Der Film
Trotzdem akzeptiert Jack den Job vorbehaltslos, zumal er sich im Hotel sofort heimisch fühlt. Zusammen mit Frau Wendy (Shelley Duvall, Der Ritter aus dem All) und Sohnemann Danny macht man es sich schließlich gemütlich. Doch Danny, der dank übernatürlicher Kräfte die Zukunft vorhersehen kann, wird direkt nach seiner Ankunft im Hotel von grausamen Visionen heimgesucht. Hotelkoch Halloran erklärt Danny vor seiner Abreise, dass er über die gleiche Fähigkeit, das sogenannte Shining verfügt und warnt zudem eindringlich davor, einen Fuß in das abgesperrte Zimmer mit der Nummer 237 zu setzen.
Genaueres will er aber nicht verraten. Schon bald jedoch entwickelt das auf einer ehemaligen Indianerbegräbnissstätte errichtete Hotel ein gefährliches Eigenleben. Während ein Schneesturm sämtliche Kommunikations- und Anfahrtsmöglichkeiten blockiert, verfällt der zunehmend aggressiv auftretende Jack mehr und mehr den Verstand. Motiviert vom imaginären Barkeeper Lloyd (Joe Turkel, Blade Runner) und anderen ehemaligen Mitarbeitern des Hotels greift auch Jack schließlich zur Axt, um seiner Familie eine „Lektion“ zu erteilen. Für Wendy und Danny beginnt inmitten von Eis und Schnee ein verzweifelter Kampf ums Überleben. Die düsteren Vorhersagen des Shinings scheinen sich zu bewahrheiten…
Die Rezension
Um die Produktion von The Shining ranken sich ebenso viele Mythen und Legenden wie über den Film selbst. Der ewige Perfektionist Kubrick ließ die legendäre Szene, in der Jack sich mit der Axt seinen Weg durch die Tür bahnt, stolze 127 Mal drehen und hält damit bis heute einen Eintrag im Guiness Buch der Rekorde. Aber auch sonst verlangte der komplizierte Regisseur seiner Besetzung alles ab. Vor allem Shelley Duvall geriet mit Kubrick regelmäßig aneinander, lieferte am Ende vielleicht aber auch gerade deswegen eine der eindrucksvollsten Performances ihrer Schauspielkarriere ab. Und auch für Jack Nicholson war die Erfahrung alles andere als einfach, auch weil das Drehbuch quasi täglich umgeschrieben wurde. Die zunehmende Erschöpfung und Verzweiflung der Darsteller, die man über den Film zunehmend zu sehen bekommt, war also nicht gespielt. Der damals erst sechs Jahre alte Danny Lloyd wusste übrigens nicht, dass er in einem Horrorfilm mitspielt und bekam den Film in seiner Reinform erst als Erwachsener zu sehen.
Ein paar weitere interessante Anekdoten gibt es ebenfalls zu berichten. Der ikonisch gewordene Ausruf „Hier ist Johnny!“, den Nicholson in Anlehnung an die Anmoderation des bekannten amerikanischen Late Night Moderators Johnny Carson improvisierte, wurde in der deutschen Synchronfassung nur deswegen geändert, weil man hier davon ausgehen musste, dass noch nie jemand von der Johnny Carson Show gehört hat. Und auch der sich hundertfach wiederholende Satz auf Jack´s Manuskriptseiten wurde in der ursprünglichen Kinoversion für jedes Land in der jeweiligen Sprache geändert. Selbst bei Kleinigkeiten wie diesen zeigt sich Kubrick´s Perfektionismus, denn tatsächlich wurde jede Seite per Hand abgetippt und nicht einfach nur kopiert. Ohne den Einsatz der damals gerade erst auf den Markt gebrachten Steadicam wäre The Shining aber sicher nicht zu dem Film geworden, der er heute ist. Erst damit gelang es, die schier endlosen Kamerafahrten durch die Korridore des Overlook Hotels umzusetzen, was maßgeblich zur klaustrophobischen Atmosphäre und der damit verbundenen, zeitlosen Sogwirkung der Bilder beiträgt.
Begleitet von einem Mix aus überraschend ruhiger Musik, die sich mit Stücken der Klassik zu einer immer bedrohlicheren Kakofonie entwickelt, wird auch der Zuschauer konsequent in den Wahnsinn geführt. So zeigt sich einmal mehr, dass die einfachsten Stilmittel oft effektiver sind als das heute übliche Computergetrickse. Obwohl Stephen King als Autor der Buchvorlage den Film stets gehasst hat, weil er sich in dessen Augen zu sehr auf die Familie konzentriert als auf das Hotel als wahren, alles überschattenden Bösewicht, lässt sich nicht bestreiten, dass durch den alternativen Erzählansatz von Stanley Kubrick dennoch ein grandioser Film entstanden ist, der das Genre maßgeblich geprägt hat und sich über die Jahre zum absoluten Kult gemausert hat. Unzähle Male analysiert, persifliert und schlecht kopiert, führt für Horrorfans auch nach vierzig Jahren kein Weg an The Shining vorbei.
