Der rastet völlig aus und flieht nach einer kurzen Verfolgungsjagd in die nahegelegenen Wälder. Doch Teasle will nicht einfach so aufgeben und hetzt Rambo seine ganze Einsatztruppe hinterher. Als dabei einer der Polizisten durch eigenes Verschulden sein Leben lässt, sinnt der Sheriff erst recht auf Rache. Die Hatz auf den Kriegsveteranen gerät zum Medienspektakel, die auch Rambo´s ehemaligen Ausbilder und väterlichen Freund Colonel Trautman (Richard Crenna, Hot Shots 2) auf den Plan ruft. Der ist allerdings nicht gekommen, um Rambo vor der Polizei zu schützen, sondern die Polizei vor Rambo. Und dieser Schutz scheint auch dringend nötig zu sein, denn der traumatisierte Guerrillaexperte setzt sich erbarmungslos gegen seine Verfolger zur Wehr…
Die Rezension
Es muss irgendwann Ende der Neunziger, bzw. Anfang des neuen Millenniums gewesen sein, als ich als kleiner Pimpf erstmals mit der Figur des John Rambo in Kontakt gekommen bin. Damals war ich stets auf der Suche nach guten Actionfilmen, wobei natürlich besondere jene ihren besonderen Reiz auf mich ausübten, die längst nicht für mein damaliges Alter von 12 Jahren geeignet waren. Den ersten Rambo nahm ich damals heimlich via programmiertem Videorekorder im Nachtprogramm von PRO 7 auf – zu einer Zeit, in welcher der Erstling noch als einziger unzensiert im Fernsehen gezeigt werden durfte. Heute, als Erwachsener, betrachte ich nicht nur den Film, sondern auch die Figur ganz anders. Die ist jedoch keine Schöpfung von Stallone, der hier auch am Drehbuch mitgewirkt hat, sondern entstand bereits 1972 unter Federführung des Schriftstellers David Morell, als der Vietnamkrieg noch immer in vollem Gange war und sich bereits abzeichnete, dass die Vereinigten Staaten dort keinen Sieg erringen würden.
Die Figur des John Rambo ist im Buch allerdings eine gänzlich andere als jene, welche die meisten später im Kino bewundern durften. Dort agiert Rambo nämlich nicht als traumatisierter Antiheld mit Sympathiewerten, sondern ist ein eiskalter Killer, der für zig Tote sorgt, ehe er letztendlich erschossen wird. Dieses Ende entstand übrigens auch für den Film, stieß beim Testpublikum aber auf Ablehnung und hätte entsprechend auch kaum Raum für Fortsetzungen ermöglicht. Stattdessen legte Stallone die Figur als gebrochenen und desillusionierten Kriegsheimkehrer an, der sowohl von der Regierung als auch von der Gesellschaft für die er so bitter und verlustreich gekämpft hat, im Stich gelassen wurde. Die Ereignisse des Films sind deswegen auch als starke Gesellschaftskritik am damaligen System zu verstehen. Rambo selbst gibt am Ende den zaghaften Bürokraten die Schuld am verlorenen Krieg und teilt damit eine zur damaligen Zeit sehr präsente Dolchstoßlegende. Wer Rambo, dessen Name sich übrigens von einer Apfelsorte ableitet, mal auf diese Weise betrachtet, erlebt den Klassiker von Ted Kotcheff vielleicht sogar ganz neu und in anderem Licht.
Doch auch als reiner Actioner funktioniert Rambo hervorragend, der ganz nebenher eine wahre Welle von “Einer gegen Alle” – Filmen losgetreten hat, die das Genre über die kommenden Jahre maßgeblich domiert haben. Der Film lebt nicht nur durch sein ungewöhnliches Setting, für welches übrigens Drehorte in British Columbia, Kanana, dienten, sondern auch durch seine konträren Darsteller. Brian Dennehy ist einfach nur klasse als rachsüchtiger Cop, aber auch Stallone selbst beweist wieder mal, dass er ein gutes Talent dafür hat, Underdogs zu schreiben und auch zu spielen. Entsprechend gehört der Film in jede gut sortiere Sammlung.
