Getestet und verfasst von General M
Ab sofort erhältlich
Nicht alle Engel kommen in den Himmel
Inhaltlich ist das Spiel identisch zu den bisher veröffentlichten Versionen. Wer das Spiel bereits auf PC oder der Konsole von SONY oder Microsoft gespielt hat, muss hier auf kein bekanntes Feature verzichten, in Sachen Umfang blieb das Spiel absolut unangetastet. Im Rahmen der umfangreichen Einzelspielerkampagne kehren wir zurück in die Haut des B.J. Blaskowicz. Der liegt nach den Ereignissen von “The New Order”, welches leider nie auf der Switch erschienen ist und so reine Nintendo – Puristen um zahlreiche Anspielungen um viele gute Momente in der Fortsetzung bringt, schwer verletzt im Koma. Mit dem Tod von General Totenkopf rückt nun Irene Engel in der Führungsspitze nach, die mit B.J. noch ein Hühnchen zu rupfen hat und es schließlich schafft, seine Freunde, darunter auch seine schwangere Freundin Anya, auf deren gekaperten Regime – U-Boot “Eisenhammer” festzusetzen. Zum Glück erwacht Blaskowicz gerade noch rechtzeitig aus seinem Dornröschenschlaf, um abermals den Kampf gegen Engel und Co. aufzunehmen.
Nach einem verlustreichen Kampf zieht es die Widerständlicher nach Nordamerika, welches nahezu vollständig vom Regime besetzt worden ist und dessen lokaler Widerstand kraft- und führerlos dasteht. Im Verlauf der folgenden, mit gut 20 Stunden Spielzeit auch auf der Switch überaus umfangreichen Kampagne besucht der Spieler unter anderem New Mexiko, heizt dem Regime auf dem Rücken eines mechanischen Panzerhundes ein und erlebt viele andere erinnerungswerte Momente voller Action, schwarzem Humor und der richtigen Dosis ruhiger Momente. Kurzum, auch über ein halbes Jahr nach seiner Erstveröffentlichung hat der aktuelle Teil von Wolfenstein nichts von seinem Unterhaltungswert verloren und gehört immer noch zum Besten, was das Genre momentan hergibt, wenn man sich mit der Thematik anfreunden kann.
Die Switch auf der Tempobremse
Die zuständigen Entwickler von Panic Button, welche sich bereits mit der Switch – Portierung von DOOM einige Lorbeeren verdient haben, waren auch für die Portierung von “Wolfenstein II” verantwortlich und haben im Rahmen der Möglichkeiten abermals gute Arbeit abgeliefert. Das Ergebnis kommt dennoch mit einigen Nachteilen daher, die besonders jene stören könnten, die das Spiel bereits auf einer anderen Plattform erlebt haben. Anders als dort muss die Switch – Version nämlich wie auch bei DOOM mit halber Bildrate auskommen, was dem rasanten Gameplay auch hier einiges an Tempo raubt. Zwar ist das Spiel auch ohne diese rasante Geschwindigkeit ein hervorragendes und erlebenswertes Spiel, der Nachgeschmack jedoch bleibt.
Natürlich war ebenso zu erwarten, dass man hier nicht die gleiche grafische Qualität wie auf anderen Plattformen bieten kann, die PC – Version bleibt unmittelbar nach der PlayStation 4 – Version das Non Plus Ultra, gefolgt von der etwas verwaschenen, da niedriger aufgelösteren XBOX One – Fassung. Im direkten Vergleich stellt die Switch – Version erwartungsgemäß hier das Schlusslicht dar. Diese läuft sowohl unterwegs als auch im Dock lediglich bei einer Auflösung von 720p. Die drastisch heruntergeschraubte Texturqualität fällt auf – und das niemals positiv. Zwar macht Panic Button intensiv von Bewegungsunschärfefiltern Gebrauch, welche in diesem Maße in keiner anderen Version vorhanden sind, wirklich kaschieren können diese allerdings nicht, dass “Wolfenstein II” für sein Switch – Release einiges an Federn lassen musste.
Es mangelt an Details, zu jederzeit hat man das Gefühl, den Titel durch eine Brille zu erleben, die nicht für die Augen des Zuschauers gemacht wurde. Auf dem großen Fernsehbildschirm ist all das natürlich weitaus auffälliger als unterwegs. Aber grundsätzlich gilt, wer einmal stehen bleibt und sich kurz umsieht, bekommt deutlich vor Augen gehalten, wie groß die Abstriche sind, die nötig waren, um das Spiel auf der Nintendo – Konsole lauffähig zu machen.
