Der Film
Hier kann man sein, wer und was man will. Ob man seine Zeit nun damit verbringt, auf virtuellen Wellen zu surfen oder im PvP auf dem Planeten Doom um Artefakte kämpft und andere Spieler um ihre virtuelle Währung bringt, mit der man allerlei coole Gimmicks kaufen kann, die Möglichkeiten sind schier unbegrenzt. Bevor Halliday letztlich starb, hinterließ er jedoch ein Easter Egg in der OASIS, welches dem Finder nicht nur die Kontrolle über die virtuelle Welt überträgt, sondern auch Halliday´s gesamtes Vermögen in Höhe von 500 Milliarden Dollar. Doch bisher ist es niemandem gelungen, die erste von drei dafür nötigen Prüfungen erfolgreich zu meistern. Zu den Eierjägern gehört auch Wade Watts (Tye Sheridan, Deadpool 2), der als Waise ein eher trostloses Leben bei seiner Tante Alice und deren brutalen Lebenspartner inmitten der Slums von Columbus führt. Der Jungspund gilt als absoluter Halliday – Experte und kämpft in der Rolle seines Avatars Parzival gemeinsam mit seinem besten Freund Aech sowie den Samurai – Geschwistern Daito und Sho verbissen um das versteckte Easter Egg. Dabei lernt er auch die bekannte Art3mis (Olivia Cooke, Vollblüter) kennen, die aber aus wesentlich idealistischeren Gründen an der Eierhatz teilnimmt.
Als es Wade dann tatsächlich gelingt, die erste Prüfung zu bestehen, gelangen er und sein Team schnell in den Fokus des ruchlosen Nolan Sorrento (Ben Mendelssohn, Rogue One). Dessen Unternehmen IOI beschäftigt eine ganze Armee von drohnenhaften Spielern, die mit nahezu unbegrenzten Finanzmitteln ausgestattet ebenfalls die Kontrolle über die OASIS anstreben. Nicht jedoch aus Spaß an der Freude, sondern um die virtuelle Welt durch Werbung möglichst lukrativ ausbeuten zu können. Schnell haben Wade und Co. die Schergen von IOI nicht nur in der virtuellen, sondern auch in der realen Welt am Hals…
Die Rezension
Ready Player One vereinigt vieles unter seiner Haube. Der Film ist dabei weit mehr als nur eine liebevolle Hommage an die Videospielkultur, sondern in erster Linie auch eine dystopische Erzählung über Freundschaft und deren Bedeutung in der virtuellen Realität. Was das angeht, haben wir es hier also mit einem klassischen Spielberg zu tun. Ebenso aber ist Ready Player One auch ein Denkmal für die Leidenschaft von Menschen für Filme und Games und ihre Bereitschaft, dafür einzustehen. Dass dabei allerdings viele bedeutsame, zumeist sehr düstere Elemente der Buchvorlage auf der Strecke geblieben sind, enttäuscht. Zwar konnte man Autor Ernest Cline auch für das Drehbuch gewinnen, der seinen Klassiker dann auch entsprechend für die Gegenwart aufbereitet hat, dennoch wirkt der fertige Film im Vergleich zum Buch oftmals sehr idealisiert und harmlos. Das gilt besonders für die Charaktere, die optisch nur noch sehr wenig mit ihren Buchversionen gemeinsam haben und entsprechend für Kenner eigentlich deutlich zu attraktiv verkörpert werden. Aber auch andere Elemente wie die Zwangsarbeitslager für Kreditschuldner werden hier nur am Rande behandelt.
Wer darüber hinwegsehen kann, bekommt ein audiovisuelles Spektakel der Güteklasse A++ geboten, welches nur so vor Referenzen strotzt. Ob Tracer aus Overwatch, Lara Croft, der DeLorean aus Zurück in die Zukunft, die Heilige Granate und und und…es würde schier ewig dauern, all das aufzuzählen, was der Film einem mal mehr, mal weniger gut versteckt präsentiert. Das effektreiche Finale gehört mit zum Besten, was die moderne Computertechnik in den letzten Jahren auf den Bildschirm gezaubert hat. Doch ist der Film am Ende nicht nur für Gamer und Cineasten interessant, sondern bietet grundsätzlich auch abseits davon grundsolide Unterhaltung im Rahmen einer spannenden, stellenweise auch sehr emotionalen Geschichte. Passend dazu liefert Alan Silvestri, der ausnahmsweise für Spielberg´s Hauskomponist John Williams eingesprungen, einen wunderbaren Filmscore und Kameramann Janusz Kaminski sorgt wie immer für eindrucksvolle Bilder.
Auch die Besetzung kann sich sehen lassen, sämtliche Schauspieler verkörpern ihre Rollen mit spürbarem Vergnügen. Die Chemie zwischen den Darstellern stimmt. T.J. Miller sorgt als I-R0k für zahlreiche Lacher, Ben Mendelssohn ist wie immer klasse als Schurke und nachwievor stellt keiner die lakonische Langsamkeit besser zur Schau als Mark Rylance, der nach seinem Oscar© für Bridge of Spies hier bereits zum dritten Mal in Folge mit Spielberg zusammengearbeitet hat. Der Film lässt sich übrigens ganz interessant deuten. Denn wenn man bedenkt, wie bemüht die großen Publisher in der Gamingindustrie seit Jahren darum sind, möglichst jeden Cent aus den Konsumenten herauszupressen, möchte man fast meinen, IOI ist ein Tochterunternehmen von Electronic Arts. Ob Ernest Cline dies bewusst so dargestellt hat oder nicht, bleibt wohl sein Geheimnis.
