Die Rezension
Klar, das klassische Konzept des Dinoparks lässt sich nicht x-fach wiederverwerten. Dass dem Nachfolger ein entsprechend anderes Konzept zugrunde liegen musste, war also zu erwarten. Die Grundlagen dafür hat der erste Film mit dem Hang zu immer neuen, immer gefährlicheren Hybriden bereits gelegt. Das gefallene Königreich setzt diese Prämisse nicht nur fort, sondern vertieft sich auch in bisher ungekanntem Maße. Das Ergebnis hat weder mit Jurassic World, noch mit einem seiner Vorgänger, irgendwas gemeinsam. Stattdessen bewegt J.A. Bayona, der Colin Trevorrow im Regiestuhl abgelöst hat, das Franchise in eine sehr viel düstere Richtung. Während die ersten 45 Minuten des Films dem Grundkonzept noch am ehesten treu bleiben, entwickelt sich das Geschehen in den verbliebenen 83 Minuten rasend schnell zu einem düsteren Dinohorror mit Frankenstein – Einschlag. Zwar wird die interessante Frage aufgeworfen, inwieweit man die modernen Möglichkeiten des Klonens tatsächlich ausnutzen darf und auch die Atmosphäre weiß dank der tollen Bilder von Kameramann Óscar Faura zu überzeugen, insgesamt bewegt man sich hier aber soweit von der klassischen Formel der Filmreihe weg, dass man es hier letztendlich kaum noch mit einem Jurassic World – Film im klassischen Sinne zu tun hat.
Und genau das wird vielen Zuschauern wohl sauer aufstoßen, besonders jenen, die eine eher klassisch gestrickte Fortsetzung erwartet haben. Bei Das gefallene Königreich weiß man tatsächlich nie so genau, ob er jetzt ein Beitrag zur bisherigen Reihe sein soll, oder eher einer für Universal´s erfolglose Versuche, klassische Horrorfiguren neu zu beleben. Die letzten zwei Drittel des Films scheint man permanent auf der Suche nach einer Antwort auf diese Frage zu finden, bleibt aber am Ende ratlos zurück. Nicht schlecht unterhalten zwar, aber auch nicht so recht begeistert. Das liegt eben auch nicht nur an dem krassen Stilbruch, sondern auch an den bis auf wenige Ausnahme schwachen Figuren. Chris Pratt´s wiederkehrender Charakter funktioniert wunderbar als sympathischer und eigensinniger Raptorzähmer mit Herz und Humor, weniger als straight forward angelegter Actionheld. Der Bösewicht präsentiert sich als der übliche, geldgierige Anzugträger mit wenig Profil und wirkt ähnlich klischeehaft in Szene gesetzt wie ein Großteil der Nebenrollen. Hervorstechen tun dabei lediglich B.D. Wong, der als Dr. Henry Wu abermals eine tragende Rolle innehat und seine Taten allmählich zu hinterfragen beginnt sowie Leinwanddebütantin Isabella Sermon als junge Maisie Lockwood, die einfach nur fantastisch ist. Bryce Dallas Howard kann der ebenfalls wiederkehrenden Rolle der Claire Dearing nur wenig Neues hinzufügen. Anders Komponist Michael Giacchino, der zu Das gefallene Königreich einen extrem packenden Soundtrack beigesteuert hat, der einem gelegentlich das Blut in den Adern gefrieren lässt. Hauptattraktion sind aber natürlich wie immer die toll umgesetzten Dinosaurier.
Das Gesamtergebnis weiß zu unterhalten, tut sich dabei aber schwer, eine nachvollziehbare Identität zu finden. Bei einem Budget von 170 Millionen U.S. Dollar und einem Einspielergebnis von 1.2 Milliarden Dollar weltweit scheint dieser Aspekt allerdings nicht zu schwer zu wiegen. Fans der ersten Stunde werden sich aber dennoch verraten fühlen. Wer die Vorgänger geliebt hat, sollte sich hier auf eine sehr differenzierte Inszenierung gefasst machen. Und auf einen der effektreichsten Vulkanausbrüche der Filmgeschichte.
UHD und Blu-Ray
Obwohl der Film komplett unter Einsatz von Arri ALEXA 65 – Kameras entstanden ist, die bis zu Auflösungen von 6.5K fähig sind, lässt sich trotz intensiver Recherchen nicht klären, ob darauf basierend ein 2K Digital Intermediate als Ausgangsmaster erstellt wurde, oder ob es gar ein 4K DI geworden ist. Bedenkt man allerdings die Tatsache, dass die Effekte lediglich in nativem 2K gerendert wurden, ist hier eher davon auszugehen, dass wir es am Ende doch mit einem 2K – Master zu tun haben, welches hier dann auch als Basis für die Heimkinoveröffentlichung hergehalten hat. Und hier macht bereits die reguläre Blu-Ray einen fast referenzverdächtigen Eindruck in Sachen Bildqualität. Diese besticht durch gute Schärfegrade sowie einen immensen Detailreichtum, der selbst kleinste Poren und feinste Texturen erkennen lässt, überzeugt aber auch bei der Farbgebung. Die Gesichter wirken wunderbar natürlich, die Umgebungen dagegen fein nuanciert. Der Himmel erstrahlt in kräftigem Blau, während sich der Dschungel samt seinen satten Grüntönen als Augenschmaus empfiehlt. In den zahlreichen dunklen Szenen ab der ersten Filmhälfte können dann auch die Kontraste zeigen, was in ihnen steckt. Strahlendes Weiß trifft auf toll abgestimmte, kräftige Schwarzwerte, die den intendierten Look des Films nochmals unterstreichen. Nehmen wir hier leichte Kontrastschwächen bei helleren Szenen als Kritikpunkt á la „Meckern auf hohem Niveau“ hin, kann man der Blu-Ray letztendlich nur eine fantastische Qualität bescheinigen.
