Die volle Portion Fern(-N)ostalgie
Ehe es der erste Teil des insgesamt vier Hauptspiele umfassenden Onimusha – Franchises überhaupt in die Läden schaffte, mussten die Macher erst eine ganze Reihe Umstrukturierungen vornehmen. Ursprünglich war das Spiel nämlich für die PlayStation 1 geplant worden – und als solches bereits zur Hälfte fertig entwickelt, ehe man sich bei CAPCOM entschied, das Spiel lieber für die noch blutjunge PlayStation 2 zu veröffentlichen. Also musste man nochmal komplett neu beginnen. Das Ergebnis erinnert nicht zufällig an die klassischen Teile der hauseigenen Resident Evil – Reihe: Die Intention hinter Onimusha: Warlords war nämlich stets die, deren Kernmechaniken auf ein unverbrauchtes Setting zu übertragen, nur dass hier beim Kampf Schwerter und Shuriken statt Schrotflinte und Magnum zum Einsatz kommen. Typisch für die damalige Generation von Konsolen ist auch die Tatsache, dass man nicht frei speichern kann. Stattdessen müssen dafür feste Stationen aufgesucht werden, an denen auch Upgrades vorgenommen werden können. Auch dies hat sich hier nicht geändert. Dafür bleiben die Rätsel teilweise hübsch knackig, besonders die Schiebe- und Übersetzungsrätsel, von denen manche zwingend für progressrelevante Items gelöst werden müssen, fordern auch heute noch.
Zum Release erhielt das Spiel damals wohlwollende Kritiken und verkaufte sich ferner gut genug, um diverse Fortsetzungen zu ermöglichen. Warum die Reihe aber trotzdem nie über die damalige Technikgeneration hinausreichen konnte, ist mehreren Faktoren geschuldet. Zum einen hat CAPCOM in kurzen Abständen so lange neue Ableger produziert, bis die Geschichte einfach nichts neues mehr hergeben wollte, zum anderen schuf man sich mit der im selben Jahr erstmals veröffentlichten Devil May Cry – Reihe auch noch starke Konkurrenz aus dem eigenen Unternehmen. Und die machte vieles besser als das eher nach alten Konventionen agierende Onimusha, welches wie viele Spiele seiner Zeit unter mieser Kameraführung und einer sehr durchwachsenden englischen Vertonung litt. Auch stören die immer wieder neu spawnenden Feinde, deren Seelen zwar nötig sind für das Verbessern von Waffen und deren Kräften, trotzdem aber frustrierend für alle werden, die gerade knapp mit Heilkräutern und Medizin sind.
Das Remaster unterscheidet sich demgegenüber lediglich durch drei Unterschiede: Höhere Auflösung, frei belegbare Tasten und der Möglichkeit, das Spiel auch im japanischen Originalton erleben zu können. Das ist natürlich recht sparsam, wenn man bedenkt, dass gerade im letzten Jahr Remaster erschienen sind, die deutlich mehr aus ihrem Quellmaterial herausgeholt haben. Zumal die alten Probleme allesamt erhalten geblieben sind. Ein Totalschaden stellt Warlords aber dennoch nicht dar, denn gerade der nostalgische Charme hat seine Qualitäten und lässt besonders ältere Spieler erneut die guten alten Zeiten erleben, in denen man es CAPCOM sei Dank mit Zombies in Herrenhäuser und Dinosauriern in Forschungseinrichtungen aufgenommen hat und sich dabei als Pimpf nicht selten dank gut platzierter Jumpscares beinahe zu Tode erschrocken hat. Und obwohl diese Wirkung heute angesichts deutlich stimmungsvollerer Genrevertreter nicht mehr so recht eintreten will, eignet sich der Titel angesichts des günstigen Preises hervorragend für einen Abstecher in die Vergangenheit – mehr aber auch nicht. Mehr wäre angesichts der Tatsache, dass bereits nach höchstens fünf Stunden Spielzeit der Abspann über den Bildschirm flimmert, auch etwas zu viel.
Nani?!
Viel Aufwand ist sicher nicht in die Wiederaufbereitung des Samurai – Oldies geflossen. Das spürt man nicht nur am betagten Gameplay, sondern sieht man vor allem auch an der hoffnungslos veralteten Optik, die trotz oder gerade wegen der höheren Auflösung wie aus einer anderen Zeit wirkt. Während das Spiel auf allen Konsolen grundsätzlich in Full HD dargestellt wird, unterstützt die PC – Version nochmals höhere Auflösungen, die aber knapp hinter der 2K – Marke enden. Nativen 4K – Support wird dort überraschenderweise nämlich nicht geboten, aber selbst wenn wäre der Unterschied wohl kaum wahrnehmbar. Denn wie sehr man auch am Regler dreht, die vorgerenderten Hintergründe bleiben matschig, die Animationen klobig und der allgemeine Detailgrad bewegt sich nicht über klassische PlayStation 2 – Grafik hinaus. Auffällig ist auch die Schattendarstellung, die zu gelegentlichen Aussetzern neigt, wenn sich die Schattierungen unschön über die Gesichter legen.
