lassen sich bei der Effektwiedergabe deutliche Defizite heraushören. So präsentiert sich die Szene im Maschinenraum beim Anlaufen der Triebwerke über die Blu-Ray merklich aggressiver und bindet auch den Subwoofer stärker ein. Selbiges wird deutlich, wenn die Schiffssirenen erklingen. Und wenn das Schiff später effektvoll in zwei Teile bricht, bleibt die 4K UHD erneut hinter den Erwartungen zurück. Während die Effektverteilung im Kern identisch zur DTS ist, verfügt sie nicht über die selbe Dynamik dessen, was man einst guten Gewissens als Referenzmaterial bezeichnen durfte. Typisch Disney, aber immerhin nicht ganz so in Grund und Boden getreten wie das, was man sonst aus dem Marvel Cinematic Universe im Heimkino reingedrückt kriegt. 

Die letzten Momente eines einst so stolzen Schiffes: Die Titanic versinkt endgültig im Meer. | 4K UHD

Die englische Fassung hat dagegen ein Upgrade auf Dolby Atmos mit verlustfreiem TrueHD-Kern erhalten. Auf der regulären Ebene klingt die allerdings nahezu identisch (schwach) zur deutschen Spur, lediglich der Subwoofer darf wieder kraftvoller ans Werk gehen. Und die zusätzliche Höhenebene liefert mangels Gelegenheiten wesentlich weniger Mehrwert, als man es sich im Vorfeld vielleicht davon erhofft hat. Der wunderbare Score kommt über die Decke immer mal wieder zum Tragen, dafür wird der Sound der gerade erwähnten Schiffsirene derart heftig in den Raum geblasen, dass es einen gefühlt in den Sitz drückt. Und auch der Einbruch der Kuppel im Foyer der ersten Klasse wird von einem richtig satten Sound begleitet, während der Anflug des Helikopters zu Beginn ebenfalls korrekt von oben wiedergegeben wird. Das sind alles nette, kleine Extras, welche die Immersion nochmal ein Stückchen anheben, aber nicht so bedeutsam sind, dass man den Film deswegen zwangsläufig auf Englisch schauen muss – wenn man die entsprechende Heimkinoausstattung dafür besitzt. 

Die Extras

Schon die Blu-Ray mit Bonusmaterial für jeden Belang derart vollgepackt, dass die genaue Auflistung locker nochmal einen eigenen Artikel verdient hätte. Dasselbe Material ist auch hier wieder mit an Bord und wurde auf einer separaten Scheibe untergebracht. Lediglich die drei hörenswerten Audiokommentare haben es auf die 4K UHD geschafft – leider wieder ohne deutsche Untertitel. Alleine die umfangreichen Dokumentationen verfügen bereits über eine kombinierte Laufzeit von mehreren Stunden, dazu gibt es unzählige Featurettes, welche quasi jeden Aspekt der schwierigen Produktion umfangreich beleuchten. Mit weit über fünfzehn Stunden Gesamtspieldauer bleibt die Ausstattung unerreicht. 

Schiffsdesigner Andrews wäre vom Ausmaß der Extras ähnlich begeistert wie von der Titanic selbst. | 4K UHD

Für die Neuauflage hat man sich dann aber doch noch einmal hingesetzt und neues Material erstellen lassen. Neben neuen Interviews mit Regisseur James Cameron, Produzent Jon Landau und Hauptdarstellerin Kate Winslet, welche allesamt auf die Arbeiten am Film und dessen anschließenden Welterfolg zurückblicken, wird in einem separaten Feature nochmal darauf eingegangen, welche Bedeutung der Film ein Vierteljahrhundert später immer noch hat. Und eine Postergalerie mit von Fans erstellten Kunstwerken hat es ebenfalls noch an Bord geschafft. 

„Auch nach über fünfundzwanzig Jahren kehre ich immer noch gerne auf die Titanic zurück. Die tragische Liebesgeschichte zweier Menschen aus völlig gegensätzlichen Gesellschaftsschichten vor der historisch akkuraten Darstellung eines der größten Schiffskatastrophen des 20. Jahrhunderts rührt auch heute noch zu Tränen. Den Computertricks von damals sieht man ihr Alter zwar längst deutlich an, davon ab hat der Film nichts von seiner Qualität eingebüßt. Die langerwartete 4K produziert dank aggressivem Einsatz von KI derart wechselhafte Ergebnisse, dass man damit in der Summe unmöglich glücklich werden kann. Manchmal atemberaubend schön, manchmal unfassbar hässlich…das hat der Film wirklich nicht verdient und angesichts dessen möchte man sich wünschen, dass Regisseur Cameron die Rechte an seinen eigenen Werken entzogen werden. Typisch Disney gibt es verglichen mit der Erstauflage auf Blu-Ray auch noch schlechteren Sound für die deutsche Fassung. Die neuen Extras ergänzen die immense Summe an bestehendem Material sinnvoll, offerieren aber bei weitem nicht genug Entschädigung für diese sonst so enttäuschende Veröffentlichung.“


Quelle Bildmaterial: ©2023 20th Century Studios | The Walt Disney Company | LEONINE Distribution. All rights reserved.

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von LEONINE Distribution zur Verfügung gestellt worden.

*Unsere Links werden nicht mit einer Monetarisierung versehen

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