The History of…Final Fantasy – Das große Special – Teil I

                                                               TEIL I – Die Anfänge

Die Final Fantasy – Reihe gehört (wie ich seinerzeit beim Test der X/X-2 Collection festgestellt habe) zu den langlebigsten Serien der Videospielwelt. 1987 erschien erstmals ein Teil der Reihe, damals noch ausschließlich in Japan. Fast 30 Jahre später erfreut sich die Reihe immer noch großer Beliebtheit und noch in diesem Jahr feiert das Franchise mit Teil XV (15) erstmals Premiere auf den Konsolen der aktuellen Generation. Publisher Square Enix hat in dieser Woche zwei neue Boxen veröffentlicht, die zum Preis von jeweils knapp 25€ die Teile 3 und 4 sowie 7 und 8 für den PC enthalten, welche bereits seit einiger Zeit auch separat als Digital Purchase erhältlich sind. Für Fans der Serie, die ausschließlich über einen PC verfügen, ist 2016 in Sachen Veröffentlichung der Klassiker also ein gutes Jahr, während man auf die entsprechende Version von Teil XV noch sehr lange warten darf. Wei man es auch betrachtet, 2016 ist definitiv ein Jahr voller Final Fantasy. Grund genug, zu den Ursprungen der Serie zurückzukehren. Bereit für eine kleine Lektion in Sachen Gaming – History? Dann rasch weiterlesen! 

Sakaguchi’s letzte Fantasie

2296741 001540 screenWir schreiben die Mitter der 80er Jahre. Game Designer Hironobu Sakaguchi hat sich bisher nur wenige erfolgreiche Projekte auf sein Konto bringen können. Aus diesem Grund lehnt Arbeitgeber Square seine Idee eines Rollenspiels ab. Damals haben solche Titel außerhalb Japans kaum Erfolg, für den Entwickler ist das Risiko einfach zu hoch. Als dann 1996 Konkurrent Enix das Spiel Dragon Quest veröffentlicht, welches sich zu einem Überraschungserfolg mausert, möchte Square auf den Zug aufspringen und erlaubt Sakaguchi, seine Idee umzusetzen. Da dieser als „schwieriger Chef“ gilt, ist das Team, welches ausschließlich aus wenigen Freiwilligen besteht, sehr klein. Gerade mal sieben Personen arbeiten an der Umsetzung von Sakaguchis Vision. Das Ziel ist klar definiert: Ein Spiel zu erschaffen, welches sich an Pixel – Klassiker der damaligen Zeit wie Ultima und Wizardry anlehnt. Sakaguchi gelang es, die ebenfalls als Designer tätigen Koichi Ishii und Akitoshi Kawazu für sein Projekt zu begeistern. Beide sollten für wichtige Elemente des Gameplays verantwortlich sein. Als großer Dungeons & Dragons – Fan wurde Ishii bei der Gestaltung der ausschließlich rundenbasierten Kämpfe maßgeblich vom Tabletop – Hit beeinflusst und integrierte erstmals elementare Schwächen in ein Spiel. Feuer, Eis, Wind und Co., letztendlich all das, worauf Pokemón heute aufbaut. Kawazu dagegen integrierte bis dato eher westliche Elemente von Rollenspielen in den Titel, insbesondere die freie Charaktergestaltung zum Spielbeginn, war er doch der Meinung, dass die Faszination eines Rollenspiels eben genau dort beginnt. Mit der Zeit und auch mit ersten Ergebnissen verstärkte Square das Entwicklerteam dann und die Arbeiten konnten schneller voranschreiten.   

Jahrelang hielt sich das Gerücht, dass der Name „Final Fantasy“ lediglich aus dem Grund gewählt wurde, weil es Sakaguchis letzte Chance war, sich einen Namen als erfolgreicher Game Designer zu machen. Ein erneuter Fehlschlag, so munkelte man, hätte für ihn das Aus bedeutet und er wäre zurück an die Uni gegangen. Tatsächlich aber suchte man seinerzeit lediglich einen attraktiven Namen für den japanischen Markt, der sich mit dem stimmig klingenden „FF“ arrangieren sollte. Final Fantasy erschien daher eine gute Wahl zu sein, laut Sakaguchi hätte aber auch jeder andere Name, aus dem dieses Kürzel hätte entstehen können, seinen Zweck völlig erfüllt. 

Nobuo UematsuFür den Soundtrack verantwortlich zeigen sollte sich Komponist Nobuo Uematsu, für den Final Fantasy der sechzehnte Titel seiner Composer – Karriere bedeutete. Uematsu und Sakaguchi hatten bereits bei Titeln wie Genesis und Alpha kollaboriert, allerdings war beiden Titeln kein Erfolg beschieden und so verabredete man sich darauf, dass die Arbeit an Final Fantasy die letzte Zusammenarbeit der beiden Kreativen darstellen sollte. Das letztendlich alles anders kommen würde, muss dem Fan nicht mehr gesagt werden. Sakaguchi ging mit einer noch nicht finalen Fassung des Titels zu einem der wichtigsten Spielemagazine im japanischen Raum, der Famitsu. Diese hatte an einem Testbericht zwar kein Interesse, berichtete dafür aber ausführlich über die Entwicklung und half damit maßgeblich, den Titel in Japan bekannt zu machen. Als das Spiel dann 1987 fertig war, sollten gerade mal 200.000 Kopien in die Läden kommen. Und das auch ausschließlich in Japan. Ein Release in anderen Ländern war nicht geplant. Sakaguchi gelang es schließlich, die Produzenten bei Square davon zu überzeugen, die Anzahl der Kopien zu verdoppeln. Releaseplattform war übrigens (und natürlich) das Nintendo Entertainment System, kurz NES. 

