Mit der Veröffentlichung von „The Burning Crusade“, welches gleichzeitig das erste von insgesamt sechs Erweiterungen darstellte, wollte Entwickler Blizzard frischen Wind in die Welt von Warcraft bringen. Die Horde bekam das Volk der Blutelfen spendiert, während sich die Draenei der Allianz anschlossen. Neben einem neuen Beruf, nämlich dem Juwelenschleifen, fanden auch erstmals fliegende Reittiere ihren Weg ins Spiel. Letztere waren jedoch erst ab der neuen Maximalstufe Leve 70 nutzbar und dann auch nur innerhalb der neuen Zone, der Scherbenwelt. Ferner gesellten sich zur bisherigen Auswahl an Inhalt insgesamt 16 neue Dungeons dazu, ferner ingesamt 8 neue Schlachtzüge, darunter natürlich auch der legendäre „Schwarze Tempel“, in welchem man Illidan Sturmgrimm am Ende persönlich gegenüberstand. Noch heute wird der Tempel gerne von dem ein oder anderen Spieler besucht, besonders wegen der (geringen) Aussicht auf das Bollwerk von Azzinoth oder eine von zwei legendären Kriegsgleven. In Zeiten der Transmogrifikation, wo man einfacher denn je auch aktuellen Items das Aussehen vergangener Gegenstände verpassen kann, eine schöne Sache. The Burning Crusade selbst wird von vielen Spielern als eine der besten Erweiterungen angesehen. Für mich persönlich war sie jedoch nach Mists of Pandaria die Schlechteste.
Das mag daran liegen, dass ich mit dem Szenario nie richtig warm geworden bin. Sämtliche Gebiete haben für mich was desolates und extrem trostloses an sich. Karge Felsen, Staubwüsten und spitze Gebirge…eine positive Abwechslung ist noch am ehesten das grüne Nagrand. Doch womöglich mag meine Ablehnung weniger am Inhalt selbst liegen, sondern viel mehr an den Umständen, unter denen ich es spielte. Bis dahin hatte ich lange Zeit kein WoW mehr gespielt. Mein Zwerg Paladin stand mittellos und ohne Aufgaben in Ironforge herum, meine ehemalige Gilde war nicht mehr existent. Gleichzeitig erschien die Erweiterung im Jahr 2007, zu einer Zeit, wo die gemeinsame Schulzeit von mir und meinen damaligen Spielgefährten seit einem guten halben Jahr vorüber war und man begann, sich mehr und mehr aus den Augen zu verlieren. Da ich für den Zwerg Paladin keine Zukunft mehr sah, entschied ich mich für einen Neuanfang auf Seiten der Horde. Die waren auf Alextrasza seinerzeit etwas präsenter als die Allianz. Also erschuf ich mir einen neuen Helden. Meine Wahl fiel auf die neue Rasse der Blutelfen, eine Schukr mit Namen Astares sollte es werden. Damit begann ich meine Reise dann ganz von vorne, angefangen bei Level 1 bis zu Level 60. Und von dort an dann die letzten zehn Level bis Stufe 70 in die Scherbenwelt. Bis dahin hatte ich auch wieder Spaß. Besonders, weil ich das Spiel dieses Mal von einer neuen Seite entdecken konnte. Anschluss an eine Gilde fand ich jedoch nicht. Das lag zum einen daran, dass ich gar nicht erst nach einer Gilde suchen wollte und zum anderen daran, dass Gilden damals noch weitaus straffer und kritischer organisiert waren. Ein „Noob“, wie man so schön sagt, hätte da gar keine Chance gehabt, zumal ich mich bewusst nie intensiv mit der Mechanik des Spiels auseinandergesetzt habe. Mir ging es eher um das Vergnügen. Und selbst mit halbwegs vorhandenen Fähigkeiten konnte man über Quests Level 70 erreichen. Danach stellte sich jedoch wieder das alte Problem ein. Ein Problem, dass WoW bis heute verfolgt wie die Fliegen die Scheiße verfolgen – nämlich die Frage nach dem „Was nun?“. Wie im ersten Teil erwähnt, gab es noch keine automatischen Dungeonfinder, die eine Gruppe zusammenstellten. Auch Sachen wie LFR und Co. waren höchstens Ideen auf dem Notiblock irgendeines Entwicklers. Wer sich also nicht in Gilden organisierte, musste entweder darauf warten, dass jemand gewillt war, über den Chat eine Gruppe zusammenzustellen, oder es gänzlich sein lassen. Damals wie heute blieb der sogenannte End Content, also die letzten großen Schlachtzüge mit der bestmöglichen Beute, die letzte große Herausforderung des Spiels nach dem Erreichen der Maximalstufe. Oder das Farmen von Ruf bei einer der zahlreichen Fraktionen, um seltene Reittiere zu erlangen.
