Wer den Wind sät…
Nachdem ein mutierter Pilz den Großteil der Weltbevölkerung in verunstaltete Kannibalen verwandelt hat, die nur noch von ihren niedersten Instinken angetrieben werden, herrscht das Militär in den wenigen bevölkerten Städten mit harter Hand. Immer wieder kommt es zu Angriffen der abtrünnigen Fireflies, welche die Regierenden ablehnen und eine eigene, freiere Ordnung schaffen wollen – mit allen Mitteln, die dafür erforderlich sind. In diesen schwierigen Zeiten begegneten wir erstmals dem raubeinigen Joel, der seine Tochter auf tragische Weise zu Beginn der Pandemie verlor und sich seitdem als Schmuggler verdiente. Mit dem Auftrag, die erst vierzehnjährige Ellie durch das gefährliche Außengebiet der ehemaligen Vereinigten Staaten sicher zu den Fireflies zu bringen, änderte sich jedoch alles. Nach anfänglichen Schwierigkeiten und vielen gefährlichen Abenteuern wuchsen die ungleichen Charaktere schließlich zusammen. Eben deswegen war es Joel, der einen erneuten Verlust nicht verkraftet hätte, schlussendlich auch nicht möglich, die gegen das Virus immune und deshalb als Hoffnung auf ein Heilmittel fungierende Ellie dem sicheren Tod zu überlassen. Am Ende von The Last of Us stand eine Lüge. Und die bringen selten Gutes hervor…
Die Fortsetzung beginnt fünf Jahre nach diesen Ereignissen. Ellie ist mittlerweile zu einer erwachsenen Frau herangereift und lebt gemeinsam mit Joel, dessen Bruder Tommy und einigen weiteren Überlebenden ein beinahe unbeschwertes Leben in einer abgeschiedenen Siedlung nahe Jackson, Wyoming. In dem ehemaligen Pärchen Dina und Jesse hat sie neue Freunde gewonnen, wobei ihre Gefühle für Dina sogar weit über Freundschaft hinausgehen und schließlich sogar in einer Beziehung münden. Doch die scheinbare Idylle endet mit einem abrupten Paukenschlag, der Ellie auf einen gnadenlosen Rachefeldzug gegen die Washington Liberation Front, einer neuen Fraktion im anhaltenden Machtkampf um die Kontrolle über die Vereinigten Staaten und deren Schergen zwingt. Auf ihrer Vergeltungsodyssee begegnet Ellie aber nicht nur den gut bewaffneten Soldaten der WLF, sondern auch ganz neuen Arten Infizierter. Und dann gibt es da auch noch die Seraphites, religiöse Fanatiker mit ausgeprägter Vorliebe für das Kreuzigen Andersdenkender. Abseits der Ruhe von Wyoming und zunehmend ganz auf sich allein gestellt, muss Ellie erkennen, dass die Welt nie gefährlicher und erbarmungsloser war als jetzt – und nur diejenigen überleben, die bereit sind, sich der endlosen Gewalt und Grausamkeit anzupassen.
…wird den Sturm ernten
Der kurze Überblick über die Rahmenhandlung ist tatsächlich allenfalls ein anfänglicher Vorgeschmack auf das, was den Spieler in The Last of Us Part II erwartet. Mehr kann, will und darf ich euch nicht verraten. Worauf ihr euch allerdings einstellen solltet, ist eine derart brachiale Tour de Force, wie sie bisher noch kein anderes Videospiel geboten hat. Naughty Dog entführt den Spieler erneut in eine düstere Dystopie, legt dieses Mal aber auch noch die allerletzten Scheuklappen des Vorgängers ab. Während einen der Anfang noch ganz bewusst in der trügerischen Sicherheit wähnt, man würde hier mehr vom Bekannten aufgetischt bekommen, wird wenig später eine der bösesten Überraschungen aller Zeiten erleben. Auf dieser Prämisse aufbauend werden wir mit einer dunkleren Ellie konfrontiert, die für ihre Rache sogar dazu bereit ist, ihre eigene Menschlichkeit zu opfern. Als Spieler erlebt man sämtliche Gräuel der Welt dieses Mal nicht als einfacher Beobachter, sondern führt diese zumeist höchstpersönlich aus. Was nach den anfänglichen Erlebnissen mit einem gewissen Gefühl der Genugtuung stattfindet, resultiert aber zunehmend in Widerwillen. The Last of Us Part II zelebriert Gewalt nicht, führt einen aber immer wieder so nahe an ihre kompromisslose Ausführung, dass man deren Sinn und damit Ellie´s Handlungen selbst zwangsläufig hinterfragen muss.
