Special: World of Warcraft – Ein Blick zurück – Teil 1

Teil I – Vanilla

Verflucht, ist das heute heiß. Ich sollte am Rhein sitzen, „Das Boot“ weiterlesen und leichtbekleideten scharfen Bräuten beim Sonnen zusehen. Stattdessen ist der Autor in unermüdlichem Einsatz für seine Leserschaft. Allerdings ist das heutige Thema ein für mich hervorragend geeignetes! Denn es geht um World of Warcraft! Kommenden Dienstag um Punkt Mitternacht geht die neue Erweiterung „Legion“ an den Start, welche wir selbstverständlich über die gesamte kommende Woche für euch testen werden. 

Wildschweine auf dem Weg nach oben

Ich selbst war damals genau in dem richtigen Alter, als der Hype begann. Der Schulhof bestimmte die Trends und ich hörte erstmals von World of Warcraft (nachfolgenden WoW abgekürzt), als ein Klassenkamerad von seinen Erfahrungen in der Beta berichtete. Natürlich kannte ich Warcraft gut, allerdings war unser Haushalt erst kurz zuvor an DSL angeschlossen worden (immerhin ein Upgrade vom klassischen 56k – Modem) und das Online – Gaming an sich war für mich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht relevant. Ich war froh, ICQ nutzen zu können, mehr aber auch nicht. Als WoW dann an den Start ging und sämtliche Klassenkameraden aus meinem damaligen Freundeskreis sich ein Exemplar zulegten, konnte ich mich natürlich auch nicht mehr von der Sache lösen und besorgte mir das Spiel von meinem hart verdienten Taschengeld. Knapp 40€ müssen es damals gewesen sein und an die Kosten für ein Abonnement wollte ich gar nicht denken. Dafür waren die ersten 30 Tage umsonst. Viel verlieren konnte ich also nicht. Zu diesem Zeitpunkt war das Spiel bereits 1-2 Wochen auf dem Markt und nahezu überall restlos ausverkauft. Ein gewaltiger Hype hatte sich gebildet, immerhin war das Spiel als solches eine ganz neue Erfahrung. Zum Glück gelang es mir, einen Zwölfjährigen unbemerkt zwischen den Regalen niederzuknüppeln.

In der dicken Box versteckten sich ganze sechs CD’s und die Installation schien sich ewig hinzuziehen. Als es dann endlich losging, der Account erstellt war und der Login – Screen vor meinem Auge flimmerte, konnte der Spaß beginnen. Dann saß ich da und grübelte gefühlt Stunden, welche Charakterklasse ich denn wählen sollte. Meine Freunde spielten alle Allianz auf dem Realm „Alextrasza“, also war das auch für mich die logische Wahl. Am Ende wurde es dann ein Zwerg – Paladin. Ich nannte ihn Torchhammer (damals war das mit der Namenswahl noch nicht so ein Problem wie heute) und loggte mich in die Welt ein. Nun, leichter gesagt, als getan. Denn die damaligen Server waren zu Anfang völlig überfordert von dem gewaltigen Ansturm. So bildeten sich lange Warteschlangen, aus denen man oftmals auch noch rausgekickt wurde. Aber Geduld hat sich noch immer ausgezahlt und irgendwann stand ich dann mit Level 1 und nahezu unbewaffnet und nackt mitten in einer völlig überbevölkerten Schneelandschaft. Die Grafik und die immense Bewegungsfreiheit wussten zu beeindrucken. Vergleichbares hatte ich zuvor nie gesehen. Da waren tatsächlich überall andere Spieler. Echte Menschen, mit denen man interagieren konnte. Und prompt gab es dann auch die erste Quest, gut zu erkennen an dem dicken gelben Ausrufezeichen über manchen Köpfen. Die erste Aufgabe: Wildschweine töten. Sollte keine große Sache sein. Viel mehr als gewöhnliches Schlagen konnte ich eh nicht machen. Damals war das Spiel noch weitaus komplexer als heute. Waffenfertigkeiten mussten durch konsequente Nutzung erst aufgewertet werden, um auch höherwertige Gegner stets treffen zu können. Die Talentbäume waren größer und ließen mehr Flexibilität zu. Und geschicktes Anwenden von Berufen war lebensnotwendig. Während ich noch mit dem Schlachten der Schweine beschäftigt war (die mir permanent von anderen Mitspielern geklaut wurden), tauchte besagter Beta – Kamerad mitsamt seinem Bruder im Startgebiet auf. Beide auf eleganten Reittieren der Nachtelfen und bereits wesentlich weiter fortgeschritten natürlich auch mit entsprechender Rüstung versehen. Das Maximallevel war damals Stufe 60. Und bis dahin war es ein weiter Weg.

Kostenpflichtiges Rumstehen

Wochen später hatte ich meine Reise durch Azeroth vorerst abgeschlossen. Ich hatte das ein oder andere seltene Ausrüstungsstück gefunden, meine Talente so gut es geht verteilt und versuchte mich im virtuellen Berufsleben als Schmied und Bergbauer. Da ich damit aber nicht viel Erfolg hatte, weil ich letztendlich nur Mist produzierte, war ich so pleite, wie man nur pleite sein kann. Seinerzeit mussten Paladine für ihr Reittier (Mount) noch jede Menge Kohle abdrücken. Mühsam sparte ich jede Münze zusammen, kam nach dem Erwerb aber nie mehr auf einen grünen Zweig. Während man das Gold heute eigentlich überall hinterher geworfen kriegt, musste man damals entweder hohe Berufsfähigkeiten haben, oder sich etwas einfallen lassen. Also verdiente ich mir meine Silbermünzen Abends damit, dass ich in Ironforge, der Zwergenhauptstadt, so nackt wie möglich für andere Spieler tanzte. Nein, das ist kein Witz. Trotzdem langte es kaum, um meine Reparaturkosten zu bezahlen. Im Nachhinein kann ich mich gar nicht mehr daran erinnern, warum ich so chronisch pleite gewesen bin. Andererseits gab es damals noch nicht diese Vielzahl von Belohnungen. Es gab auch keine Instanzfinder oder dergleichen. Reichtum brachte man außerhalb der Berufe nur aus Schlachtzügen mit. Diese 40 Mann starken Unternehmungen mussten gut organisiert werden, selbst für die 5 Mann – Instanzen musste man über die Chats erst Leute suchen. Während man ab und an wenigstens Gruppen für letzteres bilden konnte, blieb der schwere Content, der die epische Beute mit sich brachte, nur den Topspielern vorbehalten. Und die organisierten sich in eigenen Gilden. Zufällig gebildete Gruppen solcher Größe mussten angesichts der enormen Herausforderung von Schlachtzügen oftmals nach zahlreichen Toden aufgeben und blieben dann auf den Reparaturkosten sitzen. Zu meiner Zeit habe ich auch nur einen solchen Schlachtzug von Innen gesehen. Die verbliebene Zeit stand man einfach dumm wie zehn Meter Feldweg in der Hauptstadt rum, es sei denn, man steht auf PvP. Tat ich aber nicht. Tue ich heute noch nicht. Letztendlich für mein kein Grund mehr, weiterhin jeden Monat knapp 13€ abzudrücken. So beließ ich es bei insgesamt 3, vielleicht 4 Monaten WoW und wandte mich dann wieder anderen Dingen zu. 

Morgen geht es mit unserem Special weiter. Dann mit einem Rückblick auf Burning Crusade.