Uncharted 4™ – Das Beste kommt zum Schluss

                                             Getestet und verfasst von General M

Auch M-Reviews hätte den Testbericht zu Uncharted 4 gerne schon vor 2-3 Tagen veröffentlicht, so wie ziemlich jedes andere Magazin und auch jede andere Testplattform es bereits getan hat. Leider hat man bei der Pressestelle von SONY unsere bereits seit Monaten laufenden Anfragen nie einer Antwort gewürdigt, sondern sie stattdessen offensichtlich einfach ignoriert. Warum das so ist, wissen wir nicht. Vielleicht ist unsere Meinung nicht wichtig genug. Daher sind wir gezwungen, wie die meisten Menschen darauf zu warten, dass die Post unser in harter Währung erworbenes Exemplar zustellt, damit der General (das bin ich) sich an den Testbericht machen kann. Und hier bin ich nun. Begeistert und gleichermaßen etwas wehleidig in dem Wissen, dass ich eines der schönsten und besten Spiele seit Konsolengedenken beendet habe und wahrscheinlich nie Uncharted 5 spielen werde, weil Entwickler Naughty Dog die Reihe mit Teil 4 als abgeschlossen betrachtet.

Ich bin ja relativ spät zur PlayStation 3 gelangt, was auch lediglich deswegen geschah, weil ich mich seinerzeit vollständig in God of War 3 verliebt hatte. Zu dieser Zeit war Uncharted bereits eine etablierte und beliebte Marke, welche die Stärken der PlayStation 3 voll ausnutzte und gleichzeitig bewies, was die teilweise oftmals belächelte Konsole grafisch zu leisten im Stande war. Spätestens Uncharted 2 zementierte den Ruf der Reihe, zum Besten am Markt zu gehören. Und auch Teil 3 gelang es später, diesen Qualitätsstandard zu halten. Seinerzeit fragte man mich: „Wenn das auf der PS3 jetzt schon so gut aussieht, wie wird es dann wohl in Zukunft sein?“ Spätestens seit den ersten Trailern kann diese Frage mit einem „Atemberaubend“ beantwortet werden. Und dieses Adjektiv beschreibt nicht nur die Technik, sondern auch nahezu jeden anderen Aspekt des Spiels.

Schatten der Vergangenheit

Ich erinnere mich gerne an das, was einst im Film „Scream 3“ über letzte Akte gesagt wurde. Das alles, was man zu glauben dachte, keinen Bestand mehr hat. Ein längst vergessener Aspekt der Vergangenheit taucht auf und verändert alles. So geht es auch dem Protagonisten Nathan Drake, der mittlerweile seine Elena geheiratet hat und versucht, so weit wie nur möglich ein normales Eheleben zu führen. Die Sehnsucht nach Abenteuern und verborgenen Schätzen ist eben nicht so leicht zu unterdrücken. Da trifft es sich gut, dass plötzlich Nate’s totgeglaubter Bruder Sam auftaucht. Der hat mächtig Ärger mit einem südamerikanischen Gangster und benötigt die Hilfe seines Bruders bei der Suche einem der größten Schätze aller Zeiten: Dem Gold des Piraten Henry Avery. Zusammen mit Drakes altem Partner Victor Sullivan macht sich das ungleiche Trio auf eine Schatzjagd rund um die Welt.

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Die große Stärke von Naughty Dog lag immer schon darin, wunderbare Geschichten mit toll gezeichneten Charakteren zu erzählen, welche dem Spieler stets ans Herz wachsen. Joel und Ellie aus „The Last of Us“, Jak & Daxter, Crash Bandicoot…die Liste ist groß. Uncharted 4 ist actionreich, witzig, spannend und gleichzeitig dramatisch. Es bietet all das, was man beispielsweise von einem Indiana Jones – Film erwartet, sofern dieser sich nicht gerade mit Außerirdischen befasst. In der wenigstens rund 14 Stunden langen Einzelspielerkampagne wird viel geboten. Abwechslungsreiche Schauplätze, tolle Dialoge und exzellentes, zugängliches Gameplay.