Zu guter letzt sollte auch das deutlich wahrnehmbare Kantenflimmern erwähnt werden, unter denen das Spiel auf allen Plattformen zu leiden hat. Optionen für Anti Aliasing werden nicht geboten, auch abseits davon bietet die PC – Version keine Möglichkeit zur Feinjustierung, eben ganz wie die Konsolen. Dafür halten sich die Hardwareanforderungen extrem in Grenzen, selbst betagte Systeme sollten das Spiel in flüssigen 60 Frames pro Sekunde darstellen können. Das gelang aber damals auch schon der Originalversion auf der PlayStation 2. Schade, dass CAPCOM bis heute nicht gelernt zu haben scheint, dass ein Remaster sehr viel mehr sein kann als eine Mischung aus Kompatibilität für aktuelle Systeme und höherer Auflösung. Sehr viel mehr ist Onimusha: Warlords nämlich nicht. Umso mehr versteht die Spieleschmiede dafür von waschechten Remakes: Mit Resident Evil 2 steht dafür ein weiterer eindrucksvoller Beweis in den Startlöchern, der noch diesen Monat erscheinen wird.
Die Bedienung geht aber mit aktuellen Gamepads ebenso gut von der Hand wie damals und ist immer noch angenehm intuitiv. Wie bereits erwähnt lässt sich die Tastenbelegung aber jederzeit bequem an die eigenen Bedürfnisse anpassen. Auch am PC ist ein Gamepad als primäre Eingabemethode zu empfehlen, da gerade Bewegung und Kämpfe mit Maus und Tastatur deutlich fummeliger und unpräziser von der Hand gehen.
Fazit und Wertung
„Für Retrofans, die ihre treue PlayStation 2 längst eingemottet oder an den Zahn der Zeit verloren haben, ist das Remaster von Onimusha: Warlords definitiv einen Blick wert. Hier findet man alle bewährten Zutaten, mit denen CAPCOM das Genre des Action-Adventure seinerzeit neu und über viele Jahre definiert hat. Das Problem ist nur, dass sich eben dieses Genre seitdem deutlich weiter entwickelt hat. Und da sich das Remaster technisch und inhaltlich im Grunde nicht vom knapp 18 Jahre alten Original unterscheidet, werden selbst ältere Gamer einige Mühe damit haben, mühelos zu den Anfängen zurückzufinden. Ein komplettes Remake á la Resident Evil 2 hätte der längst beendeten Reihe vielleicht eine glorreiche Rückkehr ermöglichen können, alleine schon wegen des coolen Settings. So aber verschenkt CAPCOM mit einer abermals minimalistischen Aufbereitung viel Potenzial und macht Onimusha: Warlords zu einem lediglich weiteren enttäuschenden Vertreter der andauernden Remasterflut.“
Miktrotransaktionen/Pay-2-Win: Onimusha: Warlords enthält keinerlei Möglichkeiten, sich gegen Echtgeld spielerische Vorteile zu erkaufen und ist auch sonst zu 100% frei von Echtgeldinhalten. Eine Abwertung nehmen wir dementsprechend nicht vor.
PRO:
+ Saubere Performance
+ Japanischer Originalton endlich mit an Bord
+ Cooles Setting
+ Stellenweise knackige Rätsel
+ Intuitive Bedienung
+ Gut lokalisierte deutsche Untertitel
+ Im Vergleich zu anderen Genrevertretern sehr humaner Schwierigkeitsgrad
+ Budgetpreis
CONTRA:
– Hemmungslos veraltete Grafik
– Matschige Hintergründe, detailarme Charaktere
– Leidet konstant unter Kantenflimmern und Probleme bei der Schattendarstellung
– Schlauchiges Leveldesign, welches zu großen Teilen nur aus Kellern und Korridoren besteht
– Viele nervige Kameraaussetzer
– Kein freies Speichern
– Immer neu spawnende Gegner sorgen für Frustmomente
– Sehr lineares Gameplay, entsprechend kaum bis kein Wiederspielwert vorhanden
– Überraschend kurz
– Fummelige, unpräzise Maus- und Tastatursteuerung
GESAMTWERTUNG: 62%
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