In diesem Spiel gibt es keine Helden mehr. Ja nicht einmal Antihelden. Das Böse umschlingt jeden irgendwann, die einen mehr, die anderen weniger. Sich mit dieser Tatsache konsequent auseinanderzusetzen ist, was das Spiel trotz einiger inhaltlicher Widersprüche samt gelegentlich etwas künstlich gestreckten Momenten von Anfang bis Ende so spannend macht, dass man den Controller aller erlebten Grausamkeit zum Trotz einfach nicht aus der Hand legen will. Die Macher verstehen es nicht nur, Jäger und Gejagten eine glaubhafte Motivation für ihre Taten zu verleihen, sondern lassen einen auch die Bedeutungsschwere gewöhnlicher Begegnungen mit feindlichen Soldaten und Co. spüren. Das Beseitigen von menschlichen Feinden, ganz gleich welchen Ranges, führt Ellie jedes Mal tiefer in einen Strudel aus Rache und Gewalt, aus dem es kein Entkommen mehr gibt. Gerade das macht die ganze Sache so schwer verdaulich. Nehmen wir als Beispiel das Reboot von Tomb Raider. Der erste Kill der jungen Lara fühlt sich wahnsinnig gewichtig an. Unmittelbar danach mäht man mit seinem Waffenarsenal hunderte Feinde nieder, fühlt dabei aber nichts mehr. Die Forschung nennt diesen Prozess eine ludonarrative Dissonanz. Was kompliziert klingt, bedeutet im Endeffekt nichts weiter als einen konstanten Widerspruch zwischen Handlung, Charakterentwicklung und Gameplay. The Last of Us Part II bricht mit diesem Konzept und lässt einen mit jedem Mord an dessen emotionalen Folgen teilhaben. Nicht nur für Ellie selbst, sondern sogar für eventuell verbliebene Gegner, die kurz darauf über den Verblichenen als guten Kerl reden, der Familie und Freunde hatte und seine Arbeit auch nur deswegen gemacht hat, um beides zu beschützen. Autsch.
Was mich dann allerdings stört ist, dass sich das Spiel zu sehr in angeblicher Alternativlosigkeit zu Gewalt und Rache verbeißt. Denn man fragt sich doch: Wenn man selbst vor dem Bildschirm bereits nach ganz kurzer Zeit merkt, dass beide Aspekte auf allen Seiten nur zu mehr von beidem führen, warum erkennen das dann die Charaktere nicht? Wir haben es hier schließlich nicht mit Vollidioten zu tun. Diese Starrköpfigkeit hätte ich zu Beginn absolut nachvollziehen können. Doch nach allem, was das Spiel auffährt, nach allem was es seine zentralen Figuren erleben, erdulden und erleiden lässt, kommt immer noch keiner auf die Idee, dass es nicht einfach besser sein könnte, umzukehren? Genau das ist es, was mich stellenweise wirklich verärgert hat. Nicht die homosexuellen Elemente, durch die Spiel übrigens in mittelalterlich denkenden Ländern prompt verboten wurde. Nicht der Verlust und auch nicht die Tatsache, dass The Last of Us Part II sich wie ein komplett anderes Erlebnis als der Vorgänger anfühlt. Man hat sich was getraut. Das ist gut so. Dass man auf der anderen Seite aber völlig alternativlos auf diese Pfade gezwungen wird und Ellie und Co. partout nichts dazulernen, erscheint mir einfach völlig unrealistisch und ist der zentrale Grund, warum ich mich diesen 10/10 Punktewertungen meiner zahlreichen Kollegen auf aller Welt nicht anschließen kann. The Last of Us Part II ist ein fantastisch erzähltes Spiel über Hass und seine Folgen geworden, womit es sogar gesellschaftspolitisch höchst aktuell ist. Ich habe gelacht, geweint und gelitten. Über die Ereignisse wird man noch lange streiten. Man wird sich noch lange daran erinnern. Perfektion verlangt dann aber doch noch etwas mehr.