UHD und Blu-Ray
Der erste Rambo feierte bereits 2009 seine HD – Premiere, die passende Blu-Ray erschien damals noch unter dem Label des ehemaligen Rechteinhabers Kinowelt, die keinesfalls Referenzmaterial bot. Das Bild strotze nur so vor Verunreinigungen und auch die allgemeine Bildqualität kann allenfalls als schwankend bezeichnet werden. Besser wurde es mit der Neuauflage von STUDIOCANAL einige Jahre später, die Teil der neuen Remastered – Trilogie im Rahmen der frisch vom Index gestrichenenen Teile II und III war. Bereits hier präsentierte sich der Film deutlich sauberer und blieb in dieser Form bis heute Standard. Für die UHD – Premiere ging man aber andere Wege und fertigte einen frischen 4K – Transfer vom originalen 35mm – Negativ an, der anschließend vom französischen Studio Eclair Paris Frame für Frame nachbearbeitet wurde, um den Klassiker nicht nur in bisher ungekannter Qualität zu mastern, sondern um sich auch dem ursprünglichen Kinolook wieder annähern zu können. Das fertige Ergebnis unterscheidet sich entsprechend deutlich von allen bisherigen Veröffentlichungen.
Vorab: Wer von der 4K – Premiere ein durch und durch referenzverdächtiges Bild erwartet, wird wahrscheinlich schnell enttäuscht werden. Das würde höherwertiges Quellmaterial voraussetzen, über welches der Film leider nie wirklich verfügt hat. Die UHD stellt aber dennoch die bisher beste Möglichkeit dar, Rambo zu erleben. Dafür sorgt unter anderem der HDR10 – Support, der für deutlich besser ausbalancierte Kontraste sorgt, die gerade in den dunkleren Momenten wie beispielsweise Rambo´s Flucht durch den Minenschacht lange verloren geglaubte Details zurückbringen. Der Schwarzbrei früherer Releases gehört damit schon mal der Vergangenheit an, was dem Geschehen wirklich gut tut. Durch die höhere Auflösung des nativen 4K – Masters gewinnen besonders die Umgebungen an Durchzeichung hinzu, weitläufige Aufnahmen erstrahlen dank deutlich höherer Detailtiefe und besserer Schärfe in neuem Glanz. Dafür bleiben Nahaufnahmen eher mau, speziell die einzelnen Gesichter wirken etwas zu weich. Bei der alten Blu-Ray war es genau gegenteilig, was aber dem Einsatz von künstlichen Schärfefiltern geschuldet ist, auf den man hier zugunsten puristischer Ambitionen vollständig verzichtet hat. Dennoch muss man der UHD hier insgesamt eine deutlich höhere Gesamtqualität zusprechen.
Der deutlichste Unterschied ist aber in der Farbgebung auszumachen, die für jahrelange Betrachter der ehemaligen Veröffentlichungen mit großer Wahrscheinlichkeit sehr gewöhnungsbedürftig sein wird. Dort präsentierte sich das Bild nämlich eher kühl, Blautöne dominierten fast jede Szene. Hier dagegen kommen deutlich wärmere Töne zum Einsatz, die den bekannten Look völlig auf den Kopf stellen. Die Remastered Blu-Ray, die der UHD samt aller Extras beiliegt, bewegt sich nun deutlich Richtung Grün. Das hebt zwar die Szenen mit viel Bewaldung qualitativ an, dominiert aber leider auch neutrale Flächen sehr stark und hat ebenfalls negative Auswirkungen auf die Natürlichkeit der Gesichter. Man muss hier zu bedenken geben, dass das Color Grading separat für die neue Blu-Ray, die das selbe Ausgangsmaster verwendet, erstellt worden ist. Und die bietet natürlich nicht die Möglichkeit, mit denen die UHD um die Ecke kommt. Die nutzt den einen erweiterten Farbraum und mischt dem Bild wieder etwas mehr Blau bei. Das Ergebnis ist ein solider Mittelweg zwischen alter und neuer Blu-Ray, der in Sachen Natürlichkeit und Atmosphäre das beste Gesamtergebnis bietet. Alleine schon, weil hier die neutrale Flächen wie Gehwege und Gebirge deutlich runder und akzentuierter wirken. Da zudem aber auch die Schärfewerte hier am besten zur Geltung kommen, stellt die UHD die einzig kluge Wahl für ein Upgrade dar, während es bei der Blu-Ray letztendlich Geschmackssache ist, welcher Farbgebung man den Vorzug geben will. Die Schwächen des Ausgangsmaterial können aber auch die neuen Releases nicht komplett ausbügeln.
