Der Film
Dessen Pendant von 1955 ist zunächst schockiert, dass der gerade abgereiste Marty plötzlich wieder hinter ihm autaucht, erklärt sich aber einmal mehr zur Mithilfe bereit und schafft es, den DeLorean wieder flott zu machen. Der Heimreise steht damit nun eigentlich nichts mehr im Wege, würde Marty nicht zufällig über einen Grabstein auf dem Lokalfriedhof stoßen, der Doc´s gewaltsames Ableben nach einem Streit mit dem legendären Outlaw Buford „Mad Dog“ Tannen um achtzig Dollar nur wenige Tage nach Verfassen seines Abschiedsbriefs an Marty vorhersagt. Fest entschlossen, seinen väterlichen Freund zu retten, reist Marty dem Doc nach 1885 nach, wird dort angekommen aber von Indianern überfallen, was zu einer erneuten Beschädigung des DeLorean führt. Nach einem kurzen Abstecher zu den dort frisch in Amerika angesiedelten irischen Vorfahren gelingt es Marty dann tatsächlich, Doc ausfinding zu machen und ihn vor den kommenden Ereignissen zu warnen.
Doch selbst ein fliegender DeLorean kommt ohne Benzin nicht weit, weshalb eine bald eintreffende Lokomotive nun die nötigen hundertvierzig Sachen zur Rückkehr liefern soll. Bis dahin wollen sich beide unauffällig verhalten, doch natürlich kommt wieder einmal alles ganz anders: Nach einer Auseinandersetzung mit Tannen und seiner Gang soll Marty alias „Clint Eastwood“ nun Doc´s Platz beim Duell einnehmen, während sich der Hals über Kopf in die hübsche Lehrerin Clara (Mary Steenburgen, Last Vegas) verliebt und plötzlich gar nicht mehr so sicher ist, ob er überhaupt in die Gegenwart zurückkehren will…
Die Rezension
Im Kinojahr 1990 sollten sich Fans weltweit letztmalig in den Lichtspielhäusern versammeln um herauszufinden, wie die Reise von Marty und Doc endet. Obwohl die Kritiken immer noch weit über dem Niveau regulärer Sequels lagen und auch das Einspielergebnis von knapp über zweihundertsechzig Millionen Dollar bei gerade einmal vierzig Millionen Dollar Budget alle Beteiligten zufriedenstellte, kam das große Finale nicht ohne Abnutzungserscheinungen daher. Obwohl die Spielfreude der Darsteller ungebrochen blieb, mangelt es Zurück in Zukunft III im Vergleich zu den Vorgängern einfach an neuen Ideen. Wäre da nicht die Liebesgeschichte zwischen Doc und Clara, hätten die Charaktere kaum neue Facetten zu bieten. Selbst das Zeitreisen und seine Konsequenzen geraten in den Hintergrund. Stattdessen ist der Film kaum mehr als eine gelungene Persiflage auf klassisch-amerikanische Western, welche anders als die erst viel später etablierten Italo-Western noch ein sauberes, anständiges Bild vom Wilden Westen zeichneten. Nur als Beitrag zur Trilogie will der Film nicht so recht zünden.
Unterhaltsam ist der Abschluss der Saga dennoch geraten, auch wenn man seine Erwartungen hier ein wenig zurückzuschrauben muss. Wusstet ihr übrigens, dass Michael J. Fox bei der Szene am Galgen versehentlich wirklich kurz ohne Bodensatz baumeln musste und beinahe vorzeitig aus dem Leben geschieden wäre? Oder dass Clint Eastwood den Machern persönlich die Erlaubnis zur Nutzung seines Namens gegeben hat? Übrigens, neben sämtliche Darstellern kehrt auch Lea Thompson in einer kleinen Gastrolle zurück, dieses Mal als Gattin des ebenfalls von Fox verkörperten Seamus McFly, was durchaus seltsam anmutet, weil die frappierende Ähnlichkeit zur eigenen Mutter ja quasi impliziert, dass es irgendwo im Stammbaum der Familie mal einen Anflug von Inzest gegeben haben muss, der sich seitdem konstant fortsetzt. Soweit werden Regisseur Zemeckis und Producer Bob Gale aber wahrscheinlich nicht gedacht haben, stattdessen sollte man einfach darüber schmunzeln und sich freuen, dass es auch „Lorraine“ in´s Finale geschafft hat, während Tom Wilson nach Biff und Griff nun einen weiteren Abkömmling aus dem Hause Tannen mimt und dabei sämtliche seiner Stunts selbst ausgeführt hat.
