4K UHD | Blu-Ray: Blaues Hawaii

In insgesamt dreißig Spielfilmen hat Elvis Presley zu Lebzeiten mitgewirkt. Bis auf ganz wenige Ausnahmen handelt es sich dabei ausschließlich um seichte Romanzen, natürlich stilecht begleitet von ganz viel Tanz und Gesang. Von großen Darstellerleistungen kann man hier wirklich nicht sprechen, dennoch genießen die Filme nicht unter Fans des „Kings“ eine gewisse Beliebtheit. Blaues Hawaii gilt dank unvergessener Songklassiker wie Love me Tender als einer der bekanntesten Einträge in der schauspielerischen Vita Presleys und wurde nun erstmals als Blu-Ray und 4K UHD aufgelegt. 

 

 

Studio und Vertrieb: Paramount Pictures

Erscheinungsjahr: 1961

Regie: Norman Taurog

Darsteller: Elvis Presley, Joan Blackman, Angela Lansbury, Nancy Walters und andere

Veröffentlichungstermin: 17. November 2022

Format: 4K UHD | Blu-Ray 

Preis: ab 14.99€

Altersfreigabe: ab 6 Jahren




Der Film

Nach zwei Jahren Militärdienst im Ausland kehrt G.I. Chad (Elvis Presley) zurück auf seine Heimat Hawaii. Die traumhaft schöne Tropeninsel ist ein Paradies für Surfer, Sonnenanbeter und Touristen. Schon am Flughafen wird Chad von seiner Flamme Maile – einer attraktiven Touristikmitarbeiterin mit französischen Wurzeln – euphorisch empfangen. Bei einem gemeinsamen Ausflug an den Strand gönnt sich das frisch vereinte Paar einen Vorgeschmack auf eine gemeinsame Zukunft unter Palmen. Schnell weiß jeder über die Heimkehr des Soldaten Bescheid – nur nicht die eigenen Eltern, die davon erst fünf Tage später erfahren. 

Nach zwei langen Jahren halten sich die Liebenden endlich wieder vor Traumkulissen in den Armen. | 4K UHD

Und das hat einen guten Grund, denn gerade die an Luxus gewöhnte Mama (Angela Lansbury) hat sich für ihren Sohn bereits eine Karriere im familieneigenen Ananasbetrieb ausgemalt und will Chad auch so schnell wie möglich standesgemäß verheiraten. Eine „einfache“ Frau wie Maile würde sie nie akzeptieren. Aber Chad hat andere Pläne und träumt von einer Karriere als Fremdenführer und zieht ein einfaches Leben jedwedem Komfort vor. Als dann auch noch eine Gruppe liebestoller Touris auf der Insel auftaucht und sich eine davon aufdringlich an Chad heranzuschmeißen beginnt, nimmt das Chaos seinen Lauf…

Die Rezension

Seien wir ganz ehrlich: Blaues Hawaii ist nicht gerade für Freunde anspruchsvoller Unterhaltung geeignet. Das ganz auf die musikalischen Qualitäten seines Hauptdarstellers zugeschnittene Werk ist inhaltlich dünner als ein Blatt Papier und lediglich darum bemüht, selbst innerhalb hanebüchenster Situationen noch irgendwie eine musikalische Einlage rechtfertigen zu können. Insgesamt vierzehn Tracks darf der „King“ hier zum Besten geben, darunter neben dem eingangs erwähnten Love Me Tender auch Evergreens wie Aloa Oe und Can´t help falling in Love – und das bei gerade einmal etwas über hundert Minuten Laufzeit. Der dazugehörige Soundtrack wurde über Jahrzehnte immer wieder neu aufgelegt und durfte sich seinerzeit sogar über eine Grammy-Nominierung freuen.