Der Erfolg

Obwohl zu Beginn niemand daran geglaubt hatte, entwickelte sich Final Fantasy zu einem überragenden Erfolg für Square und Nintendo. Die Faktoren dafür sind vielseitig. Zum einen wusste der Titel inhaltlich und qualitativ zu überzeugen und hob das Genre der Rollenspiele auf FF1 Kampfein neues Level. Zum anderen betrieb Nintendo eine bis dahin ungekannte Marketingkampagne, besonders auch in den USA als einzigem Zweitveröffentlichungsland. Auch dort wurde das Spiel ein Hit. Europäer dagegen schauten noch lange Zeit in die Röhre, ehe auch uns der erste Titel der Reihe erreichte. Tatsächlich erschien der erste Titel namens „Final Fantasy Origins“ hierzulande erst 16 Jahre später für die Sony PlayStation und beinhaltete die marginal überarbeiteten Teile I und II, jedoch ausschließlich in englischer Sprache und mit nicht geringen technischen Problemen. Dem Erfolg tat das jedoch keinen Abbruch. Kritiker lobten das Originalspiel, welches alleine auf dem NES in Japan über 400.000 Einheiten verkaufte, weitere 600.000 auf den später portierten Systemen und nochmal 700.000 Exemplare der nordamerikanischen NES – Fassung. Selbst die im Jahr 2007 erschienende Version für die PlayStation Portable konnte noch respektable 140.000 Kopien absetzen. 

Die großartige Musik, das neuartige Kampfsystem und die tolle Geschichte um Licht, Finsternis und magische Kristalle machten Final Fantasy zu einem denkwürdigen Evergreen, der nicht umsonst zu den zehn besten NES – Titeln aller Zeiten gewählt wurde und sich darüber hinaus auch fast 30 Jahre nach Erstveröffentlichung immer noch zahlreicher Fans erfreut. Da stört es auch niemanden mehr, dass die Charaktere so blass blieben wie Sheamus beim Einsetzen einer Glühbirne in einem weiß gestrichenem Raum.

Ein Franchise war geboren

Der große Erfolg des Erstlings sorgte dafür, dass man bei Square rasch Planungen für eine Fortsetzung aufnahm. Um das abermals größer gewordene Entwicklerteam richtig einsetzen zu können, übernahm Sakaguchi Regie und Produktion des Titels, entschied sich jedoch bei der Entwicklung für einige Änderungen. So wurde dieses Mal erst die Handlung kreiert und das Spiel dann darauf basierend entwickelt. Was heute für gewöhnlich Gang und Gebe ist, sah seinerzeit eben noch ganz anders aus und war von weitaus mehr Spontanität geprägt. Ferner entschied man sich, die Charaktere aus dem ersten Teil nicht erneut aufzugreifen. Eine Entscheidung, die für die Reihe stellenweise prägend werden sollte. Wieder übernahm Nobuo Uematsu die Vertonung, auch die meisten anderen Teammitglieder des Erstlings blieben an Bord. Beinahe genau ein Jahr nach Veröffentlichung des ersten Teils erschien die Fortsetzung in den Läden, vorerst erneut nur für das NES (in Japan FamiCom für Family Computer genannt)  und dieses Mal ausschließlich in Japan. In den USA und Europa kam man erst mit der bereits erwähnten Origins – Sammlung in den Genuss des Spiels. Warum man sich angesichts des großen Erfolgs in den USA gegen eine Veröffentlichung entschieden hat, bleibt schleierhaft. Der straffe Entwicklungszeitplan kann jedoch einer von vielen mutmaßlichen Grüßen sein. Zwar entwickelte man auch eine lokalisierte Fassung, die zunehmend veraltete Technik, das Aufkommen des SNES und weitere Terminschwierigkeiten sorgten jedoch dafür, dass man das Projekt letztendlich cancelte.

Final Fantasy II partyDie Geschichte von vier Kriegern, deren Eltern allesamt im Krieg gegen ein böses Imperium ermordert wurden und die sich daraufhin einer Widerstandsgruppe anschließen, machte inhaltlich wenig neu. Tatsächlich blieb man der Erfolgsformel nahezu vollkommen treu.  Und auch die japanischen Fans machten den Titel zu einem theoretischen Erfolg. Ganze 800.00 Kopien der NES – Fassung gingen über die Ladentheken, bis heute hat sich das Spiel weltweit über 1.2 Millionen Mal verkauft. Das mag nach starken Zahlen klingen, tatsächlich ist Teil II damit der Titel mit den am wenigstens verkauften Exemplaren. 

Doch die Reise sollte hier erst wirklich beginnen. In der kommenden Woche befassen wir uns im zweiten Teil des Specials mit den Teilen III und IV sowie der immer komplizierter werdenen Entwicklung der Reihe. Man darf gespannt sein.