Beim Ton bleibt dagegen alles wie gehabt. Sowohl der UHD als auch der Remastered Blu-Ray liegt der gleiche verlustfreie DTS-HD MA 5.1 – Ton bei, der auch schon auf früheren Veröffentlichungen für den Sound gesorgt hat, hier natürlich ebenfalls wahlweise in Deutsch und Englisch. Referenzmaterial bieten die im Kern bereits 36 Jahre alten Tonspuren aber erwartungsgemäß nicht, immerhin entstand Rambo ursprünglich noch in einfachem Stereoton. Dementsprechend bieten beide Spuren nur sehr wenige Raumklangelemente und bleiben primär frontlastig. Die Stimmverständlichkeit ist beim Originalon geringfügig besser, zumal die deutsche Synchronisation aufgrund der damals üblichen Neigung zur Überbetonung eh nicht das Gelbe vom Ei darstellt, trotz kompetenter Sprecher. Auch bleibt der deutsche Ton überwiegend kraftlos und dumpf. Nichts, was das Heimkinosystem groß ins Schwitzen bringen könnte. Und auch der Subwoofer verweilt bis zum Finale hauptsächlich im Tiefschlaf. Als Bonus lässt sich aber zusätzlich der originale deutsche Monoton anwählen, was eigentlich ganz cool ist, weil hier die Stimmverständlichkeit noch etwas besser ausgefallen ist – das natürlich zum Preis sämtlicher Restelemente, darunter auch dem fantastischen Score von Jerry Goldsmith.
Die komplett auf der Blu-Ray befindlichen Extras setzen sich aus allem zusammen, was in all den vielen Jahren zum Thema Rambo produziert worden ist, primär natürlich als Beilage für die verschiedenen DVD – und HD-Veröffentlichungen. Hier hat man nun erstmals nicht nur komplett alles an einem Ort untergebracht, sondern zudem auch Platz für ein neu produzierte Featurette s geschaffen, darunter “Rambo und die 80er”. Hier kommen in Form einer Retrospektive zahlreiche Filmbeteiligte, aber auch andere Größen aus Film und Popkultur zu Wort und resümieren über die Bedeutung des Charakters Rambo für die 80er Jahre. Hier übrigens nur als erster von insgesamt drei Teilen, der Rest befindet sich an Bord der jeweiligen Fortsetzungen. Auch darf man sich zusätzlich über einen kurzen Vergleich zwischen Remaster und Ursprungsfassung freuen, der unsere Beobachtungen weiter oben nochmals verdeutlicht. Der Rest besteht aus bekannten, aber ebenfalls interessanten Extras mit gutem Umfang. Sehr zu empfehlen sind die beiden Audiokommentare, die auf der UHD verfügbar sind. Zum einen kommentiert hier Silvester Stallone ganz alleine den kompletten Film und weiß teils tolle Geschichten zur Rolle und Entstehung des Films zu erzählen (einer der besten Audiokommentare überhaupt, vertraut mir!), zum anderen sind auch die Impressionen von Rambo – Erfinder Morrell sehr interessant, der ebenfalls solo die zweite Kommentarspur vertritt. Unbedingt reinhören!
Fazit
“Rambo ist Generationenkult in Reinform, die sich kein Actionfan entgehen lassen sollte. Obwohl der Erstling hier weniger auf Krawall baut, sondern sich eher als gesellschaftskritisches Drama mit Actionelementen versteht, gibt es dennoch genügend explosive Schauwerte, besonders natürlich im grandiosen Finale. Das brandneue, sorgfältig überarbeitete Master ist allerdings ein gespaltenes Schwert. Richtiges Referenzmaterial bieten die neuen Veröffentlichungen aufgrund des eher mittelprächtigen Ausgangsmaterials nicht, eine deutliche Verbesserung zu den alten Fassungen ist aber dennoch klar zu erkennen. Dies besonders bei der UHD, die durch deutlich bessere Kontraste, mehr Details und ein weniger aggressives Color Grading besticht als die Remastered Blu-Ray. Die Farben bleiben aber Geschmackssache. Für mich stellt die UHD allerdings definitiv ein lohnenswertes Upgrade dar, schon aufgrund der vollen Ladung Extras.”
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