Der Film Nach dem verheerenden Überraschungsangriff der Japaner auf Pearl Harbor bleibt den bisher so passiven Vereinigten Staaten von Amerika unter Führung von Präsident Theodore Roosevelt nichts anderes übrig, als letztendlich doch in den Zweiten Weltkrieg einzutreten. Noch lange vor der allierten Befreiungsinvasion Europas will man es zunächst mit dem aggressiv expandierenden Kaiserreich aufnehmen, welches sich auch dank seiner starken Marineverbände immer weiter im pazifischen Raum ausbreitet. Doch nicht nur die massiv dezimierten Flottenstreitkräfte machen den Oberkommandieren zu schaffen, auch in Sachen Technik hinkt man dem Gegner weit hinterher. Gegen die modernen japanischen Zeros sind die betagten Spitfires der Airforce meistens chancenlos, aus der Luft abgeworfene Torpedos verweigern immer wieder die Funktion. Erste offene Gefechte auf See sorgen für Verluste auf beiden Seiten, es mangelt an einer klaren Strategie. Nach der als Himmelfahrtskommando geltenden Bombardierung von Tokio und der Schlacht im Korallenmeer warten die Amerikaner gespannt auf den nächsten Zug der japanischen Kriegsmarine.
Die Rezension
Mit Pearl Harbor lieferte Genrespezialist Michael Bay bereits 2001 eine millionenschwere Materialschlacht um eine der verheerendsten Militärkatastrophen und den damit verbundenen Eintritt der Vereinigten Staaten in den Zweiten Weltkrieg ab. Doch der überlange Blockbuster nutzte historische Hintergründe eher als Kulisse für ein unausgeglichenes Liebesdrama mit Schmalz und Schmus, neben dem alles andere mehr oder weniger eine Nebenrolle einnimmt. Roland Emmerich, seines Zeichens ebenfalls ein Meister der Leinwandzerstörung, geht mit Midway – Für die Freiheit einen Schritt weiter Der Angriff der Japaner auf den Flottenstützpunkt dient hier nur als visuell opulente Eröffnung eines deutlich straffer wie zielgerichtet wirkenden Films, der sich primär mit den Ereignissen NACH Pearl Harbor befasst und letztendlich mit der historischen Schlacht um Midway sein Ende findet.
Dass Emmerich chronische Schwächen wie diese seit jeher mit einem wahren Overkill an Computertricks zu kompensieren versucht, merkt man auch an Midway – Für die Freiheit, der mit geschätzt 100 Millionen Dollar Budget genretechnisch eher in preiswerte Kategorien fällt. Mal im Vergleich: Für das große Finale der Avengers ging knapp das Vierfache drauf. Dementsprechend wurden nur wenige Sets gebaut, der Großteil des Films besteht aus CGI, was man leider aufgrund der schieren Effektdichte viel zu oft merkt. Anders als beispielsweise der komplett mit praktischen Tricks inszenierte Der Soldat James Ryan will hier keine rechte Immersion aufkommen, alles wirkt viel zu sauber um den wahren Begebenheiten wirklich gerecht werden zu können. Daran ändert auch die massive Nachbearbeitung nichts, die dank künstlich hinzugefügter Körnung sowie einer drastisch auf alt getrimmten Farbgebung für einen historisch passenden Look sorgen soll. Im erdigen Stil und fast durchgehend von Gelb-, Braun- und Orangetönen dominiert, wirkt das Geschehen vor dem dauerhaften Hintergrund unaufhörlicher Sonnenauf- und Untergänge aber trotz aller Bemühungen eher wie eine Urlaubsdokumentation. Weniger wäre hier definitiv mehr gewesen.
Für wen eignet sich der Film also am ehesten? Fans von Transformers, Independence Day und Co., die Zerstörung in großen Maßstäben lieben, werden definitiv auf ihre Kosten kommen. Wer dagegen mehr Wert auf Charaktere und Spannung legt, sollte lieber zu Klassikern wie Duell im Atlantik greifen. Dass die Zuschauer solch inhaltsleeren Spektakeln längst überdrüssig sind, zeigte sich auch an den weltweiten Kinokassen: Mit etwas mehr als 25 Millionen Dollar Gesamtgewinn nach Abzug aller Produktionskosten gilt Midway – Für die Freiheit als Flop. Verständlich, denn wirklich Neues kann der Film zum bereits vor knapp zwanzig Jahren komplett ausgereizten Genre der Kriegsfilme leider nicht beitragen. Und selbst dann gab es einfach viel bessere Filme zum Pazifikkrieg. Diesen hier kann man sehen, muss man aber nicht.