Unterwegs nahezu unspielbar
Wer sich das Spiel nur deswegen zulegt, um besonders unterwegs dem Regime die Hölle heiß zu machen, wird bitter enttäuscht werden. Außerhalb des Docks leidet das Spiel unter derart heftigen Frame Drops und starker Filterung, dass “Wolfenstein II” dann nahezu unspielbar wird und zudem durch die noch präsenteren Unschärfefilter sogar zu Beginn für Kopfschmerzen sorgen kann. Die zentrale Prämisse der Konsole, eben auch in der Hosentasche ein tolles Erlebnis zu bieten, kann hier zu keinem Zeitpunkt erfüllt werden. Wer sich das Spiel zulegen möchte, weil er sich nicht im Besitz einer anderen Plattform befindet, tut extrem gut daran, beim Zocken stets auf´s Dock zu setzen. Aber selbst hier scheint das Spiel auf dynamische Skalierung der Auflösung zu setzen, um in effektreichen Momenten nicht völlig an der werkelnden Hardware zu zerbrechen.
Doch muss man wenigstens hier abermals ein Lob an die Entwickler aussprechen, die es trotzdem geschafft haben, den sonst extrem hardwarehungrigen Titel hier spielbar zu machen. Mit dem Pro – Gamepad spielt es sich dann auch ebenso gut wie auf allen anderen Plattformen. Von der Nutzung der Joy Con´s ist in dem Fall aber dringend abzuraten. Die machen “Wolfenstein II” zu einer fummeligen Erfahrung, die schnell in immensen Frust ausarten kann. Ihr seht, dass einiges nötig ist, um das Spiel auch auf der Switch halbwegs so genießen zu können, wie auf sämtlichen anderen Plattformen. Bei den richtigen Bedingungen und der richtigen Peripherie klappt das aber gemessen an der Switch – Hardware wirklich überraschend gut.
Fazit und Wertung
“Ich will ehrlich sein (bin ich natürlich immer): Wer die Gelegenheit hat, ´Wolfenstein II: The New Colossus´ auf einer anderen Plattform als der Switch zu erleben, der sollte dies auch tun. Die Abstriche in Grafik und Performance, die für ein Erlebnis bei wenigstens 30 Frames pro Sekunde nötig waren, sind massiv und zu jeder Zeit deutlich wahrnehmbar, mehr noch als bei DOOM. Außerhalb des Docks reicht aber selbst all das scheinbar nicht aus: Hier überschreitet das Spiel den Rand der Unspielbarkeit. Auch für die Bedienung empfehle ich fast zwingend einen Pro – Controller, anderenfalls wird man seine hehre Mühe haben, je das Spielende zu erreichen. Doch selbst bei der guten Lauffähigkeit im Dock und dem Kompliment, welches man den Entwicklern für die lauffähige Portierung in diesem Modus aussprechen muss: Denkt über den Kauf wirklich nur nach, wenn ihr keine andere Plattform zur Verfügung habt. Dort bekommt ihr “Wolfenstein II” nicht nur sehr viel billiger, sondern in nahezu jeder Hinsicht dramatisch schöner und dramatisch schneller. Besonders aufgrund der Tatsache, dass die Unspielbarkeit unterwegs das wohl zentrale Kaufargument für die Switch – Version hier zunichte macht.”
Mikrotransaktionen/Pay-2-Win: Wolfenstein II: The New Colossus enthält weder Mikrotransaktionen noch fragwürdige Pay-2-Win – oder Lootbox – Mechaniken. Eine Abwertung gibt es daher diesbezüglich nicht.
PRO:
+ Enthält den gleichen Umfang wie alle andere Plattformen auch
+ Atmosphärisches Setting, auch in inhaltlich veränderter Deutscher Version
+ Liebenswerte Helden, an die man sich auch nachher noch erinnert
+ Grandiose Antagonisten
+ Abwechslungsreiches Gameplay
+ Exzellente Deutsche Sprecher
+ Wuchtiger, treibender Soundtrack
+ Optionaler “Mein Leben” – Modus für Hartgesottene
+ Viel zu sammeln
+ Unaufdringliches, aber nützliches Perk – System belohnt bevorzugte Spielweise
CONTRA:
– Extrem abgespeckte Grafik…
– …mit matschigen sowie sehr detailarmen Texturen…
– …sowie omnipräsenten, nicht abschaltbaren Unschärfefiltern
– Außerhalb des Docks absolut unspielbar
– Halbierte Bildrate nimmt viel Tempo aus dem Geschehen
– Ohne Pro – Controller fummelige, frustanfällige Bedienung
– Umständliches Konfigurieren der Waffen
– Gelegentliche K.I. – Aussetzer
– Hoher Preis
GESAMTWERTUNG: 72%
©2018 Wrestling-Point.de/M-Reviews