4K UHD | Schneewittchen und die Sieben Zwerge

Basierend auf dem gleichnamigen Märchen der Gebrüder Grimm schufen Walt Disney und sein Team 1937 den ersten Zeichentrickfilm in Spielfilmlänge. Auch beinahe einhundert Jahre danach hat der Klassiker nichts von seiner Magie verloren. Nun erscheint Schneewittchen und die Sieben Zwerge erstmals als 4K UHD – liefert dabei aber leider wieder nicht das, was sich die meisten Fans erhofft hätten. 

 

Studio und Vertrieb: Walt Disney Studios Home Entertainment im Vertrieb von LEONINE Distribution

Erstveröffentlichung: 1937

Veröffentlichungstermin: 13. Oktober 2023

Sprecher: Manja Doering, Gisela Fritsch, Roland Hemmo, Klaus Sonnenschein und andere

Format: 4K UHD | Blu-Ray Remastered

Preis: 29,99€*

Altersfreigabe: Ab 0 Jahren

IMDB | Metacritic




Der Film

Ihre Haut ist so weiß wie Schnee. Ihre Lippen so rot wie Blut. Und ihr Haar ist so schwarz wie Ebenholz. Die böse Königin tobt vor Wut und Eifersucht über die Aussage ihres Zauberspiegels, dass die verhasste Stieftochter Schneewittchen ihr den Rang als Schönste im Reich abzulaufen droht – und das, obwohl sie seit Kindesbeinen an gezwungen wird, in billigen Lumpen gekleidet niederste Dienste erledigen zu müssen. Um die Nebenbuhlerin aus dem Weg zu räumen, heuert die Königin einen Jäger an, der sie bei einem Waldausflug ermorden soll. Als Beweis für seine Tat verlangt die alte Schachtel nicht weniger als das Herz von Schneewittchen, ansehnlich serviert in einem dekorativen Kästchen. Die junge Prinzessin hat Glück, denn kurz vor der Tat überkommen den Jäger Gewissensbisse und er lässt sein Opfer laufen. 

Ahnt noch nicht, was ihr blühen soll: Schneewittchen soll nur aufgrund ihrer Schönheit sterben. | 4K UHD

Verängstigt und ganz auf sich gestellt, irrt das Mädchen durch den Wald, bis sie schließlich geleitet von den einheimischen Tieren Zuflucht in einer scheinbar verlassenen Hütte findet, in der sich sieben leere Betten in Kindergröße befinden. Die gehören eigentlich zu sieben überaus munteren Zwergen, welche nach getaner Arbeit in der nahegelegen Miene ziemlich überrascht feststellen müssen, dass sich ein ungebetener Gast bei ihnen eingenistet hat. Nach kleineren Startschwierigkeiten wissen die Zwerge ihren fleißigen Neuzugang schnell zu schätzen, denn Schneewittchen erweist sich als wahre Koryphäe im Haushalt und bringt dem dreckigen Kleinvolk erstmal Ordnung und Hygiene bei, obwohl gerade letzteres nicht bei jedem Begeisterung hervorruft. 

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land? | 4K UHD

Doch die Augen des magischen Spiegels reichen weit und es dauert nicht lange, bis die Königin merkt, dass sie betrogen worden ist. Verkleidet als alte Frau und mit einem Korb voller giftiger Äpfel begibt sie sich höchstpersönlich in den Wald, um Schneewittchen endgültig aus dem Weg zu räumen. Geblendet von falschen Versprechungen genügt bereits ein winziger Biss, und Schneewittchen geht leblos zu Boden. Aber hey, das hier ist schließlich ein Märchen mit Happy End. Und wir alle wissen, dass die Geschichte hier noch nicht endet… 

Die Rezension

Während die Walt Disney Company gegenwärtig unter Hochdruck daran arbeitet, einen weiteren unsterblichen Klassiker der Zeichentrickgeschichte als woken Realfilm zu ruinieren, wollen wir uns viel lieber die Zeit nehmen, das Original im Rahmen der Neuauflage gebührend zu würdigen. Dessen Entstehungsgeschichte wurde überaus gut dokumentiert und ist mindestens so spannend wie das Werk selbst. Zu einer Zeit, als Zeichentrickfilme allenfalls mehrere Minuten Laufzeit hatten und bevorzugt als Vorprogramm im Kino lizensiert wurden, ersannt Walt Disney die Idee, dass so etwas doch auch in Spielfilmlänge funktionieren müsste. Dabei spielten auch finanzielle Interessen eine große Rolle, denn alleine die Produktionskosten für so ein kurzes Animationsspektakel waren höher als die von den Kinos entrichteten Lizenzgebühren. Merchandising in Form von Comics und Co. waren damals allenfalls besseres Werbematerial und längst kein eigenständiger Industriezweig. Zwangsläufig gab man also mehr aus, als man einnahm – und das trotz überschwänglicher Kritiken. 

