PlayStation 4 und PC
Ein Testbericht von General M
Ich bin großer Fan der Star Wars – Reihe. Damals hatte ich noch Gelegenheit, die Ur-Trilogie in ihrer unbearbeiteten Fassung auf VHS zu sehen. Seitdem ist ziemlich viel Zeit vergangen. Eine zweite, eher mittelprächtige Trilogie folgte. Und natürlich unglaublich viele Videospielumsetzungen, angefangen bei den ältesten Systemen bis hin zur heutigen Zeit. Damals wurden die meisten Titel noch von LucasGames entwickelt, die besonders mit ihren Adventures rund um Guybrush Threepwood, Indiana Jones und den kleinen Saugnapf – Aliens namens Tentakeln über die Star Wars – Lizenz hinaus Kultstatus genießen. Eine Ausnahme bildet hier lediglich die nicht minder kultige Battlefront – Reihe. Obwohl der aktuelle Ableger keine Zahl im Namen trägt, erschienen bereits 2004 und 2005 die Titel Battlefront und Battlefront II, damals hauptsächlich entwickelt von Pandemic Games entwickelt und schon immer vertrieben von Electronic Arts. Pandemic wurde später nach einigen weniger guten Spielen geschlossen und verabschiedete sich mit „The Saboteur“ von der Bildfläche. Electronic Arts blieb Lizenzinhaber. Einige Jahre später schloss dann auch LucasGames seine Pforten, nachdem Serienschöpfer George Lucas sein gesamtes Unternehmen und damit alle Lizenzen an Disney verkaufte. Die blieben nicht lange untätig und begannen mit der Produktion neuer Serien, Spiele und natürlich einer neuen Filmreihe, deren erster Ableger mit dem Titel „Episode VII – Das Erwachen der Macht“ am 17. Dezember im Kino zu sehen sein wird und wahrscheinlich von vielen Fans sehnlichst erwartet wird. Was wäre da also passender, als die Battlefront – Lizenz zu reaktivieren? Mit dem skandinavischen Entwickler DICE hat man mehr als nur erfahrene Schöpfer von epischen Multiplayer – Gefechten an der Hand, die Gamern natürlich besonders durch die Battlefield – Reihe bekannt sein sollten. Ist Battlefront nun Battlefield im Star Wars – Universum? Oder doch etwas ganz Eigenes? Die Erwartungen sind definitiv hoch. Schauen wir mal, ob sie erfüllt werden konnten!
Im Vorherrschafts – Modus treten 20 gegen 20 Spieler an und kämpfen hauptsächlich auf dem Boden, seltener auch in der Luft um 5 Kontrollpunkte. Wer zuerst alle fünf Kontrollpunkte in vorgegebener Reihenfolge eingenommen hat, gewinnt. Nach Ablauf der Zeit entscheidet die Mehrheitsregel. Dieser Modus hat mir von allen Modi bisher am meisten Spaß gemacht. Die epischen Gefechte mit insgesamt bis zu 40 Spielern machen richtig viel Spaß und bieten perfekte Star Wars – Atmosphäre.
Abwurfzone ist für ingesamt 16 Spieler ausgelegt. Hier erscheinen zufällig platzierte Versorgungskapseln, die eingenommen und für eine Weile gehalten werden müssen. Sieger ist, wer am Ende die meisten Punkte auf dem Konto hat. Der Modus eignet sich gut dafür, ein bisschen Team Play zu üben, da eben meist sehr intensiv um einen zentralen Punkt gekämpft wird. Der Nachteil an der Sache ist jedoch, dass ebenso wie im Jägerstaffel – Modus nach kurzer Zeit bereits die Luft aus dem Speeder raus ist, da das zentralisierte Verteidigen und Attackieren der Landezonen keinerlei Raum für taktische Überlegungen bietet.
Droidenalarm ähnelt der Abwurfzone sehr. Allerdings befinden sich hier statt Versorgungskapseln drei Droiden auf der Karte, die außerdem in Bewegung sind. Ziel ist, alle drei Droiden für sich zu gewinnen. Wieder entscheidet nach Ablauf der Zeit, wer mehr Droiden im Team hat. Gelungener umgesetzt als die Abwurfzone, da der permanente Kampf um die Droiden in kleinem Umfeld durchaus treibend ist und bei gut ausgeglichenen Teams für ein ständiges hin und her sorgt. Ausgelegt für 12 Spieler funktioniert Battlefront also auch im kleinen Maßstab.
Fracht ist im Grunde nichts anderes als Capture the Flag, ebenfalls für bis zu 12 Spieler. Es gilt, den feindlichen Versorgungscontainer zu stibitzen und sicher in seine eigene Basis zu bringen. Das macht richtig Laune, weil man hier mehr Wert auf Taktik legen kann. Den Frachtträger zu beschützen ist eine Aufgabe, die wohlkoordiniert werden will. Nur so gelangt man sicher ans Ziel.
Gefecht ist einfaches Team – Deathmatch für 20 Spieler. Nicht mehr, nicht weniger. Wer auf simple Action steht, wird hier gut bedient.
