Der Film
Mit der Zeit häufen sich allerdings immer seltsamere Vorkommnisse im Leben der Designerin an. Spätestens als Cecilia bei einem Vorstellungsgespräch plötzlich zusammenbricht, die Ärzte in ihrem Blut dasselbe Betäubungsmittel ausfinding machen wie jenes, mit dem sie Adrian einst außer Gefecht gesetzt hat und die gleiche Flasche plötzlich in James´ Haus auftaucht, ist Einbildung komplett ausgeschlossen. Für Cecilia steht fest: Adrian ist noch am Leben und hat es irgendwie geschafft, sich unsichtbar zu machen! Weil aber selbst James dieser Geschichte unmöglich glauben schenken will, entschließt sich Cecilia, den Unsichtbaren in eine Falle zu locken, was jedoch immer wieder scheitert. Zunehmend paranoid und längst nur noch ein Schatten ihrer selbst, wird Cecilia schließlich nach einem verhängnisvollen Ereignis in die Psychiatrie eingewiesen. Doch selbst hinter den gut gesicherten Anstaltstüren- und Fenstern gibt es vor dem Unsichtbaren kein Entkommen. Und dann erfährt die Geschasste auch noch etwas, dass plötzlich sämtliche Spiegelregeln radikal verändert…
Die Rezension
Für gerade einmal 7 Millionen Dollar Budget wurde Der Unsichtbare produziert. Soviel kostet bei den meisten Filmen heutzutage schon das Marketing. Nachdem Universal aber zuletzt mit dem Versuch, seine hauseigenen Monster ähnlich wie die Helden des Marvel Cinematic Universe aufzustellen grandios auf die Nase gefallen ist, war der Verzicht auf weiteres Geldverbrennen abzusehen. Und tatsächlich hat sich in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass man mit wenig Moos auf der Kante oft viel mehr erreichen kann als mit einem unendlichen Finanzpolster sowie der damit verbundenen Versuchung, zu viel Bombast bei zu wenig inhaltlicher Substanz zu präsentieren. Regisseur Leigh Whannell hat glücklicherweise genau erkannt, dass Ängste am ehesten durch die Dinge geschürt werden, die man NICHT sieht. Das spart in diesem Fall nicht nur massig Moneten für teure Spezialeffekte, sondern resultiert auch noch in einem der effektivsten und besten Schocker des Jahres.
Um den Horror des Unsichtbaren für den Zuschauer überhaupt greifbar gestalten zu können war klar, dass man die Hauptrolle mit Bedacht besetzen musste. Mit Elisabeth Moss ist den Machern von Blumhouse Productions definitiv ein Glücksgriff gelungen. Niemand spielt gegenwärtig mit einer so ausgewogenen, glaubwürdigen Mischung aus Zerbrechlichkeit und Widerstandsfähigkeit. Die Rolle der Cecilia Kass entpuppt sich dementsprechend als absolute Idealfigur für die gebürtige Kalifornierin. Moss trägt den Film über dessen knapp zwei Stunden Laufzeit komplett alleine auf ihren Schultern und schafft es dabei mit ihrem einnehmend menschlichen Spiel, etwas nicht Sichtbares trotzdem ganz und gar vorhanden erscheinen zu lassen. Und auch Oliver Jackson-Cohen als Adrian Griffin muss man dafür Respekt zollen, dass er es in seiner ganz kurzen Zeit als reale Person auf dem Screen schafft, dass man sich als Zuschauer sofort komplett auf die Seite von Cecilia stellt. Dem Bösen anschließend ein Gesicht zu geben war dann Aufgabe von Michael Dorman als eiskalter Anwalt und Bruder von Adrian. Eine Aufgabe, die dieser ebenso gut gemeistert hat wie Aldis Hodge seine Rolle als resoluter bester Freund. Am Ende ist es aber doch immer wieder Elisabeth Moss, deren Darstellung einen komplett abholt.
Satte 131 Millionen Dollar Gewinn und damit knapp das zwanzigfache seiner Kosten konnte Der Unsichtbare einfahren, was weitere in sich separat erzählte und abgeschlossene Ausflüge in Universals wunderbare Welt der Monster plötzlich wieder sehr realistisch macht – auch dank extrem wohlwollender Kritiken. Lediglich dank Corona bliebt dem Film ein noch größerer Erfolg verweigert. Dabei sollte das seit 2016 geplante Projekt ursprünglich noch mit Johnny Depp in der Rolle des Schurken aufwarten, aber nach dem filmischen Totalschaden des Reboots von Die Mumie als Teil eines neuen Dark Universe wurden diese und sämtliche anderen filmischen Pläne zunächst komplett über den Haufen geworden. Gottseidank, muss man beinahe sagen, denn anderenfalls wäre uns diese kleine Perle wahrscheinlich nie geschenkt worden. Versiert inszeniert und toll besetzt, spielt Der Unsichtbare auf minimalistischste, aber gerade deswegen hochgradig effektive Weise mit unserer ureigenen Angst vor allem, was unsere Augen nicht erfassen können. Was braucht es mehr?
