Im Sandkasten Was der erste Teil in den Augen vieler Spieler vermissen ließ, war ein handfester Einzelspielermodus. Den liefert die Fortsetzung jetzt im Rahmen hundert seitens Nintendo vorgefertigter Level nach, allesamt verpackt in eine kleine Handlung rund um den Wiederaufbau des königlichen Schlosses von Mario´s Herzensdame Peach. Das ist in der Praxis tatsächlich so belanglos wie es schon auf dem Papier klingt, stört aber nicht großartig. Denn alleine schon der gewaltige Umfang an vorgefertigten Leveln wäre locker ausreichend für zwei separate Spiele gewesen. Wer also selbst keine Lust zum Bauen hat, kann hier direkt los legen und sich vielleicht doch noch die ein oder andere Inspiration für eigene Kreationen abholen, denn sämtliche von den Entwicklern genutzte Assets stehen auch bastelbegeisterten Spielern zur Verfügung und können von Anfang an ohne Umstände genutzt werden.
Wir haben die Werkzeuge, wir können es bauen!
Umfangreiche Tutorials sind für die Umsetzung der Kernmechaniken zum Glück gar nicht nötig, denn das Prinzip ist sehr intuitiv gestaltet und schnell erlernt, egal für welche Bedienungsweise ihr euch auch immer entscheiden mägt. Wer aber trotzdem lieber mit Anleitung arbeitet, bekommt ein toll strukturiertes Arsenal an Hilfen an die Hand gereicht, dass über knapp 2 Stunden Gesamtmaterial zu bieten hat und überraschend immersiv ausgefallen ist. Besonders für die Feinmechaniken ist das sehr hilfreich und bietet darüber hinaus sogar einen recht hohen Unterhaltungscharakter. Ich kann mich nicht erinnern, in den letzten Jahren ein so liebevoll gemachtes Tutorial gesehen zu haben. Das Gelernte lässt sich anschließend prima zur Anwendung bringen, macht man mal einen Fehler beim Design lässt sich der genauso leicht beheben wie er erschaffen wurde. Was ihr dann aus dem macht, was euch gegeben wird, liegt ganz bei euch. Bastelt ihr lineare Level mit Fokus auf Sprungpassagen, oder soll es kniffliger sein? Verstreut ihr Items wie Kostüme und Co. lieber großzügig in der Gegend oder nur an schwer zugänglichen Plätzen? Wofür ihr euch auch immer entscheiden mögt, selbst einfachere Ergebnisse können bereits den typischen, unverwechselbaren Charme erzeugen, den ein klassisches Mario schon immer ausgemacht hat.
Ohnehin sieht das Spiel durchaus ansprechend aus. Durchgehend in mindestens 900p gerendet, ist in beiden Modi sogar natives Full HD möglich. Die dynamische Auflösung skaliert dabei je nach Hardwarelast so gut wie unauffällig hin und her und wird hauptsächlich genutzt, um in den moderneren Grafikmodi die angepeilten 60 Frames pro Sekunde halten zu können. Das Unterfangen gelingt ausnahmslos gut, anders als noch der Vorgänger auf der Wii U läuft die Fortsetzung auf der Switch stets butterweich, egal ob unterwegs oder daheim im Dock. Und all das bei nur minimalem Kantenflimmern. Selbst im neuen KoOp-Modus für den heimischen TV bleibt das Geschehen geschmeidig. Bis zu vier Spieler können jetzt gemeinsam durch die Level springen, allerdings immer nur zwei Spieler pro Konsole. Leider hat sich Nintendo entschieden, den Storymodus ausschließlich für Solisten zu öffnen, den müsst bzw. dürft ihr also ganz alleine bewältigen. Ein gelungener Soundtrack rundet das in kunterbunter Atmosphäre gehaltene Spiel technisch solide ab.
Schwachpunkt Online
Besser ist es als Abonnement, denn nur dann wird auch das volle Paket geboten. Via Codes könnt ihr eure Level direkt verlinken, andere Level finden und diese dann wahlweise für unterwegs auf die Konsole laden (maximal 45 Slots sind dafür verfügbar, weitere 90 für eure eigens erstellten Kreationen) oder direkt im Dock online alleine oder mit anderen Spielern angehen. Und gerade hier wird es verdammt ärgerlich, denn da die Server bei der Spielersuche keinen regionalen Beschränkungen unterliegen, landet man oft mit Leuten in einem Level, die alle aus ganz unterschiedlichen Teilen der Welt kommen und die das Spiel anschließend mit hohen Pings völlig zum Erliegen bringen. In einem hauptsächlich auf Timing und Geschicklichkeit ausgelegten Spiel eine absolute Katastrophe. Die Ranglisten zeigen jeweils nur die Zeit des besten Spielers, zudem muss man sich nach jedem Level wieder ganz von Anfang an durch die vielen Suchmenüs zur nächsten Herausforderung kämpfen.
