4K UHD | Blu-Ray Remastered | U-571

Aus unerfindlichen Gründen erlebte das Genre der U-Boot-Filme in den frühen Zweitausendern ein kleines Revival, welches neben Filmen wie K-19 auch den heute zur Besprechung angetretenen U-571 hervorbrachte. Zum Unterwasser-Actioner mit Matthew McConaughey liefert STUDIOCANAL nach der schlechten ersten Heimkinoveröffentlichung jetzt eine umfangreich remasterte Neuauflage – erstmals auch als 4K UHD. Grund genug für uns, nochmal auf Tauchfahrt zu gehen. 

 

Studio und Vertrieb: STUDIOCANAL

Erstveröffentlichung: 2000

Darsteller: Matthew McConaughey, Harvey Keitel, Bill Paxton, Thomas Kretschmann und andere

Veröffentlichungstermin: 21. September 2023

Format: 4K UHD | Blu-Ray Remastered | DVD

Preis: ab 9.99€*

Altersfreigabe: ab 16 Jahren

IMDB | Metacritic




Der Film

Im Jahr 1942 befindet sich der Zweite Weltkrieg auf seinem vorläufigen Höhepunkt. Während die Wehrmacht im Osten einen erbitterten Krieg gegen die Sowjetunion führt und die Amerikaner nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor zunächst hauptsächlich im Pazifik kämpfen, entpuppt sich die Deutsche Kriegsmarine mitsamt ihrer Flotte an Unterseeboten immer noch als immense Gefahr für die alliierten Verbände im Atlantischen Ozean. Nach einem verheerenden Zusammenstoß mit einem englischen Zerstörer treibt das Nazi-U-Boot U-571 unter Leitung von Kapitänleutnant Wassner (Thomas Kretschmann) schwer beschädigt im Gewässer und funkt um Hilfe. Die Amerikaner, welche den Funkspruch abfangen konnten, wittern damit ihre Chance, endlich an ein Exemplar der Decchiffriermaschine Enigma gelangen zu können, mit deren Hilfe die Deutschen bisher erfolgreich ihren Nachrichtenverkehr verschlüsseln konnten.

Die Besatzung der U-571 treibt hilflos auf dem Meer herum und wartet verzweifelt auf Unterstützung. | 4K UHD

Der Plan: Ein als Versorgungsschiff getarntes alliiertes U-Boot soll die U-571 kapern, die Enigma an sich bringen und das feindliche Boot anschließend versenken. Wenn dann das tatsächliche Versorgungsschiff eintrifft wird dieses annehmen, dass die U-571 längst gesunken ist. Das Geheimnis bliebe somit gewahrt, anderenfalls würden die Deutschen ihre Verschlüsselung ändern und die gesamte Aktion wäre ein Fehlschlag. Für diese Mission ausgewählt wird die betagte S 33 mitsamt deren erfahrenem Kommandanten Dahlgren (Bill Paxton). Unter den teils blutjungen Besatzungsmitgliedern befindet sich auch der pflichtversessene Erste Offizier Lt. Andy Tyler (Matthew McConaughey), der soeben die schlechte Nachricht erhalten hat, trotz hervorragender Leistungen kein eigenes Kommando zu erhalten, was die aufgeregte Stimmung nicht gerade verbessert. Doch trotz aller Differenzen sieht es zunächst sieht es tatsächlich so aus, als würde das von den Geheimdienstoffizieren Coonan und Hirsch geplante und mithilfe zahlreicher Besatzungsmitglieder durchgeführte Unterfangen gelingen.

Tyler sehnt sich bereits lange nach einem eigenen Kommando, nun hat ihm sein eigener Captain einen Strich durch die Rechnung gemacht. | 4K UHD

Als Wassner jedoch durch eine kurze Unachtsamkeit des als Mechaniker getarnten Enterkommandos Alarm schlägt und nach einer wilden Schießerei auch noch das echte Versorgungsschiff früher als geplant aufschlägt, geraten die Dinge komplett außer Kontrolle. Die S 33 geht mitsamt ihres Captains unter, die wenigen Überlebenden, darunter Tyler als höchstrangigem Offizier sowie dem erfahrenen Kriegsveteran Chief Klough (Harvey Keitel) sind gezwungen, an Bord der U-571 abzutauchen. Gefangen in einem fremden, kaum mehr seetüchtigen U-Boot und nur noch mit einem Torpedo bestückt, führt der einzige Weg nach Hause mitten durch den Vorgarten der Deutschen Kriegsmarine. Ein Himmelfahrtskommando, welches durch zunehmende Spannungen unter der Mannschaft nicht viel einfacher wird. Während Tyler sich als neuer Kommandant schwersten Entscheidungen stellen muss, setzt der an Bord verbliebene Kaleun alles daran, die „Heimfahrt“ der U-571 mit allen Mitteln zu sabotieren…

