Mehrere Monate danach wagt sich der soziopathische Edelgangster Qualen (John Lithgow, Daddy´s Home 2) mit seinem Team an ein halsbrecherisches Unterfangen: Direkt über den Rocky Mountains will er ein Regierungsflugzeug der U.S. Notenbank um 100 Millionen Dollar erleichtern. Zuerst läuft alles wie geplant, auch dank der Mithilfe des abtrünnigen Regierungsbeamten Travers (Rex Linn, C.S.I.), doch ein schießwütiger Agent, der ebenfalls an Bord der Maschine ist, bringt Qualen´s Flugzeug zum Kentern, die Container mit dem Geld gehen mitten im Gebirge verloren.
Unter falschem Vorwand und gefangen inmitten eines starken Schneesturms rufen die Gangster kurzerhand die Bergrettung zu Hilfe. Da aufgrund der Wetterlage aber kein Hubschrauer zum Einsatz gebracht werden kann, entschließt sich Hal kurzerhand, den Aufstieg alleine zu wagen, nicht ahnend, dass er dabei in eine tödliche Falle gerät. Gabe, der nur zufällig in der Gegend ist, wird von Exfreundin Jessie überredet, seinem ehemals besten Freund nachzufolgen. Klar, dass beide sich kaum über das unfreiwillige Wiedersehen freuen. Das ändert sich auch nur wenig, als Qualen beide Retter in seine Gewalt bringt und diese zwingt, als Führer auf der Suche nach dem verschwundenen Geld zu dienen. Inmitten von schwindelerregender Höhe beginnt für alle Beteiligten ein Kampf ums nackte Überleben…
Die Rezension
Was man heute wohl durch den Einsatz von CGI und Bluescreen bewältigen würde, war natürlich Anfang der Neunziger Jahre nur mit großenteils echten Kulissen zu machen. So ist es der Arbeit zahlreicher erfahrener Kletterprofis und Stuntmen zu verdanken, dass Cliffhanger – Nur die Starken überleben selbst 25 Jahre nach seiner Premiere immer noch bestens dazu geeignet ist, jeden an Höhenangst leidenden Zuschauer das Fürchten zu lehren. Das sollte sich auch für den Hauptdarsteller als größtes Problem herausstellen, denn der sonst so harte Stallone leidet selbst unter extremer Höhenangst. Die gelegentliche Nervosität und Anspannung in dessen Gesicht ist also nicht gespielt, sondern so furchtbar real.
Der Finne Rennie Harlin, der Jahre später nach seinem Totalflop Die Piratenbraut kaum noch nennenswert auf der großen Leinwand präsent sein sollte, inszenierte Cliffhanger als spannenden Bergsteigerthriller mit guten Gespür für konträre Charaktere, besonders John Lithgow ist als Schurke einfach nur grandios und trägt den Film gemeinsam mit Stallone und Rooker nahezu im Alleingang. Aber auch Rex Linn hat als zunehmend dem Wahnsinn verfallender Regierungsagent so seine Momente. Der wahre Hauptdarsteller des Films ist allerdings dessen Setting. Die Kameraleute Norman Kent und Alex Thomson fangen die Rocky Mountains in atemberaubend schönen Bildern ein. Hier wird allerdings nicht nur einiges für das Auge geboten, sondern auch für die Jugendschützer. Die haben sich an den zahlreichen, teils drastischen Härten derart gestört, dass der Film wie so viele Werke seiner Zeit Opfer der hiesigen Behörden wurde und in dieser Eigenschaft bis 2013 in seiner unzensierten Form auf dem Index verweilte. Nach vorzeitiger Listenstreichung ist der Film allerdings seitdem hier völlig unzensiert mit Freigabe ab 16 Jahren erhältlich und läuft seitdem auch wieder ungeschnitten im Fernsehen. So ändern sich die Zeiten. Zum Glück. Die hier besprochenen Fassungen sind natürlich ebenfalls 100% Uncut.
Für mich zählt Cliffhanger – Nur die Starken überleben (wie sehr ich diese deutschen Verleihtitel doch hasse) zu Stallone´s besten Filmen, der all das bietet, was ein guter Actioner aufwarten muss. Und der dank seiner handwerklichen exzellenten Umsetzung auch heute noch genauso sehenswert ist wie damals. Dementsprechend sollte der Film in keiner gut sortierten Actionsammlung fehlen.
UHD und Blu-Ray
STUDIOCANAL meint es diesen Monat gut mit Silvester Stallone, denn wie auch die kürzlich erschienende Rambo – Trilogie hat man für Cliffhanger – Nur die Starken überleben eine frische 4K – Abstatung vom 35mm – Originalnegativ vorgenommen, welches sowohl UHD als auch der Remastered Blu-Ray als Basis dient. Letztere bietet im direkten Vergleich mit der bisher verfügbaren HD – Veröffentlichung bereits ein deutlich besseres Bild. Denn die ab 2013 verfügbare Uncut – Version litt teilweise sehr deutlich unter dem Einsatz von künstlichen Filtern, die besonders dazu eingesetzt wurden, um das Filmkorn zu reduzieren. Das Ergebnis sorgte dann aber auch dafür, dass Unmengen an Details verschwanden und die Gesichter einen unnatürlichen Wachslook bekamen. Für Puristen war diese Fassung natürlich kaum zu gebrauchen, hier folgte man aber wohl einfach auch dem Trend der damaligen Zeit. Die Remastered Blu-Ray macht zum Glück vieles der damaligen Veröffentlichung wieder wett, denn das neue Master verzichtet vollständig auf den Einsatz von Filtern und stellt so das natürliche Bild samt Korn wieder her. Damit kehren auch viele Details zurück, die bei den Gesichtern anfangen und bei der Umgebung enden. Letztere überzeugt bereits hier durch eine wunderbare Raumtiefe, auch die Farbgebung wirkt alles in allem viel natürlicher und an den richtigen Stellen (beispielsweise Gabe´s Jacke oder der Hubschrauberlackierung) angenehm warm und kräftig. Lediglich mit den Kontrasten hat die Blu-Ray immer mal zu kämpfen, denn besonders in den dunkleren Momenten geraten die Möglichkeiten des Mediums an ihre Grenzen und sorgen für deutlich wahrnehmbares Bildrauschen. Ein lohnenswertes Upgrade zur alten Veröffentlichung ist hier aber bereits mehr als gegeben!
