Die Filme
Denn Sauron ist alles andere als besiegt und schart tief im Lande Mordor gewaltige Heere von Orks und anderen Monstrositäten um sich, um Mittelerde erneut in Furcht und Schrecken zu versetzen. Dafür benötigt er aber zunächst den Ring als Quelle seiner Macht zurück. Über das Geschöpf Gollum erfährt Sauron den Standort seines Ringes und sendet sogleich die Nazgûl aus, Ringgeister unter seiner alleinigen Kontrolle und einst selbst Menschen, ehe sie dem dunklen Herrscher anheim fielen. Gemeinsam mit dem treuen Sam (Sean Astin, Click) wollen Gandalf und Frodo nun endgültig vernichten. Weil das aber nur in den Feuern des Schicksalsberges, wo der Ring einst geschmiedet wurde, möglich ist, benötigt das riskante Vorhaben einmal mehr die gesamte Hilfe aller Völker in Mittelerde. Nach einigen Umwegen versammelt sich die Gruppe in Bruchtal, wo Menschen, Zwerge und Elben gemeinsam über das weitere Vorgehen beraten wollen. Trotz anhaltender Streitigkeiten formt sich schließlich eine Gemeinschaft, welche sich alsbald auf den beschwerlichen Weg nach Mordor macht. Darunter befinden sich die Hobbits Merri und Pippin, Waldelb Legolas (Orlando Bloom, Zulu), Zwerg Gimli (John Rhys-Davies, Aquaman), der tapfere Krieger Boromir (Sean Bean, GoldenEye) sowie der geheimnisvolle Aragorn (Viggo Mortensen, The Greenbook). Das verlustreiche Bündnis ist aber nur von kurzer Dauer.
Während Frodo und Sam mit der Hilfe des hinterhältigen Geschöpfes Gollum (Andy Serkis, Black Panther) auf eigene Faust immer näher an den Schicksalsberg kommen, gelangen Aragorn, Legolas und Gimli auf der Suche nach den von Orks entführten Merri und Pippi nach Rohan, Heimat der Pferdemenschen. Der dortige König wurde jedoch vom verräterischen Zauberer Saruman befallen und verlangt nach einer ganz speziellen Rosskur, ehe der Kampf um Rohan gegen zehntausende Orks an den Mauern der Feste Helmms Klamm entschieden werden kann. Währenddessen bereitet Sauron schon seinen nächsten Schlag gegen das Reich der Menschen vor und entsendet seine Truppen zur Menschenbastion Minas Tirith. Vor den Toren Mordors kommt es zur letzten Entscheidungsschlacht in Mittelerde. Aber Frodo, dem Schicksalsberg bereits gefährlich nahe, droht mehr und mehr dem Einfluss des Rings zu erliegen…
Die Rezension
Um Mittlerde glaubhaft zum Leben zu erwecken, ließ Peter Jackson seine Heimat Neuseeland bereits über ein Jahr vor Beginn der Dreharbeiten akribisch umgestalten. Jeder einzelne Baum, jede Blume und Pflanze im Auenland sind echt und wurden nur für den Film gepflanzt. Noch heute sind die Kulissen ein beliebtes Touristenziel und Neuseeland wird wohl auf ewig mit Mittelerde verbunden bleiben. Der Weg dorthin war alles andere als einfach. Das fertige Drehbuch fand zwar bei vielen Studios Anklang, dort forderte man aber teilweise horrende Änderungen. Unter anderem sollte die Anzahl der Filme reduziert werden, um Kosten zu sparen. Ein Vorhaben, gegen welches sich Jackson konsequent sperrte, erachtete er doch sämtliche Handlungsstränge als ebenso essentiell wie die zahlreichen darin auftauchenden Charaktere. Nur Disney war von Anfang an kein möglicher Kandidat, denn Tolkien selbst hatte in seinem Testament verfügt, dass die Firma mit der Maus niemals die Rechte an seinen Werken erlangen durfte. Erst New Line Cinema erklärte sich schließlich bereit, das ursprünglich angedachte Projekt einer vollwertigen Trilogie kompromisslos zu finanzieren. Wäre Der Herr der Ringe ein Flop geworden, hätte sich das traditionsreiche Unternehmen umgehend in die Insolvenz verabschieden können. Doch am Ende wurde alles gut.