Die eigenbrötlerischen Zwerge freuen sich auf einen gemütlichen Feierabend. Mit viel Gesang geht es nach getaner Arbeit nach Hause. | 4K UHD

Auf der anderen Seite galt Disney als fanatischer Perfektionist, der stets bemüht war, die Grenzen des Möglichen zu überschreiten und sich auch von Spöttereien nicht in seinem Enthusiasmus bremsen ließ. Als ersten Film für sein Unterfangen, alle zwei Jahre einen neuen, abendfüllenden Zeichentrickfilm zu produzieren, wählte er Schneewittchen und die Sieben Zwerge aus. Die Geschichte der Gebrüder Grimm hatte ihn bereits als Kind in Form einer Stummfilmproduktion begeistert. Um die nötigen Gelder für die Produktion aufzubringen, musste Disney sein eigenes Haus mit einer Hypothek belasten und zahlreiche Kredite aufnehmen. Mit einem Budget von damals astronomischen 1.8 Millionen Dollar und zeitweise über siebenhundertfünfzig beteiligten Arbeitern nahm das Projekt über achtzehn Monate Produktionszeit schließlich Gestalt an. Und obwohl Disney nicht persönlich an den Zeichnungen mitwirkte und auch sonst keinen praktischen Anteil an der Umsetzung innehatte, hielt sein beispielloses Engagement in jedem Aspekt der Umsetzung die Arbeiten maßgeblich am Laufen. 

„Hallo und Willkommen zu einer neuen Staffel von Germany’s Next Topmodel!“ Konnte nicht widerstehen. Sorry. | 4K UHD

Als der Film dann im Dezember 1937 erstmals aufgeführt wurde, verstummten ganz plötzlich all jene Unkenrufe, die ein solches Projekt von Anfang an für nicht erfolgsfähig hielten. Acht Millionen Dollar spielte Schneewittchen und die Sieben Zwerge über seinen ersten Run ein, was ihn zum damals erfolgreichsten Tonfilm machte. Die Kritiker überschlugen sich nur so voller Lob und neben zahlreichen Preisen gab es bei den darauffolgenden Oscars© sogar einen Ehrenpreis in Form einer großen und sieben kleineren Goldstatuen. Auch im Rest der Welt mauserte sich der Film zu einem großen Erfolg, was auch daran lag, dass Disney bereits im Vorfeld eine aggressive Strategie für die Auswertung im Ausland erdacht hatte und für jedes einzelne Land entsprechend lokalisierte Schriften anfertigen ließ. Auch fast hundert Jahre danach hat der Film nichts von seiner zeitlosen Anziehungskraft verloren und gilt als maßgeblicher Wegbereiter für eine ganz neue Kunstform, die selbst heute noch – wenngleich oftmals in computergenerierter Form – regelmäßig Millionen in die Lichtspielhäuser lockt. 

4K UHD: Das Bild

Die Erstauswertung in High Definition erfolgte bereits 2009 im Rahmen der Diamond Collection, unter deren Banner sämtliche Trickfilmklassiker aus dem Hause Disney über mehrere Jahre aufgelegt worden sind. Für die Neuauflage als 4K UHD hat man einen frischen Scan in 4K anfertigen lassen und diesen mit einem erweiterten Farbraum nach Rec.2020 sowie Support für HDR10 ausgestattet. Die beiliegende Blu-Ray haben wir intensiv mit allen anderen Fassungen verglichen und konnten dabei keine sichtbaren Unterschiede feststellen. Hier greift Disney also auf die bereits bestehende Abtastung zurück, die sich aber immer noch absolut sehen lassen kann. Das neue Master auch in Form einer Blu-Ray neu zu veröffentlichen, hätte wenig Sinn gemacht, weil die Verbesserungen sich wirklich stark durch die technischen Möglichkeiten des aktuellen Formats definieren. 

Mehr Definition, sattere Farben und kräftigere Kontraste: Die 4K UHD (Slider ←) legt im Vergleich zur Blu-Ray (Slider →) kräftig zu und stellt die ursprüngliche Körnung des Films wieder her. Das dunklere Mastering passt zudem besser zur schwach erhellten Hütte. 

