Getestet und verfasst von General M
Die Sims sind ja schon ein Phänomen für sich. Kaum ein anderes Spiel hat sich über die Jahre den Ruf verdient, für wirklich jedermann zugänglich und unterhaltsam zu sein. Egal ob erfahrener Zocker, Gelegenheitsspieler oder blutiger Anfänger, die Lebenssimulation begeistert seit Anfang des Millenniums Jung und Alt. Während die Reihe mitsamt ihren unzähligen Erweiterungen eher auf dem PC beheimatet ist, hat die Serie auch gelegentlich einen Abstecher auf die Konsolen gewagt. Teil 4 setzt diese Tradition nun auf der PlayStation 4 sowie der XBOX One fort. Wir haben den Test dazu.
Der klassische Spielverlauf der Sims wird auch auf den Konsolen nahtlos geboten. Ob männlich oder weiblich, ob Single oder eine ganze Familie: Zu Beginn erstellt man sich mithilfe des Editors den eigenen Charakter und gegebenfalls weitere Familienmitglieder und bezieht ein Haus im Grünen. Anschließend gilt es, den Sim je nach gewählten Charaktereigenschaften und Vorlieben zu einem Höchstmaß an Zufriedenheit zu führen. Per Internet oder Zeitungsanzeige sucht man einen geeigneten Beruf und arbeitet sich auf der Karriereleiter hoch. Hausmänner und Frauen versorgen die Kinder, kochen und widmen sich in ihrer Freizeit der Dekoration der eigenen vier Wände oder gehen anderen Aktivitäten nach.
Neue Liebe, neues Glück! Die alte Frau ist leider bei einem Küchenfeuer umgekommen.
Natürlich scharen sich auch schnell neugierige Nachbarn um die Neuankömmlinge. Allen beruflichen Ambitionen zum Trotz will ja auch die soziale Ader befriedigt werden. Vielleicht begegnet man auf einer Grillparty im Nachbargarten ja sogar einer neuen Partnerin…das ist eine Möglichkeit, die Sims zu spielen. Die andere Möglichkeit ist, sich mit dem Motherlode – Cheat die Hosentaschen zu füllen, eine Schreckensfestung voller Luxus zu errichten und unliebsame Nachbarn im Pool zu ersaufen, indem man ihnen nach Betreten die Leiter stibitzt. Es gibt eben wahnsinnig viele Wege, die Sims zu erleben. Das war damals so und ist heute nicht anders. Zwar bietet auch die Konsolenversion einen Großteil jener Möglichkeiten, selbst cheaten kann man hier beinahe genau wie auf dem PC, dennoch ist das Erlebnis auf Konsolen alles andere als perfekt. Angefangen bei der extrem fummeligen, komplizierten Bedienung, welche abermals beweist, dass es eben durchaus Spiele gibt, die mit einem Controller einfach heillos überfordert sind, kann die Konsolenfassung auch zu keinem Zeitpunkt mit der dank zahlreicher Erweiterungen längst enorm umfangreichen PC – Version mithalten. Zwar hat EA pünktlich zum Launch in den jeweiligen Stores die Erweiterungen “Großstadtleben” und “Vampire” bereitgestellt die zwei zusätzlich dazu erwerblichen Accessoire – Packs heben das Spiel aber dennoch nicht mal im Ansatz auf den Umfang erweiterungstreuer Rechenknechtanhänger. So gelangt man in Sachen Möglichkeiten außerhalb des üblichen Tages- und Berufablaufs schnell an spielerische Grenzen.
Bedingt konsolentauglich
Natürlich hat EA bereits angekündigt, mit der Zeit sämtliche PC – Inhalte auch Konsolenspielern zugänglich zu machen. Am Ende bleibt aber wenigstens für den Moment eine gewisse Ernüchterung, welche zu großen Teilen von der bereits völlig versauten Bedienung verursacht wird. Gleichzeitig wird man aber auch das Gefühl nicht los, dass man den vierten Teil der Sims nur deswegen auf die Konsolen portiert hat, um auch hier mit den teilweise überteuerten Inhaltspaketen und Erweiterungen auch abseits vom PC kräftig Kasse zu machen. Knapp 50€ werden alleine für die Standard – Edition des Hauptspiels fällig, kleinere Packs mit kosmetischen Accessoires kosten einen Zehner und je nach Größe der Erweiterung werden nochmal zwischen 30 und 40 Euronen fällig. Ein teures Vergnügen also. Während die Technik auch hier stimmt und den bekannten Comiclook der Reihe nahezu perfekt vom PC auf die Wohnzimmergeräte transportiert, werden nebenbei auch flüssige und stabile Bildraten geboten.
