Bis die nächsten großen Pokémon-Editionen erscheinen, dauert es noch ein Weilchen. Ein bisschen was haben Game Freak zur Überbrückung aber doch noch auf Lager: Pokémon-Legenden: Z-A verzichtet auf eine große Spielwelt und krempelt das bekannte Kampfsystem ordentlich um. Nur bei der Optik wäre etwas weniger Minimalismus wünschenswert gewesen, denn schön sieht das Ganze beileibe nicht mehr aus…


Publisher: Nintendo
Plattform: Nintendo Switch | Nintendo Switch 2
Veröffentlichungsdatum: 16. Oktober 2025
Preis: 59,99€*
Altersfreigabe: ab 6 Jahren
Metacritic | OpenCritic | IMDB



Sag niemals Megamanie
Tief im Herzen der Kalos-Region liegt Illumina City. Eine geschäftliche Metropole voller Bekleidungsgeschäfte und Cafés, die optisch sicher nicht ganz zufällig an das alte Paris erinnert. Und natürlich ist da noch die Pokémon-Arena unter Leitung des erfinderischen Citro, welche täglich neue, aufstrebende Trainer in die Stadt lockt. Es ist ein lauschiger Ort, an dem wilde Pokémon und Menschen in Frieden und Harmonie miteinander leben. Nun ja, zumindest bis vor kurzem, denn neuerdings häuft sich in Illumina City ein besorgniserregendes Phänomen!

Die sogenannte Megamanie verwandelt die freundlichen Taschenmonster unfreiwillig in aggressive Mega-Pokémon. Und wir müssen nun in Gestalt eines wahlweise männlichen oder weiblichen Trainers der Ursache dafür auf den Grund gehen. Dabei geht’s zunächst in den leider arg überschaubar bestückten Editor, wo wir unseren Charakter zumindest in den wichtigsten Aspekten anhand diverser Vorlagen individualisieren dürfen. Unmittelbar danach werden wir direkt in die Action katapultiert, wobei der obligatorische Start natürlich nicht fehlen darf. Zur Auswahl stehen Karnimani, Endivie oder Floink – allesamt Favoriten unter langjährigen Fans.

Ein bisschen mehr Schlagkraft braucht es für so eine heikle Mission dann aber doch. Wie praktisch, dass nach Sonnenuntergang das Z-A-Royale ausgetragen wird! In diesem Kampfturnier können wir uns immer stärkeren Gegnern stellen und langfristig nicht nur die Ranglisten erklimmen, sondern dabei auch noch ordentlich Erfahrung sammeln. Viel mehr Story bietet das Spiel serientypisch nicht, sondern balanciert gerade noch am Rande der Zweckdienlichkeit. Immerhin: Ein paar sympathische Charaktere haben wir auf der knapp dreißig Stunden langen Reise kennenlernen dürfen. Große Überraschungen oder gar Tiefe solltet ihr jedoch keineswegs erwarten.
Rundenbasiertes Kämpfen ist so 1999!
Wonach ihr ebenfalls erfolglos Ausschau halten werdet, sind übrigens komplett neue Pokémon, die sich Game Freak offenbar für das nächste große Ding aufheben. Das soll aber nicht bedeuten, dass euch Pokémon-Legenden: Z-A nicht trotzdem eine großzügige Artenvielfalt zur Verfügung stellt: 230 Pokémon gibt es, obendrauf kommen noch einmal 65 Mega-Evolutionen. Und die wollen eben nicht nur gefangen werden, sondern auch ordentlich trainiert. Das Spiel bricht hier mit der altbekannten Formel rundenbasierter Kämpfe, stattdessen werden sämtliche Duelle dynamisch und in Echtzeit ausgetragen. Ziele werden via einfachem Tastendruck aufgeschaltet, anschließend können wir aus einem klassischen Vier-Attacken-System unseren nächsten Angriff wählen. Manches bleibt eben doch immer gleich.

Diese Fähigkeiten laden sich allesamt mit der Zeit ohne weiteres Zutun von selbst wieder auf, wobei mächtigere Techniken deutlich länger brauchen, bis sie wieder verfügbar sind, als zum Beispiel der Tackle als ältester aller Standardattacken. Am Bildschirmrand haben wir mithilfe eines überschaubaren und informativen Kampftextes den bisherigen Verlaufes immer im Blick und können entsprechend vorausplanen, was ziemlich praktisch ist. Gleichzeitig müssen wir darauf achten, nicht nur unsere Pokémon, sondern auch unseren Charakter zeitnahe auf Distanz zu bringen, falls der Gegner flächendeckende Attacken einsetzt. Denn Pokémon-Legenden: Z-A macht keinen Unterschied, wer zuerst zu Boden geht: Egal, ob zuerst euren Gefährten oder euch die Lebenspunkte ausgehen, ihr erwacht im nahegelegenen Center und müsst den Kampf nochmal von vorne starten.

