Ellison, der sich zuerst weigert, irgendwelche Tötungshandlungen auszuführen, zieht zunehmend den Hass der restlichen Besatzung auf sich. Erst als er nach und nach unweigerlich gezwungen ist, selbst den Abzug zu drücken und seinen Teil zum Überleben der Mannschaft zu leisten, lösen sich diese Spannungen allmählich auf. Als „Fury“ dann jedoch in einen Hinterhalt gerät und mit zerstörten Ketten abgeschnitten einer Deutschen Übermacht entgegenblickt, zu der auch ein dem eigenen Kriegsgerät massiv überlegener Tiger – Panzer zählt, scheint es nur noch eine Frage der Zeit zu sein, ehe auch der Besatzung des Sherman – Panzers ein verheerendes Schicksal droht. Die Männer an Bord rüsten zum letzten Gefecht…
Die Rezension
So verheißungsvoll und spannend der Film beginnt, so schnell verliert er auch an Qualität. Zwar besticht „Herz aus Stahl“ durch eine tolle, atmosphärische Optik, die einen umgehend in das dreckige und düstere Geschehen hineinsaugt, schafft es aber abseits davon nicht, sein Szenario glaubhaft zu vermitteln. Dazu gibt es einfach zu viele Diskrepanzen, die selbst wenig anspruchsvollen Cineasten sauer aufstoßen. Zum einen werden die Deutschen hier über den gesamten Filmverlauf als strohdämliches Kanonenfutter dargestellt, die trotz sichtbarem Vorhandenseins von Panzerfäusten lieber mit ihren MG´s auf den Panzer einschießen, zum anderen wirkt die Besatzung des Sherman – Panzers abseits von Logan Lerman´s Rolle als Ellison durchgehend so klischeehaft und unsympathisch, dass man abseits des jungen Schreibers kaum griffige Anschlusspunkte an die stets präsenten Charaktere findet. Es ist löblich, dass man die Amerikaner hier ausnahmsweise mal nicht als strahlend weiße Helden inszeniert, sondern als nicht minder brutal agierende Kriegspartei mit Hang zur Grausamkeit, doch das hanebüchene Konzept rettet diese Tatsache nicht. Zumal die Truppe am Ende ja doch wieder als Helden stilisiert wird, was angesichts aller Vorgeschehnisse noch viel unrealistischer erscheint.
Ein Panzer, der ganz allein auf sich gestellt einer feindlichen Übermacht entgegensteht, inmitten einer zentralen Kampfzone ohne Verstärkung in der Nähe? Höchst unwahrscheinlich. Mehr und mehr muss man sich beim Zusehen die Frage stellen, ob es wirklich die kaputten Ketten sind, die den Panzer am Fortbewegen hindern, oder das immense Gewicht des Testosterons in seinem Inneren. Brad Pitt gibt den eisenharten Kommandanten in bester Manier seiner Rolle als Aldo Rain in Tarantino´s „Inglorious Basterds“, lässt hier aber jede Sympathie vermissen. The Walking Dead- und Punisher – Star Jon Bernthal spielt als Grady „Rattenarsch“ Travis den harten Hund und lässt erst spät einen Hauch Menschlichkeit durchstrahlen. Michael Pena, über den man momentan in „Ant-Man and the Wasp“ wieder herzlich lachen darf, muss sich hier mit der undankbaren Rolle des Quotenlatinos begnügen und hat außerhalb dieser Aufgabe kaum nennenswerte Präsenz oder gar Nutzen für den Film. Komplettiert wird die Panzerbesatzung schließlich durch Shia LaBeouf als bibelfesten Boyd Swan, der sich für seine sonstigen Verhältnisse hier überraschend im Hintergrund hält. Der ambitionierte Film scheitert so letztlich an seinem eigenen Konzept, welches zwar mit tollen Bildern aufwartet, aber inhaltlich viel zu viele Fragen aufwirft und zudem mit kaum zugänglichen Charakteren aufwartet.
