Der Film
Obwohl sich Drumgoole und dessen Schar gewalttätiger Wärter über die nächste Zeit alle Mühen geben, Frank durch unmenschliche Haftbedingungen und stetiges Drangsalieren zu brechen, gibt dieser nicht kleinbei. Erst als der Direktor den Mord an einem Knastbuddy in Auftrag gibt und ankündigt, Melissa durch einen bald entlassenen Häftling vergewaltigen zu lassen, brennt bei Frank endgültig die Sicherung durch. Ein gewagter Fluchtplan wird geschmiedet. Doch Drumgoole scheint stets einen Schritt voraus zu sein…
Die Rezension
Gefängnisfilme- und Serien erfreuen sich bis heute einer ungebrochenen Beliebtheit. Prison Break, Orange is the new Black und natürlich der unvergessliche Die Verurteilten, der bis heute laut IMDB – Usern als bester Film aller Zeiten gilt, gehören zu den prominentesten Vertretern des Genres. Lock Up – Überleben ist alles ist aber anders als die genannten Beispiele ein eisenharter, dreckiger Actioner, der ganz auf die Stärken seines Hauptdarstellers zugeschnitten wurde und dementsprechend nur wenig Anspruch erhebt, sich intensiv oder gar auf realistische Weise mit dem Gefängnisalltag auseinandersetzen zu wollen. Im typischen Stil der späten Achtziger inszeniert, eröffnet sich dem Zuschauer über 104 Minuten Spielzeit ein kompromissloser, düsterer Ausflug in die Knasthölle.
Von der Kritik wurde der Film seinerzeit weitestgehend aufgrund seiner zahlreichen Klischees und deftigen Gewaltszenen verrissen. Bei einem Budget von 24 Millionen Dollar spielte der unter anderem in einem echten Gefängnis in New Jersey gedrehte Actioner damals gerade mal sein Budget ein. Für den damals als Kassenmagneten geltenden Stallone entpuppt sich Lock Up – Überleben ist alles als erster großer Mainstreamflop. Trotzdem scharrt sich seitdem eine solide Fangemeinde um den Film, denn besonders Donald Sutherland ist als widerwärtig rachsüchtiger Gefängnisdirektor in guter Erinnerung geblieben, die Inszenierung ist handwerklich zudem durchaus solide. Wer auf harte Action hinter Gittern steht, sollte trotz zahlreicher inhaltlicher Ungereimtheiten definitiv einen Blick riskieren.
In Deutschland hatte der Film bisher einen sehr schweren Stand. Über dreieinhalb Minuten fielen im Rahmen der zensierten Fassung der Schere zum Opfer, neben einigen Gewaltspitzen wurde besonders bei den Folterszenen Frank´s durch das Wachpersonal ordentlich geschnitten. Noch schlimmer machte es Tele 5, denn für eine Ausstrahlung zur Primetime kürzte der Spartensender gar über sieben Minuten heraus und schuf so einen noch unansehnlicheren Flickenteppich, der in der dargebotenen Form erst recht keine Daseinsberechtigung mehr besitzt. Aber Zeiten ändern sich zum Glück, denn dank Listenstreichung ist Lock Up – Überleben ist alles nun endlich auch völlig unzensiert mit Freigabe ab 18 Jahren bei uns angekommen.
UHD und Blu-Ray: Das Bild
Man muss STUDIOCANAL wirklich immer wieder dafür loben, auch kommerziell bzw. kritisch wenig erfolgreichen Filmen gute Veröffentlichungen zukommen zu lassen. Statt den Film nämlich einfach in unzensierter Form als schnöden Katalogtitel zu veröffentlichen, hat man den Film vollständig neu in 4K vom Originalnegativ mastern lassen. Das bedeutet, die mit erweiterten Farbraum versehene und zudem mit Support für HDR10 und Dolby Vision ausgestattete UHD bietet tatsächlich auch native Auflösung. Der Anfang ist generell etwas enttäuschend ausgefallen, da die Eröffnung in Frank´s Werkstatt und das Ballspiel mit den Kindern extrem soft wirken und zunächst auf schlimme Weise befürchten lassen, dass man hier exzessiv mit Weichzeichnern hantiert hat. Der Schreck ist aber zum Glück nur von kurzer Dauer, denn sind die ersten Minuten überstanden, bekommt man ein Bild mit Unterschied wie Tag und Nacht geboten, welches explizit in Nahaufnahmen mit gemessen am Alter des Films sensationeller Detailtiefe aufwartet. Bartstoppeln, Schweißperlen und kleinste Falten offenbaren sich dann in all ihrer Pracht und lassen die Charaktere so greifbar erscheinen, dass man fast meinen könnte, man hätte es hier mit einer aktuellen Produktion zu tun.