Lautlos und gefährlich
Auch spielerisch hat sich seit dem Vorgänger einiges getan, wobei Naughty Dog die Grundformel aus möglichst lautloser Vorgehensweise und Survivalmechaniken weitestgehend beibehalten hat. Fünf Schwierigkeitsgrade bietet euch das Spiel von Anfang an, wer möchte darf sich aus zahlreichen Optionen aber auch selbst den individuell bestmöglichen Anspruch zusammenbasteln. Selbst während des Spiels kann jederzeit nachjustiert oder bequem auf einen der vorgegebenen Herausforderungsgrade gewechselt werden. Anders als der Vorgänger schließt euch das hier nicht vom Erlangen bestimmter Trophäen aus. Zwischen Sehr Leicht und Überlebender liegen steigende Unterschiede bei Zielhilfe, Ressourcenvorkommen und Gegnerstärke, wobei Ellie gefühlt bis einschließlich der normalen Schwierigkeit etwas zu viel einstecken kann. Kenner des ersten Teils können sich dementsprechend gleich in etwas anspruchsvollere Gefilde vorwagen. Dass Naughty Dog aber auch dieses Mal wieder für jeden Anspruch den passenden Modus anbietet, ist natürlich absolut vorbildlich. Selbst der kleinste gemeinsame Nenner überzeugt allerdings bereits mit einer sehr gelungenen Gegner-K.I. Menschliche Feinde erspähen Ellie auch im hohen Gras, wenn sie sich ihnen frontal zu nahe kommt. Dann müsst ihr in einem kurzen Event dem gegnerischen Angriff ausweichen und erhaltet anschließend eine effektvolle Gelegenheit zum Kontern, sofern ihr das richtige Equipment dazu mitführt.
Im Gefecht suchen Feinde aktiv Deckung, nutzen Gelegenheiten zum flankieren klug aus und suchen auch bei verlorenem Sichtkontakt alle möglichen Verstecke gründlich ab. Dadurch wird man gezwungen, immer in Bewegung zu bleiben und Kämpfe aktiv zu einem Ende zu bringen. Weglaufen ist zwar ebenfalls eine Option, empfiehlt sich aber wie die direkte Konfrontation nur in absoluten Notfällen. Anders als der schwerfällige Joel im ersten Teil ist seine Ziehtochter aber deutlich agiler unterwegs, was sich nicht nur in Konfrontationen als großer Vorteil erweist, sondern auch beim Erkunden der facettenreichen Ruinen von Seattle extrem nützlich ist. In der nach einem gewaltigen Infektionsausbruch seinerzeit reichhaltig bombardierten Stadt tummeln sich aber immer noch zahllose pilzüberwucherte Mutaten, denen man mit direkter Gewalt nur sehr bedingt beikommen kann. Frisch infizierte Runner sind im ersten Stadium ihrer Mutation zwar noch relativ problemlos um die Ecke zu bringen, ebenso ergeht es den bevorzugt aus dem Hinterhalt zuschlagenden Stalkern, spätestens danach lässt sich mit Messer und Schusswaffen gegen die immer besser gepanzerten Funguskreaturen kein Blumentopf mehr gewinnen. Die blinden Clicker reagieren aggressiv auf jedes laute Geräusch und sollten idealerweise mithilfe diverser Ablenkungsmanöver umgangen oder mit Feuer bekämpft werden.
Ganz neu dazugekommen sind die sogenannten Shamblers. Als Weiterentwicklung der bereits brandgefährlichen und unglaublich widerstandsfähigen Bloaters stellen die pustelübersähten Kolosse sämtliche Artverwandte in Punkto Kraft und Tödlichkeit weit in den Schatten. Kommt man diesen Kreaturen zu nahe, darf man sich auf einen giftigen Empfang einstellen. Auch hier ist erweist sich der Einsatz eines Molotov-Cocktails oder dem mächtigen, aber munitionstechnisch knapp bemessenen Flammerwerfer als beste Verteidigung. Obdacht: Ist der Shambler erstmal am Ende seiner Kräfte angelangt, explodiert er effektvoll in seine Einzelteile und richtet damit erneut verheerende Schäden an. The Last of Us Part II stellt einem immer aufgrund der Vielfalt seiner Gegner wieder vor neue taktische Situationen, in denen nur kluges Handeln zum Sieg führt. Weil sich in und um Seattle nicht nur WLA und Seraphites erbittert bekriegen, sondern die Infizierten für beide Seiten eine direkte Bedrohung darstellen, ist es oftmals sogar sehr hilfreich, einige der Pilzgestalten zu seinem Vorteil zu nutzen. Besonders auf höheren Schwierigkeitsgraden, wo Munition und andere Herstellungsmaterialen chronisch knapp sind, sind List und Tücke essentiellere Verbündete als Pistole, Jagdgewehr und Co.
Wir haben die Mittel, wir können es bauen
Am allerwenigsten haben die Entwickler an den altbekannten Survivalmechaniken geändert. Das resultiert auf der einen Seite in bestmöglicher Zugänglichkeit, fügt sich andererseits aber als am wenigsten modernes Element etwas störend ins allgemeine Spielgeschehen ein. Inmitten der Ruinen von Seattle gibt es tonnenweise Gelegenheiten zum Plündern kostbarer Rohstoffe, aus denen sich vom Verband bis zur Sprengfalle eine ganze Palette praktischer Überlebenshilfen fabrizieren lässt. Die permanente Suche nach den kostbaren Materialien motiviert einen dazu, jeden noch so kleinen Winkel gründlich abzusuchen und dafür kurzzeitig von bekannten Pfaden abzuweichen. Darin liegt aber auch ein Problem verborgen, denn der exzessive Sammelwahn reißt einen nicht selten aus dem erzählerischen Flow heraus. Da Ellie über weite Teile des Spiels immer wieder mit computergesteuerten Begleitern unterwegs ist, werden beim Aufsammeln gerne mal laufende Gespräche unterbrochen. Hinzu kommt, dass sich die Gefährten übrigens auch im Kampf nicht gerade schlau anstellen und viel zu oft Befehlsverweigerung an den Tag legen. Genug Frustpotenzial bieten solche Aussetzer allemal. Auch das sind so Kleinigkeiten, die dem Spiel die höchstmögliche Wertung versagen.
Zusätzlich zu ihren handwerklichen Fertigkeiten können aufmerksame Spieler mit den überall im Spiel versteckten Handbüchern auch einige praktische Perks für Ellie freischalten. Schnelleres Bewegen in der Hocke, effektivere Kills aus dem Hinterhalt oder die Anfertigung von Schalldämpfern können zu echten Lebensrettern werden, wenn ihr die zur Aktivierung notwendige Anzahl von Pillen mit euch führt. Denn wer weiß nicht um die weiterbildenen Fähigkeiten von Drogen? Da werfen wir doch gleich mal sechzig Stück von ein! Das Prinzip fand ich schon im Vorgänger ziemlich unrealistisch und wirkt dementsprechend im Sequel nicht besser. Dafür läuft das Spiel bei geöffnetem Talentbaum nahtlos weiter, was die Spannung anders als die ewige Materialhatz konsequent auf hohem Niveau hält. Übrigens solltet ihr euch gut überlegen, welche Perks ihr aktiviert. Genügend Pillen für das Komplettieren der insgesamt fünf Kategorien lässt sich in einem Durchgang nicht finden. Umso mehr lohnt der Abstecher ins New Game+, wo ihr euch mit allen bisher freigeschalteten Talenten erneut auf die Suche nach den Pharmazeutika begeben könnt. Ohne den grindlastigen Mehrspielermodus des Vorgängers habt ihr dafür sowieso gute Gründe.
Technik, die beeindruckt
Was der Vorgänger für die PlayStation 3 gewesen ist, das ist The Last of Us Part II nun für die beinahe am Ende ihres Lebenszyklus angelangten PlayStation 4. Naughty Dog ist es tatsächlich gelungen, die schon in Uncharted 4: A Thief´s End bemerkenswert zum Einsatz gebrachte hauseigene Engine nochmals zu verbessern. Sämtliche Charaktere wurden aufwendig mit neuesten Motion Capturing-Verfahren zu virtuellem Leben erweckt, bewegen sich glaubhaft und bestechen mit beinahe fotoralistischen Gesichtern sowie unglaublich realistischer Mimik. Emotionen wie Freude, Schmerz und Zorn werden dadurch nahtlos an den Spieler weitergegeben und tragen immens zur maßstabsgebenden Immersion des Spiels bei. Aber auch drumherum haben die Designer und Techniker alles nur erdenkliche richtig gemacht. Alleine Seattle ist ein unglaublich einnehmender Ort, der von Flüssen über Wälder bis zu zerstörten Hochhäusern eine derart detailverliebte Kulisse bietet, dass man beinahe minütlich neuen Augenöffnern begegnet.
