4K UHD | Blu-Ray | Gran Turismo

Videospieladaptionen hatten lange Zeit keinen guten Ruf inne, Uwe Boll und anderen sei Dank. Mittlerweile sieht es dahingehend wieder etwas besser aus, wozu Filme wie Uncharted oder Ratchet & Clank einiges beigetragen haben. Mit Gran Turismo hat man sich nun einem weiteren Erfolgsfranchise von Sony angenommen. Aber taugt eine Rennsimulation wirklich als Basis für einen Kinohit? Wir durften die dazugehörigen Heimkinofassungen noch vor Verkaufsstart für euch sichten und sind genau dieser Frage auf den Grund gegangen.

Studio und Vertrieb: Sony Pictures Entertainment via PLAION Pictures

Erstveröffentlichung: 2023

Veröffentlichungstermin: 19. Oktober 2023

Darsteller: Orlando Bloom, David Harbour, Djimon Hounsou, Archie Madekwe und andere

Format: 4K UHD | Blu-Ray | DVD

Preis: ab 12,99€*

Altersfreigabe: Ab 12 Jahren

IMDB | Metacritic




Der Film

Um eine ganz neue Käuferschicht für die Automobile der Marke Nissan gewinnen zu können, reist Marketingexperte Danny Moore (Orlando Bloom) mit einer ungewöhnlichen Idee im Gepäck direkt ins japanische Hauptquartier der traditionsreichen Bolidenschmiede: Ein internationaler Contest unter Gamern soll dem Besten der Besten eine Karriere als professioneller Rennfahrer in Aussicht stellen. Und welches Spiel wäre dafür besser geeignet als Gran Turismo? Die knallharte Racing Sim ist mit über neunzig Millionen verkauften Exemplaren nicht nur die erfolgreichste ihrer Art, sondern auch für ihren beispiellosen Realismus bekannt. Der Vorstand stimmt dem Vorschlag zu, meldet aber große Sicherheitsbedenken an – hinter dem Steuer eines echten Rennwagens zu sitzen, ist eben doch eine etwas andere Sache, als im virtuellen Cockpit zu hocken. Und niemand möchte sehen, wie einer der Probanden schwerverletzt oder schlimmer aus einem brennenden Autowrack gezogen werden muss. 

Gnadenlos und hochmotiviert, den Gewinnern der Challenge beim Versagen zuzusehen: Jack Salter. | 4K UHD

Notgedrungen muss Danny den abgehalfterten, aber brillanten Mechaniker Jack Salter (David Harbour) anheuern. Der ist von dem Vorhaben zwar nicht begeistert, hat aber auch keine Lust mehr, sich von irgendwelchen arroganten Nachwuchsfahrern anschnauzen zu lassen, die sich nicht durch Talent, sondern durch Geld in die Branche geschleust haben. Fest davon überzeugt, dass es die Welt des digitalen Rennsports niemals mit der Realität aufnehmen kann, sagt Salter schließlich zu – und macht den Gewinnern vom ersten Tag an klar, dass er es genießen wird, ihnen beim Scheitern zuzusehen. Zu denen zählt auch Jann Mardenborough (Archie Madekwe), der schon sein Leben lang von einer Rennfahrerkarriere geträumt hat und nach einer neuen Bestzeit im Simulator nun Gelegenheit bekommt, diesen Traum Realität werden zu lassen. Ambitionen, von denen sein Vater (Djimon Hounsou) wenig hält, denn der ehemalige Fußballprofi würde es lieber sehen, wenn sein ältester Sohn irgendwann mal in seine Fußstapfen treten würde, was regelmäßig zu Streitigkeiten führt.  

