UHD: „Straight Outta Compton – Director´s Cut“

                                           
                                                Getestet und verfasst von General M

                              Bildmaterial –  Quelle: UHD „Straight Outta Compton“, Universal

soccover Die kontroverse Gründungsgeschichte um die N.W.A., welche wahrscheinlich DIE Pioniere in Sachen Gangster Rap waren und mit ihrem ersten Album „Straight Outta Compton“ 1988 zudem einen seinerzeit skandalös-genialen Einstieg abgeliefert haben, ist im Grunde ein hervorragender Filmstoff, für den sich auch Filmfans begeistern könnten, die mit dem Milieu an sich eigentlich nicht viel zu tun haben. Das dachte sich auch Universal Pictures, die den Stoff bereits 2012 auf die große Leinwand bringen wollten. Nachdem ursprünglich „Boyz in the Hood“ – Regisseur John Singleton im Regiestuhl Platz nehmen wollte, übernahm  letztendlich F. Gary Gray („The Fate of the Furious“) den Job und lieferte auch ab. Im August 2015 lief der Streifen weltweit an und konnte viel Kritikerlob einheimsen. Auch das Einspielergebnis fiel mit über 200 Millionen US – Dollar positiv aus. Auf Blu-Ray erschien der Film dann 2016 auch hierzulande neben der Kinofassung auch als Director´s Cut mit knapp 20 Minuten zusätzlichem Material. Diese Fassung ist nun auch in UHD erhältlich. Lohnt sich das Upgrade?

Niggaz With Attitude

1986 gründen die Rapper um Eazy-E (Jason Mitchell, „Kong: Skull Island“), Ice Cube (gespielt von Ice´s tatsächlichem Sohn O´Shea Jackson, jr.), Dr. Dre (Corey Hawkings, ebenfalls „Kong: Skull Island“), DJ Yella (Neil Brown, jr.) sowie MC Ren (Aldis Hodge, „Hidden Figures“) die Rap – Crew N.W.A. und starten prompt richtig durch. Die neue, aggressive Form des Rap erzählt Geschichten aus dem Leben der schwarzen Unterschicht in Compton, Kalifornien und geizt dabei nicht mit Kraftausdrücken und Gewalt. Unter dem zwielichtigen Produzenten Jerry Heller (Paul Giamatti, „Rock of Ages“) wird die Gruppe über die Landesgrenzen hinaus bekannt, die Scheibe „Straight Outta Compton“ ein absoluter Bestseller. Die Crew schwimmt plötzlich in Geld, zwischen den Auftritten folgt ein Exzess dem nächsten. Doch während Lieder wie „Fuck Tha Police“ sämtliche Sittenwächter und sogar die Justiz auf den Plan rufen, beginnt die Gruppe  darüber hinaus, unter allmählich zunehmenden Spannungen von Innen heraus zu zerbrechen.

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Während Eazy-E von Manager Heller zunehmend ausgenutzt wird, fühlt sich der Rest der Crew nicht gleichberechtigt behandelt. Einer nach dem anderen verlässt die Truppe und verfolgt eigene, erfolgreiche Karrieren. Doch die Probleme bleiben. Und erst eine tragische Wendung führt die Jungs am Ende wieder zusammen…

Die Rezension

Es ist keine einfache Kunst, ein doch recht spezifisches Biopic massentauglich zu machen, ohne dabei den Kern der Geschichte aus den Augen zu verlieren. Regisseur Gray ist dieses Kunststück allerdings hervorragend gelungen. Obwohl die Kinofassung bereits Überlänge hat und der Director´s Cut sich in die Nähe von drei Stunden Laufzeit bewegt, ist der Film zu keinem Zeitpunkt langweilig. Das liegt auch an den grandiosen Jungschauspielern, die ihre jeweilige Rolle exzellent tragen und sie mit der nötigen Charaktertiefe versehen. Dabei bleibt die Langfassung die bevorzugte Wahl. Das neue Material besteht nicht nur aus sinnlos eingefügten Deleted Scenes, sondern bietet erzählerisch viel Mehrwert. Neben etwas mehr Musik bekommt besonders der von Jason Mitchell verkörperte Eazy-E etwas mehr Spielraum zur Entfaltung. Insgesamt entsteht so ein wesentlich runderer Film. Die Kinofassung ist aber auch bei der UHD an Bord und kann bequem aus dem Menü heraus angewählt werden. 