Gleiches gilt in Hinsicht auf die Klangkulisse. Egal für welche der zahlreichen verfügbaren Sprachen man sich entscheidet, sämtliche Sprecher liefern einen makellosen Job ab. Fans der deutschen Synchronfassung dürfen sich auf eine Rückkehr von Carlos Lobo als Stimme von Joel freuen, während Luisa Wietzorek ihrer Vorgängerin Annette Potempo ebenbürtig in der Rolle der erwachsenen Ellie nachfolgt. Der Neuzugang ist dem ein oder anderen vielleicht bekannt als Stimme von Tracer in Overwatch, Soapdarstellerin oder als Stammsprecherin von Chloe Grace Moretz. Aber auch bis in die Nebenrollen hat Sony wieder für eine erstklassige Besetzung gesorgt, so dass man zu den Originalsprechern Troy Baker und Ashley Johnson eine Menge gleichwertiger Alternativen erhält. Den passenden Soundtrack zum Spiel liefert zum Glück auch dieses Mal wieder der Argentinier Gustavo Santaolalla ab, womit abermals zusammenkommt, was zusammengehört. Und weil schließlich auch die Bedienung wunderbar von der Hand geht, können wir dieses Monster von einer Rezension auch allmählich abschließen.
Fazit und Wertung
“Lasst euch um Himmels Willen nicht von den miesen Nutzerwertungen bei Metacritic und Co. verwirren. Dahinter stecken zu großen Teilen lediglich erzkonservative Zicken, die sich darüber ärgern, dass The Last of Us Part II in Sachen Charakterdarstellung ganz bewusst andere Wege geht als der bereits hervorragende Vorgänger. Was Lieschen Jammerviel aber dabei nicht zu verstehen scheint ist, dass gerade die Ereignisse zu Beginn notwendig sind, um Ellie als Erwachsene zum Sinnbild dieser gewalttätigen, gnadenlosen Spielwelt reifen lassen zu können. In diesem Kontext macht alles Sinn, nur so ist maximale Immersion möglich. Und diesen Mut respektiere ich nicht nur, ich zeichne ihn sogar gerne aus. Allerdings mutet es bei allen Motiven doch seltsam an, dass keiner der Charaktere, nicht einmal Ellie, je auf die Idee kommt, dass es an irgendeinem Punkt genug ist und danach handelt. Und das alleine nimmt dem Spiel unter anderem auch dank Problemen bei der Begleiterschläue sowie dem spielflussstörenden Sammelwahn genügend weg, um ihm die Höchstwertung zu versagen. Dennoch ist The Last of Us Part II ein fantastisches Spiel geworden, welches seine gegenwärtig maßstabsgebende visuelle Schönheit besonders auf der PlayStation 4 PRO zu entfalten weiß und ganz nebenbei das Medium Videospiel endgültig in den Rang anspruchsvoller Kunstschöpfung erhebt. Was bleibt, wird einen noch lange verfolgen. Nicht immer auf eine gute Weise zwar, aber gerade deswegen genau so, wie es die Macher impliziert haben. Hasst es oder liebt es, dieses Spiel jeder für sich selbst erleben, um es wirklich verstehen zu können. Und wartet damit bitte, bitte nicht bis zum Remaster für die PlayStation 5!”
PRO:
+ Beinahe lebensecht via Motion Capturing animierte Charaktere
+ Weitläufige, liebevoll detaillierte und abwechslungsreiche Areale
+ Fantastische Effekte
+ Düstere Atmosphäre mit allgegenwärtigem Gefühl von Bedrohung und Trostlosigkeit
+ Mutig erzählte Geschichte um Rache und ihre Folgen
+ Motivationen der einzelnen Charaktere stets nachvollziehbar
+ Permanente Konfrontation mit den Taten von Ellie und Co. samt ihrer Folgen…
+ …die für bisher ungekannte Immersion und persönlicher Auseinandersetzung sorgt
+ Intelligente Gegner, denen man immer wieder ganz unterschiedlich beikommen muss
+ Fünf Schwierigkeitsgrade, plus individuelle Herausforderungsgestaltung…
+ …zwischen denen jederzeit bequem hin- und hergewechselt werden kann
+ New Game+ lädt zum Wiederspielen ein
+ Mit mindestens fünfundzwanzig Stunden Spielzeit sehr guter Gesamtumfang
+ Umfangreiche, aber dennoch zugängliche Craftingkomponente
+ Nützliche Perks
+ Hervorragende deutsche Sprecher
+ Atmosphärischer Soundtrack, der das Geschehen stets perfekt untermalt
+ Zugängliche Bedienung
– Charaktere folgen allesamt stur ihren Pfaden…
– …und lernen trotz offensichtlicher Konsequenzen aus ihren Taten nichts hinzu
– Ressourcensuche reißt einen immer wieder aus der Story heraus
– Gelegentlich nicht ganz so schön animierte NPC´s
– K.I. der Begleiter mit gelegentlichen Aussetzern im Kampf
GESAMTWERTUNG: 9.3/10
©2020 Wrestling-Point.de/M-Reviews