Jann zählt zu den besten Gran-Turismo-Fahrern Englands. Jetzt muss er beweisen, ob er auch im wahren Leben das Zeug zum Profi hat. | 4K UHD

Das beinharte Training bringt die Kandidaten der GT Academy schnell an ihre körperlichen und geistigen Leistungsgrenzen. Nach und nach werfen die Gewinner aus aller Welt das Handtuch oder werden kurzerhand von Jack nach Hause geschickt. Nur mit eisernem Willen schafft es Jann, die Academy zu gewinnen und von Nissan unter Vertrag genommen zu werden. Ohne FIA-Lizenz nützt ihm das aber auch nicht viel. Und tatsächlich scheint sich Jacks Prognose zu bewahrheiten, denn die Profis fahren dem Nachwuchs zunächst gnadenlos davon. Nach einem folgenreichen Unfall, bei dem ein Zuschauer am Streckenrand auf tragische Weise sein Leben verliert, zieht sich der junge Waliser komplett zurück und will nie wieder hinter einem Steuer sitzen. Jetzt liegt es ausrechnet bei Jack, seinem Schüler den Mut zum Weitermachen zurückzugeben…

Die Rezension

Über zehn Jahre hat die Entstehung von Gran Turismo gedauert – ein Zeitrahmen, in dem Serienschöpfer Kazunori Yamauchi, der im Film übrigens in einer Nebenrolle zu sehen ist, normalerweise zwei bis drei neue Ableger seines Millionensellers auf den Markt bringt. Alleine die Suche nach einer geeigneten Handlung gestaltete sich schwierig, denn in den Spielen wird nun einmal gefahren, getunt und gesammelt, nichts davon ist wirklich skripttauglich. Zum Glück schreibt das echte Leben immer noch die besten Geschichten. Der echte Jann Mardenborough hat 2011 tatsächlich die GT Academy gewonnen und ist seitdem als professioneller Rennfahrer tätig, eine Menge der im Film gezeigten Begebenheiten hat man aus dramaturgischen Gründen jedoch einfach hinzugedichtet. Den angesprochenen Unfall mit Todesfolge hat es zwar gegeben, dieser fand allerdings erst mehrere später statt. Ob man das aus dramaturgischen Gründen so ausschlachten sollte, wie es die Macher hier getan haben, ist definitiv diskussionswürdig. 

Die klassischen Kameraperspektiven der Vorlage werden im Film immer wieder aufgegriffen und lassen Spiel und Realität regelmäßig auf eindrucksvolle Weise miteinander verschmelzen. | 4K UHD

Auch Danny Moore und Jack Salter sind komplett fiktive Figuren, die beiläufig erzählte Liebesgeschichte zwischen Jann und Audrey entstammt ebenso der Autorenfantasie wie das Team Capa mitsamt ihrer protzig-goldenen Edelkarossen. Gran Turismo nimmt sich jedoch nicht den Anspruch heraus, über einhundertfünfunddreißig Minuten Laufzeit eine authentische Biographie zu erzählen, sondern baut lediglich auf einer auf. Das Ergebnis ist ein bisweilen etwas arg klischeebehaftetes, aber visuell eindrucksvoll inszeniertes Werk, dass sich nicht hinter Genregrößen wie Le Mans 66 – Gegen jede Chance verstecken muss. Spiel und Wirklichkeiten werden immer wieder eindrucksvoll miteinander verschmolzen, wobei Regisseur Neill Blomkamp großen Wert darauf gelegt hat, möglichst viele Szenen ohne den Einsatz von CGI zu realisieren. Die exzellente Kameraarbeit von Jacques Jouffret sorgt dafür, dass man jeden spannenden Moment so empfindet, als würde man selbst im Cockpit eines Rennwagens sitzen. 

Jann und Audrey kommen sich während ihres Dates in Tokio näher. | 4K UHD

Nachwuchsdarsteller Archie Madekwe spielt den jungen Jann Mardenborough mit viel Energie und Leidenschaft, während es Orlando Bloom in der Rolle des Danny Moore wunderbar gelingt, den schmalen Spagat zwischen eiskaltem PR-Profi und engagiertem Motorsportfan glaubwürdig herauszuarbeiten. Der wahre Star des Films ist aber mit Abstand David Harbour, der als raubeiniger Chefmechaniker mit Herz jede Szene stiehlt, in der er zu sehen ist. Mit Djimon Hounsou und Ex-Spice Girl Geri Horner finden sich auch abseits der Hauptdarsteller einige prominente Namen im Cast. Alles in allem ist Gran Turismo eine überdurchschnittlich gelungene Videospieladaption, die in ihren dramatischen Aspekten zwar grundsätzlich etwas aufgesetzt rüberkommt, dafür aber famose Rennaction bietet, welche auch mühelos jene abholen dürfte, die sonst nur mit Bus und Bahn unterwegs sind.  