UHD und Blu-Ray: Das Bild
Obwohl die hier zum Einsatz gebrachten Panavision DXL2 Millennium – Kamerasysteme das komplett digital gefilmte Material in satten 8K auf Platte gebannt haben, entstand bedingt durch den überwältigen Einsatz von Computereffekten am Ende doch wieder nur ein 2K Digital Intermediate, welches Blu-Ray und UHD gleichermaßen als Basis dient. Erstere liefert gemessen an ihren Möglichkeiten bereits recht solide Resultate ab. Die aggressive Nachbearbeitung erschwert es allerdings, die Heimkinoveröffentlichung im Rahmen regulärer Testkriterien zu bewerten. Alleine das künstlich hinzugefügte und dabei alles andere als spärlich zum Einsatz gebrachte Filmkorn geht abseits der noch am ehesten detailliert dargestellten Nahaufnahmen arg auf Kosten der Bildschärfe. Dominiert dann aber der Greenscreen oder entstammen gleich komplette Sequenzen dem Computer, wird das Bild nochmal eine Ecke weicher. Auch angesichts der zugunsten eines adäquaten Looks stark verfremdeten Farbgebung kann man kaum mehr von Natürlichkeit sprechen. Selbiges gilt für die Kontraste, die immer wieder über die Stränge schlagen, worunter stellenweise nicht nur die Durchzeichnung sehr zu leiden hat, sondern auch die Übergänge zwischen Darstellern und deren jeweiligem Hintergrund. Technikenthusiasten werden mit der Blu-Ray im Endergebnis wohl kaum glücklich werden.
Die auf 4K hochskalierte UHD kommt mit dem obligatorischen erweiterten Farbraum nach Rec.2020 daher und liefert zusätzlich Support für HDR10 und Dolby Vision. Während der hochpreisige Silberling in Sachen Detailwiedergabe identisch schlecht zur Blu-Ray performt, wischt die UHD mit ihrem kleinen Bruder dafür in Sachen Farb- und Kontrastwiedergabe hemmungslos den Boden auf. Die sichtbare Intensivierung der Farben mag den Film nicht zu mehr Natürlichkeit führen (das Gegenteil ist der Fall), wirkt sich aber positiv auf den intendierten Look aus. Dank der höheren Grundauflösung nimmt die UHD ferner auch die Körnung ein Stückweit zurück, bleibt aber immer noch ein sehr präsentes Stilmittel. Den wirklichen Unterschied machen letztendlich die Kontraste aus: Helle Momente strahlen einem in einer Brillanz entgegen, die ich in so einer Form schon lange nicht mehr gesehen habe. Aber auch bei den Schwarzanteilen lässt sich ein ordentliches Plus vermerken. Das Bild wirkt so von Anfang an dynamischer, der durchgehend wahrnehmbare Grauschleier der Blu-Ray geht mit der UHD komplett verloren. Aber auch hier bleibt die starke Nachbearbeitung Gewöhnungssache. Übrigens haben wir es hier wieder mal mit einem der Fälle zu tun, in denen Dolby Vision sich gegenüber HDR10 im Vorteil zeigt, da dunkle Einstellungen einfach besser durchzeichnet werden. Kleinere Versumpfungen bleiben über die UHD aber dennoch erhalten.