Innerhalb eines Jahres drehte Jackson alle drei Filme am Stück, Effektkünstler, Maskenbildner und Schauspieler aus aller Welt wirkten am kühnsten Projekt der modernen Filmgeschichte mit. Bei Einzelkosten von jeweils circa fünfundneunzig Millionen Dollar spielte die Trilogie alleine im Kino knapp drei Milliarden wieder ein, besonders das Finale wurde mit rekordverdächtigen elf Oscars© bedacht. Mittelerde und seine Bewohner fanden Einzug in die Popkultur, aus der sie bis heute nicht wegzudenken sind. Neben zahlreichen Videospielen, Filmmusikkonzerten rund um den gesamten Globus folgte Jahre später auch noch eine weitere Trilogie auf Basis der Vorgeschichte, die allerdings nie die gleiche Wertschätzung erfuhr – auch weil Jackson hier deutlich weniger präzise an der Vorlage agierte und weniger Geschick für Timing und Charaktertiefe bewies. Der Herr der Ringe ist Perfektion, daran gibt es für mich nichts zu rütteln. Besonders die nochmals deutlich erweiterten Fassungen sind eine runde Sache, obwohl sie einem immer noch einiges an Sitzfleisch abverlangen. Jeder Film ist besser als sein Vorgänger, alleine das ist schon eine herausragende Leistung. Die Darsteller sind perfekt gewählt, für viele davon war es der Beginn einer erfolgreichen Hollywoodkarriere. Und der komplett via Motion Capturing am Computer genierte Gollum zeigte Trickkunst, die man bis dahin noch für unmöglich hielt.
Was die Reihe zusätzlich auszeichnet ist, dass sie einfach nie langweilig wird. Seit meinem ersten Kinobesuch kehre ich mindestens zwei Mal pro Jahr nach Mittelerde zurück. An einem Stück schaffe ich so einen Film zwar längst nicht mehr, die Motivation ist aber immer noch ungebrochen. Und ganz gleich, wie oft ich es auch sehe, am bittersüßen Ende kommt selbst ein General nicht ohne Taschentücher aus. Das ist die Magie von Der Herr der Ringe, die Leistung von vielen, die Geschichte eines großen Autors und das Lebenswerk eines großartigen Regisseurs. Willkommen (zurück) in Mittelerde, wo selbst die dünnsten Brücken und höchsten Treppen nie über Sicherheitsgeländer verfügen und man sich trotzdem bedenkenlos fallenlassen kann.
Die UHD´s: Das Bild
Während ich mir bei Der Hobbit noch indizienbedingt sehr sicher bin, dass dafür neue Master in echtem 4K vorliegen, sieht es bei Der Herr der Ringe ganz anders aus. Alle drei Teile wurden deutlich früher gedreht und entstanden noch komplett auf analogem Film, was alleine körnungsbedingt bereits einen cineastischeren Look offeriert als die vollständig digital gebannte zweite Trilogie. So müssen wir uns zwar damit abfinden, dass Der Herr der Ringe in hochskalierter Form nur sehr bedingt mehr Definion mit sich bringt, nachträglich Hand angelegt wurde hier unter persönlicher Aufsicht von Peter Jackson aber dennoch. Und da wird´s seltsam. Anstatt nämlich die Prequels visuell näher an die originale Trilogie zu bringen, ist der Regisseur den genau umgekehrten Weg gegangen und hat mithilfe von Weichzeichnern so gut wie jedes bisschen natürliche Körnung aus den Filmen getilgt. Manchmal ist das so aggressiv geschehen, dass man sich wie im Wachsfigurenkabinett fühlt. Das fällt vor allem bei der Abschiedsszene in Lothlorien im Rahmen von Die Gefährten so stark auf, dass ich zunächst an einen Bildfehler glaubte und sicherheitshalber die zweite Auflage der Blu-Ray aus dem Regal holte.
