Es ist lange her, dass ich mich im Kino derart kaputtgelacht habe, dass mir am Abend die Seiten wehgetan haben. Kein Wunder, denn lange Zeit lief Humor Gefahr, dass sich davon irgendwer angegriffen fühlen könnte. Mit dem absehbaren Ende dieser ruhmlosen Ära brachten Paramount Pictures in diesem Jahr mit Die Nackte Kanone eine der kultigsten Reihen aller Zeiten zurück auf die große Leinwand – und nun endlich auch ins Heimkino.







Der Film
Schon der Vater ging zu Lebzeiten hemmungslos mit dem Kopf durch die Wand und trat dabei zielsicher von einem Fettnäpfchen ins nächste – der Sohnemann hat dieses mannigfaltige Talent zweifellos geerbt! Wo Frank Drebin Jr. (Liam Neeson) von der Spezialeinheit der Polizei auftaucht, wächst in der Regel kein Gras mehr. Gerade hat der Chaoten-Cop im Alleingang einen Banküberfall vereitelt, statt einer Belobigung wartet jedoch die Zwangsversetzung durch seine entnervte Vorgesetzte Chief Davis, weil die von Drebin übel zugerichteten Verbrecher das Department reihenweise auf Schadenersatz verklagen und die Einheit kurz vor dem Aus steht.

Zum Glück mangelt es im sonnigen Los Angeles nicht an aufklärungsbedürftigen Straftaten. Als der Softwareentwickler Simon Davenport bei einem Unfall mit seinem E-Auto stirbt, deutet zunächst alles auf Selbstmord hin. Doch dessen Schwester Beth (Pamela Anderson) ist fest davon überzeugt, dass ihr Bruder ermordet wurde. Drebin ist fasziniert von der attraktiven und geheimnisvollen Kriminalautorin und bohrt zusammen mit seinem dümmlichen Kollegen Ed Hocken Jr. (Paul Walter Hauser) auf eigene Faust nach. Dabei stoßen sie auf Simons ehemaligen Arbeitgeber, den schwerreichen grünen Technologiemagnaten Richard Cane (Danny Huston).

Der plant insgeheim, der Welt einen Reset zu verschaffen, indem er sämtliche Menschen der Erde mithilfe einer Erfindung in wütende Tiere verwandelt, während er und seinesgleichen das Chaos im Schutz sicherer Bunker aussitzen, um den Planet danach neu gestalten zu können. Es dauert nicht lange, bis Drebin und Beth ins Visier des Superschurken geraten und sich gegen dessen Killer erwehren müssen. Dabei richtet Frank Jr. anhaltend so viel Zerstörung an, dass eine Weltuntergangsmaschine fast schon überflüssig wird…
Die Rezension
Zugegeben, die abstruse und keineswegs innovative Geschichte dient allenfalls dazu, die unzähligen Kalauer irgendwie grob mit einem roten Faden zusammenzuhalten. Die zünden dafür überwiegend effektiv. Dass wir es hier dankbarerweise nicht mit einem Remake zu tun haben, sondern mit einem Sequel, hilft dabei qualitativ enorm. Denn das Original mitsamt seiner beiden Fortsetzungen ist so zeitlos und so kultig, dass jedweder Versuch einer inhaltsgleichen Neuaufbereitung von Anfang an zum Scheitern verurteilt wäre. Der Weg dahin war jedoch alles andere als leicht, denn wenn eine Fortsetzung über Jahrzehnte derart in der Schwebe hängt, kann man am Ende mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass daraus niemals etwas werden wird.

Denn obwohl es seit den frühen Neunzigern immer wieder Pläne für eine Fortsetzung gab, konnten diese aus zahlreichen Gründen nie wirklich realisiert werden. Mit dem Tod von Leslie Nielsen im Jahr 2010 sollte zunächst Ed Helms in dessen Fußstapfen schlüpfen und eine gleichnamige, aber nicht verwandte Figur spielen. Das wurde jedoch nie realisiert, auch weil David Zucker als Teil der ursprünglichen Schöpfer der Reihe anhaltend unzufrieden mit dem Drehbuch war. Zu dieser Zeit hatte man aufgrund der aufkommenden identitätspolitischen Bewegung in den Vereinigten Staaten bereits immense Probleme, solche Filme ohne Risiko zu produzieren und Zucker war klar, dass jedweder Versuch zwangsläufig in einem Werk resultieren würde, welches der ursprünglichen Trilogie nie gerecht werden würde.