UHD und Blu-Ray: Das Bild
Der Unsichtbare entstand komplett digital, zum Einsatz kamen brandneue Kameramodelle der Serie ARRI Alexa LF und Mini LF mit einem maximalen Output von 4.5K. Gefinished wurde schließlich in Form eines 4K Digital Intermediates, auf dem sämtliche hochauflösenden Heimkinoveröffentlichungen basieren. Im Fall der UHD resultiert das dann dementsprechend auch in einer nativen Wiedergabe ohne Hochskalierung. Zunächst wollen wir uns aber wie immer der Blu-Ray annehmen, die bereits im regulären HD-Segment sehr ordentlich abliefert. Das durchgehend knackscharfe Bild wird von einer beinahe makellosen Laufruhe begleitet, welche lediglich in den wenigen arg dunklen Szenen ohne ausgleichende Lichtquellen in sichtbarem Rauschen abdriftet. Auch die Kontraste agieren auf überdurchschnittlich hohem Niveau und garantieren auch in für eine Blu-Ray sonst eher kniffligen Situationen optimale Durchzeichnung. Das ist hier besonders hervorzuheben, weil die bewusst kühl gewählte Farbgebung eigentliche Kontrastprobleme garantiert. Dem ist hier zwar nicht so, dafür wirken die Hauttöne in schwach beleuchteten Shots für meinen Geschmack aber etwas übersättigt. Wer mit diesen kleinen Mankos leben kann, ist mit der Blu-Ray bereits gut bedient.
Die UHD wartet neben einem nativen 4K-Bild zusätzlich mit einem erweiterten Farbraum nach Rec.2020 auf und liefert gleichzeitig Support für HDR10, Dolby Vision und HDR10+. Über letzteres brauchen wir keine Worte verlieren, da auch dieses Mal im Vergleich zur statischen Kontrastberechnung von HDR10 keinerlei Unterschiede auszumachen sind. Generell haben wir es hier mit einer Veröffentlichung zu tun, die in Sachen Kontrastgebung allerhöchstens marginale Unterschiede zur Blu-Ray aufweist, wäre da nicht der Umstand, dass die UHD deutlich dunkler daherkommt. So entsteht oft der Eindruck, dass zwischen den Formaten in identischen Szenen komplett andere Uhrzeiten vorhanden sind. Dolby Vision bringt ein bisschen Helligkeit zurück und gewinnt auch bei der allgemeinen Bilddynamik knapp aufgrund minimal besserer Durchzeichnung. Alles in allem aber ist das aber eher eine Frage des persönlichen Geschmacks. Die Hauttöne werden über beide Kontrastformate natürlicher dargestellt, den etwas ungesunden Rotstich vermag aber auch die UHD nicht gänzlich abzuschütteln. Wo die gut zehn Euro teurere Variante aber klar siegt, ist die Auflösung. In nativem 4K werden besonders in Totalen Details sichtbar, welche die Blu-Ray ganz einfach nicht mehr darzustellen vermag.
Selbst kleinere Schriftzüge werden so plötzlich problemlos lesbar, während die messerscharf aufgelösten Umgebungstexturen die Dreidimensionalität des Bildes nochmals massiv anheben. Auch das gelegentliche Rauschen der Blu-Ray in dunklen Szenen wird komplett beseitigt, sorgt in der Anfangsszene allerdings für einen kurzen (aber heftigen) Anfall von Banding. Der ist zwar wirklich nur in dieser einen Einstellung zu sehen, sollte aber dann selbst müden Augen deutlich auffallen. Sonst gibt es nur wenig zu bemängeln. Alleine der massive Vorteil der nativen Auflösung macht die UHD zur besten aller gegenwärtig verfügbarer Veröffentlichungen.