Die Rezension

Anders als die meisten Kriegsfilme schert sich U-571 zu keinem Zeitpunkt um historische Genauigkeit, sondern will lediglich gut unterhalten. Tatsächlich war es die Royal Navy, die bereits 1941 in den Besitz einer Enigma samt Codebüchern gelangte und allmählich einen Wendepunkt zugunsten der Allierten im bisher extrem verlustreichen Atlantikkrieg herbeiführen konnte. Den Amerikanern sollte dies erst drei Jahre später kurz vor Kriegsende gelingen und waren damit wie im Film dargestellt nicht Vorreiter. Die echte U-571 versank ebenfalls nicht 1942, sondern ebenfalls erst 1944 durch ein britisches Flugboot. So viel also zu den Fakten. Wenn man aber bereit ist, diese für die gesamte Laufzeit von knapp zwei Stunden literally komplett über Bord zu werfen, darf man sich auf einen spannenden Actionthriller freuen, der auch heute noch gut unterhält. 

Bleibt auch in größter Gefahr stets besonnen: Chief Klough hat bereits im Ersten Weltkrieg gedient und berät nun den unerfahrenen Tyler. | 4K UHD

Zwar bleiben manche der Akteure etwas blass, wettgemacht wird dieses Manko aber durch die gute Leistung eines noch jungen Matthew McConaughey, der sich bereits damals an der Seite von Schauspielprofis wie Harvey Keitel und dem viel zu früh verstorbenen Bill Paxton zu behaupten wusste. Schade ist, dass Thomas Kretschmann als linientreuer Kapitänleutnant so wenig Spielzeit eingeräumt bekommt. Eine Interaktion mit Tyler findet praktisch nicht statt, grundsätzlich ist der Film arg bemüht, den „Feind“ nicht zu heroisieren, indem er dessen Präsenz auf ein absolutes Minimum reduziert. So darf Wassner lediglich für den Hauch einer Sekunde Menschlichkeit äußern, ehe er kurz darauf doch eiskalt das Feuer auf Gestrandete eröffnen lässt und später nicht viel mehr ist als ein kaltblütiger Mörder. Dass da so viel mehr Raum zur Darstellung verschiedener Ansichten gewesen wäre, interessiert Regisseur Jonathan Mostow ebenso wenig wie sein angepeiltes Publikum. Helden sind hier nur die Amerikaner, die unter Einsatz ihres Lebens für die gute Sache dienen und sterben. Punkt. 

Ohne Torpedos findet sich das gekaperte Unterseeboot plötzlich vor einem deutschen Zerstörer wieder. Jetzt ist guter Rat teuer. | 4K UHD

Gerade deswegen reicht U-571 zu keinem Zeitpunkt an Petersens ewigen Klassiker Das Boot heran. Sämtliche Figuren agieren blass an der Oberfläche, die Rollen Gut und Böse sind klar verteilt, die psychologische Komponente wird nur am Rande beleuchtet. Warum der Film trotzdem eine Menge Spaß macht, liegt an der hochspannende Atmosphäre, welche einen dank der exzellenten Kamera- und Tonarbeit (letztere wurde sogar mit einem Oscar© ausgezeichnet) spätestens nach der ersten halben Stunde gelungen in ihren Bann zieht. Fans von Actionthrillern werden auf ihre Kosten kommen. Wer aber weder mit der Amerikanisierung von Genre und Handlung zurechtkommt, ist auch nach dem zehnten Sichten von Das Boot besser mit einem elften Durchgang oder noch älteren Klassikern wie Duell im Atlantik geeigneter bedient. 