Im Heldengefecht, der auf maximal 2 Spieler ausgelegt ist, schlüpfen wir in die Rolle eines beliebigen Helden der Reihe und geben K.I. Soldaten kräftig auf die Mütze. Jeder eliminierte Gegner spült Punkte auf’s Konto. Wer alleine antritt, steht lediglich den bereits erwähnten Soldaten gegenüber. Im Grunde erfüllt das Heldengefecht lediglich eine weitere Tutorial – Funktion, da man so die Fähigkeiten der jeweiligen Helden kennenlernen kann. Da die künstliche Intelligenz alles andere als eine Herausforderung darstellt, wird man auch hier schnell der Langeweile verweilen. Mit einem Freund auf der anderen Seite macht die Sache zwar etwas mehr Spaß, die Langzeitmotivation hält jedoch auch nicht viel länger.
Etwas anderes spielt sich dagegen die Heldenjagd. Sieben Spieler treten hier gegen einen zufällig ausgewählten Spieler an. Dieser darf dafür gleich in die Haut eines der mächtigen Helden schlüpfen und Chaos und Zerstörung über seine Gegner bringen. Wer den Helden dann doch irgendwann erwischt, schlüpft widerrum in dessen Rolle. Wer bei Rundenende in der Heldenrolle die meisten Gegner besiegt hat, ist der Gewinner. Die Grundidee ist gut, die Umsetzung dagegen nicht. Denn zum einen erfordert es meist gute Zusammenarbeit des Teams, um einen Helden zur Strecke zu bringen, zum anderen entscheidet dabei dann auch mehr der Zufall, welcher Spieler den finalen Abschuss meistern konnte. Und sicherlich kann die immense Überlegenheit der Helden auch schnell für einen Frustmoment sorgen, besonders wenn man ebenjenen ganz alleine begegnet.
Treten Helden vs. Schurken an, kann man sich auf einen sehr interessanten Modus freuen, in dem 12 Spieler in 3 Teams aufgeteilt werden. Dabei schlüpft einer in die Rolle des Helden, die beiden verbliebenen Mitglieder sorgen als einfaches Fußvolk für Geleitschutz. Sollte der Held das Zeitliche segnen, rückt einer aus dem Fußvolk in die Heldenrolle nach, während der Gefallene seinen Platz einnimmt. Am Ende entscheiden auch hier die meisten Eliminierungen, welches Team den Sieg davonträgt. Die Sache macht Spaß und fördert das taktische Spiel im Team.
Der Kampfläufer – Modus ist mein zweiter Favorit im Spiel. Wieder begegnen sich insgesamt 40 Spieler verteilt auf 2 Teams mit jeweils 20 tapferen Recken. Das Spielprinzip ist dabei relativ einfach, erfordert aber wieder taktisches Zusammenspiel (und hin und wieder auch waches Auge). Darum geht’s: Imperiale Truppen führen einen Angriff auf eine Basis der Rebellen an. Damit das auch erfolgreich funktioniert, haben sie zwei gewaltige AT-AT – Läufer dabei, die sich langsam ihren Weg vom Imperialen Startpunkt bis zur Rebellenbasis bahnen. Das Ziel ist hierbei, als Rebell diverse Funkstationen auf der Karte einzunehmen und zu halten, damit darüber immer mal wieder Lufteinheiten angefordert werden können, die den mächtigen Läufern übel zusetzen. Als einfache Bodeneinheit kann man gegen die Ungetüme kaum bis gar nichts ausrichten. Die Imperialen Bodentruppen haben dabei die Aufgabe, ebendies zu verhindern. Das ist spannend, temporeich und einfach nur episch. Und sogar ganz witzig, wenn das einfache Fußvolk nebenbei mal ganz einfach vom AT-AT zerquetscht wird. Ketchup.
Die Schlacht ist ein Modus für maximal zwei Spieler und im Grunde nichts weiter als ein weiteres Tutorial, in welchem man sich mit der Bewaffnung der normalen Infanterie vertraut machen kann. Da online so gut wie jede Ausrüstung erst durch teure Credits freigeschaltet wird, kann man hier bereits im Vorfeld auf alle verfügbaren Blaster zugreifen und so abwägen, was später gebraucht werden kann.
Zu guter letzt bleibt das Überleben. Ebenfalls für maximal 2 Spieler ausgelegt ist es nichts weiter als ein Horde – Modus, in dem man entweder alleine oder zusammen mit einem Freund immer stärkere Wellen von K.I. – Soldaten abwehren muss.