UHD und Blu-Ray: Der Ton
Bei der Klangausstattung hat Universal anders als manch anderer auch dieses Mal nicht an Aufwand gespart und versieht sowohl Blu-Ray als auch UHD mit deutschem Sound im Format Dolby Atmos, denen jeweils auch ein englischsprachiges, identisch klingendes Pendant an die Seite gestellt wird. Schon der nächtliche Beginn in Adrian´s Strandhaus verwöhnt Zuschauer mit entsprechender Heimkinoausstattung mit einem derart lebendigen und kraftvollen Wellengang, dass man sich tatsächlich mitten am Meer wägt. Sämtliche Speaker auf allen Ebenen und sogar der Subwoofer gehen dabei mit und erzeugen eines der immersivsten Szenarien, die ich in den letzten Jahren erlebt habe. Danach fährt wenigstens der Subwoofer mangels passender Momente für eine ganze Weile zurück und überlässt auf regulärer Ebene Center, Rück- und Seitenlautsprechern die Bühne. Die Stimmverständlichkeit ist makellos und erfordert keinerlei Nachjustierungen am Lautstärkeregler, während über alle verbliebenen Speaker dank fein nuanciertem Hall viel räumliche Tiefe in den passenden Augenblicken geboten wird. Auch der Score wandert hörbar über die Seiten und von Hinten ans Ohr, was für ein paar effektive Spitzen sorgt, wenn es mal richtig spannend wird. Das alles gefällt mir richtig gut und untermalt Stil und Tempo des Film einfach perfekt. In diesem Fall ist weniger einfach mal mehr.
Der Unsichtbare liefert einige seiner besten Momente nämlich nicht nur, wenn man nichts sieht, sondern gleichzeitig auch nichts hört. Dass man immer wieder so wirksam aus dieser trügerischen Ruhe gerissen wird, verdankt man primär der ergänzenden Höhenebene. Die verzichtet zwar erwartungsgemäß ebenfalls auf Bombast, sorgt aber mit dem sich in den Raum öffnenen Score von Benjamin Wallfisch sowie fein platzierten Effekten wie beispielsweise einer Türschelle nach einem aufreibenden Moment absoluter Totenstille immer wieder für einen fiesen Wake Up-Call. Zugegeben, nicht jeder Effekt der über die Heights zu hören ist, gehört auch dorthin. In ein-zwei Sitationen war ich durch falsche Geräusche von oben sogar kurzzeitig sehr irritiert, weil diese deutlich in ihrer Fehlplatzierung wahrgenommen werden können. Davon abgesehen liefert die Höhenebene aber viele atmosphärische Ergänzungen, ohne die der Film deutlich weniger immersive Spannung erzeugen würde. Verzichten sollte man darauf wirklich nicht.
Die Extras
Zunächst einmal überrascht Universal mit der Tatsache, dass sämtliches Bonusmaterial in all seiner Gänze auch auf der UHD untergebracht worden ist. Den Anfang machen dabei neun Deleted Scenes mit einer Gesamtlaufzeit von knapp 15 Minuten, die mal mehr, mal weniger brauchbare Erweiterungen zur bereits zu meiner vollen Zufriedenheit geschnittenen Kinofassung liefern, aber dabei dennoch einen Blick wert sind. Durchgehend hörenswert ausgefallen ist der Audiokommentar von Regisseur Leigh Whannell, der abseits davon auch einem zehnminütigen Regietagebuch über seine Leidenschaft für das Genre resümiert, wobei man als Zuschauer auch gleich einen Blick hinter die Kulissen der Produktion werfen darf.
Sehr präsent ist Whannell dann ein letztes Mal in “Timeless Terror”, welches sich weitere drei Minuten mit der Herangehensweise des Regisseur an den klassischen Stoff dreht und wie dieser bestmögliche in die Moderne überführt werden konnte. Den Abschluss der Featurettes bilden ein dreiminütiger Blick auf die Hauptdarstellerin und ihre preisverdächtige Performance, während die übrige Besetzung in einem eigenen Beitrag nochmal verteilt auf fünf Minuten zu Wort kommen darf. Alles in allem sehr interessante Extras, die man sich nicht entgehen lassen sollte.
Fazit
“Gutes muss nicht teuer sein! Trotz extrem kleinem Budget ist es Leigh Whannell gelungen, mit Der Unsichtbare eines der besten Remake seit langem abzuliefern. Mit viel visuellem Minimalismus und einer zu Höchstleistungen aufspielenden Elisabeth Moss springen die Ängste und Paranoia der Hauptdarstellerin direkt auf den Zuschauer über. Es würde mich gar nicht wundern, wenn viele nach dem Abspann selbst erstmal nervös in die Ecken ihrer Wohnung blicken würden. Und gerade diese Wirkung zeichnet den Film so aus. Der bis auf wenige Abstriche guten Blu-Ray steht eine besonders in Sachen Auflösung überragende UHD gegenüber, die man sich trotz ebenfalls kleiner Makel guten Gewissens ins Regal stellen kann. Universal liefert dazu für beide Fassungen hervorragenden, zeitgemäßen Ton und jeweils die gleiche Menge an interessanten Extras.”
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