Wie gesagt, ich habe schon deutlich schlechtere dritte Teile von Filmen gesehen. Zurück in die Zukunft III macht trotz seiner Schwächen eine Menge richtig und beschert den über die Jahre liebgewonnenen Charakteren einen angemessenen Abschluss, der nahezu alle offenen Fragen, darunter auch die über Marty´s zukünftigen Unfall, zufriedenstellend beantwortet. Dazu gibt es tolle Bilder von Kameramann Dean Cundy, einen fantastischen und preisgekrönten Score von Alan Silvestri und natürlich auch eine ordentliche Portion Herz und Humor. Qualitativ sicher nicht der beste Teil der Reihe, aber trotzdem ein sehenswertes Finale, dass auch beim wiederholten Ansehen immer wieder Spaß macht.
UHD und Blu-Ray: Das Bild
Auch für Zurück in die Zukunft III wurde ein komplett neues Master in nativem 4K vom 35mm-Originalnegativ angefertigt, welches sowohl der neuen Blu-Ray als auch der UHD-Premiere als Basis dient. Wie schon bei den Vorgängern entpuppt sich die bisher verfügbare Blu-Ray als nicht mehr zeitgemäß, denn auch hier wurde mit Weichzeichnern nachgeholfen und anschließend wieder künstlich nachgeschärft. Zwar resultierte das in nicht ganz so miesen Ergebnissen wie beim zweiten Teil, wachsige Gesichter und ein allgemein sehr detailarmes Bild bekam man aber trotzdem am Fließband serviert. Das neue Master verspricht bereits herabskaliert auf 1080p Abhilfe. Ein paar weiche Shots sind zwar erhalten geblieben und mit großer Sicherheit wurde auch beim Neutransfer nachträglich hier und da Hand angelegt, allerdings mit deutlich vorzeigbareren Ergebnissen. Wo die alte Blu-Ray unscharf und matschig rüberkam, liefert bereits die Blu-Ray Remastered Details und Dreidimensionalität, wo zuvor nichts davon zu existieren schien. Mit der Rückkehr der natürlichen Körnung erwachen Gesichter in Nahaufnahmen zu neuem Leben, während Totale nicht mehr wie Matte Paintings wirken, sondern die eindrucksvollen realen Panoramen optimal ins Heimkino tragen.
Auch beim Blick auf die Outfits der Charaktere erkennt man den Quantensprung überdeutlich: Selbst feine Texturen wie die Muster an Jacken und Mänteln oder Verzierungen auf den Holstern lassen sich gut erkennen. Kein Vergleich also zur alten Blu-Ray, die auch hier kaum mehr als Versumpfungen produziert. So gut sah der Film wahrscheinlich nicht einmal zur Uraufführung im Kino aus. Verbesserungen lassen sich auch bei Farben und Kontrasten deutlich feststellen. Die erdige Palette passt gut zum Setting, Gelb- und Brauntöne dominieren nahezu sämtliche Szenen im Wilden Westen, lediglich Anfang und Ende präsentieren sich in neutraleren Tönen. Der lästige Rotstich, welcher bisher besonders bei den Hauttönen klar zu erkennen war, weicht einem gesünderen, glaubwürdigeren Look. Kräftigere Schwarzanteile sorgen für den bereits erwähnten Mehrwert in Sachen Dreidimensionalität, die Durchzeichnung in dunkleren Momenten wird ebenfalls verbessert, insgesamt präsentiert sich der Film trotzdem eine gute Ecke heller als bisher, Weißanteile kommen zudem besser zur Geltung. Eine Runde Sache also, die abgesehen von ein paar masterbedingt immer noch etwas soften Shots ein definitives Upgrade darstellt, um das Fans und Besitzer der Erstveröffentlichung keinesfalls herumkommen.