Während die regulären Trainerkämpfe dahingehend eher überschaubar geraten sind und euch selbst als Anfängern selten wirkliches Können abverlangen, sieht es bei den Fights gegen die übellaunigen Mega-Varianten in freier Wildbahn schon sehr viel kniffliger aus. Die großen Arenen werden regelmäßig mit besonderen Effekten wie Wirbeln und Co. zugepflastert, denen es auszuweichen gilt, während ihr gleichzeitig auch noch eure Angriffe koordinieren müsst. Die optimale Herausforderung für alle, denen die Reihe seit jeher zu leicht gewesen ist. Mit ein bisschen Übung ist das alles gut machbar und bringt definitiv frischen Wind in die eingestaubte Formel. Ich hoffe, dass die Macher in Zukunft effektiv darauf aufbauen, denn spielerisch wurde es zuletzt ja doch etwas öde und gerade bei einem so langlebigen Franchise ist jedwede Form von Veränderung grundsätzlich begrüßenswert, wenn auch wie hier mit viel zu langer Verspätung.
Stadt, Land, Frust
Dass man bei der Jagd nach Pokémon und anderen interessanten Dingen zwangsläufig große Touren durch die ganze Stadt zurücklegt, ist natürlich klar. Zwischen den zahlreichen Gassen und Straßen finden sich parkähnliche Habitate, selbst die Dächer von Illumina City können wir betreten und mit parcours-ähnlichen Moves überqueren. Überall gibt es etwas zu entdecken, zahlreiche Nebenaufgaben beschäftigen uns abseits der Hauptgeschichte über zusätzliche Stunden – auch wenn ein Großteil davon ziemlich belanglos inszeniert worden ist und nur wenige mit einer guten Story aufwarten.
Wir haben überwiegend die Version für die Nintendo Switch 2 gespielt, die mit nativem 4K im Dock aufwartet und auch sehr viel stabilere Bildraten offeriert als die Fassung für das Vorgängermodell. Visuelle Unterschiede gibt praktisch keine. Die sogenannte Switch 2 Edition enthält lediglich das Modul für die Nintendo Switch sowie einen Code zum Upgrade im eShop. Praktisch, wenn ihr noch das alte Modell besitzt und zeitnahe auf die neue Konsole umsteigen wollt.

Und so sehr sich die Macher bemüht haben: Knallige Effekte und bunte Farben lenken zu keinem Zeitpunkt erfolgreich davon ab, dass wir es hier mit einem visuell komplett veralteten Titel zu tun haben, was durch die Existenz der Nintendo Switch 2 sogar nochmal stärker herausgearbeitet wird. Denn wo das Vorgängermodell bedingt durch seine niedrige Auflösung viele Baustellen kaschieren kann, wird das Ding unter den messerscharfen 4K von Nintendos neuem Powerhouse zum Bumerang. Die Reihe wird schon seit Jahren von Fans und Presse für ihre nicht mehr zeitgemäße Grafik kritisiert, die stellenweise wirklich anmutet, als hätte sie ihren Ursprung auf dem Gamecube. Tatsache ist, dass Game Freak mit zukünftigen Ablegern nicht nur einen, sondern gleich drei große Sprünge nach vorne machen müssen, wenn die milliardenschwere Reihe nicht langfristig zur Lachnummer werden soll.

Ich weiß, dass man die unzähligen Besitzer der Nintendo Switch noch irgendwie abholen möchte und muss, aber selbst die haben seit Jahren besseres verdient als das, was hier behäbig zu immer höheren Preisen verkauft wird. Dazu anhaltend Volltext zu Lippenbewegungen statt echter Sprachausgabe…das kann man doch niemandem mehr andrehen wollen, nicht mit so einem gewaltigen Unternehmen im Hintergrund. Dafür gibt’s immerhin einen gewohnt stimmigen Soundtrack und eine zugängliche Bedienung, egal ob ihr lieber mit Controller oder Joy Con’s daddelt. Für Unterwegs ist der Titel also bestens geeignet.

„Selbst als Appetithäppchen für die kommende Generation taugt Pokémon-Legenden: Z-A nur bedingt. Mit dem dynamischen und unterhaltsamen Kampfsystem gehen die Macher zwar einen Schritt in die richtige Richtung, verweilen in zahllosen anderen Bereichen aber viel zu stoisch auf der Stelle. Vor allem die seit Jahren völlig überholte Technik wirkt längst unfreiwillig komisch und auch erzählerisch hätte die immer weiter anwachsende Welt deutlich mehr zu bieten als immer wieder dieselben Alibihandlungen. Gefühlt scheint sich bei den Machern eine gewisse Lustlosigkeit breitgemacht zu haben. Das man sich die mit immer noch knapp sechzig Euro Verkaufspreis anhaltend vergolden lässt, finde ich ehrlich gesagt ziemlich dreist. Wer hier auf Pokémon für eine neue Hardwaregeneration gehofft hat, wird bitter enttäuscht.“


- Viele sympathische Charaktere
- Ausreichende Auswahl an Pokémon
- Angenehm frisches, dynamisches Kampfsystem
- Gewohnt spaßiges Gameplay
- Mindestens dreißig Stunden Umfang
- Sauber lokalisierte deutsche Texte
- Passender Soundtrack
- Gute Bedienung

- Technisch völlig veraltet
- Story hat serientypisch allenfalls Alibicharakter
- Nebenmissionen überwiegend uninspirierend und repetitiv
- Überschaubarer Charaktereditor
- Keine Sprachausgabe
- Für das Gebotene viel zu teuer

Entsprechende Rezensionsmuster sind uns freundlicherweise von Nintendo gestellt worden.
*Unsere Links werden nicht mit einer Monetarisierung versehen.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar