Der Film
Im gleichen Haus lebt neben vielen weiteren Familien auch die erst zwölfjährige Mathilda (Natalie Portman, Lucy in the Sky), die mit ihrer Verwandten nicht sonderlich gut zurecht kommt und dabei ganz besonders unter dem gewalttätigen Vater zu leiden hat. Als der den verhängnisvollen Fehler begeht, eine Drogenlieferung des hochgradig korrupten und süchtigen DEA-Agenten Norman Stansfield (Gary Oldman, The Darkest Hour) zu unterschlagen, lässt der durchgeknallte Cop die ganze Familie, darunter auch den jüngsten Sohn, brutal ermorden. Nur Mathilda, die zufällig gerade nicht im Haus war, kommt mit dem Leben davon und findet notgedrungen bei Léon Unterschlupf. Auf Rache sinnend, will Mathilda sich nun von Léon zur Auftragskillern ausbilden lassen und es anschließend selbst mit Stansfield und seinen Leuten aufnehmen. Als Gegenzug bietet Mathilda an, Léon Lesen und Schreiben beizubringen. Was sehr kühl und rein geschäftlich beginnt, entwickelt sich mit der Zeit zu einer seltsamen, aber doch intensiven Beziehung zwischen Lehrer und Schülerin.
Als Mathilda, die längst mehr als nur freundschafliche Gefühle für den Auftragskiller entwickelt hat, von diesem harsch in ihre Schranken verwiesen wird, zieht sie kurzerhand auf eigene Faust los, um ihren Plan in die Tat umzusetzen. Als das aber gnadenlos scheitert wird Léon gezwungen, selbst aktiv zu werden und gerät damit selbst in die Schusslinie von Stansfield, der alles daran setzt, die restlichen Mitwisser seiner Taten zu beseitigen. Es kommt zu einem gewaltigen Showdown, in welchem sich Léon scheinbar aussichtlos gegen eine ganze Kohorte stellt. Dabei bleibt kaum ein Stein auf dem anderen…
Die Rezension
Eigentlich wollte Luc Besson ja Meeresbiologe werden, landete dann nach einem Tauchunfall schließlich doch beim Film. Ein Glücksfall, denn anderenfalls wären Filme wie Das fünfte Element und vor allem natürlich Léon – Der Profi niemals entstanden. Obwohl es dem gebürtigen Pariser anschließend nie mehr so recht gelingen wollte, an Qualität und Erfolg dieser beiden Titel anzuschließen und Filme wie der ambitionierte Valerian – Die Stadt der tausend Planeten ebenso wie der dieses Jahr veröffentlichte Anna (im November übrigens bei uns im Heimkinotest) zuletzt nicht die gesetzten Erwartungen zu erfüllen vermochten, bleibt Besson einer der wichtigsten französischen Regisseure der Gegenwart, der besonders in visueller Hinsicht nie an Fertigkeit eingebüßt hat und immer noch einen ganz unverkennbaren Stil besitzt.
Léon – Der Profi gilt dafür als prägendes Beispiel. Der Film arbeitet sich so auf den Punkt inszeniert vom eher ruhigen Anfang zum explosiven, extrem blutigen Finale durch, dass man sich beim Zusehen stets an einen guten Tarantino erinnert fühlt, der seinen endgültigen Durchbruch in etwa zur gleichen Zeit gefeiert hat. Obwohl durch und durch als Actioner konzipiert, rückt der Film in erster Linie immer die ungewöhnliche Beziehung seiner brillant aufspielenden Darsteller in den Vordergrund. Jean Reno hat sich mit der Rolle des zurückgezogenen Profikillers ein filmisches Denkmal gesetzt, wie es sich wohl jeder Schauspieler im Rahmen seiner Karriere wünscht. Der Spagat zwischen eiskaltem Mörder und einsamen, ja stellenweise infantil auftretendem Niemand gelingt in der Darstellung perfekt, während Natalie Portman sich bereits in ihrer allerersten Filmrolle für den Jahre später dann verdient für Black Swan verliehenen Oscar© empfohlen hat. Und schließlich kann man auch Gary Oldman gar nicht oft genug loben, dessen Rolle als Norman Stansfield dank seiner Leistung zu den bis heute erinnerungswürdigsten Filmschurken zählt.
Hier kommt zusammen, was zusammen gehört, nämlich neben einem fantastischen Cast auch ein hervorragendes Skript und eine makellose Regie. Untermalt wird das alles vom tollen Soundtrack aus der Feder von Haus- und Hofkomponist Eric Serra. 105 Minuten dauert die reguläre Kinofassung, die aber im Vergleich zum über 22 Minuten längeren Director´s Cut in meinen Augen deutlich den Kürzeren zieht. Denn gerade das wenig subtil zur Schau gestellte amoröse Verhältnis zwischen Mathilda und Léon, wenngleich es sich auch nie über eine Wunschvorstellung seitens der Zwölfjährigen hinaus entwickelt, erschien damals als zu gewagt und wurde neben vielen anderen Charaktervertiefungen für die ursprüngliche Leinwandauswertung getilgt. Das Publikum der Neunziger war für sowas offenbar einfach noch nicht bereit. Heute ist das zum Glück anders, denn gerade dank der entfallenen Szenen entfalten sich die Figuren nochmal deutlich besser, der sexuelle Kontext gerät zum wichtigen Element des Verständnisses. Die Kinofassung ist allerdings nur auf der Blu-Ray zu finden, denn die UHD liefert ausschließlich den besseren Director´s Cut.
Léon – Der Profi ist Kino pur und beweist eindrucksvoll, dass gerade auf kleinstem Raum oft bessere Geschichten erzählt werden als im Rahmen eines dreistelligen Millionenbudgets und begleitet von immer neuen Effektorgien. Mit verhältnismäßig geringen Mitteln ist Luc Besson ein Geniestreich gelungen, der in seiner Erzählweise, Handlung und einem Gespür für gutes Timing sowie auf positive Weise unangenehm greifbare Figuren immer noch unerreicht ist. Als solcher ist es ein Film, den jeder mit einem Funken Anspruch und Leidenschaft für das Cinema Noveáu gesehen haben muss. Durch und durch Kult und ein definitiver Kandidat für jede gut sortierte Sammlung. Und damit ist wohl wirklich alles gesagt.
UHD und Blu-Ray: Das Bild
So ganz neu ist das zur Anwendung gebrachte Master nicht, denn bereits 2015 ließ Sony für eine Neuauswertung auf Blu-Ray den Film nativ in 4K vom 35mm – Originalmaterial abtasten. Die Unterschiede zwischen der Erstveröffentlichung von 2009 und dem Remaster fallen allerdings nicht ganz so drastisch aus, wie bei manch anderem Film (man erinnere sich an Wenn die Gondeln Trauer tragen), denn die seinerzeit als Ultimate Edition vertriebene Edition lieferte schon eine ganz brauchbare Performance ab und hält sich auch über zehn Jahre später noch sehr ordentlich. Das Remaster bot neben einer deutlich feineren Detailzeichnung weiterhin sehr warme, aber etwas nuanciertere Farben und dazu bessere Schwarzwerte, dafür kam es auf der anderen Seite in helleren Einstellungen oft zu Überstrahlungen und sogar gelegentlicher Artefaktbildung. Kurzum, trotz zahlreicher guter Verbesserungen blieb man waschechte Perfektion schuldig. STUDIOCANAL hat für die der UHD beiliegenden Blu-Ray auf eben diese bereits existierende Fassung zurückgegriffen, wer also lediglich deswegen an der Veröffentlichung interessiert ist, bekommt hier aufgrund absoluter Inhaltsgleichheit keinen Mehrwert geboten.
Deutlich interessanter ist daher die UHD selbst, die den Film nicht nur erstmals unter Verwendung des gleichen Masters von 2015 in nativem 4K präsentiert, sondern auch mit erweitertem Farbraum nach Rec.2020 sowie Support für HDR10 und Dolby Vision ausgestattet wurde. Erst hier erreicht man endlich, was die Remastered Blu-Ray noch schuldig geblieben ist, nämlich ein perfektes cineastisches Erlebnis. Generell unterscheiden sich die beiden Formate auf den ersten Blick nur wenig voneinander, denn die positiven Aspekte der Remastered Blu-Ray übertragen sich nahtlos auf die UHD. Eine hervorragende Bildschärfe, kräftige Farben mit sehr erdiger Palette…hier kitzelt man allerhöchstens noch letzte Feinheiten heraus. Der wahre Vorteil entsteht eher durch die Kontrastgebung. Schon unter HDR10 verschwinden die Überstrahlungen der Blu-Ray komplett, was gerade hellen Momenten sichtbar gut steht. Die bessere Balance zwischen Schwarz- und Weißanteilen hebt auch die Durchzeichnung auf ein neues Level. Die Unterschiede zwischen HDR10 und Dolby Vision fallen aber eher gering aus, wobei letzteres nochmals feinere Schwarzanteile bietet und deswegen hauchfein das Krönchen mit nach Hause nimmt.