Was die neue Blu-Ray schon gut macht, macht die UHD aber noch ein ganzes Stück besser. Alleine die Auflösung in nativem 4K kitzelt aus dem Transfer nochmals mehr Details und Schärfe raus. Selbst kleine Sandpartikel lassen sich hier noch ausmachen, während sogar entferntere Objekte messerscharf dargestellt werden. Erst in dieser Form erwacht der Wilde Westen auf eine Art und Weise zum Leben, dass man sich selbst mittendrin im Geschehen fühlen kann, so greifbar wird das Szenario über die UHD. Die schon gute Farbgebung der Blu-Ray wird zusätzlich intensiviert, Kontraste nochmals verstärkt. Besonders in Innenaufnahmen und bei wenig zusätzlichem Licht liefert die UHD allerdings stellenweise etwas zu krasse Kontrastflanken, was aber nicht sonderlich stört und immer noch gut zum allgemeinen Setting passt. Alles in allem hat man hier wieder etwas dunkler gemastert, die gute Durchzeichnung bleibt dabei aber erhalten, weil ein Großteil des Films ohnehin bei hellichtem Tag spielt. Neben dem erweiterten Farbraum nach Rec.2020 kommt der Silberling wie schon bei den Vorgängern zusätzlich mit Support für HDR10, Dolby Vision und HDR10+, wobei Dolby Vision wieder hauchfein die Nase vorne hat und insgesamt eine Spur dynamischer rüberkommt. Besser wird der Film über die kommenden Jahre wohl kaum aussehen. Wahnsinn!
UHD und Blu-Ray: Der Ton
Zuerst einmal die wichtigste Nachricht: Bis auf einen winzig kleinen Satzteil fehlen der Neuauflage dieses Mal keinerlei Dialoge. Optimal ist das selbstverständlich dennoch nicht. Zum Glück ist sich Universal der Problematik bewusst und hat bereits angekündigt, bis zum Ende des Jahres für alle drei Filme korrigierte Austauschdatenträger anzubieten. Dazu müsst ihr eure defekten Scheiben ohne Umverpackungen lediglich an folgende Adresse senden:
Universal Pictures Germany GmbH
Stichwort „BTTF“
Christoph-Probst-Weg 26
20251 Hamburg
Entsprechender Ersatz wird euch dann sobald verfügbar kostenlos zugesandt. Damit wäre das dann auch geklärt. Sogesehen ist es gar nicht mal schlecht, dass die 35th Anniversary Edition zumindest im 4K-Segment bereits vor dem offiziellen Releasetermin komplett vergriffen war. Nachproduzierte Versionen sollten dann von Anfang an fehlerfrei sein. Bis dahin bleibt es aber wie gehabt, denn auch die neue Blu-Ray übernimmt den schwachbrüstigen deutschen DTS-Sound der Erstauflage und bietet zu keinem Zeitpunkt Dynamik und Räumlichkeit der brandneuen Abmischung in Dolby Atmos, welche exklusiv der UHD vorbehalten ist. Dumpfe Dialoge, kaum Bass und ein kraftlos vor sich hin plätschendernder Score, all das muss man sich über die Blu-Ray Remastered einmal mehr gefallen lassen, nur eben wieder einige Nuancen leiser als bisher gewohnt. Ein klassischer Fall von Verschlimmbesserung also, welcher gegenüber dem tollen Bild umso negativer erscheint. Die verlustfreie englische Masterspur präsentiert sich da sehr viel besser und stellt für Konsumenten der Blu-Ray (leider) weiterhin die kompromisslos beste Wahl dar, sofern man denn der Sprache mächtig ist.