4K UHD und Blu-Ray: Das Bild

Gedreht wurde mit den Besten, was die Technik gegenwärtig hergibt. So kam neben einer RED V-Raptor 8K auch eine Komodo 6K zum Einsatz, während sämtliche IMAX-Szenen mit der Sony CineAlta Venice 2 inklusive Erweiterungen eingefangen worden sind. In der Postproduktion entstand darauf basierend ein 4K Digital Intermediate, welches nun auch den Heimkinoveröffentlichungen als Basis dient – und das sieht man bereits anhand der Blu-Ray ziemlich eindrucksvoll. Das durchgehend hochdetaillierte, rauschfreie und knackscharfe Bild arbeitet selbst kleinere Feinheiten gekonnt heraus, besticht mit kräftigen Farben und liefert gemessen am Format referenzverdächtige Kontraste. Kurz und knapp: Hier gibt es nichts, was man in irgendeiner Form beanstanden könnte. 

Die Blu-Ray (Slider →) wirkt auf den ersten Blick lebendiger als die 4K UHD (Slider ←). Bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass letztere Spitzlichter besser darstellt und auch die Schwarzanteile sind deutlich kraftvoller. Im laufenden Bild wirkt die Szenerie weniger dunkel, als es das Bild vermuten lässt. 

Dabei nutzt der Film eine Vielzahl verschiedener Paletten als Stilmittel, um seine zahlreichen Schauplätze voneinander zu unterscheiden: Während die Szenerie im urbanen Cardiff eher grau gehalten ist, wird im Wüstenstaat Dubai voll aus dem Farbtopf geschöpft, ehe es dann zum Finale in Le Mans wieder etwas gesitteter zugeht. Die Natürlichkeit der Hautfarben bleibt dabei stets erhalten. Kompressionsschwierigkeiten und andere Aussetzer sind mir im Rahmen der Blu-Ray keine aufgefallen. Hier kann man bereits guten Gewissens zugreifen. Dass es aber noch besser geht, zeigt die 4K UHD mit ihrem erweiterten Farbraum nach Rec.2020 sowie Support für HDR10 und Dolby Vision. Offenbar hat unser Tool einige Schwierigkeiten mit der Gegenüberstellung von IMAX-Szenen, weshalb der Direktvergleich dieses Mal etwas schwierig ist – wir bitten, das zu entschuldigen.

Auch hier geht der erste Platz auf dem Podium klar an die 4K UHD (Slider ←), die im Vergleich zur Blu-Ray (Slider →) sichtbar mehr Dynamik, sattere Farben und mehr Dreidimensionalität offeriert. Gegen die vierfach höhere Auflösung kommt die Blu-Ray bei der Zeichnung der Menge ebenfalls nicht an. 

Die 4K UHD profitiert nicht nur von der nativen Auflösung und kitzelt auch noch letzte Details aus dem Material raus, sondern punktet mit nochmals intensiveren Farben und Kontrasten. Im direkten Vergleich fällt zudem das merklich dunklere Mastering auf, dass für meinen Geschmack fast schon etwas zu weit geht, weil sich selbst Szenen am frühen Morgen anfühlen, als würden sie am späten Nachmittag stattfinden. Dafür wirkt die UHD gerade in Totalen und Innenräumen dreidimensionaler. Beide Formate haben also ihre eigenen Vor- und Nachteile, am Ende ist es wie immer eine Frage des persönlichen Geschmacks. Mir hat die Blu-Ray in manchen Szenen etwas besser gefallen, in anderen lag dafür die UHD vorne. Trotzdem bietet letztere alleine schon aufgrund der gravierenden Auflösungsvorteils knapp das bessere Gesamtpaket.