UHD und Blu-Ray: Das Bild
Seinerzeit kam ausschließlich der amerikanische Markt in den Genuss einer längeren Filmfassung, die mehr Zeit darauf verwendete, Hintergründe näher zu erläutern. Der Grund dafür ist allerdings wenig schmeichelhaft, denn Kubrick war der Meinung, dass das amerikanische Kinopublikum ohne die zusätzlichen Szenen anders als der Rest der Welt nicht verstehen würde, worum es im Film eigentlich geht. Die hiesige Schnittfassung ist dementsprechend etwas kürzer und wurde bisher auch nur in dieser Form bei uns veröffentlicht. Mit der Neuauflage schlägt jetzt erstmals die erweiterte Fassung bei uns auf, etwas mehr als 23 Minuten an neuem Material sind enthalten, wobei die betreffenden Szenen vollständig in deutscher Sprache nachsynchronisiert worden sind. Somit bringt es der Film jetzt auf eine endgültige Laufzeit von knapp zweieinhalb Stunden. Dazu aber mehr im Audioabschnitt.
Für die Neuveröffentlichung hat Warner einen komplett neuen, nativ in 4K aufgelösten Transfer vom Originalnegativ erstellen lassen, der in dieser Form auch auf die UHD gewandert ist. Und nur der liegt zusätzlich auch eine Blu-Ray bei, welche das gleiche Master nutzt, obwohl man sicher davon ausgehen kann, dass das Label früher oder später auch eine Einzelveröffentlichung als Amaray nachreichen wird. Besonders für jene, die noch nicht ihren Weg ins 4K-Segment gefunden habe, wäre das sehr wünschenswert, denn was man hier qualitativ erreicht hat, ist einfach nur sensationell! Der Unterschied zwischen der Neuauflage und der alten Blu-Ray von 2007 beträgt schlicht und einfach Welten. Ausgestattet mit einem erweiterten Farbraum nach Rec.2020 sowie Support für HDR10, HDR10 Plus und Dolby Vision lehrt einem The Shining nun in nie gekannter Schönheit das Fürchten. Alleine durch die hohe Auflösung liefert die UHD ein beinahe makelloses, messerscharfes Bild ab, welches nicht nur Interieurs wie Teppichböden, Tapeten und Dekoration dank immenser Detailtiefe greifbar macht, sondern auch die Darsteller in ein ganz neues Licht rückt. Kleinste Fältchen, Haarsträhnen und Bartstoppel sind ebenso perfekt auszumachen wie feine Texturen auf der Kleidung. Filmkorn ist durchgehend vorhanden, zeigt sich aber nie aufdringlich und passt perfekt zum Look des Films. Schon jetzt Grund genug, die alte, mit Weichzeichnern versehene Blu-Ray zum Tassenuntersetzer zu degradieren, enden die Vorzüge der Neuabtastung damit aber noch nicht.
Die Farbgebung wirkt nun natürlicher und vor allem nuancierter, denn obwohl der Film immer auf erdige, neutrale Farben gesetzt hat, kommt all das mit der UHD besser zur Geltung als bei allen vorherigen Releases. Besonders einzelne Akzente werden wahrnehmbarer herausgearbeitet. Ob nun das Orange bei den Teppichböden, die grün gestrichenen Wände im Zimmer 237 oder das satte Rot bei der legendären Fahrstuhlszene, die farbigen Highlight, seien sie nun in großem oder kleinem Maßstab präsent, stechen allesamt viel prägnanter hervor. Die Differenzierung alleine ist jener der alten Blu-Ray um Längen voraus. Bei den Kontrasten hat sich dafür nicht ganz so viel getan. Die Schwarzanteile sind kräftiger, haben aber keinen so zentralen Einfluss auf den Look wie die restlichen, bereits genannten Aspekte. In den wenigen suboptimal ausgeleuchteten Szenen können immer noch ein paar Details versumpfen, davon abgesehen halten sich die Kontraste vor allem auch dank der eher dominierenden Weißanteile auf einem durchgängig akzeptablen Niveau. Dafür hat die UHD anders als die alte Blu-Ray nie mit Kompressionsschwierigkeiten zu kämpfen, kleinere Verschmutzungen auf dem Negativ, die man aber an zwei Händen abzählen kann, sind allerdings geblieben. Die halten aber auch nicht mehr davon ab zu sagen, dass Warner gemessen am Alter des Films mit der Neuabtastung von The Shining eine der eindrucksvollsten 4K-Veröffentlichungen der letzten Jahre abgeliefert hat, die so in wirklich jede Sammlung gehört.
Dabei wollen wir aber auch die beiliegende Blu-Ray noch kurz erwähnen, die das gleiche Master nutzt. Selbst ohne HDR und die Vorteile hoher Auflösung stellt diese einen deutlichen Vorteil gegenüber der Erstveröffentlichung dar. Zwar werden weder Farbbrillanz noch Schärfe der UHD erreicht, ein sehenswertes Upgrade wird allerdings auch hier geboten. Wer also nicht auf eine Einzelveröffentlichung warten will und/oder nicht über 4K – Technik verfügt, kann genauso zugreifen und sich über eine tolle Aufbereitung des Klassikers freuen. Der kommt in der Form übrigens mit einem leicht herangezoomten Bildausschnitt daher, um den Bildschirm auch gemessen an gegenwärtigen Formatstandards ausfüllen zu können. Schlimm ist das nicht, denn die wenigen dadurch verlorengehenden Bildinformationen am Rand sind absolut nicht essentiell.