Im direkten Vergleich kann die UHD dann auch nur wenig besser machen. Zwar profitiert der Detailreichtum hier dank der auflösungsbedingt höheren Bildschärfe noch einen Ticken mehr als bei der Blu-Ray und bietet somit die ein oder andere Feinheit obendrauf, drastisch ist der Unterschied aber ganz und gar nicht. Und auch der Einsatz des erweiterten Farbraums und dem vollen Support von HDR10 und Dolby Vision wirkt sich am Ende nur wenig auf die 4K – Version aus. Zwar wirken die Kontraste hier nochmals eine Spur runder und auch die Farben verfügen über geringfügig mehr Punch, das war es aber dann auch schon mit den Unterschieden. Alles in allem kann aber auch die UHD überzeugen, wenngleich man hier nicht mit so herben Unterschieden rechnen sollte, wie beispielsweise beim letzten Avengers. Dort hat sich die Blu-Ray allerdings auch nicht als auf einem so hohen Niveau agierende Veröffentlichung erwiesen, wie es hier der Fall ist. TL;DR: Egal welche Fassung von Das verlorene Königreich man sich ins Regal stellen will, bedenkenlos zugreifen kann man bei beiden.
Dazu trägt auch der Ton bei, der sowohl auf Blu-Ray als auch bei der UHD deutschen und englischen DTS:X – Sound bietet, was absolut vorbildlich ist, wenn man bedenkt, womit einen die Konkurrenz gelegentlich so abspeist. Und die präsentieren sich bei Verfügbarkeit keiner entsprechenden Anlage samt passender Lautsprecher so eindrucksvoll, dass es einen vor immersiver Begeisterung fast aus den Latschen haut. Bereits die reguläre Ebene überzeugt mit fantastischen Bässen und einer referenzverdächtigen Effektverteilung- und Stärke. Dabei gehen die hervorragend abgemischten Stimmen nie unter. Bis zum ersten kleinen Finale des Films bekommt man bereits einige tolle Highlights auf die Ohren, darunter die vielen kleinen, aber doch prägnant wahrnehmbaren Umgebungsgeräusche im Dschungel. Wer glaubt, dass das Dinosauriergebrüll dann schon die Krone des Tons darstellt, irrt gewaltig. Denn bricht das Spektakel erstmal los, zerlegt einem die Anlage alles, was man bisher als Tonreferenz zu kennen geglaubt hat. Wenn dann auch noch die Höhenlautsprecher mitmischen, ist man wirklich voll und ganz gefangen in einem der besten Audiospektakel, die ich je erlebt habe. Anders als die UHD des Vorgängers bekommt man hier endlich nachvollziehbaren 3D – Klang geboten, der immer in den richtigen Momenten zum Einsatz kommt – und das glücklicherweise nicht ausschließlich in besonders effektvollen Momenten. Klasse eingebunden wird dabei auch stets der Soundtrack, der sich wahrnehmbar, aber nie störend über sämtliche Lautsprecher ausbreitet. Der absolute Hammer und unsere neue Referenz in Sachen Ton.
Glücklicherweise hat es Universal bei allem Aufwand auch geschafft, die zahlreichen Extras ebenfalls auf beiden Scheiben unterzubringen. Etwas mehr als eine Stunde Bonusmaterial verteilt sich auf diverse, aber leider viel zu kurze Features zur Herstellung des Films, worin auch die größte Schwäche der Zusatzausstattung liegt, da selbst die interessanteren Aspekte schnell abgefrühstückt wirken. Der Fokus liegt hier insgesamt sehr auf den Effekten, aber auch Cast & Crew kommen nicht zu kurz und äußern sich auf vielfältige Weise zu den jeweiligen Schwerpunkten. Am ehesten interessant ist hier der runde Tisch, an dem sich die zentralen Akteure zu einer munteren Diskussion einfinden. Alles in allem nichts weltbewegendes, aber auch nichts, was man sich nicht der Neugierde halber zu Gemüte führen könnte.
Fazit
„Dinosaurier? Check! Chris Pratt und Bryce Dallas Howard? Check! Famose Effekte und ein packender Soundtrack! Check! Genre? Gute Frage. Jurassic World – Das gefallene Königreich weiß zwar mit beeindruckenden Bildern aufzutrumpfen und setzt seine Kultdinos dabei wieder mal gekonnt in Szene, dennoch vermag man am Ende partout nicht zu sagen, ob man gerade eben einen Horrorfilm gesehen hat, oder eher einen klassischen Jurassic Park. Am Ende ist es wohl etwas von beidem geworden, was Regisseur J.A. Bayona ja auch im Rahmen der Extras immer wieder gerne erwähnt. Wer es eher klassisch mag, wird mit der Fortsetzung zu Jurassic World herbe Schwierigkeiten haben. Wer aber bereit ist, unvoreingenommen an die Sache heranzugehen und sich auf die neue Stilrichtung einzulassen, wird sicher abseits manch schwacher Charaktere seine helle Freude am Dinohorror haben. So oder so: Für Liebhaber audiovisueller Spektakel ist der Film Pflichtprogramm. Gleiches gilt für die Heimkinoveröffentlichung, denn sowohl Blu-Ray als auch UHD bieten jeweils ein tolles Bild und nebenbei den wohl besten Ton, den man je im Heimkino erleben konnte und der entsprechend unsere neue Referenz darstellt. Die Extras enttäuschen allerdings ein wenig, hier wird mehr Masse als Klasse geboten.“
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