4K UHD: Der Ton

Schade, dass Sony einmal mehr darauf verzichtet hat, auch für die deutsche Tonspur Dolby Atmos anzubieten. So bleibt es einmal mehr bei einer regulären Masterspur im Format DTS-HD MA 5.1, was jetzt aber kritischer klingt, als es eigentlich ist. Denn die packt auf der regulären Ebene bereits eindrucksvoll zu und bietet vor allem während der Rennszenen Daueraktivität aus allen Richtungen. Wenn die Autos in Hochgeschwindigkeit über die Strecken rauschen, klingt das im Heimkino so kraftvoll und präzise, dass man sich selbst direkt am Streckenrand wägt. Der Subwoofer darf das Geschehen fleißig begleiten, ist aber auch bei der Filmmusik durchgehend wahrnehmbar. Die Stimmverständlichkeit im Center wird dadurch nie gefährdet, stellenweise hätten die Dialoge aber einen Ticken lauter abgemischt sein dürfen. 

Die 24 Stunden von Le Mans gelten als das härteste Autorennen der Welt. Wer hier besteht, hat das Zeug zur Legende. | 4K UHD

Dagegen hält die englische Dolby Atmos mit verlustfreiem TrueHD 7.1 im Kern. Auf der regulären Ebene klingt die im Grunde identisch gut und kitzelt maximal einen Hauch mehr Dynamik aus der Szenerie. Spannender ist da schon die zusätzliche Höhenebene, die nicht nur gelegentlich mal die Musik mit auf die oberen Speaker nimmt, sondern auch eine ganze Reihe gut platzierter Effekte. So hört man in Le Mans den Regen nachvollziehbar von oben und wenn der Rettungshelikopter den verletzten Jann ins Krankenhaus bringt, kommen die dazugehörigen Sounds hier aus der korrekten Richtung. Ein weiteres Highlight ist die Unfallszene am Nürburgring, wo man wirklich glauben möchte, dass der außer Kontrolle geratene Wagen gerade über einen hinwegfliegt. Allesamt richtig gute Momente, die einem in deutschen Fassung leider fehlen.

Die Extras

Sämtliches Bonusmaterial wurde auf die Blu-Ray ausgelagert und setzt sich aus insgesamt fünf Featurettes und einer Handvoll gelöschter, bzw. erweiterter Szenen zusammen. In „Der Motor“ dreht sich alles um den Look des Films, während „Die Boxencrew“ sich im Detail mit den Stunts im Film auseinandersetzt. „Die Garage“ wagt einen näheren Blick auf die im Film verwendeten Autos, „Der Plan“ beleuchtet den echten Jann Mardenborough und zum Abschluss steht der komplette Cast in „Die Räder“ im Fokus. Allesamt eher kurz gehalten, aber stellenweise durchaus informativ. 

„Gran Turismo zählt definitiv zu den besseren Videospielverfilmungen. Etwas weniger forcierte Dramatik hätte dem Film gut getan, aber auch in dieser Form kann das lose auf wahren Begebenheiten aufbauende Werk unter der Regie von Neill Blomkamp überzeugen. Das liegt vor allem an den spektakulären Rennsequenzen samt packender Atmosphäre sowie dem spielfreudigen Cast. Fans der Rennsimulation kommen hier ebenso auf ihre Kosten wie alle, die noch nie selbst eine Runde auf den virtuellen Strecken gedreht haben – das ein oder andere Klischee verzeiht man dabei gerne. Blu-Ray und 4K UHD überzeugen jeweils durch eigene Stärken und Schwächen, wobei die 4K UHD dank der höheren Auflösung insgesamt die Nase vorn hat. Ein paar interessante Extras gibt es obendrauf. Wenn Sony für die deutsche Fassung nicht wieder auf Dolby Atmos verzichtet hätte, wäre es noch besser gewesen. Für den diesjährigen Gabentisch ist Gran Turismo aber trotzdem eine gute Wahl.“


Quelle Bildmaterial: ©Sony Pictures Entertainment | PLAION Pictures. All rights reserved.

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von PLAION Pictures zur Verfügung gestellt worden.

*Unsere Links werden nicht mit einer Monetarisierung versehen

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