Alles wiederholt sich
Abgesehen von LFR Gruppen, wo Schlachtzüge extremst vereinfachter Schwierigkeit gespielt werden können (und die Beute auch entsprechend minderwertiger ist als beispielsweise auf normaler oder heroischer Schwierigkeit), aber wie erwähnt waren das damals alles noch Wunschträume für Spieler wie mich. Meinem Schurke blieben am Ende solche Beutestücke nicht vergönnt. Auch die Schlachtzüge hat er zur aktuellen Zeit nie von Innen gesehen. The Burning Crusade endete für mich auf gleiche Weise, wie auch das Hauptspiel seinerzeit endete – mit einem Gefühl der Nutzlosigkeit und der Leere. Und dem Unwillen, für all das monatlich 13€ abzudrücken.
Der Lich King erwacht
Im November 2008 war ich aufgrund vieler privater Umstände überall, nur nicht mehr Teil von World of Warcraft. Bei meinem jüngeren Bruder erfreute sich das Spiel zu diesem Zeitpunkt jedoch großer Beliebtheit. Das lag an der neuen Erweiterung, „Wrath of the Lich King“. Northrend fand seinen Weg als neuer Kontinent in die Welt von Warcraft, die Maximalstufe wurde erneut um 10 Level angehoben und der Todesritter wurde die erste (kontroverse) Heldenklasse des Spiels, startete sie doch bereits bei Level 58 und war seinerzeit (und danach immer mal wieder) gnadenlos overpowered. Als Damage Dealer brachial, als Tank kaum tot zu kriegen war der DK ein überaus gern gesehener Spieler in Dungeon- und Raidgruppen. Und auch der neue Beruf der Inschriftenkunde, mit dem Spieler erstmals eigene Glyphen herstellen konnten, sorgte für zufriedene Gesichter. Die fliegende Hauptstadt Dalaran, die inmitten von Northrend liegt und direkt gegenüber der Eiskronenzitalle liegt (dazu gleich mehr), ist noch heute eine Reise wert und spielt in Legion eine sehr wichtige Rolle. PvPler schlugen sich der ersten PvP – Zone überhaupt, nämlich Tausendwinter, stündliche die Köpfe ein, alle anderen trieben sich in den 16 neuen Dungeons herum oder bestritten mit ihren Gilden erste Schlachtzüge. Und ich? Ich bekam von all dem gar nichts mit. Bis zu dem Zeitpunkt, als ich meinem Bruder mal ein Weilchen beim Spielen zusah. Der neue Kontinent gefiel mir extrem gut. Gewaltige Hünen als Gegner, abwechslungsreiche Gebiete, ein toller Soundtrack…und über all dem die immerwährende Bedrohung durch Arthas, den Lichkönig. Bevor man diesen jedoch im Rahmen von Patch 3.3.0 bekämpfen konnte, gab es noch eine Menge anderes Zeug zu erledigen. Erstmals hatte ich das Gefühl, dass WoW auch außerhalb gewöhnlicher Inhalte etwas bot. Also stieg ich wieder ein…und wie auch zuvor entschied ich mich abermals für einen Neuanfang. Mein Bruder spielte Horde auf Ambossar, also spielte ich Horde auf Ambossar, dieses Mal in Form eines Untoten Kriegers namens Angron (Ja, der General mag Warhammer). Und ich hatte wieder viel Spaß. Als ich dann Stufe 80 erreicht hatte, entschied ich mich dafür, dieses Mal aktiv am End Content teilzunehmen. Und ich hatte Glück. Denn zu jener Zeit war gerade einer meiner liebsten Raids online gegangen: Ulduar. Das geniale Art Design ist noch heute für mich absolut unerreicht. Während die großen Gilden sich also den ersten Bossen stellten und Ausrüstung der Gegenstandsstufe 232 sammelten, nahm ich eines Nachts an einem Raid des Vorschlachtzuges „Naxxramas“ teil. Der lief in jener Hinsicht extrem gut. Denn als einziger Krieger der Gruppe konnte ich mich nahezu komplett in einem Durchgang mit epischer Beute ausrüsten, darunter auch ein komplettes Tier – Set.