Die illustre Reisegruppe ist nicht nur an der Insel interessiert, sondern auch am attraktiven Tourguide. | 4K UHD

Der vor Originalkulissen gedrehte Film sollte der erste von insgesamt drei recht ähnlich gestrickten Titeln sein, denn mit Girls! Girls! Girls! und Südsee-Traum entstanden in den Folgejahren noch zwei weitere Elvis-Filme im tropischen Setting. Achtundachtzig Jahre alt wäre der viel zu jung verstorbene Elvis Presley im Januar 2023 geworden. Dass seine Musik aber auf ewig weiterlebt und von Herzschmerz- bis Gute-Laune-Lied auch heute noch zeitlosen Charakter innehat, beweist Blaues Hawaii sehr eindrucksvoll – das ist aber mit Ausnahme der wunderschönen Szenerie und einer herrlich kokett auftretenden Angela Lansbury auch schon alles, was man dem Film positiv anrechnen kann. Elvis-Fans und Nostalgiker können aber definitiv einen Blick riskieren.

4K UHD und Blu-Ray: Das Bild

Jahrelang war Blaues Hawaii ausschließlich auf DVD erhältlich. Während die farblich bemessen an ihrer Zeit gar nicht mal schlecht ist, kann man die restliche Präsentation wirklich nur als Vollkatastrophe bezeichnen: Das dafür genutzte Master weist nicht nur horrende Mengen an Beschädigungen und Verschmutzungen auf, sondern auch noch völlig verrauscht. Ich habe mir die Mühe gemacht, den alten Transfer im Vorfeld zu sichten und musste nach zwanzig Minuten abbrechen, weil mir langsam die Augen wehgetan haben. Eine umfangreiche Restaurierung war also Grundvoraussetzung für die Neuauflage. Und hier ist Paramount dann zum Glück auch den richtigen Weg gegangen. Basierend auf dem Originalnegativ wurde ein taufrischer Scan in nativem 4K angefertigt und anschließend in unzähligen Stunden Bild für Bild von nahezu sämtlichen Schäden befreit, auch ein frisches Color Grading ist vorgenommen worden, um den Film für das Zeitalter von HDR und Co. tauglich zu machen. 

Die Blu-Ray (Slider ganz Rechts) unterscheidet sich auf den ersten Blick nur in Sachen Helligkeit von der 4K UHD (Slider ganz Links). Im laufenden Bild und mit HDR10 bzw. Dolby Vision ist die UHD aber identisch gut ausgeleuchtet und farblich etwas kräftiger. 

Schon die Blu-Ray ist im Vergleich zur DVD eine absolute Offenbarung. Wo die alte Scheibe bereits in den Eröffnungstiteln hemmungslos im Bildmatsch absäuft, lassen sich die blockigen Farbkleckse am Stand plötzlich wieder als lebendige Menschen wahrnehmen. Und die Szenerie von Hawaii wirkt nun nicht mehr wie ein preiswertes Matte Painting, sondern wie eine lebendige, atmende Kulisse. In Sachen Detailwiedergabe und Schärfe trennen die beiden Veröffentlichungen ebenfalls Welten voneinander – so sehr, dass man das Gefühl hat, über die Blu-Ray einen komplett anderen Film zu sehen. Dazu gibt es eine angenehm feine Körnung, satte und differenzierte Farben bei gleichzeitig angenehm natürlichen Hauttönen und auch im Kontrastbereich kann die Neuauflage mit kräftigen Schwarzanteilen punkten und zeichnet selbst in dunklen Einstellungen gut durch. Wirklich sensationell, was die Verantwortlichen aus diesem über sechzig Jahre alten Werk herausgeholt haben. Hier kann man wirklich von Referenzmaterial sprechen.

Selbst ohne Einsatz von HDR10 oder Dolby Vision kann man gerade so erkennen, dass die 4K UHD (Slider ganz Links) bessere Farben und Kontraste offeriert. Die Wolken im Hintergrund zeichnen besser durch und das wunderschöne blaue Meer bietet in 4K zusätzliche Strahlkraft. 