UHD und Blu-Ray
Regisseur Spielberg entschied sich bei Ready Player One für eine ungewöhnliche Kombination aus digitalem Arri ALEXA Plus – Kamerasystem sowie analogen 35mm – Panavision – Kameras. Letztere sorgen in den dunklen Realweltszenen auch dank des kräftigen Filmkorns für einen Look, der sich wunderbar von schrill – bunten, glattgebügelten Look in der OASIS abhebt. Daraus entstand am Ende ein Master in nativem 2K, auf welchem erwartungsgemäß auch die Heimkinoveröffentlichungen auf Blu-Ray und UHD basieren, natürlich in ihrer jeweils herab- bzw. hochskalierten Form. Bereits die Blu-Ray kann sich absolut sehen lassen und bewegt sich in Sachen Farbgebung und Kontrast fast immer auf Referenzniveau, was besonders in den virtuellen Szenen hervorragend zur Geltung kommt. Die Realwelt wirkt dagegen bewusst grau und farblos, aber auch hier besticht das Bild mit Detailreichtum und sehr guten Schwarzwerten. Kleine Mankos sind aber ebenso vorhanden. Das gelegentlich deutlich hellere Bild der Blu-Ray verschluckt gelegentlich Details, besonders manche Gesichter wirken so in den Nahaufnahmen etwas arm an Tiefe und leiden dann zusätzlich unter der manchmal zu starken Bildkörnung. Auch lassen sich gelegentlich Unschärfen beobachten, die besonders an den Bildrändern bemerkbar sind. Nichtsdestotrotz bietet die Blu-Ray eine insgesamt sehr gute Bildqualität.
Die UHD macht manches besser als die Blu-Ray, stellt aber im direkten Vergleich nur einen eher geringen Mehrwert dar. Das hier gewohnt dunklere Bild schwächt das Filmkorn stellenweise angenehm ab und sorgt so besonders in den Realszenen für den saubereren Look. Die Farben wirken hier dank des erweiterten Farbraums und dem Einsatz von HDR10/Dolby Vision nochmals einen Ticken kräftiger, was besonders das Geschehen in der OASIS nochmal ein kleines Level anhebt, ohne dabei ins Negative abzudriften. Auch leidet die UHD nicht unter der eben erwähnten Überstrahlung mancher Szenen und schafft es, selbst bewusst kontrastarme Einstellungen auf gutem Level wiederzugeben. Dadurch erhalten auch die Gesichter wieder mehr Plastizität. Das macht die 4K – Version bei entsprechend vorhandener Technik klar zur ersten Wahl, auch wenn der Auflösungsbonus kaum zur Geltung kommt.
Extrem vorbildlich verhält sich Warner beim Ton. Sowohl Blu-Ray als auch UHD bieten deutschen Dolby Atmos – Ton. Und der hat es in sich. Hervorragende Dynamik, Effektverteilung nahe der Perfektion und der tolle, fast permanente Einsatz der Höhenlautsprecher sorgen für eine bisher ungekannte Form der Immersion. Selbst der Score von Alan Silvestri ist derart gut nuanciert ins Geschehen eingebaut worden, dass man in Sachen Ton wirklich nur von absoluter Referenzqualität sprechen kann, an der sich alle zukünftigen Veröffentlichungen zu messen haben. Der Subwoofer wird hier richtig gefordert und liefert eindrucksvollen Wumms. Wenn beispielsweise King Kong auf der Rennstrecke wütet, bebt bei jedem Schlag der Boden im Raum. Dabei gerät die Stimmverständlichkeit allerdings nie unter die Räder, der Center ist stets präsent wahrnehmbar. Ready Player One ist einfach einer dieser Filme, die erst mit einer richtig guten Heimkinoanlage ihre wahre Qualität entfalten. Ein finales Wort zu den Extras, welches durch die Bank sehr interessante und ausführliche Informationen über fast alle Aspekte der Herstellung bieten. Soundtrack, Effekte…hier bleibt nichts auf der Strecke. Herzstück des Bonusmaterials stellt dabei das Feature Spielwende dar, welches alleine schon auf eine Laufzeit von über einer Stunde kommt und Einblicke in den Prozess zwischen Drehbuch und ersten finalen Szenen liefert. Auch Autor Ernest Cline und viele der Darsteller kommen nochmal ausführlich zu Wort. In Sachen Umfang können sich die Extras also wirklich sehen lassen. Die befinden sich übrigens auch komplett auf der Blu-Ray, welche der UHD aber als Bonus beiliegt. Wenig überraschend für einen Spielberg – Film muss man aber auf jede Form von Audiokommentar verzichten. Das schadet der sonst vorbildlichen Veröffentlichung aber auch nicht mehr.
Fazit
„Obwohl der Film viele wichtige Elemente aus dem Buch zugunsten eines etwas massentauglicheren Erlebnis vermissen lässt, hat Regisseur Spielberg mit Ready Player One meine Erwartungen übertroffen. Was hier geboten wird, ist einfach nur ein Fest für Gamer und Filmfans, dass so voller Referenzen, Zitaten und Gastauftritten bekannter Charaktere strotzt, dass es einem das Herz erwärmt. Aber auch die Geschichte drumherum macht Spaß, was nicht nur am coolen dystopischen Setting liegt, sondern auch an den spielfreudigen Darstellern. Die Balance zwischen Effektgewitter, Emotion und Witz stimmt. Während die UHD die BD in Sachen Bildqualität knapp überflügelt, bewegt sich der Ton mühelos an der Konkurrenz vorbei und sichert sich den Platz als unsere neue Referenz. Dank umfangreicher Extras gibt es auch neben dem Film einiges zu sehen. Kurzum, wer den Film bereits im Kino mochte, wird auch im Heimkino nicht enttäuscht werden.“