Hier präsentiert sich die Szene wunderbar filmisch ihrem Entstehungszeitraum angemessen. Und diese Problematik zieht sich dann leider mal mehr, mal weniger stark durch sämtliche Fortsetzungen. Was nützt es, wenn die UHD´s allgemein bessere Detaildurchzeichnung bieten, wenn dazwischen permanent zwischen knackscharfen und wachsweichen Shots gewechselt wird? Zwar leidet der Erstling noch am stärksten unter dieser Inkonsequenz, wahrnehmbar sind solche Wechsel aber wie erwähnt über alle Teile. Da gefallen mir die Blu-Ray´s durch die Bank wesentlich besser. Es ist schockierend mitanzusehen, wie Peter Jackson sein eigenes Lebenswerk, für welches er in dieser Form so sehr kämpfen musste, nun auf solche Weise seiner Identität beraubt. Ehrlich gesagt hätte ich das ganze Set am liebsten sofort zurückgeschickt, aber dafür ist es nun zu spät, denn die Folie ist ab. Aber es gibt auch Gutes zu vermelden, denn die mit erweitertem Farbraum nach Rec.2020 sowie Support für HDR10 und Dolby Vision versehenen Scheiben liefern dafür das deutlich harmonischere Color Grading. Die bisherigen Fassungen waren entweder elendig übersättigt oder teilweise so stark eingefärbt, dass man von Natürlichkeit nicht mehr reden konnte. Teil 1 war zu grün, Teil 2 zu blau und Teil 3 zu gelb. So einfach kann man es zusammenfassen. Und zumindest das hat Peter Jackson erfolgreich behoben. Das neue Grading ist viel neutraler und natürlicher, alle Filme wurden diesbezüglich gelungen aneinander angeglichen.
Unter HDR und Dolby Vision offenbaren sich dann Details, die man bisher so höchstens noch im Kino zu sehen war. Erst hier wird im direkten Vergleich mit der Blu-Ray deutlich, wie mittelmäßig die Kontraste teilweise austariert waren. Über die UHD leuchtet einem Sauron´s brennendes Auge so richtig eindrucksvoll in Orange entgegen, ohne dabei zu überstrahlen. Hintergrunddetails, die bisher in Schwarz versumpft sind, kehren zurück auf den Bildschirm. Alleine die Kamerafahrt über die Außenmauern von Minas Tirith sieht klasse aus. Was dort teilweise an Dreidimensionalität herausgeholt wird ist wirklich eindrucksvoll. Die Weiße Stadt ist jetzt tatsächlich wieder weiß und nicht mehr gräulich. Ganz schlimm war auch die Schlacht um Helmms Klamm. Im beinahe lichtbefreiten Setting war bisher gar nicht auszumachen, wo sich in Totalen Uruks tummeln und wo der Rest steht. Die UHD bringt genügend Differenzierung zurück und lässt Zuschauer wieder zwischen den kämpfenden Fraktionen unterscheiden. All das ist absolut willkommen, aber die teilweise Todfilterung des Bildes bleibt aggressiv genug, um potenziellen Käufern dringend zu raten, sich vor einem möglichen Erwerb genau anzusehen, was ihnen da im Vergleich zu den Blu-Ray´s blüht. Am Ende ist es Geschmackssache. Und meinen trifft diese Änderung absolut nicht.
Die UHD´s: Der Ton
Die deutschen Tonspuren der Trilogie können wahrhaftig auf eine lange Leidensgeschichte zurückblicken. Mit der Erstauswertung der Extended Fassungen in High Definition kam endlich auch das langersehnte Upgrade als verlustfreie Spuren im Format DTS-HD MA 6.1. Was man beim Mastering damals leider versäumt hat war zu bedenken, dass die Tonspuren für die geringfügig schneller laufende DVD bereits bei der Höhe angepasst werden mussten. Für die Blu-Ray ging man den Weg dann einfach rückwärts und plötzlich klangen die deutschen Sprecher unangenehm tief. Warner musste die kompletten Scheiben austauschen. Jetzt war die Tonhöhe zwar wieder korrekt, dafür fehlte den Tonspuren aller drei Filme plötzlich fast komplett jede Power. Und genau diese Tonspuren finden nun auch auf den jeweiligen UHD´s wieder Verwendung. Grummel. Besonders Die Gefährten gerät dadurch erneut zum Sorgenkind. Wo schon die verlustfreie englische Originalspur seinerzeit durchgehend in allen Belangen aufgedreht hat, dröppelt es in der Synchronfassung nur noch kraftlos vor sich hin. Effektdynamik und satte Bässe sucht man vergebens. Je mehr auf dem Bildschirm los ist, desto mehr kämpft der Film mit der Verständlichkeit seiner Dialoge.