Nochmals besser schneidet die UHD ab, die das neue Master in nativem 4K präsentiert und alleine durch die deutlich höhere Auflösung nochmals mehr Details rauskitzelt. Kleine Poren oder abstehende Haare sind hier ebenso mühelos zu erkennen wie die feinen Texturen der Umgebung. So schön hat der Film noch nie ausgesehen, auch die Kontraste sind dank HDR10 und Dolby Vision – Support deutlich besser ausbalanciert, was das Filmkorn auf in dunklen Momenten viel angenehmer gestaltet. Dafür gehen angesichts des generell etwas dunkleren Bildes aber gelegentlich kleinere Details verloren. Störend ist das im Vergleich zum gesamt hohen Zugewinn an Qualität keineswegs. Dank des erweiterten Farbraums wirken die Farben hier nochmals kräftiger und besser ausbalanciert, bewegen sich aber weiterhin im natürlichen Bereich. Alleine das Gebirge wirkt angenehm homogen und besticht durch exzellente Durchzeichnung und viele kleine Nuancen zwischen grau, braun und dem kristallweißen Schneegestöber. Aber auch die Explosionen bestechen durch satte Orangetöne, die in 4K noch mehr Punch haben. Sehr viel besser hätte ich mir das Remaster hier nicht ausmalen können. Top!
Beim Sound bleibt dafür alles beim alten. Deutschen und englischen Ton bieten beide Formate im bekannten DTS-HD MA 5.1 – Format, sind also identisch zu den vorherigen Veröffentlichungen bestückt worden. Dass es aber noch ein wenig besser geht, zeigt SONY als Rechteinhaber für den nordamerikanischen Markt mit der dortigen UHD – Veröffentlichung. Die bietet nämlich eine neue abgemischte Dolby Atmos – Spur, die dem Film im Originalton noch eine zusätzliche Ebene hinzufügt. Wir hatten Gelegenheit, uns besagte Spur anzuhören und konnten dabei feststellen, dass dank guter Einbindung der Deckenlautsprecher gerade bei Wind und Wetter nochmals mehr Immersion in das Geschehen gebracht wird. Da hierzulande aber die Deckenebene fehlt, bleibt es bei den grundsätzlich soliden Tonspuren, die hier schon seit Jahren zum Einsatz gebracht werden. Und wirklich schlecht sind die keineswegs, denn auf gute Effektplatzierung, z.B. beiden Schusswechseln und soliden Raumklang wie beim Windstößen und dem Helikopterüberflug muss man hier auch nicht verzichten. Gleichzeitig bieten beide Fassungen eine sehr gute Stimmverständlichkeit, lediglich für den Subwoofer gibt es nur wenig zu tun. Gut zur Geltung kommt auch der heroische Soundtrack von Komponist Trevor Jones, der hier eine seiner besten Arbeiten abgeliefert hat und gekonnt malerische Klänge mit perfekt getrimmten Spannungsmomenten kombinierte. Der Ton liefert auch ohne Deckenebene mehr als nur solide ab. Auch die Extras sind zufriedenstellend ausgefallen und bis auf die obligatorischen Audiokommentare allesamt auf der Blu-Ray untergebracht. Neues Material wird zwar nicht geboten, was aber vorhanden ist, ist mehr als nur sehenswert. Alleine die Deleted Scenes zeigen noch mehr der waghalsigen Stunts aus dem Film. Weitere Featurettes befassen sich neben einem ausführlichen Making Of vor allem mit der Effektarbeit und den Herausforderungen für die Stuntcrew, die bei einem Film wie diesem natürlich immens waren. Alles sehr sehenswert und wirklich interessant.
Fazit
„Cliffhanger – Nur die Starken überleben war schon immer einer von Stallone´s besten Filmen. Dem liegt die Mischung aus bodenständigem Grummelchen und knallhartem Actionhelden einfach wie keinem anderen. Doch der Film hat noch deutlich mehr Qualitäten als diese. Die Besetzung alleine ist große klasse, besonders John Lithgow gibt einen erinnerungswürdigen und charismatischen Schurken ab, wie man ihn sich besser nicht wünschen könnte. Und die dazugehörigen Bilder setzen dem Spektakel die Krone auf. Umso besser, dass der Film nun in seiner 25th Anniversary Edition endlich in dem Glanz erstrahlt, den er verdient. Bereits die neue Blu-Ray liefert deutlich besser ab als ihr Vorgänger, während die UHD bei allem nochmals eine ordentliche Schippe drauflegt. Hier hat man als Fan wirklich keinen Grund, warum man die alten Veröffentlichungen nicht endgültig in Rente schicken sollte. In dieser Form wurde der Klassiker optimal für die kommenden Generationen von Actionfans konserviert. Solider Ton und eine spannende Palette von Extras runden die Neuveröffentlichungen optimal ab.“
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