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Was den Film neben dem Klassiker „8 Mile“ wohl zu einem der besten Filme rund um die Entstehung musikalischer Legenden macht, ist neben der kraftvollen Erzählung um Aufstieg und Fall der N.W.A. auch die Tatsache, dass er nebenher auch eine grandiose Milieustudie der damaligen Zeit darstellt. Die gnadenlosen Tracks der N.W.A. waren Benzin für das Feuer einer Zeit, welches durch zunehmende Rassenunruhen in den Vereinigten Staaten immer höher und heißer brannte. Regisseur Gray erzählt die Geschichte dabei behutsam und einsteigerfreundlich, bleibt dabei nahe an der Vorlage, nimmt sich jedoch gelegentlich auch die ein oder andere künstlerische Freiheit heraus. Kameramann Matthew Libatique, der hauptsächlich mit Darren Aronofsky kooperiert, fängt das Geschehen mal in bewusst konstrastreichen, mal bewusst kalten Farben ein und bleibt dabei stets immer nahe an den Darstellern. Während sich der Soundtrack natürlich hauptsächlich aus N.W.A. Tracks zusammensetzt, begleitet der Score von Composer Joe Trapanese die übrigen Szenen mit der nötigen Musikstimmung. Kurzum, „Straight Outta Compton“ ist nicht nur für Genrefans ein erzählerisch dichtes Festmahl um ein Stück Musikgeschichte, sondern abseits der N.W.A. auch ein toll inszeniertes, toll gefilmtes Drama mit bis in die Nebenrollen exzellent besetzten Darstellern. 

Die UHD – Blu-Ray

Die 4K – Fassung kommt im Zweierpack. Zum einen enthält die Box den Film als Kinofassung und Director´s Cut in 4K, wobei als Grundlage ein 2K – Master dient, welches dann auf doppelte Auflösung hochskaliert wird. Zum anderen ist auch eine normale Blu-Ray mit an Bord, welche die gleiche Auswahl bietet, aber eben in normalem Full HD. Während bereits die normale Blu-Ray mit guten Schwarzwerten, Bildschärfe und Co. punkten konnte, setzt die 4K – Variante hier nochmal eine Schippe drauf und präsentiert neben mehr Details und Schärfe ein nochmals leicht plastischeres Bild mit sehr guter Raumtiefe und hervorragender Farbgebung. Dabei bleibt das Filmkorn perfekt erhalten und wirkt abseits der bewusst gewählten Farbstimmung stets natürlich und sehr angenehm. Im direkten Vergleich ist der Mehrgewinn allerdings sehr marginal. Wer bereits die BD im Regal stehen hat, sollte sich das Upgrade daher gut überlegen, zudem auch kein neues Bonusmaterial verfügbar ist. Letzteres präsentiert sich dabei zwar recht interessant und bietet ein paar spannende Features über die Hintergrundgeschichte und die Entstehung des Films, die Essenz selbst ist und bleibt dabei allerdings im Film selbst zu finden.

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Bei der Deutschen Tonspur bleibt es beim 5.1 DTS – Track, der wahlweise auch in Englisch zur Verfügung steht und der an sich eine sehr gute Abmischung erfahren hat. Der Raumklang ist klar definiert, die Stimmen im Center jederzeit gut verständlich und besonders die Musikszenen sorgen für Wumms in den Boxen. Aufgrund der Tatsache, dass die Synchronisation eines solchen Films nie ganz einfach ist, schneidet die Originaltonspur aber qualitativ etwas besser ab, da sie manches einfach besser wiedergibt, als es eine noch so gute Dialogregie zu meistern vermag. 

Fazit

ava2 „Straight Outta Compton ist für mich neben 8 Mile DAS Biopic über ein Stück amerikanische Musikgeschichte. Die reguläre Blu-Ray konnte qualitativ bereits überzeugen, die 4K – Version erweist sich in den Nuancen aber noch mal ein kleines Stück besser. Zu klein womöglich, um als Besitzer der normalen Blu-Ray nochmals aufzurüsten. Neues Bonusmaterial sucht man vergebens, auch DTS-X oder Dolby Atmos – Tonspuren gibt es nicht. Wer jedoch gerade einen neuen 4K – TV im Wohnzimmer aufgestellt hat und den Film noch gar nicht auf dem Radar hatte, ist mit der UHD – Fassung exzellent bedient.“

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