2017 gab es dann erneute Bestrebungen, das Projekt wieder in Fahrt zu bringen, dieses Mal unter direkterer Verantwortung von David Zucker und dessen langjährigem Weggefährten Pat Proft. Hier brachte man erstmals die Idee ins Spiel, den Sohn von Drebin in den Mittelpunkt zu stellen und obgleich der Entwurf durchaus Anklang bei Teilen von Paramount Pictures fand, scheiterte das Projekt abermals an den Einwänden woker Vorstandsmitglieder, die sich an den enthaltenen Witzen störten. Als vier weitere Jahre später Seth MacFarlane an Bord kam, nahm Die Nackte Kanone dann endlich konkrete Pläne an. MacFarlane hatte bereits sehr früh den Gedanken, Liam Neeson für die Hauptrolle zu verpflichten, der sich dankbar zeigte, endlich mal eine Komödie selbstständig tragen zu können. Und mit Genrespezialist Akiva Schaffer fand man zügig einen passenden Direktor.

Entstanden ist eine überwiegend gelungene, wenngleich auch nicht überragende Fortsetzung mit schier endloser Verspätung, die sich aber im Angesicht eines auslaufenden Zeitgeistes traut, verkrustete Strukturen zumindest aufzubrechen. Das geschieht mir persönlich zu oft mit dem Federhandschuh, wo ein Vorschlaghammer noch besser geeignet gewesen wäre, weiß aber im Angesicht chronischer Humorarmut im internationalen Kino des letzten Jahrzehnts dennoch über seine überraschend bescheidene Laufzeit von gerade einmal fünfundsiebzig Minuten gut zu unterhalten. Vor allem die Chemie zwischen Liam Neeson und der in ihrem zweiten Frühling wunderbar liebenswürdig aufspielenden Pamela Anderson ist einfach hervorragend – kein Wunder, dass seitdem Gerüchte umgehen, die beiden hätten auch außerhalb des Films zueinandergefunden. Danny Huston mimt den Schurken routiniert, während Paul Walter Hauser als Ed gerne etwas mehr Leinwandzeit hätte vertragen können.

Kritisieren kann man hier am Ende gar nicht viel. Mit Die Nackte Kanone hat Hollywood einen stellenweise noch etwas vorsichtigen, aber doch effektiven Start zurück in ein lange vergessenes Genre gefunden, der sich respektvoll vor der ursprünglichen Trilogie verneigt, aber nie dessen Qualität erreicht. Und obwohl Liam Neeson den Drebin Jr. mit einer brachialen Ernsthaftigkeit gibt, fehlt ihm am Ende das naiv-unschuldige eines Leslie Nielsen, mit dem man sicher nochmal ein bisschen mehr aus dem Film herausgekitzelt hätte. Erfolgreich war das Ganze übrigens trotzdem: Bei vierzig Millionen Dollar Budget spielte der Film mehr als Doppelte wieder ein, Gespräche über eine Fortsetzung laufen bereits. Und dagegen ist insgesamt kaum etwas einzuwenden. Nur ein klitzekleines bisschen mehr Mut zum Brachialen wäre vielleicht wünschenswert.
4K UHD und Blu-Ray: Das Bild
Gedreht wurde wenig überraschend komplett digital, nämlich mit Kameras vom Typ ARRI Alexa Mini LF, die bis zu 4.5K am Output anlegt. Basierend auf diesem Material wurde in der Postproduktion ein Digital Intermediate in 4K gezogen, dementsprechend nativ löst die dazugehörige 4K UHD auf. Um die Kontinuität zu den deutlich älteren, analog gefilmten Vorgängern zu wahren, hat man künstliche Körnung eingefügt, was vor allem innerhalb der Blu-Ray nicht immer optimal wiedergegeben wird und vor allem bei Außeneinstellungen häufig in unstetigen Mustern resultiert. Farblich dominierend wie so oft im Setting von Los Angeles erdige Paletten mit starker Brauntendenz, was sich allzu oft eben auch auf die Darstellung von Hauttönen und im Falle der Blu-Ray mangels Differenzierungsoptionen ebenso auf neutrale Flächen überträgt. Von einer wirklich natürlichen Präsentation kann hier also keine Rede sein.
Andererseits kommen farbliche Highlights stellenweise noch gut zur Geltung, weil in den passenden Sequenzen wie zum Beispiel der Gala von Caine, Drebins Besuch im Club und ebenso dem nächtlichen Finale eher eine Tendenz in Richtung kühlerer Paletten in den Vordergrund rückt, was dann auch sehr gut passt. Die Blu-Ray offeriert bereits angenehm kräftige Schwarzanteile und eine gute Durchzeichnung, tendiert aber bei Szenen mit hoher Helligkeit im Hintergrund wie so oft zur Überstrahlung. Alles in allem kleinere Kritikpunkte innerhalb eines nicht mehr ganz taufrischen Formats, die einen nicht vom Kauf abhalten sollten. Die 4K UHD kommt mit erweitertem Farbraum nach Rec.2020 und bietet Support für HDR10 und Dolby Vision. Zunächst fällt im direkten Vergleich auf, dass die höherpreisige Scheibe wie immer einen guten Ticken dunkler gemastert worden ist, wodurch in den Außenaufnahmen öfter mal ein trügerisches Bild der aktuellen Tageszeit gemalt wird.
Was bei der Blu-Ray klar nach Nachmittag aussieht, wirkt über die 4K UHD schon eher nach frühem Abend. Die erdigen Farben bleiben dominant, dank besserer Farbdynamik sieht das Ganze hier allerdings etwas gesünder aus, wenngleich wir von Natürlichkeit anhaltend weit entfernt bleiben. Farbliche Highlights werden dafür nicht mehr so krass eingefärbt dargestellt, auch bei den Hauttönen wird eine überlegene Differenzierung geboten. Im Detail löst die 4K UHD außerdem etwas besser auf, was vor allem bei den Halbtotalen gut sichtbar wirkt. Dafür muss man allerdings wirklich nach an den Bildschirm heran und alles in allem hätte man hier noch etwas mehr herauskitzeln können. Neutrale Flächen profitieren ebenso, ferner legt das Format beim Schwarz nochmals zu. Die Probleme mit den Rauschmustern bleiben dafür erhalten, was auf jeden Fall ärgerlich ist. Kein wirklich alternativloses Upgrade also, aber ein Upgrade allemal.
4K UHD und Blu-Ray: Der Ton
Typisch Paramount gibt’s deutschen Ton abseits hochkarätiger Actionfilme wieder nur im Format Dolby Digital 5.1, während die englische Originalspur als Dolby Atmos bereits auf der Blu-Ray zu finden ist, während die 4K UHD komplett identisch bestückt daherkommt. Prinzipiell sollte man nicht vorverurteilen, da Paramount zuletzt immer wieder gezeigt hat, dass das Format durchaus noch Referenzmaterial liefern kann, wenn die Abmischung vernünftig vorgenommen wird. Das setzt natürlich entsprechende Effekte voraus, über welche der Film genrebedingt kaum nennenswert verfügt. Stattdessen stehen die Dialoge im Vordergrund, die dann auch mit durchgehend guter Verständlichkeit und Dynamik aufwarten.