Dem gegenüber gesellen sich aber auch klassisch altersbedingte Schwächen, die auch das native 4K – Release nicht beheben kann. Der auch dank geringem Budget nicht immer optimal ausgeleuchtete Film schwächelt immer wieder damit, eine konsequent gute Laufruhe zu bieten und vermag es auch unter Zuhilfenahme des in dunklen Szenen meist haushoch überlegenen Dolby Vision nicht, trotz im Vergleich zu vorherigen Releases deutlich knackigeren und nuancierten Schwarzwerten immer eine optimale Durchzeichnung zu gewährleisten. Allerdings versumpfen unter HDR10 noch deutlich mehr Details, weshalb mit Dolby Vision als dynamischem Verfahren trotzdem besser fährt. Bei ausreichend Lichtquellen dagegen sieht der neue Transfer wieder richtig toll aus und zeigt auch starke Weißanteile. Im Vergleich zur Remastered Blu-Ray bietet die UHD außerdem feineres, weniger prägnantes Filmkorn, wenngleich es auch dort in ganz finsteren Momentan zu Bildrauschen kommt. Was aber dafür durchgehend positiv ausfällt, ist die Farbgebung. Wo alte Veröffentlichungen noch unter einem permanenten Grünstich litten, stellt das Remaster den ursprünglichen Look des Films wieder her. Zwar sticht Grün in manchen Szenen immer noch etwas unschön hervor, alles in allem wirkt das Bild aber hier viel natürlicher und ausbalancierter. Besonders prägnant stechen Rot- und Orangetöne hervor, die man in der Form bisher so gar nicht wahrgenommen hat.
Die Remastered Blu-Ray liefert ein insgesamt ähnlich gutes Ergebnis ab, schwächelt aber in dunklen Szenen am meisten und liefert auflösungsbedingt auch nicht die Detailtiefe der UHD. In allen anderen Bereichen kann die Blu-Ray aber trotzdem überzeugen und stellt zumindest gemessen an der alten DVD einen vergleichbar großen Sprung dar, der lediglich Feinheiten vermissen lässt, davon abgesehen aber ebenso eine absolute Kaufempfehlung verdient wie die UHD. So oder so, in dieser Form ist es dem Label einmal mehr gelungen, einen Film angemessen für kommende Generationen zu konservieren. Weil der UHD die Blu-Ray aber sowieso beiliegt und alles zudem im schicken Steelbook zum vernünftigen Preis erhältlich ist, kann man selbst ohne 4K TV guten Gewissens zugreifen und sich dafür über eine schmucke Ergänzung für die heimische Filmsammlung freuen.
UHD und Blu-Ray: Der Ton
Glücklicherweise hat STUDIOCANAL auch ein bisschen am Sound gewerkelt. Der präsentiert sich hier zwar weiterhin zweisprachig als deutsche und englische Masterspur im DTS-HD MA 5.1 – Format, klingt aber im direkten Vergleich jeweils deutlich klarer und sauberer. Besonders die Stimmverständlichkeit im Center wurde hörbar verbessert. Das ist deswegen so wichtig, weil der Film bedingt durch sein Setting sowieso eher zurückhaltend mit Raumklangelementen umgeht und mehr Wert auf Dialoge legt.
Der bisher so omnipräsente Filmscore von Komponist Bill Conti wurde ein bisschen zurückgefahren, was Klangelementen wie dem leichten Hall in den Korridoren und den wuchtig dargestellten Schlägen wieder mehr Raum zur Entfaltung ermöglicht. In diesen Momenten geht auch der Subwoofer gut mit. Hier hat man also an den richtigen Stellen angesetzt und eine deutliche homogenere, immersivere Abmischung angefertigt, welche die Heimkinoanlage zwar nie wirklich ins Schwitzen bringt, aber trotzdem ein gutes Upgrade über den alten Mix bietet. Dabei darf man nicht vergessen, dass der Ton ursprünglich noch in Dolby Stereo gemastert wurde. Und gemessen daran kann sich das Gebotene definitiv hören lassen.
Die Extras
Glücklicherweise hat man sich beim Bonusmaterial dafür entschieden, sämtliche Featurettes nicht ausschließlich auf der Blu-Ray, sondern auch auf der UHD unterzubringen. Nach neuem Material muss man aber vergeblich suchen, denn sämtliche Extras setzen sich aus bereits bekannten Elementen zusammen und wurden lediglich auf 1080p hochskaliert. In der Form findet sich auf den Discs vor allem eines wieder: Interviews, Interviews und noch mehr Interviews. Weil die aber abseits des Hauptdarstellers kaum länger laufen als zwanzig Sekunden (“Hallo, ich heiße…” – “DER NÄCHSTE!”), kann man natürlich kaum interessante Informationen erwarten. Die findet man schon eher im Rahmen des Making Of´s und dem Behind the Scenes – Featurette, mit einer jeweiligen Laufzeit von drei, bzw. acht Minuten. Weitere drei Minuten widmen sich noch einmal intensiv Stallone, der Trailer zum Film hat es ebenfalls auf die Silberlinge geschafft. Schade, aber in Sachen Extras ist man dieses Mal deutlich unter den Möglichkeiten geblieben.
Fazit
“Lock Up – Überleben ist alles ist sicher nicht der beste Knastfilm und schert sich weder um Charaktertiefe, noch um die realistische Darstellung eines Gefängnisalltags. Das was er aber ist, nämlich ein kompromisslos harter Actioner hinter Gittern, macht der in dieser Form erstmals ungekürzt in Deutschland veröffentlichte Streifen aber nicht so schlecht, wie man ihm immer nachsagt. Als typisches Stallonevehikel konzipiert, kommen Fans bluthaltiger Hirnausflicks nämlich definitiv auf ihre Kosten, auch wenn der Film sicher nicht zu den besten Werken der Hollywoodlegende zählt. Das neue Master ist vor allem in 4K eine kleine Offenbarung, die zwar ihr Alter nie gänzlich verbergen kann, aber mit allen vorherigen Veröffentlichungen trotzdem hemmungslos den Boden aufwischt. Zu gefallen weiß außerdem der deutlich besser abgemischte Ton. Das schicke Steelbook entschädigt immerhin ein bisschen für die enttäuschenden Extras.”
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