Auch auf anderen Konsolen längst zum Standard gewordene Features wie Kommunikation via Text und Sprache gibt es wieder nicht, stattdessen muss man sich mit wenigen Vorgaben verständigen. Selbst die praktische App für Smartphones, mit der Kommunikation ohne weitere Hardware möglich sein soll, wird nicht unterstützt. Für einen First Party-Titel ist das einfach nur inakzeptabel. Einmal mehr entpuppt sich eine Mehrspielerkomponente bei Nintendo als nur deswegen frustanfällig und manchmal sogar völlig disfunktional, weil die Japaner einfach nicht dazu imstande sind, ihre allgemeinen Mechaniken auf einen aktuellen Stand zu bringen. Da ist die Konkurrenz einfach schon seit Jahren um Längen weiter. Dafür funktioniert wenigstens das Balancing bei der Mitspielersuche. Und auch das Teilen und Beziehen von Inhalten funktioniert problemlos. An allem anderen muss aber dringend gearbeitet werden, anderenfalls droht der Bezahlservice auf Dauer zur Lachnummer zu verkommen. Schade bleibt außerdem, dass die Codes für Level aus dem Vorgänger nicht zur Fortsetzung kompatibel sind. Und auch Inhalte von anderen Spielern können nicht nachträglich von euch überarbeitet werden.
Fazit und Wertung
„Super Mario Maker™ 2 ist mechanisch und inhaltlich eine rundherum gelungene Erweiterung all dessen, was den Vorgänger berühmt und bis heute beliebt gemacht hat. Dank vieler neuer Werkzeuge könnt ihr nun noch herausforderndere Level erstellen, sogar gemeinsam mit einem Mitspieler an einem System. Alleine die (wenn auch extrem lasche Story) bietet euch bereits über hundert vorgefertigte Level, die zum Entdecken und Adaptieren einladen. Selbst ohne Onlinedienst wird also einiges geboten. Aber nur dort lassen sich eben Inhalte teilen und beziehen, nur dort wird quasi für unendlichen Nachschub beim Gameplay gesorgt und nur dort lassen sich die Inhalte mit bis zu drei Mitspielern erleben. Leider entpuppt sich eben diese Komponente wieder mal als desaströs veraltete Implementierung auf technischer Ebene. Wer auf das miese Matchmaking und die mangelnden Komfortfeatures verzichten will, ist hier abseits der Bezugsquelle neuer Inhalte am besten mit lokalen Freunden aufgehoben. Super Mario Maker™ 2 ist ein grandioser Spielplatz für kreative Köpfe, der in mancher Hinsicht konkurrenzlos gut, in anderer aber stark verbesserungswürdig daherkommt.“
Pay-2-Win/Miktrotransaktionen: Super Mario Maker™ 2 bietet keinerlei Möglichkeiten, sich via Echtgeld spielerische Vorteile oder spielrelevante Inhalte zu verschaffen. Eine Abwertung nehmen wir daher nicht vor.
PRO:
+ Gewaltiges Arsenal an Werkzeugen verschiedenster Art…
+ …die sich allesamt klug miteinander kombinieren lassen
+ Storymodus mit hundert vorgefertigten Leveln
+ Vier unterschiedliche Grafikstile – vier unterschiedliche Arten zu Spielen
+ Unterhaltsame KoOp-Optionen für maximal vier Spieler
+ Unkompliziertes Teilen und Beziehen von Inhalten via Code
+ Umfangreiches, extrem unterhaltsam gestaltetes Tutorial
+ Ansprechender Look mit guter Auflösungsskalierung und Kantenglättung
+ Saubere Performance
+ Klasse Soundtrack, der die besten Elemente des Marioversums vereint
+ Zugängliche Bedienung (ein Spieler, Touchpad/Stylus)
CONTRA:
– Belanglose Story
– Nicht auf Regionen beschränkte Spielersuche sorgt oft für Lags und Ruckler
– Minimalistische Bestenlisten und Kommunikationsfeatures
– Fummeliger Gemeinschaftsbau dank Joy Con-Zwang…
– …der außerdem nur lokal möglich ist
– Eigenes Design von Objekten ist nicht erlaubt
– Keine Abwärtskompatibilität zum Vorgänger
– Inhalte anderer Spieler können nicht editiert werden
GESAMTWERTUNG: 8.2/10
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