Die 4K UHD offeriert zwar keine ähnlichen Quantensprünge mehr, ein paar kleine Verbesserungen sind dort aber dennoch auszumachen. Ausgestattet mit einem erweiterten Farbraum nach Rec.2020 sowie Support von HDR10 und Dolby Vision werden Farben und Kontraste weiter intensiviert, was die Scheibe im Endergebnis perfekt für die Farbkalibrierung des heimischen Fernsehers macht. Die gute Durchzeichnung bleibt dabei erhalten. Durch die vierfach höhere Auflösung im Vergleich zur bereits exzellenten Blu-Ray präsentiert sich die Körnung nochmal um ein gutes Stück feiner, wodurch das Bild insgesamt etwas mehr Ruhe verliehen bekommt. In den Vergleichsbildern mag die Blu-Ray subjektiv besser aussehen, das liegt aber nur daran, dass sich HDR in Momentaufnahmen nicht reproduzieren lässt. Im laufenden Bild ist die 4K UHD bei weitem nicht so dunkel, wie sie hier wirkt. 

4K UHD und Blu-Ray: Der Ton

In Hinblick auf die Klangausstattung ist Blaues Hawaii eine gemischte Tüte. Die deutsche Tonspur liegt lediglich im Stereoformat vor, während es der O-Ton im Format Dolby TrueHD an Bord beider Veröffentlichungen geschafft hat. Dementsprechend deutlich lassen sich die Unterschiede auch heraushören, denn während die deutsche Synchronfassung ziemlich dynamikarm dahinplätschert – was besonders bei den vielen musikalischen Einlagen überdeutlich klar wird – und auch stimmlich ziemlich dünn klingt, profitiert der O-Ton nicht nur bei den Gesangseinlagen, sondern auch bei Flora und Fauna Hawaiis von seiner Räumlichkeit. 

Elvis lässt die Hüften kreisen – sieht gut aus, klingt innerhalb der jahrzehntealten deutschen Tonspur aber leider nicht so. | 4K UHD

Vogelgezwitscher, das Rauschen des Meeres…all das und mehr kommt im Englischen oft von allen Seiten und erzeugt gerade genug Immersion, dass man sich selbst für einen Augenblick im Inselparadies wähnt. Ein gewisses, allgegenwärtiges Rauschen ist zwar auch hier präsent. dafür klingen die Originalstimmen etwas klarer und kraftvoller. Und ganz ehrlich: Die Dialoge sind in jeder Sprache derart belanglos, dass man auch als deutschsprachiger Konsument besser damit bedient ist, wenn man den Film auf Englisch schaut und dabei notfalls deutsche Untertitel zuschaltet. 

Die Extras

Im überschaubaren Bonusmaterial findet sich neben dem nicht uninteressanten Audiokommentar von Historiker James L. Neibaur, der sowohl auf Blu-Ray als auch 4K UHD zu finden ist, nur noch eine Fotogalerie und der originale Filmtrailer. 

„Blaues Hawaii ist ein einfacher Film, entstanden in den komplizierten Zeiten des Kalten Krieges, gemacht für ein Publikum auf der Suche nach ein bisschen Alltagsflucht. Die Handlung passt mühelos in Großbuchstaben auf eines dieser kleinen, gelben Klebezettelchen und auch darstellerisch kann man die ganz auf die musikalischen Qualitäten von Hauptdarsteller Elvis Presley zugeschnitten Inselromanze kaum nennenswerte Qualitäten abgewinnen. Dafür beweist der Film eindrucksvoll, wie zeitlos die Musik des viel zu früh verstorbenen Kings mit der Gänsehautstimme auch heutzutage noch ist. Und die wunderschönen Kulissen bringen besonders in den kalten Tagen allerbeste Urlaubsstimmung ins Heimkino. Die Neuauflage als Blu-Ray und 4K UHD trägt dazu maßgeblich bei, denn obwohl gerade der deutsche Ton altersbedingt keinen Blumentopf gewinnen kann, entsteht im Vergleich zur alten DVD dank neuem und aufwendig restauriertem Master ein Unterschied wie Tag und Nacht, was die Veröffentlichung nicht nur für Elvis-Fans, sondern auch für Technikenthusiasten interessant machen dürfte. Leider ist das Bonusmaterial ziemlich dürftig ausgefallen, ein Featurette über die sicher sehr arbeitsumfassende Wiederaufbereitung des Films wäre zum Beispiel sehr interessant gewesen.“


Quelle Bildmaterial: ©Paramount Pictures GmbH. All rights reserved.

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise vorab von STUDIOCANAL zur Verfügung gestellt worden.

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