Das zeigt sich bereits anhand der Auflösung, durch die sichtbar mehr Definition aus dem bald hundertjährigen Material herausgekitzelt wird. Selbst feinere Konturen werden hervorragend herausgearbeitet. Dazu besticht der Film für sein Alter mit einer überraschend stabilen Laufruhe und präsentiert sich nahezu vollständig frei von Beschädigungen oder Verschmutzungen. Im direkten Vergleich zur Blu-Ray liefert die Neuauflage deutlich kraftvollere Farben. Sämtliche Primärtöne strahlen in bisher ungekannter Brillanz, besonders die farbenfrohe Kleidung kommt über die 4K UHD wunderbar zur Geltung. Auch die Hautfarben wirken gesünder. Im Kontrastbereich offeriert das frische Master deutlich kräftigere Schwarzanteile. Das insgesamt dunklere Mastering fällt auf, stört den guten Gesamteindruck jedoch zu keinem Zeitpunkt und passt oftmals besser zur Szenerie als die heller gemasterte Blu-Ray. 

Die komplett glattgebügelte Szene wirkt über die Blu-Ray (Slider →) extrem steril. Das neue Master in Form der 4K UHD (Slider ←) stellt den ursprünglichen, natürlichen Look des Klassikers wieder her und offeriert sichtbar mehr Zeichnung im Konturenbereich. 

Dort wurde damals aller Wahrscheinlichkeit nachgefiltert, um jedes Anzeichnen von Filmkorn aus dem Bild zu tilgen. Schön sieht das nicht gerade aus und wirkt besonders aufgrund des filmischen Alters durchgehend künstlich und unpassend. Die 4K UHD stellt die ursprüngliche Körnung wieder her und liefert einen angenehm filmischen, natürlicheren Look, welcher das Geschehen unaufdringlich begleitet. Im bewegten Bild werden die Unterschiede besser rübergebracht als auf unseren Vergleichsbildern, wo sich HDR10 nicht nachbilden lässt. Ein paar unscharfe Einstellungen sind übrigens erhalten geblieben, was einen nicht überraschen darf, weil die damals bereits in dieser Form vorlagen und für bessere Ergebnisse komplett neu erstellt werden müssten. Mich persönlich hat das Upgrade absolut überzeugt und ich kann nur jedem interessierten Cineasten den Rat geben, die Filme am eigenen Gerät miteinander zu vergleichen. Ich garantiere, die alte Blu-Ray wird man danach nicht wieder anfassen wollen. 

4K UHD: Der Ton

Über die insgesamt drei verschiedenen deutschen Synchronfassungen könnte man wahrscheinlich einen separaten Artikel füllen. Wir fassen für euch die wichtigsten Infos zusammen: Die Originalfassung entstand 1937 zunächst ausschließlich für den Kinovertrieb in Österreich und der Schweiz, da man sich mit dem damals nationalsozialistischen Deutschland nicht auf einen Vertrieb einigen konnte. Die Synchronarbeiten wurden in Amsterdam durchgeführt, wobei sich unter der Besetzung zahlreiche jüdische Künstler wiederfanden, die aus Angst vor einer Verfolgung durch die Nazis geflohen waren. Umso tragischer ist die Tatsache, dass ein Teil davon später in den Konzentrationslagern ermordet wurde. Dieser extremst traurige Beigeschmack mag maßgeblich dafür verantwortlich sein, dass man 1966 im Rahmen der erneuten Kinoauswertung in Deutschland eine weitere Fassung anfertigen ließ, die sich im direkten Vergleich etwas moderner und kindgerechter präsentierte. 

Ähnlich grimmig wie der Jäger dürfte mancher Kunde dreinschauen, der mit der Neuveröffentlichung auf die alten, deutschen Tonspuren gehofft hat und wieder enttäuscht wurde. | 4K UHD

Die dritte und mittlerweile gebräuchlichste Fassung entstand 1994 unter Verantwortung von Lutz Riegel zum Anlass der Erstauswertung auf VHS und nähert sich der ursprünglichen Version inhaltlich wieder etwas mehr an. Trotzdem gilt die zweite Neuvertonung unter Fans als die mit Abstand schlechteste. Kritisiert wird vor allem die allgemeine Lustlosigkeit der Sprecher sowie die Tatsache, dass die trotz aller Bemühungen verglichen mit dem Rest des Films einfach zu frisch klingen. Ein nicht ganz unbegründeter Vorwurf, denn vergleich man die Fassungen miteinander, klingt das Original wirklich authentischer und einfach passionierter. Ich kann verstehen, dass man nicht an dieses dunkle Kapitel in der deutschen Geschichte erinnern möchte, halte es andererseits aber auch für richtig, die Arbeit der damals Ermordeten – die man durchaus aus bedeutsames Vermächtnis betrachten kann – zu würdigen. Bei Disney sieht man das ganz offenbar anders und hat hier wieder nur auf die Fassung von 1994 zurückgegriffen. 