An der Grenze zum Fotorealismus

Technisch ist das Spiel absolute Konsolenreferenz und kann es auch mit zahlreichen PC – exklusiven Titeln mühelos aufnehmen. Tatsächlich straft Uncharted 4 all jene mit Hohn, welche der Konsolentechnik keinerlei Überraschungen zutrauen. Nun, hier haben wir eine solche Überraschung. In nativem 1080p und 30 Frames zaubert das Spiel ein wahres Grafikfeuerwerk auf die Bildschirme. Alleine die Effekte sind eine Klasse für sich. Rauch, Feuer und Wasser sehen fantastisch aus. Die Außenareale sind atmosphärisch, lebendig und abwechslungsreich. Von Italien bis Madagascar, überall klappt einem passiv wieder und wieder die Kinnlade hinunter. All das wird nur noch von den nahezu fotorealistischen, lebensechten Charakteren getoppt. Es ist nahezu der schiere Wahnsinn, welches Ergebnis Naughty Dog aus dem Motion Capturing herausgeholt hat. Jedes Haar und jeder Bartstoppel wird einzeln gerendert. Auch die Zwischensequenzen werden alle in Spielgrafik ausgegeben und sind nicht vorgerendert. Die Bewegungen sind absolut geschmeidig. Ich bin selten übereifrig, was Lorbeeren angeht, allerdings verdient Uncharted 4 in Sachen Technik die Krone für die absolute Technikreferenz auf einer Konsole überhaupt. Es gibt nichts vergleichbares, wenigstens nicht im Moment. Auch läuft die Bildrate dabei nahezu stets konstant flüssig, wenngleich ich kleinere Einbrüche hier und da beobachten konnte, wenn es mal besonders heftig zur Sache geht. Diese halten sich aber sehr in Grenzen und sind in Relation nahezu zu vernachlässigen. Ein großer Pluspunkt ist außerdem, dass man von lästigem Kantenflimmern so gut wie gänzlich verschont wird. 

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Auch die Vertonung ist mal wieder exzellent. Die Deutsche Version wartet mit den bekannten und liebgewonnenen Sprechern auf und steht der Originalfassung (die neben anderen Sprachen jederzeit gewählt werden kann) qualitativ in Nichts nach. Auch der filmreife Soundtrack von Hollywood – Composer Henry Jackman (The Kingsmen, The Interview, Captain America: Civil War) passt perfekt und bietet tolle Untermalung.

Exzellentes Gameplay

Grafik ist natürlich immer schön und gut. Doch das Herz eines Spiels ist und bleibt das Gameplay. Hier hat Naughty Dog nochmals die bewährten Formeln der Vorgänger verfeinert und gleichzeitig mit dem Kletterhaken auch ein neues, sinnvolles Element ins Spiel gebracht. Die Steuerung ist gewohnt intuitiv und leicht erlernbar. Wer die Vorgänger kennt, wird sich hier sofort heimisch fühlen. Aber auch Neueinsteiger werden kaum Probleme haben, da alles zu Beginn erklärt wird. Auch die Schwierigkeitsgrade, von denen es wie gewohnt 5 an der Zahl gibt, wurden etwas besser ausbalanciert und sorgen selbst auf „Extrem schwer“ für eine zumeist frustfreie, faire Bewältigung. Wer mal stecken bleibt, kann nach einer Weile einen kleinen Hinweis abrufen, der einem das Fortschreiten erleichtert. Einziges Manko ist lediglich, dass einem gerade in den Open World – Sequenzen eine Bewegungsfreiheit vorgegaukelt wird, die so eigentlich gar nicht existiert. Das Spiel ist überaus linear und bietet theoretisch keinerlei Raum für Alternativen. 

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Auch die Gefechte wurden klasse inszeniert. Die K.I. hat einiges auf dem Kasten. Sie wirft Granaten, versucht uns aus der Deckung zu treiben, zu flankieren und zu umzingeln. Gleichzeitig reagiert sie klug auf Beschuss und stellt damit jederzeit eine würdige Herausforderung dar. Auch unsere Verbündeten sind im Kampf effektiv und halten nicht nur dafür her, stumpf gegen Wände zu schießen. Das ist extrem praktisch, da man es alleine oftmals gar nicht mit den zahlreichen Gegnern aufnehmen könnte. Hinzu kommt das gelungene Deckungssystem und auch das Nahkampfsystem funktioniert intuitiv und ist absolut gelungen. Ingesamt kann man sagen, dass die Mischung aus Story und Gefechten toll balanciert ist. 