Die Übersicht zu behalten, ist nicht schwer. Im Detail wird es aber schnell frustrierend.
In Sachen Technik muss man sich also nicht auf krasse Abstriche einstellen. Beide Fassungen sind absolut identisch und lösen in nativem Full HD auf. Für mich persönlich verbleibt aber die Frage, welchen Sinn es überhaupt macht, die Sims auf Konsolen zu portieren. Zum einen ist der Titel sogar auf älteren Laptops wunderbar spielbar, zum anderen sind die Sims wenigstens für mich etwas, mit dem man sich immer mal wieder nebenbei beschäftigen kann. Als ich die Konsolenfassung getestet habe, überkam mich häufig ein Gefühl gewisser Ungeduld. Plötzlich bemerkte ich, dass die Sims vorallem bedeutet, zu warten. Darauf, dass das Essen gekocht, das Buch gelesen und die Mütze Schlaf genossen worden ist. Mit dem vollen Fokus auf den Fernseher hat mich das wahnsinnig schnell gelangweilt. Trotz Zeitraffer. Während es nicht weiter schwierig ist, die Übersicht über den eigenen Haushalt zu behalten, wird es bei den Details dank der miesen Bedienung schnell richtig ärgerlich. Wenn selbst der Anbau einer Wand schon zur Herausforderung für das Gamepad wird, kann sich der geneigte Leser womöglich ausmalen, wie schlimm es erst wird, wenn man sich um das Mikromanagement des Charakters kümmern möchte. Ich habe mir noch nie so sehr gewünscht, Maus und Tastatur an eine Konsole anschließen zu können.
Auch auf den Konsolen wird klassisches Sims – Gameplay ohne Abstriche geboten.
Das Endergebnis ist etwas schade, da die Konsolenfassung aufgrund der sehr soliden Technik eine wunderbare Alternative für alle bieten könnte, die weder PC noch Laptop besitzen und sich auf der Couch mit dem Gamepad in der Hand einfach wohler fühlen. Für Komplettisten, die auf beiden Systemen das volle Sims – Paket erleben wollen, wird es aber angesichts der Tatsache, dass EA nicht müde wird, neue kostenpflichtige Inhalte anzubieten, ein sehr, sehr teures Vergnügen werden.
Fazit und Wertung
“Hätte EA die Steuerung nicht völlig in den Sand gesetzt, wäre “The Sims 4″ auch auf XBOX One und PlayStation 4 eine Empfehlung wert gewesen, wäre da nicht die (noch) chronische Inhaltsarmut des Hauptspiels, welches erst mit den teilweise teuren Zusatzinhalten auch abseits des grauen Alltags in neue Sphären vorstößt. PC – Spieler, die bereits im Besitz einiger Erweiterungen sind, sollten sich den Umstieg, bzw. die Ergänzung tunlichst überlegen. Zwar bietet das Spiel auch auf der Konsole klassische Sims – Unterhaltung, die technische Umsetzung ist absolut stimmig, dennoch fühlt es sich wenigstens für mich falsch an, die Sims abseits mit Maus, Tastatur und ein wenig Nebenunterhaltung auf der Konsole zu spielen. Wirklich nur für für alle interessant, die nicht über PC oder Laptop verfügen und geduldig mit der frustrierenden Bedienung sind.”
PRO:
+ Hauptspiel ohne Abstriche im Gameplay gelungen auf die Konsole portiert
+ Enorme spielerische Freiheit
+ Mächtiger Editor
+ Zahlreiche Gegenstände für jeden Kleidungs- und Lebensstil
+ Schummel – Möglichkeiten auch hier enthalten
+ Technisch einwandfrei portiert
CONTRA:
– Frustrierende Bedienung
– Nach gelungenem Einstieg viel Leerlauf
– Ohne Erweiterungen stark auf die eigenene Nachbarschaft beschränkt…
– …und mit wenig Langzeitmotivation
GESAMTWERTUNG: 69%
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