Der klassische Fehler sämtlicher Disney-Schurken: Bei Mistwetter an lebensgefährlichen Orten einen krassen Stunt abziehen wollen. | 4K UHD

Die liegt genau wie bei den bisher veröffentlichten Blu-Rays im leicht komprimierten Format DTS-HD HR 7.1 vor, für den englischen Originalton liegt weiterhin eine verlustfreie Masterspur vor. Hörbare Unterschiede in der Dynamik lassen sich im direkten Vergleich nicht ausmachen. Die englischen Dialoge klingen altersbedingt etwas kratzig, haben aber ihren Charme und fügen sich besser ins Geschehen ein als die zu sauber klingende deutsche Neusynchronisation. Wahrnehmbare Räumlichkeit gibt es besonders bei den zahlreichen Songs, aber auch die Szenen im Wald – besonders natürlich das effektreiche Finale – beindrucken mit guter Aktivität, wobei der Subwoofer beim Unwetter am Ende ordentlich mitgeht. Dazwischen dominiert hauptsächlich der Center mit seinen Dialogen. Im Frontbereich mangelt es mir persönlich etwas an wahrnehmbar differenziert gesetzten Effekten, aber das ist locker zu verzeihen, wenn ein Film trotz beachtlichen Alters insgesamt immer noch gut klingt, wie es hier der Fall ist. 

Die Extras

Die Diamond Edition lieferte mit ihrem umfassenden Rundgang durch das erste Disney-Studio eines der wahrscheinlich besten Zusatzfeatures, die es je auf einen Silberling geschafft haben. Umso ärgerlicher, dass man diese fantastische Zeitreise für die Neuauflage ebenso wie die meisten, umfangreicheren Beigaben einfach gestrichen hat. Und auch die Möglichkeit, die schwarzen Balken links und rechts mit alternativen Motiven auszufüllen, findet man auf der 4K UHD nicht. Die enthält lediglich noch den Audiokommentar von Walt Disney sowie eine kleine Handvoll bunter Minispiele für die Kleinen. Ein neues Featurette würdigt die ikonische Musik samt Songs, ohne die der Film sicher nie so erfolgreich geworden wäre. 

Es ist ein Film für Kinder. Den kann man unmöglich aus dem Kontext reißen!“ Exe: „Halte meinen Gin Tonic.“ | 4K UHD

Ein Großteil der Extras befinden sich an Bord der Blu-Ray. Neues Material findet man dort nicht, die Scheibe ist komplett inhaltsgleich zur Erstauflage von 2009 und enthält zehn Minuten Material, die man seinerzeit für eine mögliche Fortsetzung in Form von Storyboards erstellt hat und dann doch nie verwendet worden sind. Der im Film nie eingesetzte Song „Ich wart´ auf dich mein Prinz“ liegt als deutsche Interpretation von No Angel Lucy Diakovska vor, aber auch als englische Fassung von Tiffany Thornton. Die Minispiele sind hier ebenso enthalten wie der Audiokommentar. Auch die mittlerweile hoffnungslos überholte Vorschau zu Küss den Frosch hat noch Platz gefunden. 

„Auch fast ein Jahrhundert nach seiner Erstaufführung ist Schneewittchen und die Sieben Zwerge immer noch ein zeitloses Meisterwerk, welches anhaltend alte und neue Generationen begeistert. Der Beginn einer beispiellosen Erfolgsgeschichte – und auch der eines gänzlich neuen Unterhaltungsformates. Die neue 4K UHD stellt ein sehr gutes Upgrade zu den bereits erhältlichen Blu-Rays dar und punktet nicht nur mit besserer Auflösung, Farben und Kontrasten, sondern begradigt auch den plattgefilterten Look früherer Veröffentlichungen. Schlechte Nachrichten gibt es beim Ton, denn die alten Synchronfassungen sind auch dieses Mal nicht an Bord. Und die Extras lassen genau jenes bemerkenswerte Material vermissen, welche die Diamond Collection so maßgeblich auszeichnet. Für eine definitive Edition ist das bei weitem zu wenig, aber den Film in dieser Form neu erleben zu können, macht die Anschaffung trotzdem lohnenswert. Die nächsten Klassiker dürfen gerne in ähnlicher Form kommen!“


Quelle Bildmaterial: ©The Walt Disney Company | LEONINE Distribution GmbH. All rights reserved.

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von LEONINE Distribution zur Verfügung gestellt worden.

*Unsere Links werden nicht mit einer Monetarisierung versehen

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