Soviel also zu den einzelnen Spielmodi. Ich muss gestehen, am Ende war ich ein wenig enttäuscht, was die Variation und Abwechslung der einzelnen Modi angeht. Manches wirkt wie ein einfaches Tutorial, bis auf ganz wenige Modi verliert alles wahnsinnig schnell an Spaß und Motivation, weil sich einfach alles auf die immer gleiche Weise wiederholt. Zwar gibt es überall auf den Schlachtfeldern Power Ups, die von einer Granate bis hin zu Luftunterstützung die Gefechte sinnvoll unterstützen und auch die Helden und Fahrzeuge bringen Abwechslung ins Geschehen, trotzdem sitzt man manchmal nach einer Partie vor dem Bildschirm und denkt sich: „Was, das war es jetzt schon?“ Hinzu kommt, dass es lediglich vier Planeten mit jeweils 3 unterschiedlichen Karten gibt. Ein fünfter Planet erscheint am 12. Dezember gratis für alle Spieler. Vorbesteller der Special Edition erhalten bereits am 6. Dezember Zugriff. Wenn man bedenkt, wie viele tolle Planeten und entsprechende Settings in den Filmen vorhanden sind, ist das zu wenig. Neben Sullust, Tattoine, Hoth, Endor und eben Jakku in der ersten Dezemberhälfte vermisse ich schmerzlich beispielsweise den Lavaplaneten Mustafar, die Sümpfe von Dagobah oder natürlich Corouscant, die Imperiale Hauptstadt. Weitere Planeten und Spielmodi soll es ebenso wie neue Helden mit der Zeit geben, dann aber nicht kostenlos – knapp 50€ müssen momentan in den Season Pass investiert werden, also beinahe so viel, wie die PC – Version augenblicklich kostet.
Vergenzen der Macht
Auch am Balancing krankt Battlefront momentan noch. Obwohl die Beta wesentlich mehr Probleme in dieser Hinsicht verursacht hat und man sich dem Feedback daraus sinnvoll angenommen hat, gibt es noch immer einige Unzulänglichkeiten, von denen manche auch dem im Vergleich zu Battlefield sehr vereinfachten Spielmechanik zuzuschreiben sind. Schmerzlich vermisst man feste Spawnpunkte und die Möglichkeit, Squads zu bilden. Letzteres hätte dem taktischen Spiel sehr gut getan. Manchmal hat man das Pech, entweder mitten in einer Schlacht zu spawnen und dabei direkt vom Fleck weg gleich wieder über den Haufen geballert zu werden. Das ist frustrierend. Zudem ist es nicht möglich, seinen Server selbst auszuwählen, obwohl das Spiel automatisch versucht, den Spieler eventuell vorhandenen Freunden zuzuweisen. Dafür habe ich über den gesamten Test keinerlei Probleme mit den Servern selbst feststellen können, was eine beeindruckenede Leistung darstellt, da besonders zu Beginn eines großen Online – Spiels oft Probleme mit der Ping oder der Stabilität auftreten. Das ist ausgesprochen lobenswert. Allerdings sollen die Nordamerikaner, die bereits zwei Tage früher Zugang zum Spiel hatten, da wesentlich mehr Probleme gehabt haben. Die Zeit hat man offenbar gut genutzt. Zudem negativ fällt auf, dass die Heldenklassen sehr unausgeglichen und teilweise viel zu übermächtig sind. Auch das Arsenal lässt, obwohl nicht gerade klein ausgefallen, in seinen Variationen relativ zu wünschen übrig, auch weil es nicht modifizierbar ist. Zu gleich spielen sich die meisten Setups, zumal es keine spezifischen Klassen gibt. Wenigstens beim Balancing ist anzunehmen, dass mit der Zeit weitere Anpassungen vorgenommen werden, um die Gefechte allgemein ausgeglichener zu gestalten. Und wer weiß, vielleicht bekommt man ja irgendwann doch noch die Möglichkeit, seine Gefechte wie in den Vorgängern auch im Weltall austragen zu können.
Dann sind sogar Auflösungen bis 4K möglich und das Spiel wirkt an manchen Stellen beinahe fotorealistisch. Hinzu kommt die wirklich makellose Vertonung. Musik und Soundeffekte stammen allesamt aus den Filmen und fügen sich perfekt ins Geschehen ein. Teilweise konnten für die Heldenrollen die Deutschen Originalsprecher gewonnen werden. Wolfgang Pampel spricht als jahrzehntelanger Stammsprecher von Harrison Ford wieder Han Solo und Hans-Georg Panczak leiht ebenso Mark Hamill alias Luke Skywalker wieder seine Stimme.
Fazit
PRO:
+ Flüssiges Gameplay (PS4)
+ Erfreulich saubere Umsetzung
+ Perfekt eingefangene Star Wars – Atmosphäre
+ Tolle Soundkulisse
+ Einfach zugängliches Gameplay
+ Motivierendes Level – System
+ Power Ups fügen sich gut ins Spielgeschehen ein
+ Teilweise herausfordernde Missionen für 1-2 Spieler samt Splitscreen
+ Stabile Server
CONTRA:
– Die meisten Spielmodi werden schnell langweilig und haben nur Tutorial – Charakter
– Balancing – Probleme
– mit nur 4 Planeten zu wenig Umfang
– Helden teilweise zu mächtig
– Keine Customisierung des Arsenals
– Keine Klassenunterschiede
– Kein Squad – Gameplay
– Lässt viele tolle Features der Vorgänger missen
– Keine frei wählbaren Einstiegspunkte
– Hakelige Flugsteuerung (PC)
– Perfomance zum Nachteil der Technik (PS4)
GESAMTWERTUNG: 74% (PC)
GESAMTWERTUNG: 73% (PS4)