Wenn es dann doch mal etwas actionreicher zugeht, langt der Subwoofer überraschend kräftig zu, passende Momente lassen sich aber an einer Hand abzählen. Der Score von Lorne Balfe begleitet das Geschehen gelegentlich etwas zu zurückhaltend im Hintergrund, räumliche Effekte punkten dagegen mit nachvollziehbarer Platzierung und guter Präsenz. Die englische Atmos bringt etwas mehr Kraft in den Bassbereich und schafft es zusätzlich, sämtliche vorhandenen Effekte, die eigentlich auf die Höhenebene gehören, auch dort abzulegen. Zugegeben, die Anzahl ist überschaubar, aber wenn es eine Möglichkeit gibt, wird diese in der Regel auch hervorragend und vor allem hörbar ausgenutzt. Das gelingt beileibe nicht allen. Umso mehr ist es schade, dass dieser definitive Mehrwert deutschsprachigen Zuschauern einmal mehr vorenthalten wird.
Die Extras
Sämtliches Bonusmaterial wurde an Bord der Blu-Ray untergebracht, wobei man sich zunächst auf einen Mix aus sechzehn erweiterten, alternativen und gelöschten Szenen freuen darf, welche man durchaus noch in den überraschend kurzen Film hätte einfügen können. Sechs Featurettes befassen sich unter anderem mit der steinigen Produktion, Darstellern und dem Vermächtnis der originalen Trilogie. Zwei Outtakes runden die insgesamt informativen aber kompakten Extras angemessen ab.

„Alles in allem hätte man aus dem Film sicher noch etwas mehr herausholen können, am Ende mangelte es aber wahrscheinlich einfach am Mut zu mehr Konsequenz. Die Darsteller überzeugen, es gibt einige wirklich gute Running Gags – wie zum Beispiel die zahllosen Kaffeebecher-Szenen -, wirklich langfristig im Gedächtnis bleibt einem am Ende aber eher wenig. Da wünsche ich mir für ein eventuelles Sequel schlicht mehr Konsequenz. Spaß hat Die Nackte Kanone trotzdem gemacht. Blu-Ray und 4K UHD leiden an Darstellungsproblemen bei der künstlichen Körnung und sind farblich eher gewöhnungsbedürftig, machen aber insgesamt mehr richtig als falsch. Ton und Extras sind der Veröffentlichung angemessen.“

Quelle Bildmaterial: ©Paramount Pictures GmbH. Im Vertrieb der Universal Pictures GmbH. All rights reserved.
Entsprechende Testexemplare sind uns freundlicherweise von Paramount Pictures via Universal Pictures zur Verfügung gestellt worden.
*Unsere Links werden nicht mit einer Monetarisierung versehen
Hinterlasse jetzt einen Kommentar