UHD und Blu-Ray: Der Ton
So gewöhnungsbedürfig Midway – Für die Freiheit in Sachen Look auch sein mag, beim Ton übertreffen sowohl Blu-Ray als auch UHD dank deutscher wie englischer Dolby Atmos – Spur mit verlustfreiem TrueHD-Kern sämtliche Erwartungen und liefern damit noch im ersten Quartal des Jahres eine Tonreferenz ab, an der sich bis Ende 2020 jede weitere Heimkinoveröffentlichung messen muss. Brachiale Bässe samt genialer Dynamik verwöhnen Cineasten mit entsprechender Ausstattung schon in den ersten Minuten. Wuchtvolle Explosionen lassen die Erde beben, während die Sturzflüge der japanischen Zero´s dröhnend von der Deckenebene dazugemischt werden. Solche Referenzmomente gibt es zuhauf, zumal die reguläre Ebene immer aktiv von allen Seiten mitmischt. Was hier an Effektfeuerwerk aus sämtlichen Boxen ertönt, wird wohl selbst toleranten Nachbarn den letzten Nerv abverlangen. Und zwar nicht nur jenen nebenan, sondern auch gegebenenfalls denen in der Wohnung über einem. Wahnsinn!
Zugegeben, manche Effekte aus dem oberen Spektrum gehören dort eigentlich gar nicht hin, hier hat es der zuständige Toningenieur gelegentlich etwas zu gut gemeint. Das verzeiht man aber angesichts der sonst vorbildlichen Abmischung sehr schnell. Der Film nutzt die Vorzüge einer dreidimensionalen Klangkulisse wie kaum ein anderer bis an die Grenzen des Möglichen aus. Warum auch nicht, schließlich spielt sich ein Großteil der Action aus der Luft ab. Und gerade da fühlt man sich als Zuschauer immer mittendrin im Geschehen. Es ist einfach immer etwas los, zu viel um jeden einzelnen Moment hervorheben zu können. Wer bisher immer noch gezögert hat, sich eine anständige Heimkinoanlage ins Wohnzimmer zu stellen, hat spätestens jetzt einen dringenden Grund zur Anschaffung. 140 Minuten spektakuläres Demomaterial sind die Belohnung, die einen anschließend erwartet. Dabei sollte noch erwähnt werden, dass selbst inmitten dichtester Krawallgewitter stets auch eine optimale Dialogverständlichkeit aus dem Center gegeben ist.
Die Extras
Ein bisschen Bonusmaterial hat es dann zu guter letzt auch noch auf die jeweiligen Datenträger geschafft, wobei lediglich der etwas unmotivierte Audiokommentar von Roland Emmerich auch seinen Weg auf die UHD gefunden hat. Sämtliches Restmaterial findet sich wie so oft ausschließlich an Bord der Blu-Ray wieder. Dort warten neben einem knapp viertelstündigen Making Of auch noch eine Übersicht zu Cast und Crew, ferner widmet man sich etwas ausführlicher den Kryptologen, die seinerzeit den bevorstehenden Angriff auf Midway enttarnt haben. Eben diese Schlacht wird dann auch anhand historischer Tatsachen nochmal näher beleuchtet, obendrauf gibt es Interviews mit zwei Zeitzeugen. Lobenswert ist, dass man hier wirklich darum bemüht war, Hintergründe zu erklären und den Kontext zwischen Film und Realität möglichst detailgetreut darzustellen. Das fehlt leider vielen ähnlichen gestrickten Filmen viel zu oft. Abgerundet werden die Featurettes mit einem nochmals fünfminütigen Blick auf Regisseur Roland Emmerich. Vermissen kann man hier kaum etwas.
Fazit
“Obwohl Midway – Für die Freiheit vieles besser macht als seinerzeit noch der viel zu sehr auf Schmonzette getrimmte und wesentlich schlechter getimte Pearl Harbor von Michael Bay, haften dem Film über die Ereignisse nach dem verheerenden japanischen Angriff auf die Pazifikflotte und die anschließende Schlacht um Midway immer auch sehr ähnliche Probleme an. Die ohnehin schon dünnen Charaktere gehen im Actiongewitter komplett unter und sind schneller vergessen als der Geschmack von Tofu. Visuell wird dagegen einiges geboten, allerdings dank eher kleinem Budget nie wirklich auf technischem Spitzenniveau, was sich auch im Rahmen der Blu-Ray und UHD sichtbar wiederspiegelt. Während man sich an die massive Nachbearbeitung gewöhnen muss, setzen die Heimkinoauswertungen beim Ton kompromisslos neue Maßstäbe, auch die Extras wissen zu gefallen.”
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