UHD und Blu-Ray: Der Ton
Bei der Ausstattung in Sachen Sound gibt es nur wenig zu vermelden, denn sowohl Remastered Blu-Ray als auch die UHD bieten die gleiche verlustfreie deutsche DTS-HD MA 5.1 – Spur, die seit 2015 im Umlauf ist und damit zumindest ein sehr gutes Upgrade zum Sound der alten Version bietet, die einfach blechern und kraftlos klingt. In der Gegenüberstellung klingt die neue Variante so, als hätte man den Deckel von der Dose genommen, damit der Inhalt atmen und sich entfalten kann, ohne in jede Richtung an Grenzen zu stoßen. Dialoge werden kristallklar und stets verständlich ausgegeben, kleine Nebengeräusche schallen präzise und kraftvoll aus der richtigen Richtung und spätestens, wenn im Finale alles abgerissen wird, fühlt man sich dank guter (allerdings alterbedingt nicht überragender) LFE – Einbindung und kombiniert mit allen übrigen Lautsprechern im Raum mittendrin im effektvollen Kugelhagel. Auch der Soundtrack profitiert von der seinerzeit getätigten Neuabmischung und umschmeichelt das Geschehen gekonnt und mit schöner Dynamik.
Nun sollte man meinen, dass die englische Tonspur mit ihrer UHD – exklusiven Dolby Atmos – Variante da noch einen obendrauf legen würde und deswegen guter Grund vorhanden wäre, sich über die Abwesenheit einer Deckenebene beim deutschen Sound zu ärgern. Dem ist allerdings nicht so, denn wer immer sich dafür verantwortlich gezeigt hat, verstand offenbar nicht viel von sinnvoller Effektplatzierung. Viele Sounds, die eigentlich auf der regulären Ebene gut aufgehoben waren, kommen nun plötzlich von oben, was nur selten Sinn ergibt, weil sich das Geschehen dadurch nicht nur forciert in den Raum eröffnet, sondern akkustisch einfach verwirrt. Das gilt auch für die Schusswechsel, die zwar von oben ein Minimum mehr Immersion bieten, aber trotzdem sehr nachlässig in die Hights eingebunden worden sind, weil man dazwischen auch immer wieder Dialogfetzen übertragen hat, die da gar nichts zu suchen haben, ehe es dann plötzlich wieder auf der Bodenebene weitergeht.
Ein paar kleine, gar nicht schlechte Erweiterungen gibt es ja, aber wenn man bedenkt, was über die letzten Jahre auch ältere Filme dank wunderbarer Neuabmischung von oben aufgefahren haben, lässt einen Léon – Der Profi verdammt enttäuscht und fragend zurück. Da ist man mit der normalen deutschen Tonspur wirklich viel besser bedient. Manchmal fährt man regulär einfach besser, der Immsersion hat man sich mit der verkorksten Neuabmischung der englischen Tonspur definitiv keinen Gefallen getan.
Extras
Zwei neue Interviews, jeweils eines mit Jean Reno und Composer Eric Serra, mehr neues Material gesellt sich nicht zu den drei bereits bekannten Featurettes der Remastered Blu-Ray, die für STUDIOCANAL selten auch nur ausschließlich dort verfügbar sind. Besonders Natalie Portman wird dort in ihrem filmischen Anfängen noch einmal ausführlich vorgestellt, während sich der Rest dann wieder mehr um den Schaffensprozess des Films kümmert, bzw. um dessen Nachbetrachtung im Rahmen einer kleinen Retrospektive. Ein bisschen mehr hätte es schon sein dürfen, allerdings kann man sagen, dass die vorhandenen Extras eigentlich alle Fragen beantworten, die am Ende noch offen sein könnten. Wer allerdings Unmengen neuer Extras erwartet, wird hier sicher enttäuscht.
Fazit
„Einer der besten Filme der Neunziger ist als UHD nun noch besser geworden. Zwar halten sich die qualitativen Unterschiede angesichts der bereits sehr guten Remastered Blu-Ray von 2015, welche dasselbe Master nutzt, eher in Grenzen, dank deutlich besserer Kontrastdynamik und den letzten Quentchen an herausholbaren Details lohnt sich das gegebenenfalls erneute Upgrade aber durchaus, wenn eben auch nur im Rahmen des (ohnehin besseren) Director´s Cut. Beim Ton bleibt dagegen alles wie gehabt und somit mehr als solide. Enttäuschend dagegen der planlose englische Atmosmix der UHD. Die Extras sind bis auf zwei neue Interviews ebenfalls deckungsgleich, dafür kommt Léon – Der Profi in seiner vorläufig definitiven Edition im schicken Steelbook daher. „
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