UHD und Blu-Ray: Der Ton
Bei allen Lobpreisungen muss man daran erinnern, dass The Shining trotz Neuabtastung lediglich einen Katalogtitel in der Heimkinosparte von Warner darstellt. Und die haben es besonders beim Ton leider immer etwas schwer, denn anstatt auch hier für zeitgemäße Upgrades zu sorgen, bedient man sich meistens bei bereits verfügbaren Quellen. So auch in diesem Fall, denn obwohl über zwanzig Minuten neu synchronisiertes Material dazugekommen sind, bleibt es weiterhin beim veralteten Dolby Digital 5.1 – Format für die deutsche Tonfassung. Immerhin hat man sich viel Mühe gegeben, die neu vertonten Passagen so zu gestalten, dass der Unterschied zwischen alten und neuen Dialogen nicht zu sehr auffällt, was durchaus eine Leistung ist, weil die allermeisten Ursprecher schlicht nicht mehr unter den Lebenden weilen und man daher gezwungen war, neue Sprecher zu verpflichten. Die leisten aber allesamt gute Arbeit und kommen den Vorbildern sehr nahe, wenngleich man die feinen Unterschiede natürlich trotzdem wahrnimmt, besonders weil die neuen Passagen deutlich dynamischer und klarer klingen als der Rest der vierzig Jahre alten Tonspur.
Dementsprechend klingen die Dialoge auch weiterhin eher dumpf und lassen Kraft vermissen, bleiben aber zu jedem Zeitpunkt bestens verständlich. Am ehesten präsent bleibt der eindringliche Soundtrack, der mangels bewusst großer Effekthascherei seitens Kubrick auch am dominantesten vom Raumklang Gebrauch macht. Der Ton bleibt also insgesamt über weite Strecken frontlastig und kann sein ursprüngliches Alter kaum verbergen. Ein kleiner Trost ist immerhin, dass auch Fans der Originalspur, sei es nur hier oder im Rest der Welt, mit UHD und Blu-Ray keinen Mehrwert geboten kriegen. Hier bleibt es bei der altbekannten verlustfreien DTS-HD MA 5.1 – Spur, die nur wenig mehr Dynamik zu bieten weiß und beim Bass genauso zurückhaltend agiert wie in der deutschen Synchronfassung. Aber naja, man kann schließlich nicht alles haben, so sehr man es sich auch gewünscht hätte. Gemessen am Alter gibt es wesentlich Schlimmeres, selbst erst Jahre später entstandene Filme warten mit deutlich schlechterem Ton auf.
Die Extras
Neues Material sucht man hier vergeblich, denn die abseits des Audiokommentars von Steadycam – Erfinder Garrett Brown und Kubrick – Biograph John Baxter, der auch auf der UHD vorhanden ist, besteht sämtliches, komplett auf der Blu-Ray untergebrachtes Bonusmaterial aus den bereits bekannten Featurettes der HD-Erstveröffentlichung von 2007. Neben dem knapp 35 Minuten langen Making Of und 26 Minuten Einblicke hinter die Kulissen widmet man sich noch kurz Wendy Carlos, der Komponistin des Films sowie Regisseur Kubrick selbst. Etwas über eine Stunde Gesamtlaufzeit kommt hier in Standardauflösung zusammen. Die gebotenen Extras sind sicher nicht uninteressant, aber Recycling bleibt eben Recycling.
„Obwohl Stephen King die Verfilmung seines Werks immer gehasst hat, lässt sich nicht leugnen, dass Regisseur Stanley Kubrick mit The Shining ein zeitloser Klassiker des Horrors gelungen ist, der mit ganz subtilen Mitteln und ohne große Effekthascherei Angst und Schrecken direkt in den Köpfen der Zuschauer entstehen lässt. Was nun besser ist, nämlich Buch oder Film, darüber wird man sich wohl noch ewig streiten. Meiner Meinung nach bieten beide eigene wie gemeinsame Vorzüge. Weniger streiten muss man um die Qualitäten der Neuauflage. Der 4K – Transfer sieht vor allem in nativer Form als UHD einfach nur sensationell gut aus und bietet zudem erstmals auch die über 20 Minuten neues Material der bisher ausschließlich exklusiv in den Staaten verfügbaren Langfassung, hier in brauchbar nachsynchronisierter Form. Ton und Extras sind abseits davon identisch zu bisherigen Veröffentlichungen und in dieser Form keineswegs perfekt, aber ganz sicher auch nicht schlecht. Wer noch immer nach einem guten Grund gesucht hat, auf 4K umzusteigen, hat mit der Neuveröffentlichung von The Shining spätestens jetzt ein verdammt gutes Argument dafür an der Hand.“