Wandern wir von dort aus zu den Atmos-Varianten der UHD hinüber, ergibt sich zumindest für die deutsche Fassung ein Unterschied wie Tag und Nacht. Schon auf regulärer Ebene werden von Anfang an alle Speaker miteinbezogen, wenn Marty und Doc sich ihren Weg zum versteckten DeLorean freisprengen. Dann bahnt sich das Geräusch von herumfliegendem Schotter kraftvoll seinen Weg durch den ganzen Raum, auch der Subwoofer ist direkt voll dabei. Ebenso verhält es sich wenig später bei der Ankunft in 1885, wo das Pferdegetrappel und Kriegsgeschrei der Indianer stampedeähnliche Klänge produziert. Erstmals lassen sich einzelne Effekt korrekt platziert mit der nötigen Dynamik heraushören, weil man gefühlt nicht mehr alles von der Front aus entgegengeschmissen bekommt. Der Soundtrack alleine wird dadurch massiv aufgewertet, ist aber immer auch an der Decke aktiv. Dort gibt es dieses Mal aber weniger zu vermelden als noch beim Vorgänger, weil es hier einfach an passenden Gelegenheiten für Sounds von oben mangelt. Die kleine Handvoll passender Momente, zum Beispiel der Überritt der Indianer über Marty´s Kopf hinweg und die kurz darauf anrückende Kavallerie sind da erwähnenswert. Die deutschen Dialoge klingen dagegen nicht mehr ganz so dumpf, von wahrer Klarheit bleibt man aber weiterhin ein ordentliches Stück entfernt. Nichtsdestotrotz ist die UHD allen (!) anderen Fassungen qualitativ meilenweit voraus.
Die Extras
Ich weiß, ihr hasst Wiederholungen mindestens so sehr wie ich, deshalb will ich mich abschließend erneut kurzfassen, was das Bonusmaterial anbelangt. Universal bestückt die UHD auch hier mit den bereits bekannten Beigaben der letzten HD-Veröffentlichungen, welches bereits recht umfangreich ausgefallen ist und mit zahlreichen Einblicken hinter die Kulissen, Interviews mit Cast & Crew, einer unveröffentlichen Szene sowie zwei Audiokommentaren und vielem mehr umfangreich über die Herstellung des Films Aufschluss gibt.
Sämtliches neues Material bleibt der zusätzlichen Blu-Ray vorbehalten, über die wir bereits umfassend informiert haben. Der Vollständigkeit halber hier nochmal, was euch erwartet, nämlich zuerst lange verloren geglaubte Aufnahmen vom Vorsprechen heute namhafter Darsteller, darunter Ben Stiller, Jon Cryer und Kyra Sedgwick. Weiter geht es im Anschluss mit einer kleinen Führung durch die Zurück in die Zukunft-Ausstellung des Hollywood Museums, einem Blick in das Musical zum Film, eine dreiteilige Retrospektive und und und…! Zum allerletzten Mal also eine exzellente Ergänzung zum bestehenden Material.
Fazit
„Wäre da nicht dieses ärgerliche Problem mit den Tonspuren, wäre die 35th Anniversary Edition der Zurück in die Zukunft-Trilogie ein ganz klarer Anwärter für die diesjährigen M-Reviews Year End Awards in der Kategorie Beste Heimkinoveröffentlichung. Dazu trägt Zurück in die Zukunft III, obleich der schwächste Teil der Reihe, ebenfalls einen nicht geringen Teil bei. Die Persiflage auf das klassische U.S.-Westernkino hat Charakteren und Handlung nur noch sehr wenig Neues hinzuzufügen, unterhält aber dank spielfreudiger Darsteller, gelungenen Anspielungen samt Herz und Witz trotzdem bis zum geglückten Ende. Der Abschied von Marty, Doc und Co. lässt zumindest beim Bild schon als Blu-Ray Remastered ordentlich die Muskeln spielen, aber erst in nativem 4K samt Dolby Atmos zeigt sich, wie wunderschön der Film nun endlich auch daheim aussehen kann. Sobald Universal die korrigierten Discs ausgeliefert hat, bekommt man mit der Box eine unglaublich gelungene Neuauflage geboten, die auch in Sachen Extras noch neues Material bietet. Great Scott, ein absoluter Pflichtkauf in diesem coronobedingt für Cineasten so dünnem Jahr!“