4K UHD und Blu-Ray Remastered: Das Bild

Die alte Blu-Ray kann man nur als Trümmerhaufen betrachten. Für die musste nämlich ein seinerzeit aufgrund der im Original vorhandenen Untertitel für die deutschsprachigen Passagen eigens für den deutschen Markt angefertigtes Master angefertigt werden, welches dann auch für die hiesige Heimkinopremiere herangezogen wurde und qualitativ nicht mit dem ursprünglichen Transfer aus Übersee mithalten konnte. Neben zahlreichen Verschmutzungen enttäuschte die damalige Veröffentlichung auch durch konstante Überschärfung und eine ungesund grünliche Farbgebung, während kleinere Details regelmäßig im viel zu krass austarierten Kontrastbereich abgesoffen sind. Für die Neuauflage ist STUDIOCANAL dieses Mal den richtigen Weg gegangen und hat einen neuen Scan in nativem 4K vom ursprünglichen 35mm-Analogmaterial anfertigen lassen, der im Anschluss nochmal umfangreich bearbeitet worden ist. Das Ergebnis ist ein Unterschied wie zwischen Tag und Nacht – wenn man weiß, worauf man achten muss. 

Die alte Blu-Ray (Slider ganz Rechts) wirkt künstlich nachgeschärft und versinkt fast komplett im Grün. Die Neuauflage (Slider ganz Slinks) stellt den ursprünglichen, natürlicheren Look wieder her und differenziert farblich um ein Vielfaches besser. 

Ein Blick auf das Remaster gibt einen sehr guten Hinweis darauf, warum man bei der Erstauflage derartig krass nachgeschärft hat, denn offenbar war das Ausgangsmaterial bereits in Teilen sehr unscharf auf Film gebannt worden und man hat so versucht, dem irgendwie habhaft zu werden. So wirkt beispielsweise das Treffen der Offiziere am Dock, wo der Plan erstmals erläutert wird, derart detailarm und verwaschen, dass man meinen könnte, hier wäre ein kompletter Szenenblock von der DVD eingefügt worden. Auch zahlreiche Außenaufnahmen wirken extrem soft. Erst mit dem Boarding von U-571 wird es langsam besser und bleibt dann bis zum Ende konstant gut anschaubar. Das mag ein Ärgernis sein, wirkt im Ganzen betrachtet aber immer noch besser als der komplett überzeichnete Look des alten Masters, welches besonders mit den zahlreichen Schweiß- und Wassertropfen auf den Gesichtern der Darsteller zu kämpfen hat und auch Haare im Filterrausch nicht mehr gut darstellen konnte. All das gelingt bereits der frischen Blu-Ray wesentlich besser, die nicht nur in den besseren Momenten immens von der höheren Auflösung des Transfers profitiert, sondern auch farblich im wahrsten Sinne des Wortes ganz andere Töne anschlägt. Statt omnipräsentem Grün wird das Geschehen nun deutlich erdiger, wärmer und vor allem differenzierter. 

In dieser Szene zeigt sich nicht nur, wie viel besser das neue Master (Slider ganz links) auflöst, sondern auch die krasse Differenz in der Farb- und Kontrastwiedergabe. Wo die Wellengischt über die alte Blu-Ray (Slider ganz rechts) fast schon ins Violette tendiert, liefert die 4K UHD korrekte Farben und deutlich mehr Kontrastdynamik. 

Ebenfalls fällt auf, dass die Neuabtastung einen geringfügig anderen Bildausschnitt nutzt und nach oben ein wenig mehr Bildinformation zeigt, während unterhalb dafür ein kleines Stück fehlt. Entsprechend schwer war es auch, einigermaßen akkurate Vergleichsbilder zu bekommen, zumal das Remaster eine geringfügig andere Laufzeit aufweist, was Frame-by-Frame-Vergleiche nur noch schwieriger macht. Die Kontraste präsentieren sich hier ebenfalls ausgeglichener. Wo die alte Blu-Ray stellenweise wirklich viel zu dunkel rüberkam, präsentiert sich das Remaster ausgeglichener, auch darf man sich jetzt endlich über ein sauberes Bild freuen, welches sich dennoch seine natürlich-filmische Körnung erhalten hat. Das Upgrade mag insgesamt nicht die Offenbarung darstellen, die sich mancher womöglich davon erhofft hat, was vor allem an den vielen unscharf aufgenommenen Einstellungen liegt, welche auch eine Neuabtastung nicht aus der Welt schaffen kann, setzt aber an den richtigen Stellen an und zeigt den Film daran gemessen in seiner bestmöglichen Form.

Die bisherige Blu-Ray (Slider ganz rechts) verfügt in dieser Szene über ein komplett anderes Grading, zeigt abermals deutliche Anzeichen von Nachschärfung und kann es in Sachen Auflösung nicht mit dem frischen Scan der 4K UHD (Slider ganz links) aufnehmen. 