Die UHD
Da der 4K – Veröffentlichung als Katalogtitel keine zusätzliche Blu-Ray beiliegt, möchten wir uns eine Bewertung dieser sparen und sie stattdessen nur kurz zum Vergleich mit der UHD heranziehen. Gedreht wurde komplett auf analogem 35mm – Material, was ich für eine sehr gute Idee halte, da man damit das Setting und dessen Zeitrahmen meist wesentlich realistischer einfangen kann als mit digitaler Technik. Für die 4K – Veröffentlichung wurde der Film komplett neu vom Originalnegativ abgetastet und präsentiert sich somit in nativem 4K, nicht als Upscale. Da die reguläre HD – Veröffentlichung Anfang 2015 bereits einen sehr guten Eindruck hinterließ, war ich entsprechend gespannt, um wieviel besser sich die UHD schlägt. Das Ergebnis ist: Ein gutes Stück, denn dank der überarbeiteten Farbgebung wirkt das Bild im Rahmen des bewusst farbarm inszenierten Films jetzt nicht mehr ganz so blass wie zuvor, sondern präsentiert sich sehr viel natürlicher, ohne der stilistischen Intention dabei in irgendeiner Form zu schaden. Besonders den Gesichtern tut das sehr gut, da diese nun einfach viel gesünder aussehen. Die UHD wartet zusätzlich auch mit dem etwas detailreicheren Bild auf, gibt sich dabei aber insgesamt dunkler als sein Blu-Ray – Pendant. Das sorgt dafür, dass in besonders schwarzlastigen Szenen hier auch mal das ein oder andere Detail verschluckt wird, der insgesamt durchaus vorhandene Mehrwert der UHD rechtfertigt ein Upgrade aber allemal.
Nicht ganz so rosig sieht es beim Ton aus. Zwar war zu erwarten, dass SONY für einen Katalogtitel nicht sämtliche Register des Möglichen ziehen würde, trotzdem bleibt die UHD in Sachen Ton eine Enttäuschung. Denn anstelle der bereits sehr hörenswerten verlustfreien Deutschen DTS-HD MA 5.1 – Tonspur der Blu-Ray wird man hier leider nur mit stark komprimiertem Uralt – Ton á la Dolby Digital 5.1 abgespeist – ein Rückschritt also. Zwar kann der Ton auch in dem Format gelegentlich noch für kraftvolle Überraschungen, besonders aus dem Subwoofer sorgen, zieht man aber die ebenfalls beiliegende Englische Dolby Atmos – Tonspur heran, reicht das bei weitem nicht aus, um in irgendeiner Form mit dieser gleichauf ziehen zu können. Nicht nur, dass man dort wesentlich mehr Dynamik präsentiert bekommt, auch reizt „Herz aus Stahl“ hier eindrucksvoll die Höhenlautsprecher aus und bietet so 3D – Klang auf absolutem Spitzenniveau. Was einem da alles um die Ohren gehauen wird, lässt einen immer wieder zusammenzucken, so extrem ist das Mittendringefühl gelegentlich. Die völlige Abwesenheit all dieser Elemente in der Deutschen Tonspur wertet die UHD leider kräftig ab. Es ist immer wieder schade, beim Wechsel auf die Originalsprache hören zu müssen, was möglich gewesen WÄRE, aber wohl nie möglich sein WIRD. Eine positive Überraschung gibt es dafür bei den Extras.
Die befinden sich nicht nur direkt auf der 4K – Disc, sondern bestehen aus komplett neuem Material! Neben einigen kurzen Einblicken in den Bauch des Sherman – Panzers und dessen Taktiken im Angesicht des überlegenen Deutschen Tiger – Panzers, der hier ebenfalls ein eigenes Featurette spendiert bekommt, darf man sich auf zwei zentrale, höchst umfangreiche Boni freuen. Mit der 46 Minuten langen Fernsehdokumentation „Die Panzer aus Herz aus Stahl“ bekommt man einen extrem detaillierten Einblick in das Kriegsgerät der damaligen Zeit, weitere 30 Minuten Laufzeit birgt ein Blick auf die Charaktere des Films. Anders als beim Ton hat SONY also bei den Extras nicht gegeizt. Immerhin nur ein schwacher Trost, aber ein Trost in jedem Fall.
Fazit
„Trotz toller Optik vermag es ´Herz aus Stahl´ nur in ganz, ganz wenigen Momenten, wirklich zu überzeugen. Es ist das unrealistische, selbst für Geschichtsallergiker unglaubwürdige Szenario, welches gepaart mit dem eher bescheidenen Drehbuch dafür sorgt, dass der Film zu keinem Zeitpunkt wirklich an die greifbaren Figuren und die Handlung des 20 Jahre alten Spielberg – Klassikers herankommt. Selbst das Staraufgebot schafft es dabei nicht, den Film über dem unteren Mittelmaß hinweg aufzuwerten. Die UHD dagegen IST eine Aufwertung, nämlich eine der bisher erhältlichen Blu-Ray. Zwar kommt diese gelegentlich etwas zu dunkel daher, trumpft aber dafür mit dem insgesamt natürlicheren und detailreicheren Bild auf. Wäre der Deutsche Ton auch nur ansatzweise auf dem Level der Englischen Atmos – Spur, die hier in Sachen 3D – Klang absoluten Referenzcharakter aufweist, wäre die Kaufempfehlung klar. So bleibt es höchstens bei einem ´Kann man, muss man aber nicht“. Es sei denn, man interessiert sich primär für die komplett neuen, sehr sehenswerten und umfangreichen Extras.“
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