Nicht selten saufen Stimmen im Effektbrei sogar komplett ab, Direktionalität ist beim ersten Teil ein ganz großes Problem. Die Fortsetzungen agieren da durchgehend besser und liefern auch wieder mehr dedizierte Aktivität über sämtliche Speaker. Die Folgen der zahlreichen Spuranpassungen bleiben aber hörbar, immer wieder zünden Effekte minimal zu früh, sogar eine kurze Asynchronität in Die zwei Türme ist erhalten geblieben. Dieser Probleme MUSS sich Warner bewusst gewesen sein. Trotzdem hat man die fehlerhaften und kraftlosen Spuren einfach unverändert auf die Datenträger geklatscht. Dass es auch ganz anders geht, beweisen die neuen Atmos-Fassungen für sämtliche Fassungen. Aufgrund der wesentlich längeren Laufzeit der Extended Fassungen wurden diese übrigens hier wieder auf zwei Scheiben geteilt, dafür hat der Major auch hier sämtliche Extras komplett gestrichen und wird diese voraussichtlich im Rahmen kommender (wesentlich höherpreisiger) Neuauflagen nachliefern.
Aber zurück zum Sound. Auf regulärer Ebene ballert einem die englische Originalfassung schon vom ersten Film an alles entgegen, was das Heimkino möglich macht. Nur das Finale präsentiert sich überraschend seicht, dafür werden einem über die Höhenebenen viele kleine Schmankerl geboten, die zwar nicht so drastisch und zahlreich ausfallen wie noch beim Hobbit, dennoch willkommene Erweiterungen darstellen. Vor allem der Soundtrack von Howard Shore kommt regelmäßig über die Decke, aber auch viele kleinere Nebengeräusche wie Vogelgezwitscher etc. kommen korrekt platziert und wahrnehmbar von oben. Richtige Highlights gibt´s aber natürlich auch. Wenn beispielsweise geflügelten Ungetüme der Nazgûl ihr kakophonisches Geschrei entfesseln, kommt auch das zielgenau aus der richtigen Richtung und schallt eindrucksvoll auf den Zuschauer nieder. Momente wie diese gibt es einige und keiner davon wirkt deplatziert. So ist es natürlich zusätzlich frustrierend, dass deutschsprachige Zuschauer davon nichts mitbekommen.
Fazit
“Drei der wichtigsten und besten Filme der Gegenwart vereinen sich unter dem Dach von Der Herr der Ringe. Dementsprechend herbeigesehnt wurde die Premiere von Peter Jackson´s Magnum Opus in 4K. Das rächt sich nun, denn weder wurde das Versprechen hinsichtlich neuer Master erfüllt, noch dürfen sich deutschsprachige Käufer Hoffnungen auf endgültig korrektes Timing und die Rückkehr kraftvoller Heimkinomomente machen – geschweige denn Dolby Atmos. Stellenweise zu Tode gefiltert und aller Natürlichkeit beraubt, kann man höchstens in Sachen Farbgebung und Kontrastdynamik lobende Worte für diesen Qualitätsmischmasch finden, der gleichzeitig komplett ohne Bonusmaterial daherkommt. Was für eine Enttäuschung zum Ausklang eines ohnehin komplett beschissenen Jahres. Herzlichen Glückwunsch, Mister Jackson: Unser jährlich vergebener Negativpreis ist damit so gut wie gesichert. Das hat kein Fan der Reihe verdient. Und auch sonst niemand.”
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