Das Rätsel auf dem Kaba – Karton ist schwerer…

Natürlich darf auch wieder viel gerätselt werden. Dieses Mal muss man jedoch ohne Drakes berühmtes Tagebuch auskommen, welches allerdings ein kleines Easter Egg im Spiel darstellt und auf dem Dachboden als Teil vieler Erinnerungen an die Vorgänger betrachtet werden kann. Ein solches Tagebuch ist jedoch auch nicht nötig, da die Rätsel zumeist überaus leicht, ja nahezu anspruchslos gestaltet wurden. Ein kleines bisschen mehr Herausforderung hätte ich mir durchaus gewünscht, da gerade die Verbindung des Tagebuchs mit den teilweise knackigen Rätseln der Vorgänger durchaus spaßig waren und umso mehr ein Indiana Jones – Feeling erzeugten, welches einem dieses Mal etwas fehlt, wenn es beispielsweise darum geht, Kisten oder Fässer ein paar Meter zu verschieben. Dafür gibt es wieder massig zu entdecken. Weit über 100 Schätze sind im Spiel versteckt. Es macht richtig Spaß, jeden Winkel eines Levels zu erkunden, um möglichst jedes versteckte Item zu entdecken und dabei wieder einige Trophys abgreifen zu können, inklusive der für das berühmte mysteriöse Artefakt. Das sorgt trotz der Linearität des Spiels für einen immensen Wiederspielwert. Davon abgesehen, dass das Spiel an sich so viel Spaß macht, dass man es gerne nochmal beginnen möchte, wenn man erstmal am Ende angelangt ist. Ob man nun verbliebene Schätze sammelt oder sich aber an einem Speedrun versucht, es gibt viele Gründe für einen weiteren Durchgang! 

Auch Online ein Spaß

Zu guter letzt verbleibt der überaus spaßige Multiplayer – Modus (ein PlayStation Plus – Abonnement vorausgesetzt), der dank etwas reduzierter Auflösung sogar in 60 Frames pro Sekunde läuft. Hier wird einem zwar im Vergleich zu den Vorgängern wenig bis nichts Neues geboten, das bewährte Online – Prinzip bereitet aber viel Vergnügen. Positiv hervorzuheben ist, dass zukünftige Downloadinhalte allesamt kostenlos sein werden. Zwar gibt es Mikrotransaktionen, die sogar in Sachen Preis die 50€ – Marke überschreiten, diese sind jedoch lediglich Time Saver und bringen einem nichts, was man mit Geduld nicht auch sowieso freischalten kann. 

Fazit und Wertung

ava „Wow. Naughty Dog ist es gelungen, sich abermals zu übertreffen und wieder eine Referenz in Sachen Konsolengaming zu erschaffen. Uncharted 4 ist ein würdiger Abschluss der Reihe. Wenn’s am Schönsten ist, soll man aufhören – so lautet doch das Sprichwort. Ich hoffe, dass dieser Entschluss nochmal überdacht wird. Denn sowohl technisch als auch in Sachen Gameplay kratzt das Spiel beinahe an der Grenze zur Perfektion. Letztendlich ist es nicht ganz perfekt, kleinere Mankos gibt es. Aber diese sind marginal und halten mich nicht davon ab, dem Spiel die bisher höchste Wertung zu geben, die ich im Rahmen meiner Tätigkeit jemals vergeben habe. Respekt, Naughty Dog. Uncharted 4 ist großartig. Und nichts anderes als das.“

PRO: 

+ Referenzwürdige Technik
+ Fantastische Animationen
+ Großartige Effekte
+ Liebenswerte Charaktere mit Persönlichkeit
+ Abwechslungsreiche Szenarien
+ Lebensechte Charaktere
+ Wunderbar geschriebene und erzählte Geschichte
+ Tolle Deutsche Sprecher
+ Prima K.I. (Gegner und Verbündete)
+ Sinnvoll verbessertes Gameplay
+ Ausgeglichene Schwierigkeitsgrade
+ Motivierender Multiplayer-Modus
+ Gelungener Soundtrack
+ Ordentlicher Umfang
+ Viele Collectibles
+ Zugängliche, intuitive Bedienung

CONTRA:

– Seltene kurze Einbrüche der Framerate
– Belanglose Rätsel
– Sehr linear
– Kein wirkliches Gefühl von Freiheit

                                                                                                                               
GESAMTWERTUNG:        94%

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