Somit war ich auf einen Schlag auch gerüstet für Ulduar und damit auch interessant für Gilden, die sich dahingehend organisiert hatten (sog. Raid-Gilden). Ich fand Anschluss an eine größere Gilde auf dem Server, an den Namen erinnere mich jedoch nicht mehr. Das waren zwar hauptsächlicher PvP-Spieler, aber hin und wieder gingen sie auch raiden. Daher nahmen sie mich mit. Was ich jedoch nicht wusste war, dass die Beute über sogenannte DKP – Punkte verteilt wurde. Eine Art Guthaben, welches der entsprechende Gildenverwalter außerhalb des Spiels gemessen am Erfolg des Spielers gutschrieb. Mit diesem Guthaben konnte dann auf epische Beute geboten werden. Natürlich hatte ich solche Punkte nicht und musste daher mitansehen, wie die für mich interessante Beute auf andere Spieler verteilt wurde. Eine Tatsache, die mich zutiefst verärgert hatte, da ich der Meinung war und bin, dass jeder Teilnehmer, der zum erfolgreichen Bosskill beigetragen hat, auch gleichen Anspruch auf dessen Beute haben sollte. Betrübt kehrte ich der Gilde den Rücken und nahm mir erneut eine Auszeit vom Spiel. Genauer gesagt bis zum Patch 3.2, dem Ruf des Kreuzzugs. Arthas sollte es endlich an den Kragen gehen. Zu diesem Zweck wurde vor den Toren der Eiskronenzitadelle ein großes Turnier abgehalten. Zwar gab es allerlei Nebenaufgaben zu erledigen, um Titel und andere Belohnungen zu verdienen, der Hauptfokus lag jedoch auf dem neuen Schlachtzug „Prüfung des Kreuzfahrers“ und dessen kleinerer Ausgabe „Prüfung des Champions“. In ersterer gab es Beute bis Level 245 und das wohl bis heute hässlichste Häuflein an Sets überhaupt, das Tier 9. Das nicht gerade schwierige Turnier sollte erstmal allen Spielern die Möglichkeit bieten, an hochwertige Beute zu kommen, besonders in Hinsicht auf Patch 3.3.0. auch als Vorbereitung für die finale Schlacht gegen den Lich König. Das hat so gut funktioniert, dass am Ende fast jeder noch so beschränkte Spieler mit epischer Ausrüstung durch die Gegend lief. Zu der Zeit hatte ich mich wieder in einer kleinen Gilde organisiert, mit der ich durchaus erfolgreich PdK raiden konnte.
Für Heute genug darüber. Im morgigen dritten Teil geht es mal wieder um die Liebe, den Lich König und die Umformung von ganz Azeroth durch den Kataklysmus. Bis dahin, schwitzt euch nicht tot.