STUDIOCANAL hat der 4K UHD einen erweiterten Farbraum nach Rec.2020 spendiert und liefert zusätzlich dazu Support für HDR10 und Dolby Vision. Im direkten Vergleich mit der neuen Blu-Ray profitiert die höherwertige Scheibe nochmal ein gutes Stück von der nativen Auflösung und kitzelt noch mehr Details aus dem Bild, wann immer das Material dies hergibt. Farben und Kontraste werden nochmals intensiviert und im Kontrastbereich freut man sich über nochmals sattere Schwarzanteile, während die schicken Marineuniformen im Offizierscasino mehr Neutralität und Strahlkraft verliehen bekommen. Kein Verpflichtungskauf, weil bereits die Blu-Ray den Löwenanteil der Arbeit verrichtet, wer aber das letzte bisschen aus der Neuabtastung rauskitzeln möchte, kann hier natürlich genauso beherzt zugreifen und die alten Fassungen endgültig entsorgen. 

UHD und Blu-Ray: Der Ton

Bei der Audioausstattung bleibt dagegen alles wie gehabt, zum Einsatz kommt derselbe verlustfreie Ton für die deutsche und englische Spur, der auch bereits der Erstveröffentlichung beigelegen hat. Gute Dialogverständlichkeit und Dynamik zeichnet beide Spuren gleichermaßen aus, die wirklichen Highlights liefert der Sound aber in actionreichen Szenen. Wenn die Wasserbomben rund um das Boot herum explodieren, erzeugt der Subwoofer ordentlich Druck. 

Wentz ist eigentlich deutscher Abstammung und fest entschlossen, den Faschismus in der alten Heimat zu bekämpfen. | 4K UHD

Auch beim Anschlag auf den Zerstörer kracht es heftig. Effekte wie der auf der Außenhülle lastende Wasserdruck oder einbrechendes Wasser kommen dediziert und kraftvoll rüber und werden auch positionstechnisch korrekt wiedergegeben. Lediglich der Soundtrack agiert für meinen Geschmack etwas zu sehr im Hintergrund. Es sind immer eher die feinen Geräusche, auf die man hier achten sollte, bei denen die Abmischung absolut überzeugen kann. Das Gesamtpaket stellt jedoch sehr zufrieden und zeigt im Heimkino nochmal, dass der Oscar© für den Tonschnitt mehr als verdient gewesen ist.

Die Extras

Neues Material hat es leider nicht auf die Veröffentlichung geschafft, sämtliche Extras sind bereits bekannt und liegen altersbedingt ausschließlich in Standardauflösung an Bord der Blu-Ray vor. Sammler gehen trotzdem nicht ganz leer aus, denn STUDIOCANAL veröffentlicht den Film als 4K UHD mit einem schicken limitierten Steelbook samt Prägedruck, welches gegenwärtig ausschließlich im hauseigenen Shop verfügbar ist. Der Audiokommentar des Regisseurs ist sehr hörenswert, während das Making-of und die Interviews mit Cast und Crew ein paar spannende Einblicke in die offenbar nicht immer ganz einfache Produktion des Films gewähren. 

„U-571 zählt bis heute zu meinen persönlichen Guilty-Pleasure-Filmen. Historisch völliger Blödsinn und niemals ansatzweise so gut wie Das Boot, trotzdem aber kurzweilig unterhaltsam und hochspannend inszeniert. Dass der Film nach der missglückten Erstauflage nun ein vollwertiges Upgrade nachgereicht bekommt, stimmt mich entsprechend glücklich. Während Blu-Ray Remastered und 4K UHD das alte Master in vielen Punkten deutlich überragen, werden die schon unscharf gedrehten Einstellungen mit der Neuabtastung zwar auch nicht besser, insgesamt ist der Look aber wesentlich natürlicher und nur darauf kommt es an. Der sehr kraftvolle Ton sowie das Bonusmaterial sind dagegen ohne Änderung übernommen worden. Die neue Blu-Ray gibt es bereits zum kleinen Preis, alles darüber hinaus dürfte allenfalls für Sammler und Enthusiasten interessant sein.“


Quelle Bildmaterial: ©STUDIOCANAL GmbH. All rights reserved.

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von STUDIOCANAL zur Verfügung gestellt worden.

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